Zweiohrküken zwingt Kritiker in Frauenkleider

04.12.2009 - 09:17 Uhr
Zweiohrküken
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Gestern lief Til Schweigers Zweiohrküken in den deutschen Kinos an. Da Pressevorführungen verweigert wurden, war es den Kritikern auch erst ab gestern möglich, den Film zu sehen. Folgt jetzt die Rache?

Nachdem Til Schweiger im Vorfeld wieder einmal Pressevorführungen verhindert hat, war es den Kritikern nicht möglich, den Film vorab zu beurteilen. Da diese aber nicht nachtragend sind, nutzten Sie jede Gelegenheit, um Zweiohrküken trotzdem so früh wie möglich zu sehen. Das größte Opfer brachte sicher Robert Zimmerman von critic.de, der sich als Frau verkleidet auf eine Mitternachtspremiere für “Ladys only” schlich, um pünktlich zum regulären Kinostart berichten zu können. Und so schlecht, wie Til Schweiger schon vorab genörgelt hatte, sind die Kritiken dann auch gar nicht geworden.

Frau Robert Zimmermann wurde von der Begeisterung seiner Mitzuschauerinnen allerdings nicht angesteckt, “fällt doch Zweiohrküken hinter seinen Vorgänger um einiges zurück.” Dennoch findet er zumindest für die Geschichte zwischen Ludo (Til Schweiger) und Anna (Nora Tschirner) durchaus lobende Worte: “Abgesehen von Humoreinlagen um Intimbehaarung und Phallus-Angst kommt das alles mit erstaunlich wenig Klamauk aus und weist stellenweise subtile Komik auf.” Der zweite Handlungsstrang um Ludos Freund Moritz (Matthias Schweighöfer) setze leider zu sehr auf Fäkalhumor, “da ihr nur eine Funktion zufällt: das Humorspektrum nach unten hin zu erweitern. […] Am Ende frappiert an Zweiohrküken vor allem die radikale Ausdauer, mit der Til Schweiger jede Geschmacksrichtung zu bedienen versucht. Ein Prinzip, das sich zumindest bezahlt macht.”

Auch Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel, der übrigens auf der gleichen Ladys Night-Vorstellung war (anscheinend unverkleidet), stößt sich vor allem an Fäkalhumor und flachen Schenkelklopfern: “Bei so viel Klamotten-Klamauk gehen die mitunter fast loriothaft funkelnden Dialoge fast unter, die von unseren trägen, lauernden, grundverlogenen Geschlechterverhältnissen erzählen. Und die romantische Komödie, die Zweiohrküken doch vor allem sein soll, gerät zwischenzeitlich so heftig aus dem Fokus, dass das Happyend nachgerade zum emotionalen Gewaltakt gerät.”

Auch Christian Buß von Spiegel-Online ist sichtlich genervt: “Die romantische Komödie als körperliche Leistungsschau: Zweiohrküken (Co-Autorin: Anika Decker) ist weniger die Demontage eines Schwänzchen in der Krise geworden als ein schmerzhafter männlicher Selbstvergewisserungstrip. Dass sich Schweiger dafür in Frauenfummel wirft, seinen alten Saufkumpan (schon wieder Heiner Lauterbach) auf den Mund küsst und sich schließlich eine Ladung menschlicher Exkremente an den Kopf schmeißen lässt, macht die Sache nicht besser. Und schon gar nicht lustiger.”

Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung kann Zweiohrküken trotzdem etwas abgewinnen, was er besonders der Selbstdarstellung von Til Schweiger als brüchigen Macho zuschreibt: “Es war bewegend, denn plötzlich offenbart sich in diesem ehemals schönen Mann aus der Lindenstraße eine Verletzlichkeit, mit der man nicht gerechnet hätte. Stecken in diesem Film vielleicht doch seine wahren Erkenntnisse über Mann und Frau, über Liebe und Verlust, Erfolg und Vergänglichkeit? Ist Zweiohrküken sein Szenen einer Ehe, versteckt unter einer dünnen Hülle aus Pups- und Peniswitzen wie unter eierschalfarbenen Schutzbezügen?”

Positiv überrascht ist auch Alexander Kühn von Stern.de: “In der Bilanz des Komödienjahrs 2009, das uns schlimme Nichtigkeiten bescherte wie Männersache (”Mario Barth (Mario Barth)“:/people/mario-barth) oder Horst Schlämmer – Isch kandidiere! (”Hape Kerkeling (Hape Kerkeling)“:/people/hape-kerkeling), steht Zweiohrküken auf der Plus-Seite. Irgendwo hinter Simon Verhoeven s Männerherzen und Maria, ihm schmeckt’s nicht! mit Christian Ulmen.”

Sehen Sie, Herr Schweiger, das war doch gar nicht so schlimm. Trotz Fäkalhumor haben die Kritiker Sie doch mitunter ganz gern. Bringt Ihnen das genügend Selbstvertrauen für den nächsten Film?

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