Wie uns Comic- und Sci Fi-Filme die Welt erklären

06.07.2011 - 08:50 Uhr
Die Mondlandung laut Watchmen - Die Wächter
Paramount Pictures
Die Mondlandung laut Watchmen - Die Wächter
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Ob nun die Nazis, die Kommunisten auf Kuba oder die Mondlandung: Es kommt kaum noch eine Comic-Verfilmung oder ein Sci Fi-Action-Film ins Kino, die sich in ihrer Story nicht auf tatsächliche Ereignisse der Weltgeschichte beziehen.

In den letzten Jahren häufen sich die Comic-Adaptionen und Science Fiction-Filme, die uns nicht nur von Superhelden und ihren großartigen Taten für die Menschheit berichten, sondern gleich noch ihre alternative Version großer historischer Ereignisse mitliefern. Teilweise lehnt sich diese fiktive Geschichte an die allseitsbekannten Verschwörungstheorien an, teilweise werden die Filme sehr kreativ. Wir wollen euch mal einen kleinen Überblick über die Weltgeschichte im Sinne von Comic- und Science Fiction-Filmen geben.

Die guten alten Nazis
Dass Nazis sich gut als Gegenspieler für (Super-)Helden machen, wissen wir nicht erst seit Jäger des verlorenen Schatzes. Ein ganz besonders schönes Exemplar des Comic-Nazis findet sich in Hellboy. Karl Ruprecht Kroenen ist ein Obersturmbannführer der SS und der Gegenspieler von Hellboy. Wenn wir dem Film und den Hintergrundgeschichten folgen, die in den Special Features der DVD zu finden sind, war Kroenen nicht nur Kommandant von Auschwitz, sondern auch Kopf der okkulten Thule-Gesellschaft und Hitlers Top-Attentäter. Er trägt dauerhaft ein Gasmaske und führt medizinische Experimente an sich selbst durch. In der Kroenen-Figur konzentrieren sich sämtliche Nazi-Verbrechen und -Klischees, der Nazi als das Super-Monster schlechthin.

Wie wir bereits am Anfang von X-Men – Der Film miterleben durften, entdeckte Magneto seine Fähigkeit, Metall zu kontrollieren, in dem Moment, da er als Kind in einem Konzentrationslager von seiner Mutter getrennt wurde. Das erklärt uns X-Men: Erste Entscheidung noch einmal ausführlicher. Dr. Schmidt (Kevin Bacon) ist ein Mengele-Verschnitt, der Magnetos Mutter vor dessen Augen tötet, damit er die bewusste Kontrolle über seine Kräfte erlangt.

Vom Kalten Krieg und der Kubakrise
Im X-Men-Universum ist also nicht nur der Oberbösewicht Magneto das Produkt eines grausamen Naziwissenschaftlers. Der Einfluss der Nazis zieht sich über die Figur von Schmidt alias Shaw bis in die 1960er-Jahre hinein. So ist es in X-Men: Erste Entscheidung letztendlich ein letzter alter Nazi mit Superkräften, der die Kubakrise auslöst, während Russen und Amerikaner zu ahnungslosen Spielbällen der bösen Mutanten-Fraktion werden.

Der Kalte Krieg spielt auch eine wichtige Rolle in der alternativen Geschichte von Watchmen – Die Wächter. Doch wenn wir dem Film Glauben schenkt, haben die maskierten Helden noch eine ganze Reihe von kritischen Situationen entschieden. Zu Beginn bekommen wir in einer Montagesequenz einige berühmte Ereignisse zu sehen. So hat einer der Watchmen, der Comedian, das Attentat auf John F. Kennedy ausgeführt. Aber vor allem geht der Sieg der Amerikaner in Vietnam auf das Eingreifen von Doctor Manhattan zurück. Der ist gottgleich über die Felder gezogen und hat den Vietcong desintegriert. So bewirkte er sogar, dass Richard Nixon entgegen der US-Verfassung eine dritte Amtsperiode als Präsident erhielt. Auch an der Mondlandung war Doctor Manhattan natürlich beteiligt.

Abseits von Comic-Verfilmungen
Doch auch allgemein im Science Fiction-Action-Kino finden sich in den letzten Jahren vermehrt Bezüge auf geschichtliche Ereignisse. Transformers 3 versucht sich ebenfall an einer ganz schrägen Umdeutung der Mondlandung. Kennedy hat demnach die bemannte Mondlandung 1969 nämlich nur deshalb in Auftrag gegeben, weil ein unbekanntes Artefakt auf der dunklen Seite des Mondes untersucht werden soll. Er weiß außerdem, dass in den 30 Sekunden, die das Fernsehbild damals schwarz war, das Wrack des letzten Schiffs, das vom zerstörten Heimatplaneten der Transformers fliehen konnte, entdeckt wurde. Unglücklicherweise haben die Sowjets mit einer der Energiezellen des Wracks experimentiert und dabei eine nukleare Katastrophe ausgelöst: Tschernobyl.

Ein weiteres Beispiel für diesen Trend bildet Steven Spielbergs Neuauflage von Krieg der Welten, der sich mit den Ereignissen vom 11. September 2001 auseinandersetzt. Zwar werden die Anschläge während des Films nie so ausdrücklich erwähnt wie die historischen Daten in den anderen Arbeiten. Aber Spielberg hat die Nachrichtenbilder, die damals um die Welt gingen zum Teil bis in die einzelnen Einstellungen nachgestellt. Da wären zum Beispiel die mit weißem Staub bedeckten Menschen auf der Straße und die mit Fotos von Vermissten übersäte Gedenkwand. Spielberg macht seinen Krieg der Welten so indirekt zu einer Überlegung darüber, wie eine Familie mit einem derart einschneidenden Ereignis umgehen kann.

Es entsteht fast der Eindruck, als wären fantastische Filme das neue Medium der Wahl, um historische Geschehnisse im Kino zu verarbeiten. Ob das nun meistens aus Spaß am “Was wäre wenn?” geschieht oder aus dem ernsthaften Versuch einer Auseinandersetzung, sei dahingestellt. Wir fragen uns allerdings: Wird sich dieser Trend weiter fortsetzen?
Was denkt ihr darüber? Kennt ihr noch mehr Beispiele für Comic-Filme, die die Geschichte neu erzählen?

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