Venedig 2009 - Enttäuschung über den Eröffnungsfilm Baaria von Giuseppe Tornatore

03.09.2009 - 08:56 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Dreharbeiten  zu Baaria
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Italien hat endlich mal wieder einen Eröffnungsfilm bei Filmfest in Venedig stellen dürfen, aber überzeugen konnte Baaria von Giuseppe Tornatoree die aus aller Welt angereisten Kritiker nicht.

Gestern Abend eröffnete mit viel italienischer Prominenz das 66. Internationale Filmfestival von Venedig. Nach Jahren der Abstinenz durfte ein italienischer Beitrag das Festival eröffnen: Baarìa von Giuseppe Tornatore, der mit seinem Meisterwerk Cinema Paradiso einen Oscar nach Italien holte. Ob ihm das mit seinem neuesten Werk, einer epischen Familiengeschichte, auch gelingt?

Die Kritiker sind sich ziemlich einige, dass der Baarìa eher enttäuschte. Erzählt wird von der Familie Torrenuova, die in einer kleinen Stadt in Sizilien lebt. 50 Jahre wird sie begleitet; die Angehörigen erleben hautnah die Geschehnisse der Zeit: den Widerstreit zwischen Kommunisten und Faschisten, zwischen Landbesitzern und der Mafia, das Leben in all seinen Facetten von Geburt, Liebe bis hin zum Tod. Der Film will an die großen epischen Werke anschließen, wie 1900 – 1. Teil: Gewalt, Macht, Leidenschaft von Bernardo Bertolucci.

Gelungen ist es Baarìa nicht. Enttäuscht ist Anke Westphal von der Berliner Zeitung “Ungeachtet der politischen Kämpfe, die in diesem Film eher angedeutet als ausgefochten werden zwischen Kommunisten auf der einen und den Grundbesitzern und der Mafia auf der anderen Seite, wirkt es bei Giuseppe Tornatore nämlich ganz so, als könnte sich auch jemand wie Berlusconi auf diese Sicht verständigen: Ganz nett eigentlich, dieses italienische Volk. Bezaubernd schöne Menschen, so temperamentvoll und dabei so voller Gemeinschafts- und Familiengeist. Manchmal sind sie ein wenig eigen. Und dass sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, gehört eben irgendwie dazu.”

Regelrecht mulmig wurde Tobias Kniebe in der Süddeutschen Zeitung bei der Pressevorführung von Baarìa. “Als wirklich störend erweist sich dann, dass Giuseppe Tornatore auch selbst der Tragfähigkeit der eigenen Nostalgie offenbar nicht traut. Unheimlich laut und hektisch geht Baarìa gleich los, das Choreographieren von Massenszenen scheint hier der eigentliche Sport zu sein, und er kommt praktisch nie zur Ruhe. Dabei wäre es doch wirklich schön, dass die Handlung sich viel weitverzweigter und weniger selbstgewiss als in anderen Tornatore-Filmen entspinnt.”

Auf den Punkt bringt es Christoph Huber von der Presse. Der österreichische Kritiker sah einen belanglosen Bilderbogen. “Es bleibt fauler Zauber. In nostalgischer Schwelgerei – selbst bittere Armut ist in goldglänzendes Licht getaucht – hat Giuseppe Tornatore vergessen, eine Geschichte zu erzählen. Stattdessen wird in Vignetten zu Ennio Morricone Giuseppe Tornatore s virtuos aufschäumender Orchestermusik ein Klischee ans andere gereiht: So hat man am Ende nicht das Gefühl, eine 50 Jahre umspannende Familienchronik gesehen zu haben, sondern 50 Trailer dafür.”

Wann Baarìa von Giuseppe Tornatore in unsere Kinos kommt, ist noch nicht geklärt.

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