Wie in jedem Zombie-Film folgen auch die wandelnden Leichen The Walking Deads ihrer eigenen, ganz speziellen Stringenz: Wird man gebissen, mutiert man. Stirbt man, wird man zum Zombie. Nur eine Zerstörung des Gehirns kann das "Zombieleben" vorzeitig beenden. Andernfalls verrottet man – ganz langsam. Das Zombie-Gen selbst sei etwas, das wir alle in uns tragen. Über kurz oder lang werden wir also alle zu Zombies.
Nun habe ich mich gefragt: Was passiert eigentlich bei so einem Biss? Also: Wie werde ich überhaupt infiziert? Werde ich gekratzt, passiert nichts. Werde ich vollgesabbert, passiert nichts. Werde ich mit Zombieblut übergossen, passiert … genau, nichts! Erst, wenn sich die Zombie-Zähne tief in mein Fleisch graben, wird das Zombie-Virus aktiviert.
Woran liegt das? Am Speichel kann es nicht liegen. An einer blutigen Tröpfcheninfektion genausowenig. Vielleicht am Zahnstein! Am Zahnstein des Todes! Oder Bakterien, die an der Luft nicht überleben und nur auf dem Weg einer solchen quasi-Injektion den Wirtskörper erreichen können.
Wenn es tatsächlich so ist, dass wir das Zombie-Gen längst in uns tragen, muss dieser Biss bloß Aktivierungsfunktion besitzen und darf nicht als alleinige Ursache für die Zombie-Krankheit gesehen werden!
Aber wie kommt das? Wo haben wir uns angesteckt? Haben wir das Virus über die Luft aufgenommen? Über's Wasser? Besteht es aus zwei Komponenten, die zusammenkommen müssen, um zu funktionieren? – Warum werden dann auch ganz normal Sterbende zu Zombies!?
Wie gesagt, im Germanistikstudium habe ich gelernt, solche Lücken als Signale zu verstehen. Der Autor, in dem Fall: der Drehbuch-, verlangt vom Leser, die Verhältnisse zu abstrahieren, metaphorisch zu sehen, in bildlichem Kontext zu betrachten. In diesem Fall: Das Böse, Freuds Es, schlummert in uns allen. In Ausnahmesituationen wie dieser Zombie-Apokalypse kommt es zum Vorschein und ergreift von uns Besitz. Wir werden zu seelenlosen Fressmaschinen. Ethik und Konventionen spielen keine Rolle mehr. Es geht um's nackte Überleben.
Natürlich hat dieses Bild auch seine Lücken: Ein vollgefresser Zombie ist ausgeschaltet. Er kann ja nicht verdauen oder so, geschweige denn kacken. Er frisst, bis ihm die Beute zum Hals raushängt, und dann ist es aus mit dem Gebeiße! (Warum rennen dann noch so viele rum? Und warum verwandeln sich manche und andere nicht, verkommen zum bloßen Futter!?)
Kaum anders verhält es sich mit Speicheln/Bluten: Irgendwann hat es sich ausgespeichelt. Dann ist der Körper ausgetrocknet. Und auch das Blut müsste, da das Herz seinen Geist bekanntlich aufgegeben hat, in die äußeren Extremitäten fließen und sich dort stauen. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum die walking deads so langsam sind: Sie haben alle Klumpfüße!
Na ja, ich bin gespannt, wie die das alles noch auflösen wollen …