Wir schauen Homeland - Staffel 2, Folge 11 & 12

03.11.2013 - 20:15 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
The Bear(d)
Showtime
The Bear(d)
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3
Die zweite Staffel von Homeland kommt zu einem durchwachsenen Ende, bei dem im Nachhinein die Glanzpunkte überwiegen. Endlich werden einige Erzählstränge abgeschlossen, während sich ein neuer Brandherd für Staffel 3 auftut.

Staffel 2 von Homeland ist ein echtes Ungetüm von einer Serie. Auch nach der zweiten Sichtung fällt es mir schwer, sie zu zähmen, ihre Beurteilung auf einen Nenner zu bringen, da hier manches Mal zwei, drei Serien nebeneinander laufen zu scheinen, die sich gegenseitig aus dem Rennen drängen wollen. In den letzten beiden Episoden tritt diese Dynamik wieder einmal zu Tage, welche darauf hindeutet, dass sich die Autoren über die Ausrichtung ihrer eigenen Show nicht im Klaren sind. Das macht aber ohne Frage auch den Reiz der Serie aus. Homeland kriecht durch die absurdesten Story-Tunnel, um völlig unerwartet ins kreative Sonnenlicht zu blinzeln. Ob Staffel 3 ähnliche Züge annimmt, hängt unter anderem vom hier abgeworfenen Ballast ab. Einem klaren Schnitt gehen die Autoren, anders als einige ihrer Figuren, wie schon am Ende der Erstlingsseason aus dem Weg. Spoiler voraus!

Homeland Staffel 2, Folge 11: In Memoriam (Arbeitstitel: The Motherfucker with the Turban)

Was passiert: Die Suche nach Abu Nazir verläuft in der verlassenen Fabrik ergebnislos. Carrie will sich damit nicht zufriedengeben und wie immer, wenn Carrie einen Verdacht hat, bestätigt er sich erst, als sie ihm persönlich nachgeht. In diesem Fall endet das für Abu Nazir tödlich, der Carrie à la Ich weiß, welchen Anschlag du letzten Sommer geplant hast durch die Dunkelheit scheucht, um dann von einer Spezialeinheit für nachtaktive Terrorfürsten erschossen zu werden.

Brody und Familie dürfen deswegen nach Hause zurückkehren, doch länger wollen sich die beiden Eheleute nichts mehr vormachen. Ins Vorstadtheim will der Ex-Soldat keinen Fuß mehr setzen, sondern steht lieber vor der Tür Carries, die bei dieser Begegnung mehr Freude an den Tag legt, als beim Niederringen des gefährlichsten Mannes der Welt.

Beide werden allerdings von Quinn beobachtet, der von Estes nach Abu Nazirs Tod grünes Licht für die Ermordung Brodys erhalten hat. Da Saul von dem Plan etwas ahnt, nimmt Estes ihn durch einen Lügendetektortest aus dem Spiel, in dem Saul Saul ist und das reicht.

Die Agency: Wieder ist der Weg mehr als holprig, doch das Ergebnis selbst einer der besten Momente der Serie. Wie Carrie Roya verhören darf und später in die Fabrik stürmt, folgt dem mittlerweile klassischen Erzählmuster der zweiten Staffel. In dem prescht ihre Protagonistin immer wieder ins Feld, alle Anwesenden schlagen sich die Hand gegen die Stirn, rufen ein Fuck aus und freuen sich trotzdem darüber, denn Carries Missachtung der Regeln wird meist belohnt. So auch bei Roya, die sich hier endlich mal wie ein lebendiger Organismus und nicht wie Nicholas Brodys Stepmaster verhalten darf. Carries Versuch, ihr wie einer Aileen Morgan an der Seele zu kratzen, wird wunderbar barsch gegen sie verwendet. Wer sei schon so doof, sich von einem Mann derart um den Finger wickeln zu lassen? Roya jedenfalls nicht.

Einen indirekten Hinweis erhält Carrie nichtsdestotrotz, was letztendlich zur “Ergreifung” von Abu Nazir führt. Anders als in Zero Dark Thirty genügt es den Homeland-Autoren jedoch nicht, die Profis ihre Arbeit machen zu lassen. Carrie muss immer überall dabei sein (carrie it or it didn’t happen), weshalb die Katz- und Mausjagd mit Abu Nazir an den Haaren herbeigezogen wird. Wie in einem Slasher taucht er hinter Carrie auf, fehlt eigentlich nur noch eine einprägsame Maske. Besser gelingt die Darstellung des Danach, welches wiederum an die große Leere in Kathryn Bigelows Thriller erinnert. All die Jahre hat Carrie nach diesem Mann gesucht. Da liegt er, von Kugeln durchsiebt und der Triumph über das erbärmliche Bild will sich nicht einstellen. Spannend war die Sequenz, ja, aber wie so oft in dieser Season stellt sich Homeland mit seiner sklavischen Fixierung auf Carries Point of View selbst ein Bein.

Home Sweet Home: In der 23. Folge der Serie wird endlich das gesagt, was gesagt werden muss. Und wie es geschieht! Ohne Geschrei, ohne Tränen, ohne verhinderten Sex in der Küche. Nach all der Zeit gestehen sich Jess und Brody im Auto vor ihrem Haus die Wahrheit über ihre Ehe ein, was insbesondere der dauerunterforderten Morena Baccarin Gelegenheit zum Glänzen bietet. Ihre Erleichterung darüber, Brodys Geheimnisse nichts mehr kennen zu müssen, ist spürbar. Der Schnitt ist getan, die über die Jahre verblasste Liebe der Highschool-Sweethearts ohne Beschönigung abgehandelt. Es gab einen Grund, warum Brody einst so begeistert in den Krieg zog und in diesem Auto, ein knappes Jahrzehnt später, scheinen sich die beiden endlich darüber klar geworden zu sein. Der ganze leicht entnervende Safe House-Subplot führt zu diesem Moment und wie schon bei Abu Nazirs Tod zählt sich das Durchhaltevermögen aus. Manchmal ist der Weg eben doch nicht das Ziel.

Zitat der Folge: “Are you sometimes called The Bear?” – “Fuckin’ hope not”

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