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Zugängliche positive Komödie zum Essen für enspannte Mittagszeit

29.08.2015 - 09:00 Uhr
Crazy Stupid Love
Warner Bros.
Crazy Stupid Love
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Aktion Lieblingsfilm 2015

Lieblingsfilm, Substantiv, maskulin, Einzahl.

Einzahl? Nur ein Film soll über alle anderen erhoben werden? Da schreit nicht nur der kleine Kommunist in mir auf. Es gibt doch für fast jede Stimmung einen persönlichen Lieblingsfilm - und dann noch für Mischungen aus diesen. Für jede Tageszeit, jede Mahlzeit gibt es die best passende Flimmerunterhaltung. Und auch das sind nur Momentaufnahmen und sehr individuelle Betrachtungen. Wenn sich für eine bestimmte Gemengelage von Kriterien ein persönlicher Favorit bestimmen lässt, so kann das in zwei Wochen schon anders sein. Daraus ergibt sich ein ganzer Haufen an Lieblingsfilmen für eine Unzahl an Kombinationen.


Um die Sache hier abzukürzen. Ich picke mir hier eine Kombination von Eigenschaften heraus. Diese Kombination hat einen meiner Lieblingsfilme zu Folge, für den in den folgenden 15 Minuten (hoffentlich) keine Änderung zu erwarten ist.


Beschrieben wird mein Favorit einer zugänglichen, positiven Komödie für den Tag - auch geeignet zur Essensaufnahme.


1. Kriterium positiver Film.

Es gibt Filme, die hinterlassen ein gutes Gefühl. Ob Doc Hollywood oder Wir kaufen einen Zoo. Sie hinterlassen schon beim zusehen ein wohlig warmes geborgenes Gefühl von Zufriedenheit. Das soll das erste Kriterium sein.

2. Kriterium Komödie

Ich will zumindest schmunzeln können. Schwieriges Kriterium, weil bei jedem Anschauen einzelne Gags unterschiedlich gut funktionieren. Es gibt Humor, der sich nie abnutzt, und jedes mal Spaß macht, es gibt die Einweg Gags. Die funktionieren beim ersten mal, dann aber nicht mehr, und dann hängt das alles noch von der aktuellen Gefühlslage ab, welcher Gag zündet oder auch nicht.

3. Typische Tageszeit.

Später Vormittag oder entspannter Nachmittag ohne Zeitdruck.

4. Essen.

Essen steht auf dem Tisch und wartet darauf von mir mit Genuss und auch mal leichter Filmablenkung verzehrt zu werden.

5. Zugänglichkeit.

Hoch.

Unter Annahme dieser Kriterien ist es für mich an der Zeit Crazy, Stupid, Love. einzulegen und den Startknopf zu drücken.

Zunächst schätze ich den gesamten Cast sehr. Steve Carell spielt hier seine Paraderolle, Julianne Moore ist nicht weniger überzeugend als frustierte Ehefrau, Ryan Gosling (Lars und die Frauen) und die immer wieder bezaubernd anzuschauende Emma Stone (Paper Man) sind allesamt gut aufgelegt, auch wenn die Qualitäten des Films weniger in der Geschichte um Stone und Gosling zu suchen sind. Die liegen eher in den Verflechtungen innerhalb des engen Familienkreises. Nicht zu unterschlagen sind an dieser Stelle ebenso Jonah Bobo als Sohn sowie Analeigh Tipton als Babysitterin.

Wäre mein Bedürfnis nach humorvollen Einlagen nicht so stark gewesen, hätte ich mich an dem einen oder anderen Hollywood Klischee oder Oneliner geschubbert. Aber der Pöbel verlangt, was der Pöbel verlangt und ich würde lügen, wenn der eine oder andere platte Spruch nicht auch bei mir gezündet hätte.

Wenn ich an meine schönsten Momente mit diesem Film denke, sind es aber nicht die witzigen Sprüche, es ist viel mehr die Nachvollziehbarkeit jedes einzelnen Charakters. Ich sehe viel von mir selbst im Familienvater und sein Umgang mit der Situation. Der selbst gewählte Rückzug voller Enttäuschung zeigt eine sensible Vater- und Ehemannfigur. Ohne dass mir das jemals passiert wäre, wirkt sein Handeln sehr nachvollziehbar auf mich. Ich sehe eine runde Darstellung der Mutter ohne Schuldzuweisung. Und keinen klar definierten Buhmann in einer Trennungsgeschichte zu etablieren, wirkt einfach erholsam frisch auf mich.

Diese melancholische Stimmung, die ab und an durch ein wenig „Dad Make-Over“ aufgebrochen wird. Den pubertär mit voller Kraft voraus liebenden Sohn, der mit aller Macht dem Ideal eines Disneyfilms hinterher jagt und dabei den eigenen Weg erst noch finden muss. Das sind so weiche wie liebenswerte Züge die die Charaktere für mich besonders machen.

Insgesamt bietet der Film ein feines Gespür für die leisen Töne. Ich greife an dieser Stelle eine meiner Lieblingsszenen heraus. Der Familienvater Cal hockt im Baum vor seinem ehemaligen Heim und Garten. Seine Frau ruft ihn an und es entwickelt sich eine belanglose Reparaturanleitung der Gastherme. Dem Zuschauer ist in diesem Moment klar, dass es weder um die erloschene Gasflamme geht noch um dessen vorgetäuschter Instandsetzung. Für ein kurzes Gespräch am Telefon wird die verloren gegangene Normalität der Vergangenheit zurückgeholt, wie sie es seit der Trennung nicht mehr gab. Eine starke Szene voller Sehnsucht ohne sich in schmalzigen Dialogen zu ergehen. Sehr mitreißend.Diese Momente wirken immer wieder auf mich und verlieren auch nur wenig von ihrem Sog, beim wiederholten Schauen, wie beispielsweise die ersten 15 Minuten in Pixars Oben.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Essen längst verspeist, und der Film zieht mich tiefer in seine Welt, als er das könnte, wenn ich noch die Hand-Augen-Koordination mit der Gabel und meinem Mund überwachen müsste. Pünktlich zum Finale bin ich dann wieder zufrieden mit den Entwicklungen auf dem Bildschirm.

Kein (allzu-) schmalzige Wiedervereinigung sondern das Besinnen auf die Schönen Momente der Vergangenheit, auch wenn diese vorbei sein mögen. Was daraus noch entsteht bleibt offen und lässt mich mit einem guten Gefühl zurück. Der Mensch bleibt wohl einfach harmoniebedürftig und mit Mensch meine ich mich. Zumindest an diesem Tag.

Mit diesem Gefühl (und dem gerade verdauten Mahl) sollte dann genug Anschub und Energie vorhanden sein, um das nächste Projekt anzugehen.

Vielleicht der Lieblingsfilm für die Kriterien Spannung, Knarren, Martial Arts, Bier und Männergruppentauglichkeit für die Abendstunden?

~

Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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