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Wie würde mein Leben in Zoomania aussehen?

01.04.2016 - 12:14 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Disney, Grimalkin
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Tja, es ist mal wieder soweit - blog me if you can geht in eine weitere Runde! Ich bin diesmal auch nach längerer Pause (erst beschäftigt, dann musenlos) auch wieder dabei - aber ehrlich, bei dem Thema "animalisch" MUSS ich doch meinen Senf dazu geben. So als Dingo.

Wie erwartet war Zoomania der Film meines Lebens. Der eine, der wirklich alles, aber auch alles, was ich am Meisten mag, vereint. Das war ein Fest für mich - und zwar, weil ich jede Sekunde nicht nur geliebt, sondern gelebt habe. Wie es in Nymphomaniac einen Lebensbaum gibt, den man sofort und unmittelbar erkennt, gibt es vielleicht auch einen Lebensfilm - wenn ja, dann ist es sicherlich dieses flauschige Stückchen Kino, welches meiner bepelzten Furry-Seele schmeichelt. Natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mich selber in der titelgebenden, anthropomorphen Metropole vorzustellen. Wie sollte es auch anders sein? Und aus diesem Gedanken ist dieser Text entstanden.

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So... first things first: ich bin ein Dingo. Welch Überraschung. Nicht ganz reinrassig, der gekringelte Schweif lässt ein Bisschen Akita Inu in meiner Blutlinie vermuten. Dennoch: Canidae durch und durch. Voller Selbstvertrauen zog ich vor 3 Jahren, bewaffnet mit Koffern und meinem Freund, einem dieser hinterlistigen Füchse, in die neue Heimat Zoomania - wo jeder alles sein kann. Alles? Nun ja, wie jede Gesellschaft bietet auch eine derartig gemischte Stadt keinen optimalen Schutz vor Vorurteilen und Klischees. Mein vielleicht größtes Glück ist, dass ich hierzulande zu einer der am Wenigsten vertretenen Spezies gehöre - so wenig, dass sich kaum Vorurteile bilden ließen. Die meisten würden mich als einen Wolf sehen, und die sind ja recht beliebt. Ihr dürft mich nicht falsch verstehen - ich habe absolut nichts gegen Wölfe, ABER ich fühle mich mit meiner Spezies doch so weit verbunden, dass ich auch für sie angeschaut werden will. No speciism intended.

Als Raubtier lebt es sich in der Stadt gut, wenn man weiß, wo man etwas zu erwarten hat. Freilich bin ich kein Pessimist - die Vorurteile SIND besser geworden und allmählich, langsam aber sicher, blüht die Stadt zu dem auf, was ihr Slogan verspricht. Hasen sind jetzt bei der Polizei - und so weit die Medienberichte stimmen, macht das Möhrch- ich meine die Häsin ihre Sache auch ganz gut. Ein paar Faux Pas seien verziehen, die Leute hängen sich oft an den falschen Worten auf. Ich selbst wurde als Kind nie aufgrund meiner Art gehänselt oder diskriminiert. Meine Eltern wussten, dass sie mich in eine Schule zu stecken hatten, die besonderen Wert auf Integration beiderlei von allen Seiten legt - große Tiere, kleine Tiere, Beute- und Raubtiere. Kinder werden aber, so gut integriert und erzogen sie auch sind, immer Gründe zum Gemeinsein finden. Dann eben wegen meinem überaus männlichen und testosterongeladenen, kein Bisschen schwul aussehenden Ringelschwanz. Wenn man älter, wird man reifer. Dann gibt es ganz andere Probleme. Irgendwann spielt es keine Rolle mehr, ob Rudeltier oder Nager, sondern es wird logisch Art für Art abkategorisiert. Zumindest, wenn man normalsterbliche Berufe ergreift.

Als Raubtier von ansehlicher, aber nicht überopulenter Gestalt bin ich für handwerkliches Geschick aber von Natur aus nicht der Beste. Andere können da durchaus mehr Fingerspitzengefühl aufweisen - Füchse zum Beispiel sind überaus geschickt mit ihren niedlichen Minipfötchen. Und in letzter Zeit schaffen es auch immer mehr Vertreter dieser Art trotz einer Palette an Stereotype in die Branche, was mich sehr freut. Auch Skunks und Dachse sind hierbei logische Wahlen. Für einen Dingo wie mich wäre eine klassische Hau-Drauf-Arbeit wohl das Naheliegendste.

Nun denn, ich bin ein kreativer Kopf, mit einer Vorliebe für Popkultur und Individualismus. Ganz andere Schiene. Und jeder weiß, dass die großen Geister der Medien zumeist den Beutetieren (diesen Begriff als politisch korrekt zu erklären kann doch auch nur ein Schachzug gewesen sein, unsere 10% stärker darstehen zu lassen... oder gefährlicher) angehörten - was ja logisch ist, rein biologisch sind wir die stärkeren, während sich über Jahrhunderte hinweg bei meinen stumpfzahnigen Kollegen ein gewisses Bauchgefühl und taktisches Denken entwickelt hat. In unserer friedlichen und modernen Zivilisation hat sich dieses jedoch in einen Sinn für Kunst verlagert. Ja, als die Gesichter und Stimmen der Unterhaltungsbranche werden wir Carnivoren auch ab und an gerne verwendet, so schlecht schauen wir ja nicht aus und klingen auch entsprechend ;3 Aber auch wir haben "unsere" Filme und "unsere" Musik entwickelt, um unseren Gedanken Ausdruck zu verleihen. In den 70ern waren es Predsploitation-Streifen und einige Zeit später sollte Rapmusik unser Ding werden. Da hatten wir das sagen, und durften unser inneres wildes Tier mal so richtig rauslassen. Plötzlich konnte man seine Krallen und Zähne auch mal mit Stolz in imaginäre Opfer reinhacken - fiktionale Kunstfiguren oder ein satirischer Blick in unsere Gesellschaft? Es wurde heiß diskutiert, ob abstoßend oder genial.

Das rührt alles noch von einer Zeit her, als man als Raubtier für eine potenzielle Gefahr gehalten wurde - zumindest bei bestimmten Arten. Mittlerweile hat sich das Gott sei Dank gelegt. Mit dem Massenerfolg unserer Medien haben wir teilen gelernt und aus Protest wurde Freude für alle. Wir haben 2016 - und jeder kann alles sein. Und Individualität ist gefragter denn je. Ich bin nun in der Musikbranche tätig, selbst als Rapmusiker, aber auch als fleißiger Liederschreiber für Rock und Pop. Ich verdiene ganz gut würde ich sagen. Ich bin sicherlich keiner der großen Namen, aber man kennt mich von den ein oder anderen Features. Gut, ich gebe es zu, ich heuchle dabei nicht selten. Allzu oft spreche ich über als Kind erlebte Vorurteile, die ich selber nie erfahren habe. Ich hatte von Haus aus immer geregeltes Einkommen und wuchs Gott sei Dank in einer Zeit auf, als es uncool war, auf die Spezies anderer herabzusehen. In der älteren Generation steckt das noch d'rin, aber es hat sich durch die Medien ein immer weltoffeneres Bild entwickelt - und Zoomania ist das Zentrum davon.

Das Lebensgefühl dieser Stadt ist einmalig. Sie ist so ausgerichtet, dass jeder etwas findet, dass seinem persönlichen Naturinstinkt entspricht, und trotzdem immer mit den anderen interagieren muss. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken, man hat in dieser Megacity nie alles gesehen, egal, wer oder was du bist. Ein wahres Mosaik aus individuellen Kulturen und Lebensstilen, wo verschiedene Spezies nebeneinander leben. Zootopia, wie es in der Landessprache heißt, kann man nicht als Utopie bezeichnen - immer noch gibt es Ghettos und auch Spezisten findet man hier zuhauf. Aber ganz ehrlich: es gibt keinen Ort auf der Welt, der näher dran wäre, vollkommen zu sein. Und von Jahr zu Jahr wachsen die einzelnen Bewohner immer weiter zusammen. Egal, ob im Zentrum, Little Rodentia, den Dschungelareal, der Savanne oder den vielen anderen Orten. Ich wohne übrigens im Stadtinneren. Bin ein Großstadtdingo, schon immer gewesen. Und hey - ich habe gehört, Gazelle wohnt ganz in der Nähe. Vielleicht kann ich sie ja mit meiner Musik überzeugen und dann gibt es ein kleines Feature...

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Datum: 1. 5. 2016

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