pabloundtrish - Kommentare

Alle Kommentare von pabloundtrish

  • 9

    Der kleine Nick überzeugt vor allem mit einem sehr ausgereiften Humor aus der Essenz von Kinderlogik. Fand ihn sehr mitreißend und liebe den Vorspann, die Musik und dieses ganze Französische Gesamtkunstwerk im Vintage-Look an sich. Im letzten Drittel schwächelt er ein wenig, aber hält das Niveau im großen Ganzen, so dass er wenigstens nicht abrutscht. Ein Film, wie man ihn sicher öfter schauen könnte.

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    • 4

      Gefühlsduselige Hipster-Dramedy, die zu ein paar Prozent auf Dogma 95 und Ghostbusters macht. Bestimmt ermüdender, als die Gutenachtgeschichte, auf der es basiert und zudem gar nicht mal so logisch geschrieben oder überzeugend gespielt, sondern einfach so ein Projektfilm. Willkürlich aufgebaut und aufgepumpt, um dann zum Schluss noch eine Minute lang die Sammlung Computer-Tierchen zu präsentieren. Aber recht ästhetisch ist er und die Musik gefiel mir. Und hier und da kann man in Shyamalans Kaninchenbau schon eintauchen. Es gibt Schlechteres, als diesen Film. Das, was man erwartet, wenn man das Intro oder auch bloß die Beschreibung des Films sieht, ist aber leider besser.

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      • 7 .5
        über Platoon

        Platoon ist zwar kein Alleskönner, die Schauspieler fand ich eher so mittelmäßig, die Erzählstimme ist leise und dumpf und sogar in die ansonsten sehr liebevoll gestalteten Aufnahmen pfuscht immer mal wieder zuviel Studiobeleuchtung und dergleichen rein. Zudem ist es leider auch sehr "was es ist", viel wildes Rumgeballer, aufgeregtes Fachchinesisch etc.

        Aber er macht auch vieles richtig, was andere Antikriegsfilme idR falsch machen. Erfrischend unpathetisch und systemkritisch wirkt er. Und er verharmlost nichts, übertreibt aber auch nichts. Gibt keine Bösen und schon gar keine Guten, man ist halt einfach so drin und die Botschaft ist sozusagen, dass Krieg was Trauriges ist und Menschen Würde und Respekt statt so etwas verdienen.

        Auch gefällt mir, dass es überwiegend eher kleine Gruppen sind und sich die Spannung aufbaut, das wirkt authentischer. In den Nachrichten sieht man ja beispielsweise auch eher selten ganz große Schlachtfelder, aber Hollywood stellt sich das scheinbar meistens so vor.

        Und auch nice finde ich, dass da so viele mitgespielt haben, zum Beispiel Dr. Cox aus Scrubs. Oder Oliver Stone selbst als General mit Peace-Kette.

        Einige Highlight-Szenen sind auch dabei, die man so schnell nicht vergisst, zum Beispiel wo dieser vernarbte Antagonist reinkommt und es mit allen aufnehmen will. Oder diese Situation, wo sie alle auf der Lauer sind. Ist jetzt nicht soo mein Genre, aber mindestens zum einmal gucken schon ein echt guter Film.

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        • 7 .5
          pabloundtrish 03.05.2024, 05:37 Geändert 03.05.2024, 11:32

          Jetzt erstmal wieder wach werden, um den Kommentar zu schreiben, also der Film ist schon sehr ruhig und durch die Musik (die ich jedoch mag und auch privat höre) teilweise noch extra extra ruhig. Was erklärt, warum ich die ersten zirka fünf Anläufe scheinbar jedes mal einschlief, obwohl ich nie bei Filmen einschlafe. Denn bisher dachte ich immer, es ginge nur um durch den Wald laufen und kämpfende Zauberer. Scheinbar kannte ich demnach doch nur die ersten 20 Minuten. Aber jetzt saß ich ihn endlich in der sogenannten Kurzfassung vollständig aus.

          Das Herr der Ringe Buch habe ich nicht gelesen und an den Zeichentrickfilm erinnere ich mich nicht mehr gut, den sah ich um 1990 rum. Aber Elijah Wood traf ich mal auf der Berlinale, wir haben uns aber nur so verlegen angelächelt und quasi die Zeit totgeschlagen, weil wir beide noch Teenager waren und er überhaupt noch nicht bekannt. Also auch das war noch in den 90ern. Er ist schauspielerisch mein Highlight hier, spielt so in Richtung Mad Hatter, aber noch nen Tick echter / intensiver. Auch bei Sin City fand ich ihn so ziemlich das Highlight im Cast, er ist wohl wirklich ein Ausnahmeschauspieler.

          Ansonsten ist noch dieser Christian Slater Typ vom One does not simply Meme dabei, wie er One does not simply sagt. Und ein paar weitere, die mir teilweise was sagen, Liv Tyler und so. Sie sind mir aber vom Aussehen, Acting und der ganzen Attitude her fast alle viel zu Amerikanisch für solch eine Saga. Rein vom Acting bleibt es einfach Frodo für mich.

          Was die Charaktere wiederum betrifft, ist es natürlich Gandalf. Er ist quasi der Erwachsene in der Runde, aber im positiven Sinn. Stets mutig, lustig, weise usw., einfach ikonisch. Und mein zweitliebster ist glaube ich der Zwerg. Dann feierte ich am Anfang, wie alle Stämme irgendwie gleich, aber doch anders aussehen, das gab ne schöne Atmo, die einen gut abgeholt hat. Und auch die Orks sind freilich was für's Auge, sehr gelungene Maske. Die beiden Scherzkekse waren mir wiederum zu Klischee und es reizt einen, wie sie immer so debil in die Kamera lächeln, um dann viel zu spät in die Kämpfe einzugreifen. Sie sind für mich das genaue Gegenteil von Gandalf.

          Der Story merkt man an, dass sie durchaus gut ist, wenn auch offenbar nicht optimal umgesetzt. Frage mich immer noch, warum die Zombiepferde erst die ganze Zeit wasserscheu sind und dann urplötzlich doch nicht mehr, und wozu die Eile, wenn dieser Elbenkomplex sicher ist usw. Wo Sam ein paar Meter versucht zu schwimmen, wird ewig getan, als könnte er nur davon jederzeit dramatisch ertrinken. Während dieses CGI-Tümpelmonster trotz der ganzen Arme nur so einen trashigen fünf Sekunden Auftritt hat. Und es wirkt teils so abgehackt, Passage auf Passage, Ort auf Ort, immer neue Leute vorgestellt und so. Also manchmal merkt man, wie es gemeint ist und kann sich vorstellen, wie das Bucherlebnis ist, aber würde lieber ne andere Lösung zu sehen bekommen. Für ein unverfilmbares Werk ist es aber schon gut verfilmt.

          Finde es etwas frech, dass der Film ohne jegliche Vorwarnung mittendrin aufhört. Eigentlich müsste ich jetzt alleine schon aus Protest die nächsten Teile ignorieren, aber dann wären die drei Stunden umsonst gewesen. Und etwas gespannt bin ich ja durchaus auch. Aber ich war eigentlich sicher, dass noch voll die krasse Wendung käme mit Gollum und so, so wie halt angedeutet. Und dann kam eiskalt der Nachspann. Schon ne recht herbe Enttäuschung. Der Zeichentrickfilm hat glaube ich alles in einen Film gesteckt.

          Also der Plot ist so ne klassische Saga mit Orks, Zwergen und so, ziemlich ausgedehnt. Im Grunde wie auch die alten Mittelalterschinken sind. Aber Tolkien ist wenn ich es richtig verstanden habe ein krasser Typ, der beispielsweise einige Rollenspiele vom Design und auch ein bisschen inhaltlich inspiriert hat. Genau so schaut sich das auch, einfach so eine relativ spannende, wenn auch bisher nicht exakt überraschende Quest. Zudem viele gelungene indirekte Jumpscares, welche dem Film Biss verleihen. Dass immer mal andere Leute plötzlich den Ring an sich reißen wollen, ahnt man freilich schon voraus, denn er verspricht ja Weltmacht. Doch auch da verleiht das Wie immer mal wieder etwas Thrill. Also in den besten Momenten kommt ein richtiges Abenteuergefühl auf.

          Keine Ahnung, warum immer die Frage im Raum steht, ob Herr der Ringe oder Harry Potter, das eine ist ein klassisches Epos, das andere mehr so ne witchy Coming of Age Komödie. Mag beides Fantasy sein, aber halt so, wie voll das verstörende Sozialdrama mit einem seichten Kostümfilm zu vergleichen, kann ja auch beides Drama sein, aber es sind im Endeffekt dennoch die unterschiedlichsten Genres. Ob Harry Potter oder Herr der Ringe hängt also sicherlich auch von der generellen Stimmung ab. Und davon, wie viele drei Stunden Kurzfassungen es wohl braucht, bis der Film fertig ist 🥲 Und man ihn endgültig beurteilen kann.

          Magie kommt hier und da durchaus auf, doch viele der Längen finde ich mehr als unnötig. Diese zähen Dialoge und zu 80% gar nicht mal so spektakulären Kämpfe. Viel trashiger CGI. Die Landschaftsszenen und alles, was so bildgewaltig ist, nehme ich noch dankbar an, aber Manchanderes musste in der Ausführlichkeit für mich echt nicht sein. Also an der Stelle Respekt an alle, die Die Gefährten in der Extended (Extended) Version gesehen haben. Würde mir eher wie mein neues Idol Gandalf so ein fünf Meter Flammengespenst mit winzigem Kopf zutrauen, als diesen Cut auszusitzen.

          Es steckt viel Liebe im Film, auch in diesem Hobbit-Dorf und so, das ganze Handwerkliche. Aber mir ist er im Endeffekt echt zu langatmig bis langweilig geraten und zuviel von all dem, was man halt schon so kennt, Warlords, Elfen dies das. Behaarte Füße ok, aber sonst gefühlt nicht das Rad neu erfunden. Und etwas zu Hollywood ist es mir wie gesagt. Nicht nur in puncto Schauspiel, sondern auch dieser Hochglanz-Look und der übermäßige, oft gar nicht mal so gute CGI-Einsatz. Dieses Amerikanische ist ja schön und gut um so einen Stoff episch zu machen, aber das Organische ist bei einer solchen Saga genauso wichtig. Vielleicht hätte man in dem Fall mehr Leute mit verschiedenen Stärken in's Team holen sollen, vielleicht noch einen Briten, Schweden oder so. Zumal ja auch dieses Nordische da her kommt, das wäre vielleicht noch ein weiterer guter Grund. Und wie gesagt zu dünn, vorhersehbar, 08/15 war es insgesamt. Über die Grundidee hinaus nicht so die Überstory bisher, wenn auch ganz nett. Sehe die Stärken beim Handwerklichen.

          Also es war mal wieder sowas, wo ich nicht ganz begreife, warum ihn alle so in den Himmel loben. Genau wie mit Titanic, Schindler's Liste, dem Paten uvm. Gibt einfach Filme, die durchaus gut sind, aber wo sich mir der Hype nicht erschließt. Aber immerhin war er besser, als ich gedacht habe. Mal schauen, wie es nun weitergeht.

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          • 6 .5
            pabloundtrish 05.02.2024, 14:44 Geändert 06.02.2024, 01:40

            Finde den Film ein bisschen overhyped, aber habe auch keine besondere Bindung oder sie vergessen. Einmal stelle ich die politische Kompetenz des Bergherrn sehr infrage. Hier in der Stadt findet er mich ja nicht:D

            Wie er gleich jemandes Geschäft ruiniert, weil der nicht an ihn glaubt, aber andererseits auf die hört, welche ihn mit seinem Namen verspotten. Und wie wild er sein Pferd auspeitscht, aber einen anderen genau dafür bestraft. Das kleine Kind will er in's Bergwerk verschleppen, nur weil es sich mit seinen Eltern gestritten hat. Und immer diese Schadenfreude dabei.

            Schon ne ganz schöne Propaganda, ausgerechnet Rübezahl wie die ausgleichende Gerechtigkeit zu portraitieren. Auch wenn er natürlich wie jeder ein paar Leute hat, zu denen er nett ist, steckt durchaus viel Aggression und Willkür in ihm. Ich kann nicht sagen, ob es im Originalmärchen auch so ist, in dieser Version jedenfalls wirkt er selber sehr menschlich mit guten und schlechten Seiten. Genau wie er es bei den Menschen kritisiert und sogar extra deswegen nach 999 Jahren seine Höhle verlässt.

            Zudem möchte der Film leider nicht, was er noch anfangs bot. Diese witzige, doch auch leicht imposante Mischung aus Hagrid, Godzilla und Gott wird unter anderem aufgrund der Menschengröße zum obligatorischen 08/15 Helden in Strumpfhosen der 50er und auch Kamera und Montageschnitt verhalten sich nach der Einleitung sehr langweilig.

            Es sind mehr aufeinander folgende Ereignisse, als dass sich wirklich ne Geschichte aufbauen würde, was ja an sich nichts Schlechtes sein muss. Doch weiter sind die Szenen teils sehr lang geraten, obwohl es ein kurzer Film ist und obwohl ich ausführlich lieber mag, als gehetzt. Besonders hinsichtlich der Action-Szenen merkt man, dass sich der Film primär an junges Publikum richtet. Dies hätte wohl von einem runden Handlungsstrang kompensiert werden können.

            Trotzdem passiert natürlich viel, Rübezahl ist durchaus ein ziemlich reichhaltiger sowie unterhaltsamer Film. Und ganz hübsch, schöne Trachten und Natur, alles schön altmodische Dorf-Idylle. Noch recht vernünftiges Deutsch wird gesprochen. Teilweise wirkt der Film ein bisschen spießig / vermufft, aber es ist noch im Rahmen.

            Handwerklich in Sachen Spezialeffekte, Requisite etc. ist es natürlich Low Budget, aber umso kreativer. So wie ich es am Liebsten mag. Und sogar die Schauspieler sind für das "Genre" erstaunlich gut. Alles in allem ist er immerhin mittleres Popcorn-Kino, was sich mit abgeschaltetem Hirn durchaus genießen lässt.

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            • 10

              Mein neuer Freund und Ulmen TV sind immer wieder ein Genuss. Auch wenn wie immer bei Reality sicher auch da einiges gestellt ist, merkt man, dass Christian Ulmen viel Improvisationstalent zeigt. Nebst einem einzigartigen Humor, der sich nicht viele Grenzen setzt.

              Während gefühlt 99% der Comedians es nichtmal schaffen, sich einen eigenen Promi zum imitieren zu suchen, sondern als Tausendster auf einen besonders leichten / dankbaren Zug aufspringen und das nichtmal gut, erschafft er ganz neue glaubwürdige Charaktere. Die er bis in's Detail verkörpert, dass sie, obwohl sie alle wie er aussehen, völlig verschiedene Personen sind.

              Ich finde, dass es bei den meisten, auch bei Giermann, ein Stück weit andersrum ist. Da steckt immer noch relativ viel von der eigenen Art in jeder Rolle. Und bei Ulmen irgendwie gar nicht. Der ist ein richtiger Ausnahmeschauspieler und -Entertainer. Und diese Sendungen waren noch ein richtig schönes Fernsehprogramm.

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              • 6
                pabloundtrish 20.01.2024, 20:55 Geändert 21.01.2024, 13:15

                So sehr ich jetzt auch nicht wirklich was gegen den habe, bin ich doch schon ein bisschen überrascht, dass das soo ein Community-Hit ist, auch wenn ich mag, dass er sich dieses Themas annimmt. Und ihm insofern den Boom auch gönne. Aber der ist in mancher Hinsicht schon ziemlich trashig, muss ich sagen. Relativ typische ÖRR-Produktion.

                Zunächst mal die inhaltliche Umgangsweise. An mindestens drei Stellen wird die Problematik Deutschland in die Schuhe geschoben, so heißt es beispielsweise "Ehrenmord, willkommen in Deutschland".

                Und das Ding ist, ARD/ZDF meint das wirklich so. Und glaubt das vermutlich sogar wirklich so. Wer kennt sie nicht, die typisch Deutschen Ehrenmorde? Das ist halt immer dieser missratene Charakter des Öffentlich-rechtlichen; niemand verdankt dem Land so viel, wie der ÖRR und gleichzeitig ist ihm niemand so undankbar. Es geht nichtmal zu irgendeiner Sekunde um Deutschland, da wird (mal wieder) ein ernstes Thema als Bühne für den persönlichen Geschmack missbraucht. Was Deutschland verbessern würde, wären auf jeden Fall mal bessere Filme, besonders von ARD und ZDF. Fangt doch mal so an 😉

                Also an Stelle der Ermordeten würde ich mich da nicht ernst genommen, geschweige denn gewürdigt fühlen. Wenn die Tat so verdünnt / verallgemeinert wird.

                Selbes gilt dafür, wie neutral die schwerkriminelle Denkweise der Täterfamilie begründet wird, teilweise fast schon wie eine Ausrede wirkend. Und selbes gilt für die Feigheit, das juristische Fehlurteil wie etwas darzustellen, das einfach passiert, statt wie den Skandal, der es ist. Zudem werden Aynur teilweise Gedanken und Meinungen in den Mund gelegt, was ebenfalls vielleicht nicht die sensibelste Art ist. Auch wenn das alles so ein bisschen ihr gutes Herz betont, die Story wird ja aus ihrer Warte geschildert, aber es hat ein Geschmäckchen.

                Ich weiß einige schöne, inspirierende Sachen über den Islam. Man wirft kein Essen weg, sondern verschenkt es, man hält sich sauber ohne Genussmittel und Drogen, fastet sogar, heißt ungebetene Gäste willkommen, zumindest Juden und Christen, und begegnet den Mitmenschen mit netten Worten etc. Soweit ne prima Sache. Nicht meine Religion, aber ich mag und unterstütze, wenn jemand überhaupt spirituell ist.

                Aber man muss doch mal in aller Deutlichkeit festhalten können, dass es sehr wichtig ist, dass hier in Deutschland Frauen dafür dass sie ne eigenständige Person sind und selber bestimmen hinzurichten definitiv nicht der richtige Weg ist. Man muss ja nicht unsensibel sein, aber zumindest straight. Wenn was faktisch dermaßen verkehrt läuft. Kriegt der Film einfach nicht hin 🥴 Manchmal wirkt er wie das, was er zu kritisieren versucht. Einfach ein bisschen unfrisch und gleichgültig, mitten in dieser Notfallsituation. Teil des Problems ist ja das diplomatische Verhalten der Polizisten, der Sozialarbeiterin und so, aber so guckt sich eben auch das Werk.

                Es ist ein typischer Erklärfilm durch die ÖRR-Brille. Ich bemängele, wie krampfhaft man einen Bogen um einen ordentlichen Appell macht und bezweifle, dass auf diese Art große Sprünge in der Sache gemacht werden. Aber es ist freilich allemal besser, als es unter den Tisch zu kehren. Und selbstverständlich wertvoll, vielleicht sogar ein bisschen mutig. Viele Filme gibt es darüber sicher allgemein weltweit noch nicht.

                Leider kränkelte man unter den üblichen Baustellen. Steifes Acting, Praktikanten-Dialoge, fetzenhafte Episoden, alle zehn Minuten irgendein GEMA-Lied aus den Top 10. Wenigstens hat Almila Bagriacik ne schöne und zur Abwechslung nicht unverständlich genuschelte Erzählstimme. Und auch spießig ist der Film nicht. In ein paar Punkten scheinen die sich langsam unsere Kommentare doch zu Herzen zu nehmen 🥳 Aber Trash ist es trotzdem.

                Auf die Ansage hin, dass sinngemäß extra für das ganze primitive Deutsche Nazivolk Türkisch auf Deutsch übersetzt wird, folgt der Film dann doch zur Hälfte auf Türkisch und bis man versteht, dass die ganzen random Fotos und Videos zwischendrin die echte Aynur sind, welche halt völlig anders aussieht, ist auch gefühlt der halbe Film rum.

                Und auch auf der Gefühlsebene der Charaktere war wenig los, wie gesagt mehr so ein Erklärfilm. "Ich gehöre ihm", auch ein Deutsches Frauendrama aus der Zeit, man erkennt vom Titel her ein Muster, finde ich mitreißender.

                Dennoch weist er glücklicherweise zahlreiche Stärken auf. Die Story ist weitgehend stimmig und die Erzählweise stark. Zum Beispiel, dass man gleich zu Beginn das meiste erfährt, verleiht dem Film Tiefe. Auch als Beitrag zum Drama-Genre funktioniert Nur eine Frau ganz gut, er beschönigt an sich nichts und geht ziemlich zur Sache. Für einen narkotischen und aufgefüllten Film ist er recht reichhaltig und kurzweilig. Etwas Schwung hat er schon, so halb. Insgesamt gar nicht so schlecht.

                Mich bewegt der Film vor allem, weil ich seit zwanzig Jahren ganz in der Nähe der Drehorte wohne, vielleicht so 15 Minuten Fußweg. Da frage ich mich ganz unwillkürlich, ob unter den Türkinnen, mit denen ich so zu tun hatte und habe auch solche Aussteigerinnen sind, die einen vergleichbaren Kampf zu kämpfen hatten. Vielleicht auch unter denen, mit denen ich mal sehr eng war. Und ob meine Freunde, die aktuell zum Islam konvertieren, wohl in sowas reingeraten könnten. Und ob manche der übermütigen Jugendlichen, welchen man hier in Berlin immer so begegnet, sich in die sogenannte Familienehre zu sehr reinsteigern bzw. zu sehr hineingezogen werden. Und lauter solche Sachen.

                Das gibt einem mal auf jeden Fall ein bisschen was zum Nachdenken. Aus Erzählungen kenne ich solche Strukturen natürlich, auch von Zeugen, die ein bisschen in sowas drinstecken, zwar keinem Ehrenmord, aber halt solch einem Konservatismus. Doch es mal zu sehen, ist definitiv was anderes.

                Man bekommt ja fast immer nur die positiven und modernen Muslime mit, da die anderen ne ziemlich abgegrenzte Parallelgesellschaft sind. Dieser alles in allem doch ziemlich glaubwürdige Einblick hinter die Kulissen macht mir hingegen schon Gänsehaut. Vor allem diese Absurdität an sich, denn das guckt sich halt echt, wie wenn Christen rumlaufen und versuchen würden, alle davon zu überzeugen, dass Rosenkohl dämonisch ist. Einfach tausend Jahre zurück im Denken.

                Sprich, dieser Film ist soweit schon in Ordnung. Auch hier kann ich wie bei meinem letzten Kommentar wieder sagen, für diese Schiffsladung Red Flags - ÖRR-Film, aggressiver Prime-Vorschlag, jünger, als fünf Jahre,.. ist er überdurchschnittlich. Sogar durchaus ne Empfehlung. Wirklich gut ist er dennoch nicht und auch nicht das, was ich persönlich unter einem richtigen Film verstehe. Er kriegt nicht grade 7,5 Punkte von mir, wenn ich so drüber nachdenke jedoch durchaus überwiegend meine Sympathie.

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                • 6 .5
                  über Piggy

                  Ging erstmal vielversprechend los, ich dachte, es wäre ein tiefgründiger Mobbing-Rachefilm, der gut zur Sache geht. Als es dann doch sehr ruhig blieb, gewöhnte ich mich noch schnell um, wägte mich in einem Thriller mit ungewöhnlicher Lovestory. Atmosphärisch stellenweise wie Sleep Tight. Dann dachte ich so hmm ok, wohl doch mehr ein Indie-Filmchen. Trotzdem neugierig, wie es sich entwickelt.

                  Und dann rutschte er richtig ab. Erst zog sich das Ende ewig und wurde ein bisschen nervig, dann wurde es ziemlich unbefriedigend aufgelöst und dann auch noch nicht wirklich abgeschlossen, aber auch nicht offen gelassen, halt einfach so ein hingerotzter Schluss.

                  Aber es sind auf jeden Fall einige kleine Ideen dabei, filmisch ist auch alles gut umgesetzt. Ganz großartiger Cast, der beste, den ich in der letzten Zeit gesehen hab. Piggy ist durchaus was Eigenes und Anderes und macht immer mal wieder Spaß, aber blockiert sich auch selbst durch die recht dünne Story und die Längen. Immerhin für einen 2020er Film überdurchschnittlich.

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                  • 7
                    pabloundtrish 16.01.2024, 18:18 Geändert 16.01.2024, 19:13

                    Keine Ahnung, ob ich alt werde bzw. mittlerweile einfach zu viele Disney-Erfahrungen solcher Art zähle. Oder ob es objektiv kitschiger Trash ist. Oder beides.

                    Es ist auf jeden Fall neu, dass ein Film dieser Art sogar mir stellenweise zu teenie- bis kleinkindhaft und zu sehr rein für den US-Markt ausgerichtet ist. Hatte zu Descendants keinen richtigen Zugang, zumindest nicht ohne mitzumachen. Kann überhaupt nicht einschätzen, ob mir dieser Film zu meiner Teeniezeit mehr zugesagt hätte, als jetzt.

                    Manches funktionierte gar nicht, manches andere lediglich oberflächlich als Stimmung. Die Bösen hatten mehr Angst vor mir, als ich vor ihnen. Die Love Story hätte gerne ein bisschen intensiver ausfallen können, so süß die beiden an sich auch sind.

                    Optimal zünden wollte es also leider nicht. Descendants schaut sich länger, als er ist und enttäuschte mich in der einen oder anderen Hinsicht. Und doch finden durchaus einige Ideen und nette Choreos statt.

                    Der Inhalt selbst folgt stark einem vertrauten Schema, die Songs wiederum bedienen sich sogar stark an Etlichem, gar nicht mal nur bei Disney selbst. Aber manche der Songs gehen dennoch fit und einiges an Kostümen und Kulisse ebenso.

                    Wenn man will, bringt der Film einem gute Laune. Die Kids machen halt echt einen hervorragenden Job. Allen voran Dove Cameron als Mal, um welche sich das Meiste dreht. Wobei Cameron da bereits um die 20 war und nur das Spielalter 16, aber das schmälert diese Leistung, einen solch umfangreichen Cast an die Wand zu spielen, ja nur wenig. Also ich finde, im Endeffekt sind die "Teeniedarsteller", nochmal besonders Mal, das, was den Film trägt.

                    Die Botschaft, dass man nicht böse sein muss und nichts für seine Verwandtschaft kann, finde ich an sich sehr stark. Auch wenn Disney sie nicht optimal umgesetzt bekam. Übertrieb wie gewohnt mit dem Zeigefinger^^ Trotzdem wertvoll.

                    Dschafar, Malefiz und co., ob als Leute oder Drache, sind mir leider sowohl vom Look, als auch vom Acting her, zu billig, was mich persönlich schon etwas störte.

                    Hingegen so schlecht, dass es schon wieder gut war, war dieses stumpf einfach überall lauter random Disneykram ohne Sinn und Verstand reinklatschen und das dann auch noch zu erklären. Und immer diese ganzen Schurken- und Heldenklischees. Schon witzig.

                    Long story long, mir reicht die erste Sichtung nicht, um recht zu wissen, was ich von dem Film halten soll. Deswegen bewerte ich ihn einfach mal positiv :-)

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                    • 7 .5
                      pabloundtrish 15.01.2024, 23:22 Geändert 16.01.2024, 00:22

                      Geht eigentlich relativ ernüchternd los, als typischer 80s Trash. Wenn auch bereits mit ein paar Stärken. Schön atmosphärische Szenen, toller Soundtrack, solider Unterhaltungswert und natürlich nicht zuletzt Van Dammes beeindruckender Signature-Spagat in zahlreichen Variationen.

                      Leider war es mir auf der anderen Seite für das Versprechen "Eine wahre Geschichte" viel zu wenig Stimmigkeit sowie Story an sich.

                      Und mit den Schauspielqualitäten braucht man gar nicht anfangen. Bolo Yeung als Antagonist Chong Li kann man trotz der ganzen Grimassen manchmal noch zusehen, aber die anderen alle, inklusive Van Damme und Forest Whitaker, sind darstellerisch Trash sein Urgroßonkel.

                      Die Sportart ist Vollkontakt. Das hörte ich als Laie zum ersten mal. Scheinbar ein altes Wort für MMA oder zumindest was Ähnliches, nach dem wilden Stilmix zu beurteilen. Die Arena ist zwar traditionell Asiatisch gestaltet und als Aufnahmeritual oder Maßstab werden wie beim Karate oder Wing Chun Steine zerschlagen. Dennoch kämpft jeder seine eigene Kampfsportart. Es guckt sich, wie wenn man Tekken oder Street Fighter spielt, aber der Endboss macht auf Mortal Kombat 😅🤔

                      Van Damme als Frank Dux wurde für den Film übrigens vom echten Frank Dux trainiert. Der wohl unter anderem was mit Ninjitsu zu tun hat.

                      Alles schön vielfältig, wenn man erstmal versteht, dass es thematisch in Richtung MMA geht. Prima Filmstoff. Aber die Kämpfe hätten gerne ausführlicher, intensiver und teilweise echter umgesetzt werden können. Oder mit mehr Kontext. So zündet leider beides nicht ganz, weitgehend leere wirre Handlung im Wechsel mit größtenteils angedeuteten Kämpfen.

                      Die ganze Zeit über war der Film gar nicht mal so schlecht, aber mit Luft nach oben. Dann jedoch kam ganz unerwartet noch ne Wendung, die für mich Einiges rausreißt / aufwertet.

                      Der Film bewirkt, was er bewirken möchte. Und nicht nur die unfreiwillig komischen, sondern genauso auch die gelungenen Momente bleiben einem in Erinnerung. Insofern relativ schwer zu bewerten. Insgesamt ist es vielleicht kein Film, aber ein guter. Ich kann verstehen, dass manche ihn immer wieder gucken. Bin trotz der Ecken und Kanten gut auf meine Kosten gekommen.

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                      • 9

                        Nachdem der Film erstmal lange gebraucht hat, um in IMDB eingetragen zu werden, was ja die Basis für's Mitmachmodul ist, und dieses dann im Corona-Urlaub war etc., ist es uns jetzt endlich gelungen, ihn hier einzutragen. Ich erinnere mich nicht mehr an jedes Detail und viel kann man eh nicht verraten, ohne zu spoilern. Aber es ist jedenfalls ein sehr spannendes und bewegendes Werk und auch gut gemacht. Anzugleute versuchen einen letzten Ureinwohner aus dem Wald zu locken, der wiederum versucht, drin zu bleiben. Sehr starkes Arthaus-Drama, was unter dem Titel "Der Kopfjäger" in Prime enthalten ist.

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                        • 8
                          pabloundtrish 11.12.2023, 13:23 Geändert 11.12.2023, 15:32

                          (Spoiler)

                          Herausragend als Gesamtkunstwerk, vor allem, was die Maske und Kameraarbeit betrifft. Aber auch das Setting und Acting. Musik vielleicht ein wenig dominant und 08/15, aber wenigstens liebevoll extra auf jede Szene zukomponiert und partiell recht wirksam. Also wenn man sich das erste Drittel anschaut, geht es schon in Richtung perfekter Film. Viel Sogkraft sowie Abenteuergefühl inklusive. Teilweise sogar relativ intelligent und spannend.

                          Aber dann pfuscht das Drehbuch doch ziemlich rein. Heston lässt sich abwechselnd von einer Person überwältigen und überwältigt dutzende, wie es gerade zweckmäßig passt. Wobei es klug gemacht ist, dass er im ersten Moment, in dem man nicht mehr darauf wartet, zum ersten mal wieder spricht. Gut gemachter Effekt. Wenn ich das richtig verstanden habe, werden die Orang Utans als Pavianärsche bezeichnet, was wiederum auch irgendwie willkürlich ist. Dann haben die Affen ihre ganz eigene Religion, um welche aber auch der Teufel und die Evolutionstheorie Erwähnung finden. Und der ganze Planet besteht aus zwei Bezirken, wie das Land bei König der Löwen. Der zwielichtige heißt sogar fast genauso, nämlich verbotene Zone.

                          Keine Ahnung, wie solch ein winziger Zwergplanet bewohnbar sein kann bzw. stellt sich dann ja sogar raus, dass es die Erde ist. Da war dann, außer, dass es immerhin ein überraschendes Ende ist und zudem ganz gut verkauft, aber auf der Ebene, alles vorbei. Stellenweise kann man sich das zwar alles zurechtdrehen, wenn man will, aber es ist nicht cool, dass man das muss. Und wenigstens die Option, dass davon nichts stimmt, bleibt ja auch im Raum stehen. Der Anfang war noch fesselnd, mit jahrtausende alten Menschen und so, ging ziemlich einzigartig los. Aber im Endeffekt ist es doch ne sehr konfuse und verdünnte Mischung aus Der phantastische Planet und Animal Farm.

                          Von ein paar Gimmicks abgesehen wirken die Affen wie eine reine Parodie auf den Menschen. Was mir genauso unwahrscheinlich vorkommt, wie die Wohnräume, die sie sich da erschaffen haben und dass es lediglich drei Affenarten gibt. Die Orang Utans als Chefs, eine Schimpansenfamilie rebelliert, schon ein bisschen was los in der Affenwelt, aber jetzt auch nicht weniger einheitlich, als jeder Kiosk an der Ecke. Also teilweise sehr Film als Medium, sehr ungeschliffen. Und ne doch ziemlich entspannte und sich wiederholende Erzählweise, wie sie zu Beginn noch Stärke war, aber einen dann später ab und zu verliert, respektive leicht unterfordert. Auch war auf der Menschenseite schnell klar, wer von denen Charlton Heston ist. Halt der einzige Character mit Profil.

                          Aber als Auftakt einer Reihe fand ich Planet der Affen durchaus stark. Und um Längen besser, als ich das Burton-Remake in Erinnerung habe. Paar gruselige Details bietet er, wie, was sie den Menschen alles raus- und wegoperieren wollen. Und überhaupt das Verschwörungsthema. Stellenweise überraschend substanzhaltig. Und ich mochte, wie sich da alle so ehrlich und direkt die Meinung gesagt haben und dass die Sätze teilweise sehr ausführlich ausfielen. Und typisch für so alte Abenteuerfilme diese epischen Landschaften.

                          Also ein sehr natürlicher und ausführlicher Film aus der guten alten Zeit. Mit 1A Atmosphäre. Kein überzuckerter Imax-Käse für ein Publikum von zehn bis zehn Jahren, sondern schon was relativ Vernünftiges, wo sichtlich viel reingesteckt wurde. Wenn auch spürbar zu wenig Biss in die Montage und zu wenige Einzelheiten und Stimmigkeiten in's Drehbuch. Vom Erlebnis her war es für mich ein bisschen mehr auf der 8, als auf der 7.5. Summa summarum absolut einer der besten Abenteuerfilme.

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                            (Spoiler)

                            Erst sucht Brahim seine Ruhe und wirkt dann immer verlorener. Leute machen sich Sorgen um ihn. Mit seinem Handy ist irgendwas. Dann wird er beleidigt, bedroht, angemacht. Dann soll er einen Knüppel in den Mund nehmen. Dann soll er wiehern wie ein Pferd. Dann wird er draußen in der Wildnis geschändet und verkloppt, in der besoffene überdrehte Jungs Dynamik. Er versucht abzuhauen, wird aber wieder eingefangen. Der Jüngste macht letztendlich auch mit und wird von allen dafür besonders gefeiert. Und der Film ist in Teilen aufgebaut, die sich voneinander abspalten. Richtig, leider ist Animals eins zu eins bis in die Details nur eine ausgedünnte Kopie von I Spit On Your Grave. Der ja auch schon ein Remake ist.

                            Im Gegensatz dazu bleibt man hier aber eher an der Oberfläche. Ja, die Wendung kommt sehr überraschend, das ist noch positiv zu erwähnen, aber sonst fehlt einfach jegliche Handlung. Der Schlussteil ist z.B. an sich gut gemacht, wie man die ganze Zeit den Mörder begleitet, wie er es verarbeitet, aber irgendwie erwartet man eher, dass da noch rauskommt, woher die beiden sich kannten. Oder dass was anderes noch passiert. Keine Ahnung, wozu stattdessen diese random Lovestory und überhaupt die ganzen Details, dass sein Vater heiratet usw. Die ganzen komischen Füller zum Schluss.

                            Außerdem ist der Film affig überzeichnet. So eine es streitet sich einfach mal überall jeder mit jedem Dramaturgie. Und die ständige Hysterie, die Wackelkamera, die ganzen orientalischen Volksmusik-Oldies in voller Länge, die ewigen Pausen, alles ist schon ziemlich nervig. Die gesamte penetrante Machart.

                            Überdies ist der Hauptdarsteller nicht überzeugend, zumindest nicht als Mobbingopfer. Immer abwechselnd ist er komplett leblos und hellwach und bärenstark, aber nie was dazwischen. Keine Entwicklung, nichts. Sein Acting kommt einfach nicht realistisch rüber, als würde er wirklich fertig gemacht werden.

                            Die Botschaft ist wiederum vernünftig, man soll niemanden mobben und nicht homophob sein. Offenbar beruht es auch auf wahren Begebenheiten, wenn ich die Widmung im Abspann richtig interpretiere.

                            Die ausführliche Erzählweise macht die Macken da, wo sie nicht allzu ausführlich ist, ein bisschen wieder gut. Es kommt stellenweise sowie in der Nachwirkung schon relativ unangenehm / verstörend rüber. Wenn auch längst nicht so, wie beispielsweise bei Angst.

                            Ich hab mir mehr von Animals erhofft, aber er hätte auch schlechter sein können. Man sieht halt Jungs dabei zu, wie sie in Spielfilmlänge jemanden verkloppen und sich dabei auf Handy aufnehmen. Wenigstens kein Mainstream-Film. Er hat ein paar Stärken, die aber nicht ausgefeilt genug sind und / oder von den Schwächen ruiniert werden. Trotzdem vielleicht mal einen Blick wert. Wäre das Thema nicht so vielversprechend und ich mit niedrigeren Erwartungen rangegangen, dann hätte ich vielleicht mehr von diesem Filmchen gehabt.

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                              pabloundtrish 24.11.2023, 20:11 Geändert 24.11.2023, 20:23

                              Der ist zwar keine Über-Realverfimung wie etwa Batman oder Blade, wo viele Leute nur diese kennen, teilweise sich für alles andere nichtmal interessieren.

                              Aber im Rahmen fast aller Liveaction-Remakes (die wiederum nicht mehr sind, als sie sind) ist Tim und Struppi offenbar das einzige, was beide Grundvoraussetzungen erfüllt: Gleichzeitig sieht er genau wie im Comic aus und zumindest für so spezielle Charaktere realistisch. Aufgabe erfüllt, Vorlage zum Leben erweckt.

                              Besonders gefiel mir die Performance von Kapitän Haddock, aber auch Schultze und Schulze, Bianca Castafiore und Professor Bienlein waren ein Fest. Die ganzen liebenswerten Sonderlinge. Echt schön, das mal so zu sehen, das fand ich fast besser, als die Zeichentrickfilme. Oder zumindest mal was erfrischend anderes.

                              Zudem noch ausführlich in Spielfilmlänge und in einem echt traumhaft schönen Setting, glaub Andalusien der 60er. Alles liebevoll handgemacht, Requisiten, Kostüme, Musik, der ganze Film ne schöne alte Low Budget Bastelei.

                              Bildtonqualitativ ein bisschen angestaubt vielleicht, aber ist noch im Rahmen, wenn man in Stimmung dafür ist. Ich fand das jetzt nicht störend, vor allem, da der Film insgesamt ja sehr hübsch ist.

                              Aber auch recht viel Gewusel dominiert dieses Event, zwar auf einem relativ hohen Slapstick-Niveau, ganz akrobatisch, sehenswertes Timing, einige Ideen - aber schon wuselig. Story ganz nett, orientiert sich an Emil und die Detektive. Zieht sich jedoch und ist auch nicht so reichhaltig / setzt summa summarum mehr auf Unterhaltung, als Spannung. Man richtete sich an eine junge Zielgruppe.

                              Der erste Film soll wohl besser, als dieser zweite sein und das glaube ich gerne. Es gibt durchaus Luft nach oben. Aber Spaß machte er. Durchaus ein ganz guter Film, der scheinbar häufig schlechter geredet wird, als nötig. Von mir ne klare Empfehlung.

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                                pabloundtrish 23.11.2023, 06:19 Geändert 23.11.2023, 06:26

                                Der Film übertraf meine Erwartungen extrem! Jetzt erstmal finde ich ihn sogar stärker, als den ersten Teil. Was sich aber auch irgendwann wieder ändern könnte, denn es sind zwei ganz verschiedene Filme, die sich schwer miteinander vergleichen lassen. Beide haben so ihre Stärken.

                                Man hat gleich drei hervorragend gecastete und gespielte Charaktere: Sierra, Art the Clown und dessen Komplizin, die nicht jeder sehen kann. Der Junge macht auch einen guten Job, man könnte den an vierter Stelle auch noch erwähnen.

                                Dazu selten gute Spezialeffekte, die mal echt authentisch wirken. Etwas CGI ist offenbar auch dabei, aber auch die authentisch umgesetzt. Dann gut gewählte Schauplätze. Und selbstgebastelte Sets, wie den Burger-Imbiss. Zudem auch krasse Kostüme.

                                Und relativ viel Story, jetzt neuerdings mehr in die Mystery-Richtung. Und damit sind längst nicht nur die absurd übernatürlichen Kräfte von Art gemeint, sondern es geht inzwischen stark in Richtung Horrormärchen, was sich so eigenartig aufeinander aufbaut und miteinander verschwimmt. Irgendwie auch ner völlig eigenen Logik und nem eigenen Montagerhythmus folgt, was hier mal was Gutes ist. Sowie eben ein ganzes Ideen-Feuerwerk, das nie langweilig wird. Wo er die Candy an der Tür verteilt, wo er sein Dinner macht und sowas. Sehr unterhaltsam auch.

                                All das sind so Sachen, die ich von einem guten Film noch nicht einmal erwarten würde. Und schon gar nicht von solch einem Genrefilm. Also man kann echt sagen, der ist nahezu perfekt.

                                Auch, dass er gut zur Sache geht und sogar versucht, Grenzen zu überschreiten, wie beispielsweise, dass unter den Opfern jetzt ein Kind ist, finde ich in diesen Zeiten der exponentiell zunehmenden Zensur und Ausglättung erfrischend. Wenn Splatter, dann doch gerne richtig.

                                Sierra in ihrer Rüstung bringt noch so nen leichten Erotikfaktor ein, ich musste an Akasha aus Königin der Verdammten denken. Wie sie sich da durch die Menge im Club schlängelt. Ich liebe diese Kombi immer, das Blutige und das Anmutige sind schöne Gegensätze.

                                Und auch gefällt mir sehr gut, wie der Film sich nicht nur vom Konzept her an sich, sondern zum Beispiel auch musikalisch und bei Vor- und Nachspann zu seinen klassischen Vorbildern aus den 80ern bekennt. Ohne wie ein Abklatsch zu wirken. Mehr wie eine Fortsetzung der Tradition, mit heutigen Mitteln. Ein großes Kompliment, ich weiß, aber verdient.

                                Die Produktionskosten werden auf unter 250.000$ geschätzt. Mich beeindruckt schon Rob Zombie, wie er aus einer Million was soviel Krasseres als so einen kack 08/15 Marvel Plastikfilm, der hunderte Millionen kostet, erschafft. Jetzt kommt einfach Damien Leone und erschafft hier was NOCH Krasseres mit nochmal einem Bruchteil der Optionen. Da sieht man wieder, häufig ist es die Not, die erfinderisch macht und andersrum, der Überfluss, der in der Dekadenz erstickt.

                                Ich finde grade so mit Billigkamera und alles handmade wirkt ein Film glaubwürdiger / organischer, als wenn man ständig neue Farbfilter, Objektivreliefs und sonstwas raufklatscht, alles noch so und so ausleuchtet und bla. Das kann sicherlich auch geil sein, aber ist es so gut wie nie. Oft ist da weniger mehr. Weniger kaufen, mehr machen. Wenn man nicht zuletzt in diesem blutigeren Bereich an so Low Budget Perlen wie Saw oder I Spit On Your Grave denkt. Einfach die geilsten Filme.

                                Ich bin auf jeden Fall begeistert und beruhigt, dass solcherlei Kunstwerke wie Terrifier 2 noch erschaffen werden. Dass es noch richtige Filmemacher gibt, die nicht des Geldes wegen ihr Ding machen. Und absolut verdient umso mehr performen - dieser hier spielte wohl das Sechzigfache seines Budgets ein. Finde, das ist das Mindeste. Dieses kränkelnde Filmjahrzehnt, mal die Schablone, mal die andere, mal keine Ahnung was noch für ein Krampf, braucht nichts, als genau solche Helden, die wieder die richtige Richtung vorgeben.

                                Aber ein paar kleine Schrammen hat der Film schon. Manche Nebendarsteller, vor allem die Freundin im Auto, fand ich ein bisschen nervig. Und vielleicht auch den Schluss ein bisschen ausgedehnt. Die Anspielungen an Teil eins überluden den ohnehin schon vollgepackten Film ein wenig, vor allem, da er rein gar nichts mit Teil eins zu tun hat. Wozu dann also die Anspielungen? Sowas hätte ich mir für einen späteren Teil aufgehoben.

                                Zudem ist echt ein bisschen viel los. Man kommt zwar noch mit, aber ein bisschen wirr wirkt es teilweise schon, alleine durch das hin und her. Auch wenn ich das viel besser finde, als einen zu dünnen Film, muss man sicher ein bisschen in Stimmung dafür sein. Oder aber ihn öfter gucken.

                                Der erste Teil war noch mehr um den Clown gebaut. Passend zum Titel "Terrifier" ein Terror-Film. Rumstehen, Angst einjagen, irgendwas Hässliches treiben. Den Job übernimmt hier im Sequel mehr das Clown-Mädchen, was sogar noch grusliger, als Art ist. Trotzdem will man eigentlich viel von Art sehen und dass er wieder so ausführlich seine Show abzieht. Auch im Vorfeld, als Spannungsaufbau. Das kommt hier nun zu kurz. Der Film ist zu reichhaltig, um wirklich diese Zeit zu haben. Ein paar recht aufreibende Szenen waren dabei, z.B. da im Kostüm- (oder Deko?) Laden. Oder wo er bei ihr zum ersten mal klingelt. Der Film kann das schon auch. Aber halt längst nicht so gut, wie Teil eins.

                                Dafür ist er aber ne Menge Anderes und ein bunterer Genre-Mix. Und düsterer, sicher auch gröber. Genau so finde ich das richtig, weil so ergänzen sich die Filme und man kann sie besonders schön beide hintereinander als Filmabend gucken.

                                Bin hyped auf Teil 3 und gespannt, wie sich das noch weiter entwickelt. Zwei Treffer haben wir schonmal in Folge, vielleicht wird das wirklich eine der ganz seltenen perfekten Filmreihen, die keinen schwächelnden Teil haben. Werd nächstes Jahr mit großer Erwartung in's Kino gehen.

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                                  pabloundtrish 22.11.2023, 22:07 Geändert 23.11.2023, 01:13

                                  Der bockt nicht. Ich würde sogar sagen, dass diese Art Klischee-Fernsehfilm neben sowas wie Schweighöfer und sowas wie Tatort das ist, was dem Deutschen Film einen schlechten Ruf verpasst. Obwohl Deutschland eigentlich insgesamt bestimmt so unter den Top 20 der besten Filmländer ist, zumindest nach dem, was man in unserer Bubble beurteilen kann. Wahrscheinlich ist jedes Filmland top, wenn man erstmal ein paarhundert Filme von da sah, genau wie es von überall Schrott gibt. Aber Deutschland wird streng beurteilt, ist irgendwie nicht jedermanns Favorit.

                                  Und hier hat man halt ganz den Klischees entsprechend hölzerne Darsteller, Radiomusik als Soundtrack und irgendwie sieht jede Szene gleich aus. Mal spießig, mal cringe, mal ganz unpassend überdramatisch. Einen Cast wie aus dem Agenturkatalog, alles Prototypen. Und sogar modisch die ganze XXM-Palette von C&A bis H&M.

                                  So sehr mir all die Hektik bis Rücksichtslosigkeit in Neukölln auf den Keks geht, genau diese Einblicke in solch farb- und geschmacksneutral biedere Nichtigkeiten von nichts sind, was mich noch zögern lässt, an einen friedfertigeren Ort zu ziehen. So wie das hier auf den Magen schlägt, schlägt es dort vielleicht auf den Kopf.

                                  Ist schon ne süße Modell-Familie, alle meinen es gut miteinander und so. Aber als Teil von sowas würde ich mich nicht dauerhaft wohl fühlen.

                                  Diverse stotternde Journalisten sind mit dabei, die keinen vernünftigen Satz halb so textsicher sprechen, wie die nichtmal journalistisch arbeitenden Fünfzehnjährigen, welche von ihnen spontan interviewt werden. Was mittlerweile zwar auch die echten Medien teilweise realistisch abbildet, z.B. gestern erst sah ich ne sogar noch furchtbarere Reporterin. Bei Focus war das. Aber es spricht nicht für den Film oder dessen Auftraggeber.

                                  Am Schmerzlichsten von allem ist die hingebastelte "ich hab da mal ne Idee" Story, welche über die Grundidee hinaus der Inbegriff eines Konstruktes ist.

                                  Erstmal möchte man diese Mutter als die große Alltagsheldin portraitieren, die alles regelt und ihre Familie rettet. Eine zweite Marge Simpson. Indem sie allen das Handy mopst, Botschaft: jeder sei immer zu lange online.

                                  Tatsächlich hingegen richtet sie dadurch aber lediglich ne Menge Durcheinander an, Botschaft: man kann nie lange genug online sein. Hä? Ja, genau.

                                  Dann kommen erwähnte Journalisten, weil diese Mutter unglaubwürdiger Weise damit in einem ganzen Berliner Bezirk einen Trend gesetzt hatte. Ein Handlungsstrang, wie man ihn schon bei einem Kinderfilm billig finden würde.

                                  Ob, wie hier jemand schrieb, sich das kein Mann von seiner Frau bieten lassen würde, weiß ich nicht. Ich kann mir das durchaus gut vorstellen, bei genau solchen Männern, in solchen überbürgerlichen ZDF-Szenarien der heutigen Zeit. Ich glaube sogar, das kratzt nichtmal an der Oberfläche von was einige von denen sich so bieten lassen:D

                                  Aber ich stimme insoweit zu, dass der Film stellenweise allgemein überraschend viel Substanz / Reibung vermissen lässt. Ein anstrengend narkotisch fabrizierter Film.

                                  Dennoch hat er auch schöne Stellen, die sich gut anfühlen. Und nachdenkliche, die ein bisschen unter die Oberfläche gehen. Man versteht, wie er gemeint ist.

                                  Nur 24 Bewertungen, Durchschnitt "geht so", keinmal Lieblingsfilm, keinmal Hassfilm - damit habt ihr dieses Werk soweit schon perfekt beschrieben. Obwohl es Schlimmeres gibt, kann man ihn sich getrost schenken. Wobei er durchaus seine Fanbase zu finden scheint, aber für mich persönlich war das einer der unwichtigsten Filme, die ich in den letzten Wochen sah.

                                  Einerseits kann man dem Film zugute halten, dass er weiß, dass er nicht das Jahrhundertwerk schlechthin ist. Es gibt keinen Trailer, keine Reklame und nichts. Andererseits darf man ruhig dieses Prinzip an sich schwierig finden, dass Hauptsache immer in Bewegung irgendwas produziert wird, quasi um Lücken zu füllen. Ich würde mir allgemein wünschen, dass man sich höhere Ziele, als "geht so" setzt. Oder wenn schon nicht das, dann wenigstens niedrigere. So übelster Trash geht ja auch. Sowas wie dies hier langweilt mich.

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                                    pabloundtrish 22.11.2023, 19:54 Geändert 23.11.2023, 00:37

                                    Wer 2015 sehen wollte, wie es in den 2020ern um Filme bestellt sein wird, konnte sich damals einfach Pitch Perfect 2 anschauen. Da sind wir bereits in der tiefsten Woke-Hölle. In allen Details von A-Z und auch, was das übliche konsequente Desinteresse an echter politischer Korrektheit, an echter Vielfalt oder auch nur an der vermeintlich eigenen Ideologie betrifft 💸

                                    Unter PC versteht der Film offenbar, alle interessanten neuen Rollen außer der neuen Hauptrolle und ihrer Mutter (Peggy Bundy) mit Schwarzen zu besetzen. Quasi wie Disney es jetzt bei den sieben Zwergen macht - es so unengagiert allen Seiten recht machen wollen, dass man tendenziell eher alle Seiten disst.

                                    Snoop spielt mit. Der taucht ja seit es ihn gibt immer überall auf, quasi der Roberto Blanco unserer Zeit:D Neben Hip Hopper noch nebenberuflich Film-, Fernseh- und Reklame-Hopper. Manchmal, wie bei Davie504 auf YouTube bekommt man den Eindruck, er erarbeitet sich seine Blunts, aber in den meisten Fällen ist schon cool, was er macht. Und manchmal, wie auch hier (oder zum Beispiel auch in der HipHop-Folge von Monk), macht er dann sogar interessante kreative Musik. Für mich ist Snoop hier die am wenigsten überraschende aber gleichzeitig beste Nebenrolle. Sympathischer Dude.

                                    Key und Peele sind dabei. Was für Leute wie mich, die gerne US-Comedy/Standup gucken. Die beiden spicen dieses Werk so ein bisschen auf, interessanter Weise nicht gleichzeitig im Bild und ganz verschiedene Rollen.

                                    Und am Überraschendsten Obama und First Lady, damals noch mitten in der Amtszeit. Mit der Obama-Szene beginnt der Film, da dachte ich noch so ok schön, nette Geste von ihm, mitzuspielen. Aber später versteht man wie gesagt sein Interesse. Es ist ein Politfilm ohne einer zu sein oder anders gesagt (wenn auch recht ungeschickte) Propaganda. Finde es besser, Politik und Unterhaltung kategorisch wenigstens ein bisschen zu trennen. Für den absoluten Nobrainer, der PP2 zweifelsohne ist, denkt man automatisch zuviel mit. Passt zumindest in dem Maß irgendwie nicht zusammen.

                                    Wer von all den geklonten weißen College-Sunnyboys neu ist oder ob man die irgendwo her kennen sollte, weiß ich nicht. Die sehen gleich aus und tun zumindest hier in diesem Film über das Dekorative hinaus nicht viel Besonderes. Außer dem einen vielleicht, der an Fat Amy hängt / immer auftaucht, wo sie auftaucht. Aber auch sein Job ist damit eigentlich soweit erklärt. Alle kenough.

                                    Also auf viele Quoten-Schwarze wurde Wert gelegt, das ist das eine Hauptthema. Wenn auch nicht ohne sich dabei Mühe zu geben / Gedanken zu machen, das muss man nebenbei positiv anmerken.

                                    Das andere Hauptthema ist Feminismus. Aber weder der gute, der sich für Frauenrechte engagiert, noch der schlechte, der in Richtung Männerhass geht, sondern halt dieser ganz affige mainstream-woke ausgeglättete. Diese prinzipielle Geschlechterkampf-Mentalität, welche so wirkt, als wären einige nur dabei, weil sie quasi weibliche Incels sind, die sich entweder auf irgend ne giftige Art abhängig von Männern machen oder ganz am Thema vorbei allgemeiner mit sich und ihren Leistungen unzufrieden sind. Ganz eigenartige Botschaft. Frauen werden hier übrigens wörtlich als Minderheit bezeichnet, keine Ahnung wo auf der Welt Frauen eine sein sollen. Aber wenn der Film das so sagt:'D

                                    Das war es dann aber auch schon mit der gar nicht mal so korrekten PC. Für diese kompetative Pseudo-Girlpower wurden von Beginn an zwei ältere Leute reingezweckt, die klischeehaft rassistisch und frauenfeindlich dargestellt werden, was ziemlich alteristisch wirkt.

                                    Über Deutsche wird so ein selbstgefälliger Müll in die Welt verstreut, wie, dass wir seit Hasselhoff keine gute Musik mehr hatten. Was zeitlich hinkommen mag, aber das gilt ja für die USA genauso, auch aus den USA kam nach 2000 nicht mehr viel wichtige Musik. Und gerade Pitch Perfect, die diese Eurodance Schiene fahren, müssten besser als jeder andere wissen, wie wichtig Deutsche Musik a la Captain Jack, La Bouche und co. ist. Tun sie sich echt keinen Gefallen mit, das Vorurteil des bildungsfernen Amis so zu erfüllen. Nichtmal ihr eigenes Thema verstehen.

                                    Und "weiß" wird sogar als Beleidigung geäußert, respektive als Synonym für uncool. Schlecht gealterte Nummer. So weit, so radikal in der ganzen aufwiegelnden als Vielfalt getarnten Einseitigkeit.

                                    Aber obendrauf kommt auch noch tonnenweise Diskriminierung der "eigenen" Leute. Fatshaming hoch zehn, obwohl Fat Amy längst nicht mehr neu bei den Bellas ist, wird sie in diesem Teil zehnmal so ausgegrenzt. Alle fünf Minuten irgendein "Dicke sind unästhetisch, unhygienisch, unsportlich und sonstwas, aber wir tolerieren dich trotzdem" Blödsinn, wie man ihn vor ein paar Jahrzehnten schon unpassend gefunden hätte.

                                    Genau wie die häufigen "Südamerika ist so dritte Welt" Witze. Wie gesagt - die PC fängt bei Schwarzen und Frauen an und hört bei Schwarzen und Frauen auf. Vielleicht das Bestbezahlte im Katalog. Oder das, was die meisten Filmpreise abräumt oder die weitreichendste Promo. Irgendwas haben die safe dafür gekriegt und wenn es nur der Obama-Auftritt war.

                                    Eigenartig auch, wie US-patriotisch man die ganze Zeit unterwegs war, dafür, dass man so woke sein wollte.

                                    Abgesehen davon denkt man zunächst, dass die Vielfalts-Aufgabe, die inzwischen wohl schwerer, als gutes Filmmaking wiegt, erfolgreich gelöst wäre. Einfach ne sympathische bunte Truppe, die die Stärke des Films auch ausmacht und total in's Thema passt. Man denkt sich, was könnte man daran falsch machen, in dem Sinn noch ruinieren? Aber selbst das schafft der Film. Indem das Offensichtliche / bis dahin top gelöste dann irgendwann noch so grenzdebil in die Kamera monologisiert wird, "wir sind dick, lesbisch, POC" dies das.

                                    Überhaupt ist das Niveau teilweise im untersten Keller, dass es schon weh tut. Ganz schlechte Übersetzung, bei der scheinbar die Hälfte der Witze verloren ging, wenn ich nach den Szenen gehe, die ich auch auf Englisch kenne. Beschissene Grammatik, beispielsweise dir statt dich, was es ja auch erst seit der Generation TikTok gibt. Früher in einem Hollywoodfilm undenkbar, heutzutage leider fast schon mehr Regel, als Ausnahme.

                                    Dann diese woke Wohlfühlblase, die zwar inhaltlich und formell richtig und wichtig, aber durch ihre krampfhaft einlullende Safe Space Attitüde gruselig ist. Wenn Leute miteinander / zueinander reden, als wären sie zwei bis vier Jahre alt, wirkt es, als würden sie sich jeden Moment an die Gurgel gehen. Oder zumindest etwas hinterhältig.

                                    Abgerundet von einer Schiffsladung Pipikacka-Humor. Ich mag einige ähnliche Hochglanz-Trashkomödien, wie etwa Scary Movie oder Harold und Kumar. Aber mittlerweile erachte ich das Thema als durch. Ist halt 2000er Jahre Humor und gibt bereits ne halbe Videothek davon. Voller Filme die es teilweise besser können und sich mehr drauf spezialisieren.

                                    Ebenfalls auffällig ist, wie flach die nicht wirklich vorhandene Story ist. Inklusive einiger Details, so wird man den halben Film lang scharf auf Kopenhagen gemacht, dann aber das gesamte Thema innerhalb weniger Sekunden mit einem Blick auf diese berühmte Straße mit den bunten Häusern abgefertig. Das kann selbst Google Fotos besser. Für Kopenhagener vielleicht schön, auch wenn weder Land noch Leute vorkommen, Erwähnung zu finden, für alle anderen schon ernüchternd. Und sogar das Hauptthema Musik blieb an der Oberfläche. Keine Entwicklung, keine Hintergründe, einfach keinerlei Tiefgang, ganz im Gegensatz zum ersten Teil.

                                    Kritik zur Musik an sich: ausgerechnet die große Nummer zum Schluss ist nach den Maßstäben, die sich das Footage selber setzt, Käse. Alle Bella-Generationen spawnen plötzlich, als ob das bei einer Weltmeisterschaft erlaubt wäre.

                                    Fast jedes Lied wird nur Sekunden angespielt und auch wieder in diesem TikTok 12jährigen Humor so zurechtgebogen, als wenn alles denselben Rhythmus hätte.

                                    Textlich "wir sind Frauen, wir sind Frauen" mäßig. Was soll das bedeuten? Dass die ganze Handlung sich wohl darum drehte, diesem verstaubten Pärchen, was wenn überhaupt fünf Minuten Bildschirmzeit hat, zu beweisen, dass Frauen doch was im College zu suchen haben? Man sieht doch, dass die alle stark und selbständig und talentiert sind. Solche Takes wirken wenn überhaupt in's Gegenteil, dass sie erst Zweifel streuen.

                                    Und dann wurde auch noch das Cup-Song Erfolgsprinzip aus dem ersten Teil einfallsloserweise wiederholt. Auch unangenehm zu schauen gewesen, zumindest im Kontext eines WM-Finales.

                                    Aber all das geht noch zu toppen, denn der "eigene" Song der Nachfolgerin ist Sia. Im Abspann sah ich dann auch, dass Sia mitschrieb, also wenigstens war er nicht geklaut. Aber was dachte man sich denn dabei? Jeder erkennt doch Sia. Wann läuft die denn nicht, wenn man das Radio anmacht? 2015 sogar noch mehr, als heute. Es gibt sicher nur ein zwei Handvoll Komponisten, die (positiv gemeint) immer gleich klingen. Und ausgerechnet eine davon griff sich der Film, in seiner Vorstellung von was Eigenem. Meisterhaft ungeschickt. Keine Ahnung, wie oft mein Hirn in der ganzen Verwirrung zu verarbeiten hatte, dass Sia Emily und Emily Sia ist und trotzdem alles anders gemeint. Jedenfalls mindestens die drei mal, die sie über den Film verteilt den Titel sang.

                                    Und dieser aalglatte Übergang zu der Nummer überzeugte mich auch schon nur so halb. Wie alle ähnlich klingen, obwohl sie unterschiedliche Gruppen aus aller Herren Länder sind.

                                    Und dass gerade bei solch einem Musikfilm die Audio (zumindest auf Prime) so leise ist. Anfangs skippte ich immer so konzentriert rum, so ab der Hälfte kam ich auf die Idee, mein Tablet in die Hand zu nehmen, also näher vor mich. Und dann ging's.

                                    Auf all das war ich nicht vorbereitet. Ich glaube, wenn ich den Film nochmal sehe, in dem Wissen, was auf mich zukommt, sagt er mir vermutlich mehr zu.

                                    Besonders angesichts der unnötigen Story, die an den besten Stellen abwesend und an den anderen nervig war, aber auch allgemein waren mir diesmal viel zu wenige Musikeinlagen dabei. Alle außer des Finales waren jedoch sehr stark. Und sogar dieses war rein an der musikalischen Qualität gemessen immer noch in Ordnung. In dem Sinn abschließend doch noch ein paar lobendere Worte, die vielleicht auch meine Bewertung besser begründen.

                                    Was die Pitch Perfect Reihe vor allem auszeichnet, sind all die großartigen Acapella-Arrangements, die häufig sogar Menschen begeistern, welche ansonsten nicht viel mit Musical anfangen können. Immer schön ist auch die Bandbreite von Mainstream über Nostalgie-Lieder bishin zu so Nischigem wie mal ner ganzen Country-Runde. Und wie mit dem Thema gespielt wird, etwa das gesungene Universal-Intro oder wie sie da auf dem Schiff ankommen und sie dann später auch wieder so antwortet.

                                    Die ganze liebenswerte Tollpatschigkeit / nahbare Fehlbarkeit im Verhalten der Bellas ist natürlich ein beliebtes Konzept, was viele Creators usw. konstruieren. Aber Pitch Perfect begann früh damit und macht es passend bis relevant sowie authentisch, insofern ist das ein großes Plus, was neben anderen Aspekten die Reihe trägt. Dies lässt die Charaktere etwas weniger oberflächlich wirken. Und die Chemie zwischen den Bellas stimmt insgesamt auch sehr, man ist quasi mittendrin. Ich liebe Beca, Fat Amy und co., das ist einfach was, was funktioniert. Lilly ganz wichtig, wie sie immer so gespenstisch ist und willkürliches Zeug flüstert.

                                    Also schauspielerisch sowie handwerklich ist alles definitiv gut genug für das Genre. Und neben dem Klamauk findet beruhigender Weise auch genügend hochwertigerer Humor statt. So bemerkenswert Pitch Perfect 2 genauso unangenehm seiner Zeit voraus wie seiner Zeit hinterher ist und was ich noch alles bemängele, so macht er durchaus auch vieles richtig. Hinkt aber nichtsdestoweniger gefühlt ne gute Strecke hinter seinem Vorgänger her. Zumindest kam es mir heute bei der Erstsichtung so vor.

                                    Wegen der Musik, des positiven Vibes und teilweise auch des Humors lohnt es sich, reinzuschauen. Er snackt sich auch herunter, ohne viele Längen. Prädikat ganz in Ordnung / oberes Mittelfeld. Dafür, dass es wohl sogar der erste Film der Regisseurin war, wie ich soeben erfahre, ist er sogar gut. Bedauerlich, dass er sich an vielen Ecken selber im Weg steht.

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                                      Dass der Film bisschen verstörend und mal was anderes ist, stimmt soweit schon, also wer Horrorfilme mag, sollte den ruhig mal gucken.

                                      Auch gefiel mir Michael Parks als Bösewicht, auch wenn es dieser leicht abgenutzte Prototyp-Bösewicht ist, aber das macht er gut. Kenne sonst bewusst nur Filme, in denen Parks sich selber spielt, also da war ich mal positiv überrascht.

                                      Das Walross-Kostüm ist schöne Handarbeit, solche Effekte sind ja mit das Beste bei guten Horrorfilmen. Ganz gut durchdachtes Setting dazu. Und die Musik passte auch.

                                      Trotzdem kam ich alles in allem leider nicht wirklich auf meine Kosten. Man füllte einfach zuviel Zeit mit trockenen zermürbenden Endlos-Monologen. Sowie willkürlicher Trashkomödie, die weder zur Handlung passte, noch sie voranbrachte.

                                      Auch blieb der Plot sehr oberflächlich, unvollständig und unlogisch. Und aufgrund des miserablen Timings kam bei den Ermittlungen null Spannung auf.

                                      Tusk läuft im Gegensatz zu den meisten anderen Bodyhorror-Filmen einfach nicht rund. Es ist ein reiner Walross-Horror, leider die meiste Zeit ohne Walross. Als Kurzfilm auf das Wesentliche komprimiert hätte er mir deutlich besser gefallen.

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                                        pabloundtrish 22.10.2023, 20:18 Geändert 22.10.2023, 23:05

                                        Habe vermutlich seit meiner Kindheit keine Version der Zauberflöte mehr gesehen, aber man bemerkt, dass Trollflöjten eine der besten, wenn nicht die beste ist.

                                        Da ich mit der "Handlung" nicht mehr vertraut war, schaute ich es zuerst mit Untertiteln. So nach ner halben Stunde, als es immer noch nicht um viel ging, pausierte ich mal und las mir den Stoff durch, weil ich befürchtete, alles verpasst oder missverstanden zu haben. Aber da stand dann auch nur "Schurken, Helden, alles gut". Im Endeffekt guckte ich die letzten zwanzig Minuten einfach nur auf Schwedisch (was ich definitiv von Anfang an hätte tun sollen).

                                        Es geht nicht unbedingt ganz um nichts, aber halt um alles und nichts. Manche finden, die Zauberflöte wäre was Sexuelles, andere sehen es als Werbung für die Freimaurer. Für mich guckt es sich wie die Geschichte des Lebens, weil man gefühlt jedes Lied einfach nur seine inneren Wölfe sehr ausführlich und mit sehr vorhersehbarem Ausgang ihren Konflikt austragen lässt. Sowas Psychologisches / Spirituelles. Es ist einfach ein Kunst-Ding, jeder sieht was anderes darin.

                                        Wobei man dazusagen muss, dass die Oper drei Stunden geht, der Film nur gute zwei Stunden. Mit Sicherheit ging da auch einfach viel verloren.

                                        Auch ist es ungewohnt, dass Filmdialoge sich so lange um sich selber drehen. Man muss bereit dafür sein, dass es vom Tempo her fast ausschließlich klassische Opernlieder statt richtige Dialoge sind. Wenn man weiß, wer Pamino/a und Papageno/a sind, kennt man jedenfalls genügend Worte. Die Bilder sagen wesentlich mehr aus.

                                        Die Klänge freilich ebenso. Während die Stücke im ersten Akt teilweise noch ähnlich aufgebaut und nicht die besten sind, ist Mozart danach umso mehr in Hochform. Einfach auch akustisch was zum Eintauchen. Das Acting ist auch großartig, mimisch und gestisch Gänsehaut. Und aufwendig ist das Werk, was Bühne, Maske und derlei betrifft.

                                        Was den Film vielleicht nochmal besonders ausmacht, sind die vielen eigenen Ideen, welche die Zauberflöte unaufdringlich aufwerten, ihr angenehm dienlich sind. Und wie das Ganze geschnitten ist, plötzlich wird trotz Pamino-Szene wieder Papageno gezeigt, dann Schrifttafeln, dann das Publikum usw. Sogar eine Pause gibt es. Ein verspielter Film, der komponiert ist, genau wie sein Stoff. Alles sehr gründlich durchdacht. Die Akteure singen es auch wirklich selber, das merkt man, aber wieviel vom Film tatsächlich live aufgeführt ist oder wie das überhaupt alles zustande kam, behält der Film für sich. Das macht ihn zu so was ganz Eigenem.

                                        In den ersten acht Minuten werden sogar nur Reaktionen des Publikums im Rhythmus gezeigt. Gleich zu Beginn wird also klargestellt, dass es mit Liebe und Leidenschaft um Mozarts Musik geht.

                                        Nach der Jungfrauenquelle ist es mein zweiter Bergman. Finde ihn sogar noch besser. Und ich wüsste jetzt auch nicht, was man ihm außer ner zehn geben könnte. Es ist einer der seltenen Filme, an denen ich nichts anders machen würde, also ne objektive zehn. Und subjektiv das Herzchen dran, alleine schon, weil er sonst nur mit Totenköpfen verschandelt ist und ich das so nicht stehenlassen kann.

                                        Komödie ist halt irreführend von Moviepilot gelabelt, es ist eindeutig kein witziger Film. Und natürlich ist er in der Bildtonqualität von vor einem halben Jahrhundert. Aber dafür kann Trollflöjten ja nichts. Es würde mich mal interessieren, was die Leute so Fehlerhaftes in dem Film sehen, dass er ihr Hassfilm ist. Aus meinem Blickwinkel ist es ganz zweifelsohne ein Meisterwerk. Habe ihn gratis im YouTube Netzkino gesehen.

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                                          pabloundtrish 20.10.2023, 13:37 Geändert 21.10.2023, 03:10

                                          "Otto... find' ich gut", lobt er sich immer wieder. Mal auf dem Spiegel, mal sogar auf sein Shirt gedruckt, dann ganz nah ran, dass es auch ja den ganzen Bildschirm füllt.

                                          Da hat er eigentlich recht. Wie sicher die meisten hierzulande wuchs auch ich mit seinen Werken auf und bleibe dafür dankbar. Er und sein Autorenteam sind inspirierend. Beim ersten und dritten Film wundert mich sogar, dass ihr Erfolg im Deutschsprachigen Raum blieb. Sie sind echt gute Komödien, die neben dem Klamaukigen auch subtile, tiefergehende Gags bieten. Reichlich was für jede Zielgruppe dabei.

                                          Hier wiederum erhält man bloß ein austauschbares Kammerspiel, was nirgendwo richtig hinführt. Keins seiner stärksten Werke. Wäre es ein früher Stummfilm, okay, aber es ist der zweite Film Otto, immerhin aus dem Ende der 1980er. Ich finde nicht, dass da solch eine Pseudo-Verwechslungskomödie voller willkürlich zusammengepuzzelter Fragmente funktioniert. Alle Charaktere unwichtig bis unsympathisch, farbloses Acting. Und ebenso flach bis zum tausendsten mal aus der 70er Jahre Serie aufgewärmt, die meisten Gags.

                                          In den ich schätze mal letzten zwanzig Minuten läuft Otto - Der neue Film doch noch ein wenig warm, da guckt er sich immerhin wie die ruhigeren Stellen erwähnter Werke. Ab da, wo sie versuchen, sich in den Zoo-Palast zu sneaken.

                                          Diejenigen Songs, welche nicht sinnloser Weise irgendwelche aus dem Radio, sondern eigene sind, gefallen mir auch. Sie sind nicht ganz so liebevoll und aufwendig gestaltet, wie etwa "The way you make me feel" oder "Sind so kleine Schnäpse", aber immerhin ebenso witzig.

                                          Darüber hinaus wurde auch allgemein für diesen Teil leider vergleichbar wenig Aufwand betrieben. Wenn man die anderen kennt, fehlt einfach was. Man kann ihn gucken, es ist kein gänzlich uncharmanter Film im Sinn von "hundert Nutzer sagen Hassfilm", da wart ihr streng. Aber es ist auch kein wichtiger. Alleine hierauf basierend würde man die lebende Legende Otto Waalkes nicht verstehen. Er kann es besser.

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                                            pabloundtrish 09.10.2023, 04:29 Geändert 10.10.2023, 17:37

                                            Bin überrascht, dass Frozen Ground zehn Jahre jung ist, er wirkt in mancher Hinsicht total schlecht gealtert. Zum Beispiel, dass sich die Cops immer gegenseitig schnell und aufgeregt die ganze Welt erklären oder diese willkürlichen Luftaufnahmen von Alaska zwischendrin. Also ich hätte jetzt maximal 2008 gedacht, eher noch älter.

                                            Aber ganz so austauschbar, wie er perifer scheint, ist er dann doch nicht. Es ist ein spannender und unterhaltsamer Thriller mit vielen Sets, dynamischer Kameraführung und komplementärem Sound. Manche der Dialoge sind sehr ausgereift und vor allem das Nebenthema Sexarbeit wird auf eine angenehm einfühlsame Weise behandelt. Nur mit dem Schluss tue ich mich schwer, der wirkt leider in einiger Hinsicht ausgedacht.

                                            Auch finde ich John Cusack als Serienmörder unpassend besetzt. Und wirklich was aus der Rolle machen tut er ebenso nicht. Er überschreitet die Grenze von Abgebrühtheit zu Farblosigkeit und wirkt dennoch klischeehaft. Ich sehe gerade, viele feiern die Besetzung, na umso besser, dann war sie nicht umsonst.

                                            Aber für mich ist es ein Vanessa Hudgens Film. Abgesehen davon, dass sie als einzige Protagonistin auf den Postern fehlt, fehlt sie da umso mehr, da sie den übrigen Cast mühelos an die Wand spielt. Der nebenbei gesagt sehr wild ist. Neben Nicolas Cage sind noch Dean Norris (Schrader aus Breaking Bad) und 50 Cent dabei.

                                            Alles in allem ist es ein atmosphärisches, sich manchmal etwas hinziehendes Feierabend-Filmchen, was seine Momente hat und in dem man ganz gut drin ist. Hat mich nicht sonstwie fasziniert, aber ich mag's.

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                                              pabloundtrish 07.10.2023, 15:13 Geändert 07.10.2023, 15:51

                                              Ich erinnere mich an einen ziemlich großen Shitstorm, ähnlich wie Arielle ihn zur Zeit hat. Wegen ihrer verhältnismäßig kleinen Oberweite. Insofern werden viele den Film gar nicht geguckt haben, aber ich vermute mal, solchen Leuten sind die meisten Filme eh zu hoch. Sogar Heath Ledger als Joker hatte im Vorhinein eigentlich nur Hate bekommen. Es gibt einfach engstirnige Leute, wenn man Pech hat. Alicia Vikander ist ne top Wahl, sie ist authentisch, akrobatisch und was zu Lara Croft so dazu gehört. Ich finde sogar, dass sie den Film aufwertet.

                                              Dieser hat schon ein bisschen Studio-Atmosphäre und dieses Amerikanische Entertainment, aber das hat man bei Indiana Jones, der Mumie und so ja auch. Ganz realistische Abenteuerfilme sind vielleicht schwer zu drehen oder wären vielleicht gar nicht so sehenswert. Keine Ahnung, warum dieses Genre immer ein bisschen was von Vorführung hat.

                                              Aber während die alte Tomb Raider Dilogie zwar auch spaßig und irgendwo unterschätzt, aber als Filme über die Person Lara Croft hinaus nicht ganz ernst zu nehmen war, liefert der neue richtig ab. In mancher Hinsicht hebt er sogar das ganze Genre auf ein neues Niveau. Vor allem was das Bildgewaltige angeht. Es ist ein selten aufwendiger, detailverliebter Abenteuerfilm mit vielen Sets. Der Steinbruch (oder die Mine oder was das ist) erinnerte mich an die Banderas-Zorros bzw. einen der beiden Teile. Auch cool dieser urige Dschungel voller Lianen, durch den sie da ziehen.

                                              Bei dem kaputten Flugzeug hatte ich gleich zweimal Adrenalin, ich wusste bislang gar nicht, dass auch nur einmal geht. Also es ist bewusst der erste Film, der sowas gekonnt inszeniert, vermutlich aus dem Spiel abgeschaut. Der Übergang von Action zu Spannung war ebenfalls sehr gekonnt, er hatte sowas Magisches, wie die alten Klassiker. Und die Szene, wo er sagt, das Lager zieht weiter und während er langsam zurück in sein Zelt geht, wird der ganze riesige Komplex in Bewegung gebracht. Eine vergleichbare visuelle Machterzählung, die in einer Sekunde erklärt, wo man ist, sah ich zuletzt vor über fünf Jahren, in Iron Sky. Wo gleich das erste, was die Ufos tun, Hochhäuser halbieren oder so war. Solcherlei ist eine Kunst für sich. Jeder sollte sich davon inspirieren lassen. Ebenfalls in dem Steinbruch gefällt mir sehr, dass es da diese Explosionen aus dem Off gibt, auch wenn man im Zelt ist. Zuerst weiß man es noch nichtmal. Ein insgesamt atmosphärisch durchdachtes Werk.

                                              Der Plot ist unter'm Strich auch stark. Ich mag, dass es mit ihr als Fahrradkurier a la Max Guevara losgeht, also dass sie ihr Anwesen noch gar nicht hat. Eine einfache Frau, die unverhofft in dieses Abenteuer reinschlittert. Intensiv zum Beispiel die Szene, wo sie zum ersten mal tötet. Oder alleine wie sie auf der Insel ankommt, wirkt halt ganz anders, als wenn sie schon eine Actionheldin wäre. Ganz andere Spannung.

                                              Ab etwas über der Hälfte wunderte ich mich, dass das eigentliche Abenteuer immer noch nicht richtig losging. Wenn man so drüber nachdenkt, war da aber schon das eine oder andere passiert. Es ist einer dieser seltsam gepaceten Filme, wie zum Beispiel Kill Bill 2, die teilweise mehr nachwirken, als direkt zu wirken. Interessant, vielleicht auch gut, dass es so etwas gibt, aber nichtsdestoweniger auch gewöhnungsbedürftig. Wobei das Epische vielleicht dadurch mehr zündet und es einen mehr einsaugt. Dann hätte ich mich aber andererseits ja nicht gewundert. Die Atmosphäre wird halt auch durch die plötzliche Action immer mal wieder gebrochen. Vielleicht ist man auch einfach vollgepackte Action gewohnt und weniger ist mehr. Dann hätte ich mir aber detailliertere Charaktere / mehr Charakterentwicklung gewünscht. Dennoch, mal was anderes ist es. Und es gibt da ja auch keinen Spielraum, Tomb Raider ist halt Tomb Raider. Du kannst da ja nicht ohne dass es aburd wird alle möglichen Eigenschaften, Fähigkeiten usw. erfinden. Insofern passt das in dem Rahmen schon.

                                              Und auch die Story an sich ist neu. Nichts von anderen Werken geklaut. Und dafür, dass es Tomb Raider, also vom Ding her klettern und schießen ist, wurde erstaunlich viel draus gemacht. Dass es so Odyssee mäßig losgeht mit der Legende der Himiko, am Ende sogar zwei gute Plot Twists, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Aber irgendwie habe ich andererseits auch das Gefühl, dass erwähnter eigenartige Montagerhythmus damit zu tun hat, dass es Tomb Raider ist. Aus wenig wird viel gemacht, so gut man kann und will. Es gibt ja aber Abenteuerspiele, die bereits ne starke Storyline haben, wie der zweite und dritte Assassins Creed oder Far Cry 3. Der Assassins Creed Film, den es gibt, dürfte eigentlich nichtmal so heißen, der gibt nichts von den Spielen her. Oder aus Uncharted wurde auch noch nicht viel gemacht, obwohl es das gleiche wie Tomb Raider ist, die beiden Reihen kopieren sich ja immer gegenseitig. Das heißt, jetzt letztes Jahr kam einer, muss ihn noch nachholen. Aber aus irgendeinem Grund entscheidet sich Hollywood meistens für Tomb Raider, was quasi keine Story hat und entsprechend langsam entwickelt sich die Handlung. In dem Rahmen aber wie gesagt alles top.

                                              Das einzige, was mir in der ersten Hälfte nicht gefiel, waren die Bösewichte. Erst freute mich, dass die jetzt mehr Substanz haben. Was man durchaus auch so sehen kann. Aber sie sind andererseits trotzdem Vollpfosten. Diese harr harr ich lass dich gehen, du überlebst eh nicht Fraktion, für Kinder bis acht Jahre. Trotzdem würde ich der ersten Hälfte, oder vielleicht sogar den ersten Dreiviertel sogar zehn Punkte geben. Alles soweit rund.

                                              Aber: ab dem Moment, wo sie die Höhle betreten, verliert mich der Film etwas. Denn da stimmt leider so gut wie gar nichts mehr. Nicht nur die Bösewichte tun umso mehr, was Lara dient, sondern auch alle Fallen. Es ist ganz fürchterlich gezweckt, plötzlich die ganze Spannung verschwunden. Die Dialoge, die zu Beginn noch gut waren, sind hier auch nur noch bananig. Dasselbe gilt für die Animation - ab dem Moment, wo sie in der Höhle sind, sind sowohl die kleinen Elemente, wie etwa Tiere, als auch die großen extrem schlecht CGI-animiert, bewegen sich, wie sich niemals etwas bewegen würde, haben keine richtige Bodenhaftung etc. Obwohl die CGI bis dahin top war. Sowas sah ich noch nie bei einem Film, kenne sonst bisher nur gut oder schlecht animierte. Entsprechend negativ war ich an der Stelle überrascht. Das, was in dieser Höhle sonst noch passiert, was ich nicht spoilern will, ist zwar ne tolle Idee, aber teilweise recht übertrieben / unauthentisch umgesetzt. Und auch ohne zuviel zu verraten, auch andere Szenen im letzten Viertel wirken inhaltlich trashig bis unfreiwillig komisch. Und selbst die Set-Wahl allgemein wirkt, als hätte man sich nur für einen Dungeon entschieden, weil es sich traditionell so gehört. Nicht einmal die passt wirklich.

                                              Also dieser Dungeon-Teil ist zu 80% Käse und es ist immer maximal ungünstig, wenn ein Film ausgerechnet in der zweiten Hälfte nachlässt. Aber es ist jetzt auch kein Turkish Batman oder so, das ist so schlimm nun auch wieder nicht, wie man es sich bei meinen Worten vielleicht vorstellt. Auch in der Höhle gibt es durchaus noch genug Momente, die sich lohnen.

                                              Ein bisschen schwer zu bewerten ist dieses Werk. Aber man bekommt hier einen der besseren Abenteuerfilme, also ne gute Bewertung verdient er auf jeden Fall, nebst Empfehlung. Das ist mal einer dieser neueren Filme, die einem nicht nur persönlich gefallen, sondern die objektiv gelungen und liebevoll gemacht sind. Ein seltenes Artefakt für sich.

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                                                pabloundtrish 03.10.2023, 02:49 Geändert 03.10.2023, 03:36

                                                Das Besondere an dem Film ist diese ganz subjektive Erzählweise, dass man nie weiß, was davon (verdünnt und auf den Kopf gestellt) stimmt, falls überhaupt etwas. Kenne ich bewusst sonst nur aus zwei drei anderen Filmen und in dieser Konsequenz noch gar nicht. Man ist komplett in seinem Kopf, z.B. wenn die Eltern sowas sagen wie "wir haben beschlossen, du sollst aufhören, du selbst zu sein und zu tun, was du liebst" oder die Fabrik, von der keiner weiß, was sie fabriziert. Das schafft einen einzigartigen Vibe beim Gucken.

                                                Auch originell ist, dass im Abspann ein in die Länge gezogenes Lied einfach den Film, den Abspann und das Lied selbst erzählt. Nur die Musik ohne Bilder.

                                                Ich liebe, dass ein Popstar, den wir alle kennen der Superschurke ist. Und dass Al Yankovic ohne Warnhinweise, Faktenchecks und bla Mitglied der Illuminati wird und dort die "Wahrheit über die Mondlandung" erfährt. Und dass er mit jemandem zusammen ist, dem er tatsächlich nie begegnete. Selbst der zweite Borat ist tausend mal politisch korrekter, als dies hier. Das ist ne richtige Komödie, wie wir sie verdienen. Keine Verblödung, keine Erziehung, nichts allzu ausgeglättet - ein Film, den man Film sein lässt. Endlich mal wieder ein kleiner Lichtblick / Fortschritt aus Hollywood.

                                                Und alles ist so schön logisch konstruiert, gibt immer Gründe, Ursachen und so, also dieses Gespinst wirkt authentischer und stimmiger, als viele ernstgemeinte Filme. Viel Detailverliebtheit. Auch wenn er viel auf Grundbausteinen basiert, aber er ist ja nicht zuletzt ne Parodie auf Biopics, das bringt das da so mit sich.

                                                Über die Person Al Yankovic weiß ich nicht viel, Amish Paradise kannte ich zwar und hab letztens noch in ein paar andere Lieder von ihm reingehört. Darum und wegen seiner coolen Album-Covers interessierte mich der Film. Aber seine Karriere habe ich jetzt noch nicht so verfolgt. Richtige Fans feiern den Film bestimmt noch mehr, da das Drehbuch auch teilweise von Al Yankovic ist. Und er spielt seinen eigenen Widersacher, der wohl ein Schauspieler ist, den es gibt. Einfach geil abgefahren alles, es werden Dogmen gebrochen und sich nicht viele Grenzen gesetzt.

                                                Ich fand das durchweg unterhaltsam und gut gemacht. Ein paar Längen vielleicht in der zweiten Hälfte, aber er ließ sich trotzdem runtersnacken und gibt mir einfach ein positives Gefühl, sowohl bei der Sichtung, als auch danach. Für mich auf jeden Fall eine der besseren Komödien. Auch die trashige Machart passt prima zum Inhalt. Die Pressestimmen mit durchschnittlich 7.5 verstehe ich gut, wenn man das ganz nüchtern betrachtet. Aber ich finde ihn wie gesagt schon besonders erzählt und viele sind hier ja auch richtig streng mit diesem Werk. Insofern gebe ich mal noch einen Punkt dazu. Kann den nur sehr empfehlen.

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                                                  pabloundtrish 25.09.2023, 22:30 Geändert 25.09.2023, 23:30

                                                  (Spoiler)

                                                  Erstmal geht er sehr authentisch los, ich glaube, Berlin wurde in einem Film noch nie ansatzweise so echt gezeigt. Das ist genau, was man hier immer macht. Scheiße bauen und Scheiße labern, aber mit bisschen Charme, jeder ist komisch drauf, trägt komische Namen wie Fuß oder Sonne und macht auch irgendwie sein eigenes Ding. Und vor allem kommt man nie zu dem, was man für den Abend plante sondern chillt am Ende perspektivlos auf dem Dach oder in Spätis. Alles andere ist nicht (West-)Berlin, sondern eher sowas aufgesetztes / distanziertes. Natürlich geht das einem als Berliner auch manchmal auf den Keks, weil es halt immer nur so läuft. Aber umso schöner fand ich, wie der Film einen dran erinnert, was für ein Vibe das eigentlich (zumindest oft) ist.

                                                  Aber bei der eigentlichen Handlung verlor mich der Film inhaltlich, da wurde aus der zehn ne acht. Also ja, Berlin ist kriminell und auch Touris / Zugezogene turnt das so Abenteuer mäßig an. Jeder will krasser als der andere sein und ist ohne fragen direkt dabei. Und auch mit nem geknackten Auto so ein schneller spontaner Job kann ja gut sein. Aber die sind alle so dämlich. Obwohl die ja voll süß, sympathisch und so sind, geschieht denen das einfach recht. Allgemein dass es Konsequenzen hat, alle erschießen ist freilich übertrieben.

                                                  Der Boss befiehlt, dreht das Ding, dann haltet die Beine still. Gut, er nuschelt es in seiner scheintoten Art, dass man die Stelle dreimal gucken muss. Aber man kann ja dann nachfragen. Und weder im übertragenen, noch im wörtlichen Sinn hält irgendjemand die Beine still.

                                                  Sie schmeißen beim Feiern und im Taxi mit Hundertern um sich, im Hotel dann offenbar auch nochmal. Was nicht nur Aufmerksamkeit erregt, sondern sie sind ja trotz des Bankraubs immer noch nicht grade reich. Selbst wenn man das Geld fair aufgeteilt bekommt, hat jeder nur zehntausend Euro. Die vor acht Jahren etwas mehr Kaufkraft hatten, aber längst nichtmal ein Jahresgehalt auf Mindestlohnbasis. Für einen lebensgefährlichen Job, bei dem man überdies zehn Jahre Knast oder so riskiert.

                                                  Die Jungs wirken nicht reich, einfach wie die typische verpeilte Berlin-Klique, von Victoria weiß man sogar, dass sie arm wie ne Maus ist. Aber selbst wenn sie das Geld nicht brauchen oder wollen, machen sie den Job ja unfreiwillig. Alleine darum würde ich an ihrer Stelle sagen ok, das ist mal ein krasser Job, jeder Cent davon ist mal richtig verdient. Ein Schnaps muss drin sein nach der Aufregung, aber diese Nummer.. Ein Hunderter ist ein Prozent von den 10.000, die es im Optimalfall (!) gibt. Die haben da einfach in Minuten schon gute 10-20% der kompletten Beute in Hundertern verschleudert. Und sich damit bemerkbar gemacht. Entgegen der Anweisung des Experten.

                                                  Vor der Polizei wegrennen und Feuer eröffnen freilich auch richtig dumm, das hat sie ja fast alle getötet. Wäre vielleicht auch gar nicht nötig gewesen, wenn Sonne seine eigene Jacke genauso ausgezogen hätte, so wie er es den anderen befahl. Und die Waffen hätte verschwinden lassen, ganz kleines Einmaleins.

                                                  Das Rumschreien in der Wohnung war dämlich. Dass Victoria keine Sturmmaske bekam auch. Und auch, dass sie das nächstgelegene Hotel nehmen, statt ein entfernteres. Und im Hotel dann wieder so ein Rumgetrickse ohne Ausweis, während sie flüchtig sind. Ich hab nie sowas Großes angestellt, nichtmal in meiner Jugend, aber ich kann trotzdem nicht ignorieren, wie ungeschickt das alles ist. Vielleicht zu viele Filme geschaut^^

                                                  Zwischendrin hatten sie einmal kurz nen wachen Moment, Baby entführen war erstaunlich klug, dann trotz Anweisung schnell raus und den anderen Polizisten ne ausgedachte Geschichte erzählen. Letzteres hätte ich genauso gemacht, logische Konsequenz. Und natürlich die Waffe weg, zwar wieder bisschen gerannt, aber sonst alles nachvollziehbar. Auch die gewechselte Kleidung und dass nur er als Deutschsprachiger redet. Aber das ist echt nur ein kurzer Moment. Vielleicht fünf Minuten des ganzen Films. Den einen hatten sie ja sogar noch im Auto gelassen, fällt mir gerade ein. Richtig cartoonesque alles.

                                                  Und nichtmal nur die Leute sind unlogisch, sondern auch der Film selber. Dass der Angeschossene immer mehr blutet, kann ja zum Beispiel nicht sein. Dass sich sein Zustand verschlechtert, klar, aber dieser immer heftigere Blutverlust, woher?? Oder wie Blinker zwar ne Extraportion Koks und Tilidin nimmt, aber finde es dennoch übertrieben, dass er nur deshalb ne Minute später gleich Herzkasper kriegt und denkt, er stirbt etc. Ja gut, vorher viel auf dem Geburtstag getrunken, aber in der Garage wirkte er ja wieder fit.

                                                  Und wie planlos Victoria im Zimmer ist. Sie hätte sich direkt, als sie die Verletzung sah, schon um Sonne kümmern können. Beispielsweise die spezielle erste Hilfe googlen oder trotz allem den RTW bestellen. Und wo er stirbt, hätte sie direkt das Geld nehmen und verschwinden können. Vielleicht noch Blut abwaschen. Das war alles so random. Auch, dass sie angeblich keiner kennt. Warum sollte man ausgerechnet sie weniger kennen, als die Jungs? Und wenn, warum sind sie dann nicht alle zu ihr?

                                                  Aber ich bin beeindruckt von der Machart. Wenn man hört, ganz ohne Schnitt, denkt man an Einfaches oder sehr Künstliches, so wie man sowas von Musikvideos kennt. Oder in Richtung Enter the Void, der zwar mit Schnitt ist, aber kategorisch ähnlich / auch sehr ausführlich, POV und so, aber eben stark künstlich.

                                                  Doch es ist unglaublich durchperfektioniert. Regie, Kamera und Schauspiel immer alles on fleek, auf die Sekunde pünktlich getimet. Am Anfang gibt es einige so Szenen, wie wo sie auf dem Fahrrad balanciert, weint, ihr Klavierstück spielt,.. aber auch über den ganzen Film verteilt bekommt man immer mal wieder sowas zu sehen, wofür man eigentlich voll viele Takes braucht.

                                                  Keine Ahnung, wie oft die diesen Film geprobt oder gedreht haben oder wie so ein Wunderwerk überhaupt zustande kommen kann. Auch woher sie wussten wann wo wie genau das Licht ist. Künstlerisch hat der mich richtig umgehauen. Es ist ja "live" wie ein Theaterstück, aber in Kinoqualität. Kann mir das gar nicht vorstellen, dass alle Beteiligten 139 Minuten am Stück dermaßen hellwach und hochkonzentriert sind, jede Bewegung der Kamera und der Schauspieler sitzt usw. Aber so konzentriert, dass es verkrampft auch wieder nicht, sondern genau die perfekte Linie, die ganze Zeit. Das sprengt echt richtig meine Vorstellungskraft. So als Erwachsener ist man ja selten beeindruckt, aber hier staune ich richtig. Und dieser Stil, zumindest, wenn er so perfekt gemacht ist, hat eine einzigartige Wirkung. Wie Dogma 95, nur besser. Die Mühe, die alle da hineingesteckt haben, hat sich also richtig gelohnt.

                                                  Es ist ne Art Prototyp. Ob es der erste Film seiner Art ist, weiß ich nicht, aber bestimmt einer der ersten oder der wenigen. Ich hoffe, dass er viele Werke oder zumindest Szenen inspiriert. Auch im Detail, was all das Handwerkliche betrifft. Und die Story ist ab da, wo sie losgeht, zwar völliger Käse, aber halt so ne Action, in der man mittendrin ist. Macht durchaus Spaß, wenn man seinen Kopf ausschaltet. Vor allem, weil das so ein Film ist, der einem immer aufgedrängt wird, auch von so Seiten, die kaum mit Film zu tun haben, hatte ich Vorurteile. Aber in dem Fall ist das richtig und wichtig. Victoria muss man gesehen haben. Ein richtiges Erlebnis ist das. Werde ihn vielen Menschen in meinem Umfeld empfehlen. Die ihn wahrscheinlich alle schon lange vor mir gesehen haben 😃👌🏼

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                                                    pabloundtrish 25.09.2023, 04:55 Geändert 25.09.2023, 11:25

                                                    "Warum heißen die Men in Black nicht Men and Women in Black", wird da mehrmals gefragt. Ja, warum eigentlich nicht? Wenn das ein Problem ist, benennt es doch um. Wenn ihr das nichtmal selber umbenennt, wo ist das Problem? Verstehe diese Mission nicht. Wohl wieder mal diese woke "tut nicht, was ich tue, tut, was ich sage" Arroganz. Mit altbekanntem Namen bringt es mehr Geld, aber hinter dem eigenen Produkt stehen möchte man auch wieder nicht. Schwierig.

                                                    In "International" konnte man ihn wiederum plötzlich entgegen der Tradition, nach welcher man ihn bloß nummeriert hätte, umbenennen. Obwohl es völlig unwichtig ist, wo er spielt.

                                                    Also heute sind nicht mehr die 50er. Bei den MIB ist nicht mehr nur Platz für Männer, sondern auch für besonders maskuline Frauen. Ganz prima Sache. Spielen auch alle gleich hölzern, dieses aufgesetzte Amerikanische Entertainment.

                                                    Der Rest ist CGI-Seuche bis zum Mond; dass man sich da Mühe gab, was ok aussehen zu lassen, kann mir keiner erzählen. Handwerklich wird uns eine gute Kamera und gute Filmmusik von Danny Elfman geboten, aber das war es eigentlich auch schon. Außer der Namen gibt es nichtmal einen Vorspann oder Nachspann. Die Requisiten sind zwar nicht schlecht, aber auch längst nicht das gewohnte MIB Niveau. Dass es so gut wie keine Songs gibt, finde ich immerhin besser, als zu viele, aber man sieht jedenfalls das Muster: es ist grundsätzlich ein hingerotzter Fließband-Film.

                                                    Substanz fehlt. Ganz schlimm ist diese Inselfestung von der Schurkin mit dem gestreiften Pagenschnitt und dritten Arm am Rücken. Nebst ihrem türkisen CGI-Affen. Wie wenig da alles bewacht ist und wie easy es halt geht. Das ist so Kinderfernsehen. Genauso die Alienbrüder, die wenn ich das richtig verstanden habe der Schwarm sind. Ihr Auftritt hat immer sowas von TikTok Tanz. Mal wieder beleidigende Volksverdummung, diese Sesamstraßenversion von Men in Black.

                                                    Mir fällt das immer schwer, Filmemachern zu verzeihen, wenn sie dermaßen mainstreamig drauf sind, dass sie nichtmal einer erwachsenen Zielgruppe irgendwas zutrauen. Das sind für mich dann mehr Geschäftsleute, als Künstler. Vor allem, wenn eine Reihe wie diese so leidig unspannende Teile bekommt, kann einen das fast ein bisschen sauer machen.

                                                    Nahezu alles ist vom ersten Teil von 1997 recyclet. Dass sich die ganze Mission um einen kleinen Gegenstand dreht. Dass der Rekrut aufgenommen wird, weil er etwas schafft, was vor ihm noch nie jemand geschafft hat. Jemand verwandelt sich zum schwarzen Riesenmonster. Der Flummi-Fauxpas ist wieder dabei, das überraschend schnelle Gefährt, die überraschend tödliche Waffe usw. usw. Teilweise werden sogar die alten Gags wieder aufgewärmt, wie z.B. der, dass immer die Promis Außerirdische sind, von denen man es nicht erwartet. Der Mechaniker ist im Grunde wieder wie Tony Shalhoub im ersten Film. Um eine Sehenswürdigkeit geht es auch wieder. Geheimräume auch wieder wie in jedem Teil.

                                                    Im Grunde ist dieses Werk einfach nur ne Spottversion von Men in Black 1. Oder ist das Absicht, versteht sich der Film selber als ein Remake? Aber auch das würde nicht viel Sinn ergeben, etwas anders ist er ja schon. Und trotzdem dünn. Die ganze Story geklaut, aber immer noch keine vorhanden. Muss man erstmal so schaffen.

                                                    Ich liebe den dritten Men in Black und den ersten sowieso, der ist ja ein richtiger Meilenstein des Genres. Den zweiten fand ich auch nach der zweiten bis dritten Sichtung immer noch langweilig, aber er macht immerhin sein Ding und ist irgendwie so ein harmloses gewisses Nichts. Hat zudem seine Kult-Momente. Also MIB 4 würde ich dann vielleicht wirklich als schlechtesten Teil sehen. Oder zumindest neben MIB 2.

                                                    Inhaltlich gefallen hat mir immerhin das Bart-Alien. Und der Bauer vom Schachbrett, auch wenn er mehr von Märchen, als von Sci-Fi hat. Vielleicht nicht unpassend, aber erstmal ungewohnt. Wie er immer seine Position ändert, mal wie ein Papagei auf der Schulter, mal wie ein Tuch in der Blazer-Tasche und so, wie es Figuren halt tun. Voll gut durchdacht. Der Look scheißt wie gesagt ein bisschen rein, aber inhaltlich originell.

                                                    "Kabla nak schulin" heißt, wie man hier gelernt hat, "Eines Tages töte ich wen immer du willst, auf die allergrausamste Weise".

                                                    Ganz so weit gehe ich hier nicht, weil der Film durchaus als mittelmäßige Komödie mit ganz gutem Humor funktioniert. Oder dank der Schauplätze auch als drittklassiger, aber aushaltbarer Abenteuerfilm. Im Gegensatz zu jeglicher Spannung und Substanz ist wenigstens der MIB Vibe verdünnt da, wenn man ihn sucht.

                                                    Aber man bekommt nicht wirklich, was man erwartet. Ganz besonders nicht nach dem hervorragenden dritten Teil. Men in Black International zu gucken hat nicht soviel gebracht. Guckt man wie ich alle Men in Black Filme schon aus Prinzip, schadet diese Erfahrung zwar nicht unbedingt, aber sie ist nicht wichtig. Es überrascht mich, was mittlerweile in die Kinos kommt. Der ist eindeutig nicht größer, als ein Fernsehfilm.

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