Underworld 3: Vermenschlichte Vampire

26.02.2009 - 08:45 Uhr
Rhona Mitra als Sonja
Sony Pictures
Rhona Mitra als Sonja
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NEWS» Sind das eigentlich noch Vampire? Underworld nimmt den Vampiren das Übermenschliche.

Der Vampir (und auch der Werwolf), den wir in der Underworld-Reihe zu Gesicht bekommen, ist ein tendenziell anderer, als ihn das Kino bisher gezeichnet hat. Mit Underworld und seinen Nachfolgern Underworld: Evolution und Underworld: Aufstand der Lykaner wird dem Vampir das Übermenschliche, das Übernatürliche, das Mythische genommen, er wird auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Wobei das natürlich nicht heißt, dass er nicht trotzdem zehn Meter hoch springen könnte. Oder rennt wie Speedy Gonzales. Und sich von Blut ernährt. Oder im Sonnenlicht urplötzlich stirbt. Das sind unbestreitbare Anforderungen an eine Vampirgeschichte, und ein Vampir, der diese Qualitäten vermissen läßt, ist so uninteressant wie eine abgekaute Schuhsohle. Es geht vielmehr um den übermenschlichen und mythischen Hintergrund, den Ursprung des Vampirs und weniger um seine übermenschlichen Kräfte. In Underworld verliert er den Status des phantastischen Monsters, der mysthischen Urgestalt des Bösen, und wird vermenschlicht, herunterrationalisiert. In der Geschichte von Len Wiseman und Danny McBride bekommt der Vampir einen wissenschaftlichen Unterbau; der Blutsauger ist hier nurmehr ein Mensch im eisernen Griff eines Virus, der zwar durch diesen Virus übermenschliche Kräfte erhält, aber eben nur ein kranker Mensch ist.

Angefangen hat die ganze Geschichte mit Alexander Corvinus, der eine verheerende Pestplage überlebte, die seine Gene mutierte und ihn zum ersten Unsterblichen machte. Später hatte er drei Söhne, von denen einer von einer Fledermaus und einer von einem Werwolf gebissen wurde, und schon haben wir den biblischen Stammbaum der Vampire und Lykaner. Gut, wirklich wissenschaftlich ist das jetzt nicht. Aber dennoch hat der Vampirismus hier natürliche und, wenn auch nicht realistische, doch zumindest “reale” Ursachen, anstatt sich an Phantasiegestalten zu orientieren. Es war eine bewusste Entscheidung von Regisseur Wiseman, die altbekannten Mythen stärker auf wissenschaftliche Beine zu stellen. “Ich bin kein großer Fan der älteren Filme und Legenden”, sagt er. “Ich stehe nicht auf religiöse Vampire, denen man einfach ein Kreuz entgegenreckt und die dann aus Furcht zurückschrecken. Für mich sind das Fantasy-Vampire. In meiner Welt gibt es ‘reale’ Vampire, die wissenschaftlich erklärbar sind. Es geht um eine seltene Blutkrankheit, eine Pest – und nicht um irgendetwas weit Hergeholtes oder Fantastisches. Ich wollte einen anderen Blick auf Vampire und Werwölfe werfen. Deshalb ist Underworld mehr ein geradliniger Actionfilm, der eher zufällig von Kreaturen aus Horrorfilmen bevölkert wird.”

Auch in anderer Hinsicht unterscheidet sich der Blutsauger aus Underworld vom klassischen Vampir. Die erotische und moralische Dimension, die ihn früher bestimmt hatte, spielt hier kaum eine Rolle mehr. Der Vampir ist hier nicht mehr eine phantastische Fleischwerdung unserer eigenen Abgründe, kein vernichtender Verführer mehr, der Sexualität auf ein Gewalt- und Unterdrückungsverhältnis reduziert. Wenn Erotik in Underworld eine Rolle spielt, dann auf eine ganz andere Weise. Wir werden nicht an unsere dunklen Triebe erinnert, die in Form eines Jungfrauen aussaugenden Vampirs über die Leinwand flimmern; ganz andere Triebe werden hier angesprochen, wenn ein sexy weiblicher Vampir leichtbekleidet und Berettas schwingend durch den Film hopst. Ist aber doch auch nett, oder?

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