Wie auf den Doppelschlag Two Swords und The Lion and the Rose folgen? Die Autoren von Game of Thrones, allen voran David Benioff und D.B. Weiss, haben ihre noch junge 4. Staffel auf einem Niveau begonnen, das gerade mit Hinblick auf einige zähe Handlungsstränge nicht über zehn Folgen zu halten ist. Das kann und sollte es auch nicht, sonst endet irgendwann jede Episode mit einem Twist und im Finale der 9. Staffel sitzt eine bärtige Daenerys samt Holzfällerhemd in einer Waldhütte. So muss Game of Thrones erst einmal “runterkommen”, wie die Jugend in Prä-Yolo-Zeiten zu sagen pflegte. In Breaker of Chains tritt der Kampf mit diesem Entzug deutlich zu Tage, wird in der Episode doch vor allem auf die Purple Wedding reagiert. Ein wichtiger Hinweis auf die Täterschaft findet sich ebenfalls.
Was passiert: Mit der Todesfratze Joffreys wird die Folge eröffnet. Cersei lässt Tyrion einkerkern. Der sieht sich von allen Vertrauten außer Knappe Pod verlassen und verbringt hoffentlich nicht den Rest der Staffel damit, aus dem Knast heraus seine Unschuld zu beweisen. Mit Peter Dinklage haben wir einen meisterhaften Darsteller intimer und mehrdeutiger Dialoge und Tyrions Szene mit Pod gehört dank der ehrlichen Beziehung der beiden zu den emotionalen Glanzpunkten der Serie. Trotzdem ist mir ein Tyrion in Aktion deutlich lieber als einer, der pro Episode einmal Besuch empfängt.
Tyrions Angetraute Sansa flüchtet mit Ser Dontos aufs neblige Meer, wo sie nicht auf Captain Barbossa, aber immerhin Littlefinger trifft. Den haben wir seit sechs Episoden nicht gesehen. Vielleicht gibt sich Aidan Gillen deswegen der hemmungslosen Überbetonung seiner Zeilen hin. Hat er womöglich zu viel Zeit am The Dark Knight Rises -Set verbracht oder eine Allergie gegen Rauchmaschinen entwickelt? Nachdem Littlefinger Ser Dontos einen Kopfschuss verpassen lässt (“He was a drunk and a fool and I don’t trust drunk fools.”), wird Sansa nochmals bewiesen, dass sie niemandem in King’s Landing trauen kann. Jeder ist käuflich und so ist Sansa auf diesem Schiff nur Ware, die den Besitzer wechselt. Zu hoffen ist gerade für ihre Entwicklung, dass sie seinem Versprechen (“You are save now, I promise you that.”) mit der nötigen Skepsis begegnet. Durch dezente Hinweise in Episode 2 und Littlefingers Verweis auf die Herkunft von Sansas wertloser Kette nimmt indessen die zentrale Verschwörungstheorie bezüglich der Ermordung Joffreys deutlichere Züge an.
Olenna erklärt Margaery, dass die Ehe mit Joffrey durch sein frühzeitiges Ableben nicht vollzogen wurde. “The next one should be easier”, verspricht sie der ehrlich geschockten jungen Frau. Ob “the next one” Tommen ist? Den bereitet Tywin vor dem Leichnam des toten Königs auf die kommende Verantwortung vor. “What makes a good king?”, fragt der Opa seinen Enkel und erklärt zunächst, wie man es nicht machen sollte. Heiligkeit allein genüge nicht, ebenso Gerechtigkeit und Stärke. Weisheit sei entscheidend und zu wahrer Weisheit gehört die Annahme von Ratschlägen. “Your brother was not a wise king”, meint Tywin abschließend, als er den Jungen aus der Septe führt und ihn damit symbolisch der Einflusszone seiner Mutter entreißt. Tywin nutzt die allgemeine Verunsicherung, um Tommen unter seine Fittiche zu nehmen. Danach strengt er eine Versöhnung mit den Martells an, als er Oberyn bei seiner kleinen Orgie unterbricht. Auf Sexposition will Game of Thrones einfach nicht verzichten, aber ein Schauspieler vom Formate eines Charles Dance ist dann doch spannender als ein paar Brüste und Hintern. Im Tausch gegen einen Richterposten bei Tyrions Prozess erhält Oberyn ein “Treffen” mit dem Mountain.
Im Norden schiebt Sam Gilly und Kind in Mole’s Town ab. Er begründet es mit ihrer Sicherheit, doch scheinen ihn die Fantasien seiner schwarzgekleideten, männlichen Kollegen mehr zu tangieren als das moralisch sehr real verkommene Örtchen. In Castle Black übernimmt Jon die Initiative und akzeptiert die Priorität der Wall gegenüber den umliegenden Dörfern. Sein Plan, Craster’s Keep zu überrennen, damit die Wildlings nicht merken, wie schlecht es um die Night’s Watch bestellt ist, lässt allerdings einen weiteren redundanten Wanderausflug erwarten. Auf Reisen befindet sich auch unsere Lieblingsdrachenlady. Die Einwohner von Meereen in der Slaver’s Bay machen sich anfänglich über Daenerys und ihre Armee lustig. Nachdem Daario einen Kämpfer mit einem Dolch vom Pferd holt und Daenerys mit Katapulten gelöste Halsfesseln über die Stadtmauern schießen lässt, vergeht den Sklavenhaltern das Lachen.