Nur fünf Werke fehlten ihm, um sein eigens gesetztes Ziel von 30 Filmen zu erreichen. Danach wollte er dieses Handwerk niederlegen und sich dem geschriebenen Wort widmen. Doch auch wenn sich der 1983 bei ihm diagnostizierte Hirntumor nur ein Jahr darauf als tödlich herausstellte und er diese Aufgabe nicht mehr lösen konnte, gehört der Franzose François Truffaut auch 28 Jahre nach seinem Ableben immer noch zu den bedeutendsten Filmemachern aller Zeiten. Und daran wird sich auch in Zukunft wenig ändern.
Denn François Truffaut veränderte 1954 zusammen mit seinen Freunden Jean-Luc Godard und Claude Chabrol mit der Begründung der französischen Nouvelle Vague (dt. Neue Welle) das internationale Kino nachhaltig und wird noch heute von etlichen Autorenfilmern als Inspirationsquelle genannt. Mit seinem Leitartikel ‘Eine gewisse Tendenz im französischen Film’ (Une certaine tendance du cinéma français) verfasste er das Standardwerk und die theoretische Grundlage dieser Epoche, woraufhin er sich nach langer Tätigkeit als Filmkritiker der französischen Filmzeitschrift Cahiers du Cinéma der praktischen Arbeit an diesem Medium widmete. Mit Sie küßten und sie schlugen ihn schuf er sogleich eines der markantesten und bedeutendsten Werke der Nouvelle Vague, dem sogar die Simpsons viele Jahre später in einer Episode Tribut zollten.
Seine Filme vermitteln stets seine riesige Liebe zum Kino und stellten gleichzeitig einen direkten Kontrast zu den penibel durchgeplanten und hochglanzpolierten Hollywood-Streifen dar. François Truffaut legte wert auf Echtheit und so entwickelte er einen optisch unreinen und rauen Stil mit unkonventionellen Kamera-Einstellungen und ungewöhnlichen Schnitten. Inhaltlich befasste sich François Truffaut häufig mit der Kindheit und dem Thema der Erziehung, womit er seine eigene schwierige Jugend und die ihm widerfahrene Gleichgültigkeit der Erwachsenen im Paris des zweiten Weltkriegs verarbeitete. Seine Filme sind ein Paradebeispiel für erzählerische Leichtigkeit und strotzen nur so vor Innovativität.
Zum 80. Jahrestag seiner Geburt ehrt Google den Kino-Revolutionär heute mit drei wunderschönen Doodles, die Szenen aus seinen bekanntesten Werken Sie küssten und sie schlugen ihn, Jules und Jim und Die letzte Metro ins weltweite Gedächtnis rufen. In unserem heutigen TV-Tipp haben wir euch schon darauf hingewiesen, dass arte dem Ausnahme-Talent einen ganzen Abend widmet, bei dem ihr eure filmgeschichtliche Erinnerung ordentlich auffrischen könnt. Wir jedenfalls machen es uns heute Abend vor dem Flimmerkasten bequem und lassen uns von einem der ganz Großen verzaubern.