Halloween - Die Nacht des Grauens ist einer dieser Filme, die mich seit langen Jahren begleiten und an denen ich mich immer wieder erfreuen kann. John Carpenter hat hier einen Meilenstein der (Horror)Filmgeschichte geschaffen. Michael Myers ist DIE Verkörperung eines Serienmörders und eine Ikone des Slasherfilms. Für mich begründet eben dieser Film meine Liebe zum Genre.
Was Michael Myers so faszinierend macht
Schon die
Eröffnungssequenz zieht mich völlig in ihren Bann. Wir lernen den sechsjährigen Michael Myers aus der Ego-Perspektive kennen und sehen mit eigenen Augen, wie er am Halloween-Abend 1963 seine siebzehnjährige Schwester Judith auf brutalste Weise mit einem Küchenmesser ermordet. Wenn Michael die Maske aufsetzt und auch ich nur noch durch die beiden Gucklöcher die Umgebung wahrnehme, läuft mir jedes Mal ein Schauer über den Rücken. Als Zuschauer erlebt ein jeder die Tat so sehr viel intensiver.
Nach dem Mord wird Michael in ein Sanatorium eingeliefert und gelangt in die Obhut des Psychiaters Dr. Sam Loomis. Eines meiner liebsten Zitate ist Loomis' Beschreibung seines Patienten:
Ich lernte dieses sechsjährige Kind kennen, mit ausdruckslosem, bleichem Gesicht ohne jegliche Emotionen. Und den schwärzesten Augen ... den Augen des Teufels. Ich habe acht Jahre lang versucht, Kontakt mit ihm aufzubauen und weitere sieben Jahre damit verbracht, zu verhindern, dass er jemals wieder auf freien Fuß kommt. Denn ich habe realisiert, dass das, was hinter den Augen dieses Jungen lebt, absolut und vollkommen böse ist.
Dies ist die einzige Erklärung, die wir für Michaels Verhalten bekommen. Doch eben das macht den Reiz der Figur aus: Michael Myers hat keine Begründungen nötig - er mordet einfach. In den späteren Teilen Halloween 4 - Michael Myers kehrt zurück, Halloween V - Die Rache des Michael Myers und Halloween 6 - Der Fluch des Michael Myers wird versucht, etwas mehr Hintergrundstory zu schaffen. Plötzlich heißt es, Michael sei im Namen eines Kults geboren und die Reinkarnation eines Dämons. Meiner Ansicht nach zerstören diese Erklärungen das ansonsten mysteriöse und gerade dadurch aufregende Bild des Mörders, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist.
Halloween H20: Auch Serienmörder haben Gefühle
Mein liebster Teil der Reihe ist Halloween H20: 20 Jahre später. Der Film spielt 20 Jahre nach den Ereignissen aus Halloween und Halloween II - Das Grauen kehrt zurück und tut so, als wären Teil 4 bis 6 nie passiert. Laurie Strode (gespielt von Scream-Queen Jamie Lee Curtis), die kleine Schwester von Michael und Überlebende der Massaker in den ersten beiden Teilen, leitet mittlerweile unter dem Namen Kerrie Tate eine Privatschule, auf deren Grundstück sie auch mit ihrem Sohn John wohnt. Nachdem Michael den Aufenthaltsort seiner letzten lebenden Verwandten herausgefunden hat, beschließt er, den beiden einen Besuch abzustatten.
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So vorhersehbar der Plot des Films scheinen mag - das Ende macht alles wett. Denn nach dem Showdown, an dessen Ende die Polizei natürlich mal wieder überzeugt ist, Michael Myers sei nun wirklich ein für alle Mal tot, beschließt Laurie, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und stiehlt den Wagen mit dem Körper ihres Bruders. Michael kommt wieder zu sich, befreit sich aus dem Leichensack und greift Laurie an. Der Wagen gerät außer Kontrolle, kommt von der Straße ab und überschlägt sich, sodass Michael schließlich zwischen dem Wagen und einem Baum festklemmt.
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Die nun folgende Szene rührt mich jedes Mal zu Tränen. Michael, der so viele Menschen auf dem Gewissen hat und all die Jahre keinerlei Erklärung für seine Taten lieferte, streckt in einer letzten, verzweifelten Geste die Hand nach seiner Schwester aus. Damit drückt er alles aus, was der ansonsten völlig stumme Mörder nie sagen konnte: Du bist meine Schwester und das macht dich zur einzig wichtigen Person auf der ganzen Welt für mich. Du bist alles, was ich habe. Zumindest habe ich die Szene immer so interpretiert. Laurie wiederum erwidert die Geste, streckt die Hand aus, sodass sich die Fingerspitzen der beiden kurz berühren - und schlägt ihrem großen Bruder den Kopf ab.
Michael Myers ist nicht tot zu kriegen
Damit sollte das Kapitel Michael Myers beendet sein. Die Szene wäre ein wundervoller Abschluss der Reihe. Doch leider regiert Geld auch das (Horror)Filmgeschäft und vier Jahre später kommt mit Halloween: Resurrection der achte Teil heraus. Als Fan ärgere ich mich sehr über diesen Film, der mit dem Thema "Realityshow im ehemaligen Haus des Serienmörders" auch inhaltlich nicht besonders originell ist.
Ziemlich gut gefallen mir dafür die Remakes aus der Feder Rob Zombies: Halloween und Halloween II. Zwar entfernen sie sich in ihrer Erzählweise doch sehr stark von den FIlmen der Originalreihe, aber die Figur des Michael Myers wird interessant interpretiert. Rob Zombie versucht, mehr Hintergrundgeschichte zu geben und liefert dabei einen wirklich guten Job ab. Ein dritter Teil der Remake-Reihe soll angeblich bereits in Planung sein. Mindestens die Aussicht auf einen neuen Teil sollte Grund genug sein, auch den Originalen eine Chance zu geben. Ihr werdet es nicht bereuen.
Was sagt ihr zur Halloween-Reihe? Hat sie euch genauso beeindruckt wie mich?