Es ist schon eine Weile her, da stieß ich in den Weiten des Internets auf ein Bild von Ryan Gosling mit der Aufschrift (ich übersetze frei): „Hey Girl, Geschlecht ist ein soziales Konstrukt, aber jeder kuschelt gerne.“ Das wird doch wohl kein Zitat sein, dachte ich mir. Eine kurze Recherche ergab, dass es sich hierbei um das Meme Feminist Ryan Gosling handelte. Doch wer steckte dahinter? Ein paar Klicks weiter fand ich Danielle Henderson, ihres Zeichens Studentin der – wie sollte es anders sein – Geschlechter- und Frauenstudien. Was hatte sie sich dabei gedacht? Warum soll ausgerechnet Ryan Gosling feministische Botschaften transportieren?
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle etwas über Ryan Gosling schreiben. Aber da ich auf den letzten Drücker doch noch Gelegenheit hatte, Danielle ein paar Fragen zu stellen, möchte ich euch lieber ihre Antworten präsentieren und verweise für Informationen zu dem kanadischen Shooting Star auf den Artikel meines ehemaligen Kollegen Mattes, der Ryan Gosling letztes Jahr zu seinem Star des Jahre ernannt hat. Eine weitere Hommage, besonders an die erotische Ausstrahlung Goslings, stellt der Blog Fuck Yeah! Ryan Gosling mit seinem „Hey Girl“-Meme dar, der direkte Vorfahr von Feminist Ryan Gosling übrigens.
Und eine kleine Auswahl an den besagten Fotos findet ihr in der Galerie.
Hey Girl, ist Ryan Gosling Feminist?
Wie also kam es zu dieser Idee? Eines Tages nach einem langen Uni-Tag und dem Büffeln der hundertsten feministischen Theorie saß Danielle Henderson abends mit ein paar Kommilitoninnen zusammen und redete über den neuesten Film von – na wem wohl? – Ryan Gosling. Als Henderson an diesem Abend nach Hause ging, hatte sie eine großartige Idee. Das „Hey Girl“-Meme karikierend versah sie fünf Bilder von Ryan Gosling mit feministischen Sprüchen und stellte diese online. Was zunächst nur als Gag für ihre Freundinnen und maximal als unterhaltsame Lernkarte gedacht war, wurde quasi über Nacht zu einem weltbekannten Internetphänomen.
Warum aber Ryan Gosling? Ich konnte einfach nicht glauben, dass Danielle diese Wahl so beliebig getroffen hatte, wie diese Geschichte es vermuten lässt. Immerhin ist der Star in der Vergangenheit durchaus durch feministische Äußerungen aufgefallen. Zum Beispiel damals als Blue Valentine nur eine Altersfreigabe ab 18 bekam, weil der Film zeigt, dass ein EHEmann seine EHEfrau oral befriedigt. Wie unter anderem das Ms. Magazine berichtete, sah Ryan Gosling diese Entscheidung als einen Zug der patriarchal dominierten Gesellschaft: „Es ist von Natur aus frauenfeindlich, die sexuelle Selbstdarstellung der Frau kontrollieren zu wollen. Ich denke, die Bedeutung dieses Themas geht weit über diesen Film hinaus.“ Ich fragte also Danielle, ob sie diese Geschichte nicht wenigstens im Hinterkopf gehabt hätte. „In gewisser Weise schon“, antwortete sie. „Er hat zwar feministische Aussagen getroffen, aber Ryan Gosling hat sich niemals explizit als Feminist bezeichnet und daher wollte ich ihn auch nicht in diese Schublade stecken. Aber natürlich hätte ich dieses Meme nicht um jemanden konstruiert, der offensichtlich frauenfeindlich ist.“ Wenn sie noch einmal neu entscheiden würde, würde sie übrigens Dylan Moran oder Idris Elba zum Gesicht der Kampagne machen. Einfach nur, weil sie diese Männer attraktiv findet. Bekennende Feministen gäbe es ja unter den großen Filmstars ohnehin nicht.