Der australische Regisseur John Hillcoat, der bei uns durch den gnadenlosen Film The Proposition – Tödliches Angebot bekannt wurde, lässt auch in The Road keine Gnade walten. Sein neuestes Werk wurde gestern in Venedig im Internationalen Wettbewerb aufgeführt und zehrte an den Nerven der Kritiker. Harten Tobak bekamen sie in einer postapokalyptischen Welt zu sehen, die nach einer ökologischen Katastrophe völlig zerstört ist. Ein Vater (Viggo Mortensen) zieht mit seinem ca. 10 Jahre alten Sohn (n/a n/a) durch dieses verwüstete Land. Nichts wächst mehr, die Tiere sind fast ausgestorben und die Landschaft ist grau. Es streifen Banden durchs Land, die auch vor Kannibalismus nicht halt machen. Vater und Sohn versuchen, in den Süden zu gelangen und das Gute in ihnen zu bewahren.
Dominik Kamalzadeh vom Standard ist begeistert von The Road. Dem Regisseur “gelingt es, die fragile Balance der Romanvorlage, die sich zwischen Stillstand und eruptiven Ausbrüchen bewegt, sehr überzeugend auf die Leinwand zu übertragen. Der Film muss sich nicht zwischen einem Überlebensdrama und der Erzählung von metaphysischer Not entscheiden, er darf beides zugleich sein. Episodisch schreitet die Handlung voran, verdichtet sich in Gefahrensituationen und findet vor allem im Zusammenspiel von Vater und Sohn Momente bebender Zärtlichkeit – ohne sich aber im Pathos zu verlieren. Am Ende dieses lichtarmen, monochrom grauen Films – nur wenige traumähnliche Flashbacks sind in Farben gehalten -, hat man seine Wahrnehmung ganz auf Endzeit umgestellt.”
Dagegen zehrte The Road ganz schön an den Nerven der Kritikerin Cristina Nord von der taz. Sie konnte kaum bei der Menschenjagd hingucken und frage sich, “ob das am Suspense liegt oder daran, dass Kannibalismus ein fundamentales Tabu ist, das einzige vielleicht, das diese Bezeichnung heute zu Recht trägt? Die in den 70er-Jahren beliebten Kannibalenfilme arbeiteten mit so viel tomatenrotem Kunstblut, dass man sich – hey, wir sind im C-Picture! – solche Fragen nicht stellen musste; die realistischere Anmutung von The Road macht es schwer, sich das Sujet vom Leib zu halten.”
Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Zeitung lobte besonders den Hauptdarsteller. “Viggo Mortensen trägt den Film in der wohl besten Leistung seiner Karriere, doch die moralische Aussage wirkt zusehends aufdringlich. Immer wieder buhlt der Film um Anteilnahme. Der Hauptverantwortliche dabei ist Nick Cave: Seine Filmmusik erinnert an die endlosen harmoniesüchtigen Meditationen der Taizé-Kirche.” Auch Barbara Schweizerhof im Nordkurier kann The Road nicht viel abgewinnen. Der Zuschauer weiß “in jedem Moment genau, was er zu empfinden hat: Furcht und Schrecken angesichts der fragilen Natur des Menschen. Auch dieses Katastrophenszenario hat man im Kino schon zu oft gesehen, als dass man sich darüber noch richtig erschrecken könnte.”
The Road mit Viggo Mortensen kommt am 16. Oktober in den USA in die Kinos. Einen deutschen Starttermin gibt es noch nicht. Das könnte sich aber nach dem Festival in Venedig geändert haben. Den Trailer zu The Road haben wir Euch bereits hier gezeigt. Zufällig haben wir heute neue Szenen auf traileraddict entdeckt. Zwei zeigen wir Euch.