Ich bin ein großer Alien-Fan. Jeden einzelnen Teil habe ich mehrmals gesehen, natürlich auch Prometheus - Dunkle Zeichen und die VS-Ableger. Nur die Spiele habe ich nicht gespielt; ich bin nicht so der Zocker. Aber ich liebe H.R. Giger, die unheimlichen Welten, die er erschafft. Ridley Scott? Keine Ahnung. Mit Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt ist ihm damals der große Wurf gelungen. Allein wegen einer Szene steht der Film für mich im kinematographischen Olymp: Das obszöne Alien, irgendwas zwischen heimtückischem Penis und mechanischer Zecke, lauert einer halbnackten Ripley auf. Das ist Sex!
Allerdings nicht unbedingt gewollt; Protagonistin Ripley war ursprünglich als Mann gedacht. Auch das Drehbuch musste mehrere Male umgeschrieben werden. Niemand war so wirklich glücklich damit. Allein H.R. Gigers Entwürfe wussten zu überzeugen. Seine Schöpfung ist Kult geworden, die Chestburster-Szene zu einer oft kopierten und einem festen Bestandteil jeden auf dem Urstoff basierenden Filmes.
Wie viel Glück und wenig Genialität bei Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt letztendlich im Spiel waren, zeigt uns auch Ridley Scotts aktuelle Schöpfung Prometheus - Dunkle Zeichen: Der Film ist einfach inkonsistent. Figuren handeln ins Blaue. Auktorialer und personaler Erzähler werden immer wieder gleichgesetzt. Mehr als einmal wird der Zuschauer dazu angehalten, Logiklücken selbstständig zu füllen. Das ist schlechte Drehbuchschreibe!
Dennoch weiß Ridley Scott zu überzeugen: Sein Aufbrechen ins Ungewisse, Aufbegehren gegen Gott wirkt nach. Unweigerlich finden auch wir uns mit der Frage nach unserer Herkunft, unserer Menschlichkeit konfrontiert. Gut oder schlecht: Prometheus - Dunkle Zeichen ist ein Film, der zum Nachdenken anregt!
Mehr als einmal wird im Film die Frage aufgeworfen: „Was ist vor 2000 Jahren passiert? Warum haben sie sich umentschieden?“ Und der immanente Fokus auf stets wiederkehrende Glaubensfragen beantwortet sie uns: Jesus! In einer nachträglich herausgeschnitten Szene wird sogar auf das an einem Christbaum baumelnde Jesuskind gezoomt.
Nun, wie möglich ist dieses Szenario? Es gibt da so einen Typen, Erich von Däniken, Vorstehender einer Pseudowissenschaft, die sich Prä-Astronautik schimpft und nicht einmal so abwegige Thesen formuliert, der aus der Bibel Außerirdische herausliest. Wie bei Ridley Scott sind für ihn Extraterrestrische der Grund für menschliches, intelligentes Leben auf der Erde. Und auch, wenn seine Behauptungen etwas weithergeholt klingen, so hat doch jede Sage ihren wahren Kern: Im Grunde ist die Bibel nicht viel mehr als eine Sammlung tradierter, ausgesuchter, immer wieder überarbeiteter Geschichten. Keiner weiß mehr, was da ursprünglich einmal gestanden hat. Zu viel wurde im Laufe der Zeit hineininterpretiert, nachträglich hinzugefügt.
Schon allein deshalb sind von Dänikens Alien-Theorien legitim. Nicht einmal die Dogmatik verbietet es, in Jesus einen Außerirdischen zu sehen. Solange sich nur Gott in ihm verwirklicht hat. Und damit meine ich keinen alten Mann mit Rauschebart, sondern den Geist des guten Willens, den Mut und die Absicht, das Richtige zu tun. Um uns zu retten, hat er sich geopfert.
Dass von Dänikens Thesen Prometheus - Dunkle Zeichen stark beeinflusst haben, gibt uns bereits sein Anfang preis: Ein Außerirdischer gibt sein Leben, seine DNA, um uns zu erschaffen. Zumindest wird das impliziert. Fakt ist: Wir wissen es nicht. War es eine Strafe? Wurde er ausgesetzt? Hat er sich geopfert, für uns? Außer ihm wird nichts Lebendiges, selbständig Denkendes gezeigt. Dahingehend ist alles, was wir können, spekulieren.
Auch die Höhlenmalereien gemahnen an von Dänikens Spekulationen: Tatsächlich lassen sich solche Darstellungen immer wieder finden; sie sind keine Hirngespinste. Während die tatsächliche Wissenschaft sie irgendwie anderweitig zu erklären sucht, sind sie für Männer und Frauen vom Format eines von Däniken eindeutig Hinweise auf Außerirdische, die dereinst die Erde besucht haben.
Was also erwartet uns also in Prometheus 2? Wenn es wirklich so war, dass uns die Konstrukteure dereinst vernichten wollten, es aber nicht passiert ist, weil sich einer von ihnen dazu bereit erklärt hat, uns zurück, auf den rechten Weg zu führen, steht eines fest: Wir sind denen da draußen nicht egal!
Wir könnten in einen Krieg geraten, zwischen Konstrukteuren, die unser Überleben befürworten, und solchen, die der Meinung sind, es wäre besser gewesen, wir wären nie geboren worden. Ein totes Universum vorfinden, immerhin erzählen die Aufzeichnungen in Prometheus - Dunkle Zeichen eine Geschichte, die über 2000 Jahre zurückliegt, oder eine Kultur, die uns schlichtweg vergessen hat.
Fest steht: Sie wollten uns auslöschen. Aber dann wurde ihnen irgendetwas zum Verhängnis. Vielleicht eine Variante des Aliens. Oder es hat einen Aufstand gegeben. Vielleicht sind die Löcher, die ich als alter Alien-Geek als Chestburster-Wunden identifiziert habe, bloß irgendwelche Einschusslöcher. Oder eine dritte, bis dato unbekannte Kultur hat sich in die Sache eingemischt.
Wie dem auch sei: Jesus wird eine große Rolle spiele, so komisch das auch klingen mag. Vielleicht werden wir schlazer, wenn wir Ridley Scotts Bettlektüre Erich von Däniken etwas genauer unter die Lupe nehmen. Seine Thesen sind vielseitig. Vielleicht liegt die Wahrheit ja wirklich nicht irgendwo dort draußen, sondern ist greifbar, unter uns. Vielleicht ist sie nur ein paar Schritte weit entfernt. Vielleicht steht sie auch längst schon, wie bei Interstellar, längst in den Bücherregalen unserer Kindheit!
Nachtrag: Natürlich hat Ridley Scott besagte Szenen nicht umsonst herausgeschnitten. In einem Interview hat er sogar dementiert, die Sache stehe und falle mit Jesus. Nichtsdestotrotz sind die Hinweise im Film geradezu überdeutlich. Und er hat zugegeben, Jesus als „deus ex machina“ zumindest ursprünglich im Sinn gehabt zu haben.
Aber hat er sich tatsächlich umentschieden? Dr. Shaws finale Worte implizieren etwas anderes. Und immerhin hat er ja auch über Prometheus - Dunkle Zeichen gesagt, das Alien, so wie wir es kennen, würde keine Rolle spielen. Hat es aber. Wenn auch nur indirekt. Und genau so indirekt dürfen wir uns jetzt auf Jesus freuen!