Was halten eigentlich die Schwulen von Brüno?

16.06.2009 - 09:00 Uhr
Schwarz und weiß - Brüno polarisiert
Universal Pictures
Schwarz und weiß - Brüno polarisiert
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Nach ersten Testvorführungen vor US-amerikanischen Homosexuellen-Verbänden spalten sich die Gemüter der Minderheit, für deren Rechte und vorurteilsfreie Gleichstellung der Komiker mehr oder weniger direkt eintritt.

Sacha Baron Cohen alias Ali G alias Borat alias Brüno polarisiert. Das ist im Grunde nichts Neues. Jeder seiner Filme wurde kontrovers diskutiert, immer wieder sorgte sein schonungsloser Umgang mit Vorurteilen und Intoleranz für Wirbel. Die Aggressivität, mit der der Komiker moralische Aufklärung betreibt, spaltet die Gemüter. Doch wie stehen eigentlich die Gruppen zu Cohens Arbeit, für deren Rechte und vorurteilsfreie Gleichstellung er mehr oder weniger direkt eintritt?

Am aktuellen Beispiel verdeutlicht sich: Unbesorgte Zustimmung erhält Brüno nicht einmal von den Homosexuellen, die doch eigentlich diejenigen sein sollten, die von dem Film profitieren. Wie die New York Times berichtet, spaltet der Film amerikanische Homosexuellenverbände. Ein Vertreter der “Gay and Lesbian Alliance Against Defamation” nannte Brüno einen “wohlmeinenden Versuch”, gab jedoch zu bedenken, dass der Film “an vielen Stellen problematisch oder sogar geradewegs beleidigend” sei. Der Verband befürchte, dass sich genau jenes Publikum bestätigt sehen könnte, dessen Vorurteile mit dem Film angegriffen werden. Auf der anderen Seite hielt die Aktivistin Cathy Renna dagegen, dass Homosexuelle von allen Minderheiten-Gruppen am meisten in der Lage seien, “über sich selbst zu lachen”. Außerdem bleibt zu hoffen, dass der Film “wenn schon nichts Anderes, wenigstens viel Gespräch auslöst.”

Das passiert schon, bevor der Film überhaupt in den Kinos gestartet ist. Und ist es nicht genau das Gespräch, das der einzige wirkliche Sinn dieses Films sein kann? Gerade ein vorurteilsbehafteter Zuschauer wird den Kinosaal nicht als geläuterter Moralapostel verlassen. Realistisch gesehen ist das Gespräch das, was der Film erreichen kann – und mehr möchte er wahrscheinlich auch gar nicht. Durch Polarisierung und Kontroverse will Sacha Baron Cohen zur Diskussion und Meinungsbildung zu zwingen, vor allem jenseits der Minderheiten, die er in seiner Satire verkörpert. Aaron Hicklin, der Chef des “Out”-Magazins meinte: “Die Multiplexx-Masse würde sich normalerweise nicht hinsetzen und sich eine zweistündige Vorlesung über Homophobie anhören – aber genau das wird passieren.”

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