Lucy - Kritik & Analyse

18.08.2014 - 00:00 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Filmanalyse Lucy
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Filmanalyse Lucy
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Unser Filmanalytiker bschäftigt sich dieses Mal mit dem neuen Film von Luc Besson, Lucy. Ob ihn Scarlett Johansson überzeugen kann?

Filme über Intelligenz sind meistens recht dumm. Lucy ist da keine Ausnahme. Es scheint in der Populärkultur, die es sich ja bekanntlich gerne einfach und leicht macht, doch eine Faszination für das Hochtrabende zu geben. Besonders beliebt sind irgendwelche Theorien (z.B. Chaostheorie, Evolutionstheorie, Verschwörungstheorie), die mal rasch das ganze Universum erklären, das dann oftmals ein verrückter Wissenschaftler aus dem Gleichgewicht bringen kann.

Luc Besson Film hat sich für Darwin und seine Epigonen entschieden und mixt die auf Mainstreamkinoniveau heruntergebrochenen Erkenntnisse mit der wissenschaftlich völlig blödsinnigen Annahme, wonach der Mensch nur zehn Prozent seiner Hirnkapazität nutzt. Wir ahnen es: Da muss doch noch mehr drin sein. Was der Forschung nur hypothetisch gelingt, realisiert sich dann in der von Scarlett Johansson gespielten Titelheldin, als sie zufällig eine extreme Überdosis einer neu entwickelten Droge verabreicht bekommt. Um Plausibilität schert sich Luc Besson eher nicht, rasant und kurzweilig ist der Action-Brain-Thriller dennoch und offenbart so einige signifikante Merkmale unserer gegenwärtigen Bildungsmisere. Schulen, Universitäten und sämtliche Fortbildungsmaßnahmen haben einen ähnlich einseitigen Begriff von Bildung wie Luc Besson und seine Figuren. Bildung selbst spielt nämlich gar keine Rolle mehr, sondern nur noch ein hoher Intelligenzquotient, Kompetenzen auf allen Gebieten, Akkumulation von Wissen und Informationen. Wir sollen alle Lucys werden. In einer Szene des Films stellt Lucy fest, dass sie nun alles weiß, aber keine Ahnung hat, was sie damit machen soll.

Da sie als Unternehmensberaterin, Politikerin, Managerin einfach zu überqualifiziert ist, verwirklicht sie ihre eigene Silicon-Valley-Idee, indem sie alle Infos über sich, die Menschheit und die Welt auf Servern speichert. Denn für das, was wir ‚die Cloud‘ nennen, gilt das, was Lucy sagt: „Ich bin überall.“ Die andere aktuelle Frauenfigur des Digitalen, die junge Karrieristin Mae, aus Dave Eggers völlig zu Unrecht gefeierten Silicon-Valley-Roman „The Circle“, ist dagegen langweilig, naiv und unattraktiv. Lucy aber ist – zusammen mit Dr. Will Caster (gespielt von Johnny Depp) aus Transcendence – sicherlich, und deshalb sollte man sich diesen Film ansehen, die radikalste.

Verkörperung des Digitalen: Mehr dazu im Video!

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