Natürlich sind alle Kritiker des Lobes voll über die Möglichkeiten, die das neue 3D-Verfahren liefert und die in Eine Weihnachtsgeschichte von Robert Zemeckis auch umgesetzt worden sind. Aber das war es auch schon. Allerorten wird die Geschichte kritisiert, die wieder einmal nicht mit dem Stand der Technik mithalten kann. Flache Story in 3D, titelt Daniel Sander im Spiegel. “Der unbändige Willen zu spektakulärer Technik tut der Geschichte nicht immer gut. Ständige wilde Kamerafahrten wollen aus dem 3D-Effekt Nutzen schlagen, ohne das es in der Handlung immer besonders wild zugeht. Ganze Szenen werden darauf verwendet, mal eine Nase oder einen Finger aus der Leinwand hervorstechen zu lassen, ohne dass sonst etwas Nennenswertes passiert. Was im Gegenzug bedeutet, dass Robert Zemeckis eher eilig durch die Handlung prescht.”
Für Barbara Petsch von der Presse ist es durch Eine Weihnachtsgeschichte mit der Romantik im Kinderzimmer vorbei. “Harter und immer härterer Stoff muss her – und immer früher. Bald wird man Fantasy für Babys drehen. Gleich zu Beginn liegt Marley im Sarg. Missmutig kratzt Scrooge mit langen Krallenfingern Trinkgeld für den Sargträger aus seinem Beutel. Dann reißt er dem Leichnam die zwei Münzen weg, die seine toten Augen verdecken. Eltern kleinerer Kinder sollten überlegen, ob sie ihrem Nachwuchs diese brachiale Version zumuten wollen – auch wenn es Komisches gibt. Zum Beispiel den herrlich lebhaften Jim Carrey, der Scrooge und andere Figuren spielt.”
Das neue Verfahren ist laut Carmen Böker von der Berliner Zeitung zwar gut, aber allein reicht es nicht aus, wie Eine Weihnachtsgeschichte beweist. " Jim Carrey zum Beispiel spielt dank dieses Verfahrens nicht nur den zur Hungerharke gebogenen Scrooge, sondern auch sämtliche Weihnachtsgeister, die mal wie eine Kerze mit dickem Gesicht, mal wie eine Mischung aus Barbarossa und Poseidon, mal wie ein böser Batman aussehen. Dass das technisch geht, ist in der Tat beeindruckend, wie auch die halsbrecherischen Vogelflüge über Dächer, Kirchtürme und Schornsteine hinweg. Aber zu rühren vermag einen dieses zum Setting umgerechnete Schicksal kein bisschen mehr. Früher war eben doch mehr Lametta."
Eine Weihnachtsgeschichte hat ein Problem mit dem Rhythmus, meint Dirk Knipphals von der taz. "Die einzelnen Bilder und Sequenzen dieser Verfilmung von Charles Dickens’ “Weihnachtsgeschichte” sind beeindruckend – vielleicht etwas zu betont beeindruckend, beeindrucken-wollend, aber jedenfalls beeindruckend. Trotzdem findet Regisseur Robert Zemeckis zu keinem Fluss, keinem Flow. Manchmal verlangsamt Robert Zemeckis das Tempo zu sehr, um sich auf der schieren Wirkmächtigkeit der Bilder auszuruhen, so etwa wenn Ebenezer Scrooge vom Geist seines längst verstorbenen Kollegen (und noch größeren Geizkragens), Joseph Marley, heimgesucht und zur Lebensumkehr animiert wird. Spätestens beim zweiten der drei Weihnachtsgeister, die Scrooge die Erbärmlichkeit seines Lebens aufzeigen, würde man gern ein wenig vorspulen."
Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau ist über Eine Weihnachtsgeschichte etwas zwiegespalten, genauso wie der Film selbst. Robert Zemeckis Film “ist auf eine ausgesprochen zwiespältige Art großartig, die an Walt Disney selbst erinnert. Einerseits ist da eine Liebe zum Biedermeier und der technischen Illusion, die heute ausgesprochen altbacken wirkt. Nach dem Vorbild von Disneys Pinocchio taucht die Kamera – und man muss das unbedingt in einem 3D-Kino sehen – in eine Zuckerbäckerstadt ein, die nicht das Mindeste mit dem London von Dickens zu tun hat. Die Kamera fliegt dabei derart haarscharf um Schornsteine und durch schmale Öffnungen, als hätte Mary Poppins sie persönlich geführt. Dann aber gibt es in diesem Film auch einen erstaunlichen Sinn für märchenhaften Horror, wie er nur mit einem weiteren unvergesslichen Disney-Moment zu vergleichen ist, der Flucht von Schneewittchen durch den finsteren Wald.”
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