Hier aber noch einmal der Blogeintrag von Chita91.
Zeitreisen in die Vergangenheit wären "Wow!" - ja, Spock würde wohl sagen "faszinierend", viele Menschen wünschen es sich wahrscheinlich, ohne aber direkt etwas darüber zu wissen oder mit dem Gedanken, man könnte etwas ändern. In Filmen, Serien, Büchern und natürlich Liedform ist das Zeitreisen nach wie vor ein beliebtes Thema.
Für die Reise in die Vergangenheit gibt es nur zwei Varianten, welche ausschließlich klappen können: "Die alternative Geschichte" und "Die konstante Geschichte". (Bei Chita91 ihrem Artikel bezeichnet als Die Theorie des selbstkonsistenten Universums und die Viele Welten-Theorie) Der Grund das nur einer dieser beiden Theorien funktionieren ist das sogenannte "Großvaterparadoxon". Es besagt ganz einfach, dass, wenn man zurück in die Vergangenheit reist und (egal ob beabsichtigt oder aus versehen) seinen Großvater tötet, der eigene Vater nicht geboren werden kann, wodurch man selbst nicht geboren werden kann. Aber dieses Paradoxon kann man natürlich weiterspinnen und da ist dann auch der große Fehler des hier besprochenen schlechten Beispiels.
Um welche Filme geht es mir hier in diesem Artikel?
Das perfekte filmische Beispiel für die "konstante Geschichte" (bzw. das selbstkonsistente Universum) ist und bleibt 12 Monkeys.
Alles was James Cole bei seiner Reise erlebt, ist genauso schon passiert und musste genauso passieren, damit er zurück geschickt wird. James Cole sieht in seinen Alpträumen immer wieder den gleichen Moment, welcher ihn als kleines Kind traumatisiert hatte: Seine eigene Ermordung am Flughafen. Auch alle Hinweise und das Misstrauen auf die 12 Monkeys hat er eigentlich selbst so gesät als Erwachsener in der Vergangenheit, welche dann in die Zukunft weitergegeben wurde. Damit hat er auch in gewisser Weise für die Ablenkung gesorgt, die Dr. Peters benötigt hat, um den Virus zu stehlen, da er für immer und ewig die Aufmerksamkeit auf die 12 Monkeys geleitet hat. Dies ist die Essenz der konstanten Geschichte: Man kann absolut nichts ändern und war praktisch schon in der Vergangenheit, bevor man überhaupt dahinreist. Coles Hoffnung darauf, die Welt zu retten, ist schon zerschmettert und vorbei, bevor er die Reise überhaupt angetreten hat. Das traurige und ernüchterne daran ist nur: Es wiederholt sich ins Unendliche. Der Zeitreisende ist dazu verdammt, immer und immer wieder in die Vergangenheit zu reisen. Das ist der Grund, warum diese Theorie nicht gegen das Paradoxon verstößt, man kann seinen Großvater nicht töten und wenn doch, dann war er nicht wirklich dein biologischer Großvater wie z.B. bei Futurama und Fry.
Schwer vorzustellen, welcher Film die "alternative Geschichte" (bzw. die Viele-Welten Theorie) so punktgenau hinbekommen hat, aber es ist Star Trek von J. J. Abrams.
In Star Trek werden sowohl der Romulaner Nero wie auch Spock durch die Zeit geschickt. In diesem Film landen beide dann in einer alternativen Zeitlinie. In dieser Zeitlinie ist alles das gleiche von dem Zeitpunkt aus, an dem der Zeitreisende dort landet. Erst wenn der Zeitreisende von selbst Ereignisse verändert, ändert sich auch die Zeitlinie. In Star Trek ist es z.B. die Zerstörung von Vulkan oder das Treffen vom alten Spock mit dem neuen. Auch der Kampf mit Nero ist natürlich jetzt nur ein Teil der alternativen Zeitlinie. In dieser Zeitlinie kann man praktisch alles machen, auch den eigenen Großvater töten, da es ja eine alternative Zeitlinie ist und auf die Reise des Zeitreisenden keinen Einfluss hat. In dieser Welt existiert das reisende Ich und das Ich welches in dieser Zeitlinie zu Hause ist, zur gleichen Zeit. Deswegen können der "alte" Spock und der "neue" Spock auch unbedenklich miteinander reden und egal, was der alte Spock zum neuen sagen würde, es besteht die Möglichkeit, dass genau dies eben nicht zutrifft, da es nicht mehr seine Zeitlinie ist. Bei der alternativen Geschichte gibt es nur ein Problem, welches die meisten Filme/Serien begehen: Es ist nicht möglich, in seine eigene Zeit zurückzureisen. Denn würde Spock in Star Trek z.B. wieder eine Zeitreise versuchen, würde er nur wieder auf einer alternativen Zeitlinie landen. Deswegen ist z.B. die Zeitreise von Trunks in Dragon Ball Z in seine eigene Zukunft zurück, in welcher er am Ende Cell und die Cyborgs tötet, leider völliger Quatsch.
Einer der schlechtesten Zeitreisefilme, zumindest von der Logik, ist Looper. In diesem Film stimmt die Logik schon nach ca. 10 Minuten nicht mehr.
Looper, ja hmmm... dass ihn viele mochten, heißt noch lange nicht, dass er auch logisch ist. Denn die Logik wurde aufgrund einer fixen Idee und der Optik recht früh über Bord geworfen. Nämlich in Form einer Folterszene, welche man am Zukunfts-Ich sah. Inwiefern ist dies ein Paradoxon? Ganz einfach: Wie ist der junge Mann, der gefoltert wurde aus dem Folterraum entkommen um alt zu werden? Wie ist er alt geworden, wenn ihm immer mehr abgeschnitten wird und er nicht einmal Protesen hat? Warum erscheinen plötzlich Narben? Und so weiter. Und so weiter. Ja, man könnte jetzt sagen, ich sei pingelig. Aber ich denke, wenn du komplett verstümmelt bist, dann verläuft dein Leben komplett anders - wer weiß, du könntest die Zeitreise wahrscheinlich nicht einmal überleben. Wichtiger ist aber: Es kann sich nichts an deinem Körper ändern, nur weil du in der Zeit zurückreist. Dies ist genau das, wovon das Paradoxon berichtet, aber wo Looper wirklich den Vogel abgeschossen hat, ist, in dem er genau dieses Paradoxon verwendet hat, um seine Story aufzulösen. In dem sich der junge Joseph am Ende selbst erschoss, verschwand der alte Joseph auf wundersame Weise, welches so direkt das ist, was das Paradoxon ausschließt. Der junge Joseph hätte sich nämlich nicht erschießen müssen, wenn der alte Joseph nicht in die Vergangenheit geschickt worden wäre. Dadurch, dass er dies noch vor der Reise tat, wäre der alte niemals aufgetaucht - ergo hätte er eigentlich keinen Grund gehabt sich überhaupt zu erschießen, außer er hat eine Zauberkugel, mit der er in die Zukunft schauen kann. Auch die Tötungen und Verletzungen, welche der alte Joseph in der Vergangenheit angerichtet hat, sollten nicht existieren. Man sieht, es ist ein verfluchter Teufelskreis. Leider haben aber viele Filme dieses Problem und leider auch einer der besten Filme, die es gibt, aber mit einem Zeitreise-Logikloch wie in Looper: Zurück in die Zukunft. Es ist für Marty McFly nämlich aus rein logischen Gründen schon nicht möglich, seine Geburt zu verhindern. Auch das Retten von Dr. Emmett Brown ist aufgrund des unumgänglichen Paradoxon, leider nicht möglich. Dass der Film trotzdem Spaß macht und ein unglaublicher Kultklassiker ist, will ich ihm natürlich nicht streitig machen.
Fakt ist: Zeitreisen in die Vergangeheit ist nur möglich, wenn man absolut nichts an seiner eigenen Vergangenheit ändern kann. Entweder, weil die Zeitreise schon vollzogen wurde oder weil man sich nicht auf seiner eigenen Zeitlinie befindet.
Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen etwas erklären, euch nicht verwirren, euch eure Lieblingsfilme nicht madig machen und vergesst ja nicht (ich meine es todernst!), nochmal auf Chitas Artikel zu klicken - das hat die Gute sich verdient ;) Jegliche Frage, Beschwerden und Anregungen bitte in die Kommentare.
PS: Es gibt natürlich noch andere Paradoxien wie z.B. das Zwillingsparadoxon ;) Dies tritt aber nur bei Reisen durch das All auf.
PPS: Zeitreisen wurden schon ausgeführt, zwar nicht so wie im Film aber mit einer Stoppuhr im All und leider handelte es sich für die Uhr nur um Millisekunden, soweit ich weiß - und natürlich um Reisen in die Zukunft.