Mattes' Flop-Film des Jahres - Kill The Boss

28.12.2011 - 09:06 Uhr
Mattes' Flop-Film des Jahres - Kill The Boss
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Mattes' Flop-Film des Jahres - Kill The Boss
Der Trailer lockte mit einer makabren und enthemmten Komödie, mit einem Humor, so schwarz wie Hitchcock – letztenendes bot uns Kill The Boss, dann aber doch nur blockiertes Star-Kino, so lahm und ätzend wie ein schales Bier mit falschen Freunden.

Kill the Boss lockte mich mit seinem witzigen Trailer, seinem erstklassigen Cast und seinem prätentiösen Titel ins Kino. Ich freute mich auf einen fiesen Streifen, der den Bossen die dreckige Wut des kleinen Mannes um die Ohren haut, auf Anarcho-Spaß der ganz schwarzen Sorte. Wie bösartig die umzulegenden Chef-Figuren Kevin Spacey, Jennifer Aniston und Colin Farrell sind, hatte mir schon die Vorschau klar gemacht und ich hoffte, dass die talentierten Protagonisten Jason Bateman, Jason Sudeikis und Charlie Day in Sachen Bösartigkeit nachziehen würden. Bittere Enttäuschung, nach den ersten zehn Minuten war die Luft raus, nach Ende des Films war ich wütend. Regisseur Seth Gordon hat sich da meiner Meinung nach einen ziemlich schwachen Mist erlaubt. The King of Kong: A Fistful of Quarters war ganz anders und viel witziger. Vielleicht hätte Seth Gordon seinen Cast einfach besser beim Donkey Kong-Spielen gefilmt.

Bosse und Loser – Wie ein richtig verkehrter Cocktail
Auf die Bosse lass ich nichts kommen. Spacey, Aniston und Farrell liefern eine gnadenlos gute Show. Kevin Spacey lässt als süffisanter Ivy League-Sadist seiner Fantasie freien Lauf. Colin Farrell zieht sein öffentliches Image so herrlich durch den Kakao und spielt den größenwahnsinnigen Koks-Zwerg mit einem kindlichen Faible für Kung-Fu. Jennifer Aniston toppt nochmal beide und liefert als mobbende Nymphomanin in Sachen Timing ihre beste Performance seit Friends und zeigt dem weiblichen Hollywood-Nachwuchs als Mittvierzigerin außerdem, wie eine richtig heiße Zahnärztin auszusehen hat. Der Rest des Films ist cineastischer Kleinmut.

Die Protagonisten um Jason Bateman herum sind langweilige Typen bis zum Schluss. Die übermächtigen Chefs werden irgendwie vom Drehbuch in die Pfanne gehauen. Zufall kommt zu Glück und irgendwie schaffen es die mittelmäßigen Nichtspeiler am Ende als Gewinner dazustehen. Das ist zynische Kleinlichkeit und nicht einmal besonders witzig. Obwohl ein paar Zoten gerissen werden und mit Sex, Drogen und Sadismus wirklich bombastische Themen geboten sind, verläuft sich der Film in der lahmen Odyssee dreier lahmer Typen. Dass Jamie Foxx den Assassinen-Trainer der verzweifelten Angestellten spielt und sich selbst Motherfucker Jones nennt, ist zwar löblich, aber macht das Ganze auch nicht besser.

Vernichtung jeglichen Potentials
Jede potentiell witzige Szene wird kaputt gelabert. Charly Day beispielsweise, der in It’s Always Sunny In Philadelphia den Kaputtesten der Kaputten spielt und eine enthemmte Show bietet, tut eben das in Kill The Boss nicht. Mit nerviger Dauer-Falsett-Stimme spielt er den wohl eingeschränkesten Nichtskönner aller Zeiten. Das mag so gewollt sein, langweilig ist es trotzdem.

Ich weiß nicht, was mit diesem hochbesetzten Comedy-Projekt geplant war. Für mich hat es nicht funktioniert. Ich mag auch Jason Bateman sonst sehr, in Wie ausgewechselt fand ich ihn großartig. Aber egal wie sympathisch die Hauptdarsteller sind – Kill The Boss war für mich der Tiefpunkt des Kino-Jahres 2011. Das mag auch daran liegen, dass ich wenige schlechte Filme angesehen habe. Trotzdem: Welch eine Idee ist es, die Nebenrollen-Bosse als herrlich überlebensgroße Arschlöcher zu inszenieren und sie dann von drei durchschnittlichen Hauptfiguren, ihrem hanebüchenen Schweine-Glück unterbuttern zu lassen. Das ist entweder moralisierend und schrecklich oder zynisch und kleinlich. Egal – meiner Meinung nach das Ende der Komödie, so viele Möglichkeiten und so eine lähmende Umsetzung.

Meine Flop 7-Filme des deutschen Kino-Jahres
1. Kill the Boss von Seth Gordon
2. I Killed My Mother von Xavier Dolan
3. Rubbeldiekatz von Detlev Buck
4. Melancholia von Lars von Trier
5. Toast von Clare Higgins
6. Eine offene Rechnung von John Madden
7. Thor von Kenneth Branagh

Hier alle Texte zu Tops & Flops sowie Stars des Jahres im Überblick:

Flops 2011
Mattes’ Flop-Film des Jahres – Kill The Boss
Ines’ Flop-Film des Jahres – Sucker Punch
Sophies Flop des Jahres – Pirates of the Caribbean

Tops 2011
Mattes’ Top-Film des Jahres – Winters’ Bone
Ines’ Top-Film des Jahres – Melancholia
Sophies Top Film des Jahres – Planet der Affen

Top-Schauspieler des Jahres 2011
Jennys Star des Jahres – Kristen Wiig
Jennys Star des Jahres – Andy Serkis
Mattes’ Star des Jahres – Mia Wasikowska
Mattes’ Star des Jahres – Ryan Gosling
Sophies Star des Jahres – Michelle Williams
Sophies Star des Jahres – Robert Pattinson
Maltes Star des Jahres – Jennifer Lawrence
Maltes Star des Jahres – Michael Fassbender
Ines’ Stars des Jahres – Alexander Skarsgard
Ines’ Star des Jahres – Saoirse Ronan

Interessante Regisseure des Jahres 2011
Tomas Alfredson – Nordmann mit Ambitionen
Nicolas Winding Refn – Meister der Präzision
Andrea Arnold – Von Top of the Pops nach Venedig
Cary Fukunaga – Bildgewaltige Filme mit viel Kraft

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