Die Menge an Weihnachtsfilmen ist schier unüberschaubar und jährlich kommen neue hinzu. So läuft dieser Tage in den Kinos die witzlose Weihnachtskomödie Die Highligen Drei Könige, in der drei Freunde den Heiligen Abend mit Sex, Drogen und Alkohol verbringen und das ganze Weihnachtsfest ironisieren. Auch vor billigen Blasphemien schreckt der Film nicht zurück. Wie üblich bei diesen dauerironischen Filmen mit Seth Rogen und James Franco kippt das Ganze am Ende in reinen Kitsch um und manifestiert werden die Klischees von Weihnachten als einem biederen Familienfest. Gerade die Ironie im Voraus scheint zu legitimieren, dass man dann affirmativer denn je Weihnachten feiern kann. Die Highligen Drei Könige stabilisieren das System und diese Funktion kommt den meisten Weihnachtsfilmen zu. Denken wir nur an Stirb langsam, in dem Bruce Willis die alte Ordnung wiederherstellt. Stabilisiert aber nicht irgendein System, sondern das des Kapitalismus. Wirft man einen Blick auf Ist das Leben nicht schön?, Das Wunder von Manhattan oder die vielen Verfilmung von Dickens‘ Weihnachtsgeschichte um den gierigen und geizigen Unternehmer Scrooge, so wird man feststellen, dass diese berühmten Weihnachtsklassiker vor allem einem Zweck dienen, nämlich der Rettung des Kapitalismus.
Mögen die Filme auch die Gier, die Kommerzialisierung und Engherzigkeit beklagen, so stützen sie doch zugleich eben das System, das eben an diesen Erscheinungen mitverantwortlich ist. Dickens‘ Weihnachtsgeschichte oder die Verfilmung von Der kleine Lord mögen zwar für Mildtätigkeit und Menschlichkeit plädieren, doch die Wandlung der bösen Figuren zum guten Kapitalisten mit Charity-Ambitionen stehen alle unter dem Motto, das Kurt Tucholsky einmal schön auf den Punkt brachte: „Wir nehmen die Mark, aber wir geben den Pfennig.“ Gerade in Zeiten, in den milliardenschwere Ausbeuter ihre unternehmerischen Investitionen als „Spende“ oder „Stiftung“ deklarieren, sollte man sich vor der Charity-Moral der Weihnachtsfilme in Acht nehmen. Noch perfider aber sind jene Weihnachtsfilme, die mit viel Lametta und Lebkuchenduft kaschiert eine regelrechte Propaganda für den Kapitalismus betreiben und dazu die Weihnachtsbotschaft missbrauchen.
Auch wenn viele Zuschauer Klassiker wie Ist das Leben nicht schön? oder Das Wunder von Manhattan so fest ins Herz geschlossen haben, muss gesagt werden, dass dies an sich ganz unsägliche Filme sind.
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_______________________________________________________________________________________Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.