Von Antihelden und dunklen Rächern

05.03.2014 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Batman als dunkler Rächer
Warner Bros
Batman als dunkler Rächer
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Ein Superheld muss nicht zwangsläufig perfekt sein – das zumindest zeigen uns die Helden im heutigen Teil der Themenreihe. Sie sind oft tollpatschig, übermütig oder handeln aus Rache, was sie für den Zuschauer zu viel besseren Identifikationsfiguren macht.

Im Gegensatz zu den strahlenden, tadellosen Helden, die wir in der letzten Woche unter die Lupe genommen haben, sind die heroischen Charaktere der nächsten Generation aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Sie sind tollpatschig, haben Fehler, Schwächen und meistens nicht so heldenhafte Intentionen bzw. Beweggründe wie ihre Vorgänger. Kurz: Sie sind rundum menschlicher und realistischer dargestellt, was sie zu weitaus besseren Identifikationsfiguren macht. Ein notwendiger Schritt in der Comicbranche, denn in den 1950er und 1960er Jahren stagnierten die Verkaufszahlen der Hefte zunehmend. Die Superhelden der Goldenen Ära, darunter Archetypen wie Superman, Captain America oder Wonder Woman, hatten so gut wie ausgedient, da sie durch ihren (über-)moralischen Gerechtigkeitssinn und ihr unnahbares Auftreten der Leserschaft keine Projektionsfläche für ihre eigenen (realistischen) Probleme boten. Diese Lücke sollten nun die neuen, menschlicheren Superhelden füllen, die das Medium Comic ein Stück weit mit der Realität verbanden. So wurde nicht mehr nur der Held im Kostüm thematisiert, sondern vielmehr seine geheime Identität, das Alter Ego mit all seinen Problemen und Makeln in den Mittelpunkt gerückt. Diese logische Entwicklung vom Super- zum (durch Rache getriebenen) Antihelden verlieh den Comiccharakteren neue Sympathiepunkte und bot Filmschaffenden ein weites Spektrum für Adaptionen auf der Kinoleinwand, die heute größtenteils das Subgenre dominieren.

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Spinne trifft Streber
Als Marvel Comics in den 1960er Jahren beschloss, Außenseiter mit Superkräften auszustatten, war Spider-Man ihre erste große Schöpfung. Obwohl der erste richtige Antiheld der Comicgeschichte über die Maßen erfolgreich war und den Verlag aus der Krise rettete, dauerte es knapp 40 Jahre, bis die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft das Licht der Filmwelt erblickte. Andere Helden wie etwa Batman und Superman hatten bis dahin schon diverse Auftritte auf der großen Leinwand hinter sich gebracht, doch erst die technischen Errungenschaften des neuen Jahrtausends ermöglichten eine realistische Darstellung des Spinnenmanns im Film. Im Jahr 2002 konnte nun Spider-Man aka Peter Parker (Tobey Maguire) auch außerhalb von Comicheftchen und Nerdkreisen seinen unverwechselbaren Charme spielen lassen, als er von Regisseur Sam Raimi in Szene gesetzt wurde. Was den Erfolg des Comics und den des Films ausmachte, waren vor allem die Menschlichkeit und die Probleme der Hauptfigur, also Spider-Man und Peter Parker, und eben nicht nur die heroischen Taten des Titelhelden.

Peter Parker ist ein waschechter Teenager, der nicht sonderlich beliebt ist und die üblichen Probleme beim anderen Geschlecht hat. Mit seinem Erwachen als Spider-Man, das nicht etwa durch den Spinnenbiss, sondern viel mehr durch den selbst verschuldeten Tod seines Onkels einsetzt, prasseln nun auch noch die Probleme und Verbrechen seiner Stadt auf den unsicheren Teenager ein, der erst noch lernen muss mit der neu gewonnen Verantwortung umzugehen. Im Verlauf der insgesamt dreiteiligen Filmreihe plagen ihn trotz oder gerade wegen seiner Superkräfte immer wieder Wutanfälle und Selbstzweifel, die Peters ohnehin schon schwieriges Privatleben noch mehr verkomplizieren. Seien es die Auf und Abs in seiner Beziehung zu Mary Jane oder sein stockendes Berufsleben: Stets muss sich Peter mit inneren Konflikten oder Wehwehchen auseinander setzen, wobei es grade seine ganz eigene Problembewältigung ist, die den Charme seiner Figur ausmachen. Letztendlich sind Spider-Mans Eigenschaften, wenn wir bisherige Figuren im Comicuniversum betrachten, vergleichbar mit denen eines tollpatschigen Sidekicks – mit dem kleinen Unterschied, dass nun der Sidekick der eigentliche Held ist.

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