Wie es um die Beziehung zwischen Klaas Heufer-Umlauf und Jan Böhmermann aktuell bestellt ist, entzieht sich der Kenntnis von uns Freunden der hippen Moderatoren-Jugend aus Joko Winterscheidt, Palina Rojinski, Olli Schulz, Katrin Bauerfeind und eben den beiden genannten TV-Charmebolzen. Dass die alle miteinander ziemlich dicke sind, ist allerdings in Hardcore-Fankreise hinlänglich vorgedrungen. Der Oldenburger Klaas Heufer Umlauf und der Bremer Jan Böhmermann sind quasi als Nachbarn aufgewachsen, von Bremen nach Oldenburg und umgekehrt kommt man ohne Umsteigen in unter einer halben Stunde. Sie sind vertraut, tourten zum gemeinsamen Bespaßen durch Deutschland (Hätte Klaas im Bus nicht immer mit offenem Mund geschlafen, hätten alle anderen wochenlang keinen Sex gehabt – O-Ton Jan Böhmermann) und treffen (oder trafen) sich für alle sichtbar in Böhmermann-Shows wie der Live-Lateline. Bei Klaas habe ich Böhmermann in einer Show noch nie gesehen. Der ist lieber bei Markus Lanz zum geflissentlichen Alte-Leute-Brüskieren.

Jetzt ist Jan Böhmermann ziemlich erfolgreich beim ZDF (zugegeben, er war zwischendurch auch mal bei RTL) und Klaas zusammen mit Joko Winterscheidt beim Privatfernsehen und dort derzeit die größte Nummer, weiß aber wahrscheinlich selber nicht, wie er das überhaupt geschafft hat, war bekanntlich erst Frisör, dann ein VIVA-Macker und weißt damit mehr Curriculum Vitae-Parallelen zu Stefan Raab auf, als ihm lieb sein könnte. Dessen legitimer Nachfolger bei ProSieben könnte er werden oder er ist es schon längst. Vor wenigen Wochen jedenfalls fragte Jan Böhmermann in seiner Radioshow sich und Olli Schulz, wie das wohl wäre, so beim Privatfernsehen, das dem reflektierten Künstler- und Satiriker-Gehirn offenbar ordentlich die Kreativ-Säfte abdreht, aber nach ein paar Jahren hätte man ja ausgesorgt, nicht wahr? Die Frage ist, wer hier welchen Minderwertigkeitskomplex verhandelt. Der eine wird immer mehr Geld und der andere immer mehr Freiheit haben, so läuft das in der Privat/Öffentlich-Rechtlich-Dichotomie des Fernsehens.

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Das war bis hierhin eine sehr lange Einleitung zu einer Abhandlung über intellektuelle Trivialität und ihr sicheres Fortleben im deutschen TV, und sie ist noch nicht mal zu Ende! Aber das ist alles wichtig, ehrlich. Vor zwei Wochen verglich ich nämlich die Talkshow Schulz & Böhmermann mit Joko und Klaas. Böse gemeint war das aber nur ein bisschen. Denn mir war entgangen, dass Joko und Klaas mittlerweile nur noch über "grenzdebilen Fünftklässler-Schwachsinn" wahrgenommen werden. Womit hat sich das klügste, unterhaltsamste, selbstironischste Duo des Privatfernsehens denn das verdient? Mit ihrer Anbiederung an eine zunehmend akademisierte Zielgruppe zwischen 18 und 30? Mit konsensfernem Schabernack, der offenen Förderung von Musiktalenten, mit Popularität, mit dem Etikett, sie waren ja mal cool, bevor sie zu ProSieben gegangen sind?

Ok, da hat Böhmermann wohl recht, Joko und Klaas werden von ProSieben wahrscheinlich zugeschüttet mit Geld – für Shows wie Mein Bester Feind, Das Duell um die Welt und natürlich Circus HalliGalli, das diese Woche in seine siebte Staffel ging. Solchen Menschen, die sich zuschütten lassen mit Geld, wird in dem munteren Landstrich zwischen Dänemark und Österreich gerne unterstellt, sie würden für eine angemessene monetäre Gegenleistung ihre Seele zur Verfügung stellen oder vergessen, eine zu haben. Bei Joko und Klaas begibt es sich so, dass sie, wie eine britische Indie-Band, den steinigen Weg vom Underground-Club in Manchester bis zum Major-Label hinter sich gebracht haben bzw. den vom Spartenkanal ins Privat-TV-Establishment. Dort machen sie jetzt Late-Night für Jugendliche und pompöse Weltreise-Gameshows. Der zweiköpfige Abenteuer-Klub will anscheinend in jedem Land der Welt einmal Scheiße gebaut haben. Vor allem schaffen sie jeden Montag das, was Thomas Gottschalk im Winter seiner Karriere nicht mehr vermochte: Mit einer personenzentrierten Show ein Publikum gewinnen und bei der Stange zu halten.

Diese Show heißt Circus Halligalli und wird in einem elegant-abgefuckten Studio in Berlin Tempelhof-Schöneberg von Endemol Shine aufgezeichnet. Joko und Klaas moderieren die Sendung als zwei gleichberechtigte Sidekicks. Moritz von Uslar war im Oktober 2014 hoffentlich der letzte, der glaubte oder den Witz machte zu glauben, es würde sie nur im Doppelpack geben. Aber das spricht Bände über den Status des Belächeltwerdens. Auch die ernst gemeinten Versuche des Feuilletons, sie in die Wetten Dass…?-Gruft reinzuschreiben gehören in diese Kategorie. Echter Sidekick bei Circus Halligalli ist aktuell Sabine, eine besorgniserregend doppelkinnige Frau, die im echten Leben, glaube ich, Putzfrau sein soll und ziemlich schlecht Englisch spricht. Eine Rubrik der Show heißt deshalb auch Sabine Does Sings Rock. Später singt sie ein Duett mit Jack Black, der seinerseits schlecht Deutsch spricht. Jack Black deutsche Lieder singen zu lassen ist eine gute Idee, Rammstein-Songs in der Beziehung allerdings ein alter Hut.

Joko und Klaas - Das hat sich das Fernsehen selbst eingebrockt

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