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Wenn einzelne Panels zum Leben erweckt werden: Hellsing (Ultimate)

01.11.2015 - 08:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Hellsing (Ultimate)
2006 Kouta Hirano SHONEN GAHOSHA Co. LTD. / WILD GEESE
Hellsing (Ultimate)
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Auch einen Morgen nach Halloween beschäftigen wir uns in diesem Artikel mit einer der blutrünstigsten Gestalten in der Literatur, dem Film und auch… dem Manga und dessen filmischer Variante, dem Anime.

Dass die Japaner nicht zimperlich sind, haben sie schon oft genug unter Beweis gestellt. Ob durch die Regisseure Takeshi Kitano oder Takashi Miike, diverse Horrorflicks oder auch Dramen, tiefschürfend und tiefstechend sind einige davon. Blut darf dabei auch nicht fehlen. Weil mir nun nichts Spannenderes zu diesem eigentlich tollen Thema einfällt, beschäftigen wir uns mit der Serie Hellsing und deren OVA, Hellsing Ultimate OVA.

Vielleicht kennt ihr das ja: Ihr lest einen Manga und wenn ihr dann den Anime dazu schaut (und euch nicht denkt, was das Animationsstudio da bloß verbrochen hat), habt ihr ein Déjà-vu. Als hättet ihr das alles schon einmal gesehen. In bewegter Form. Tatsächlich kennt ihr den Anime aber noch gar nicht, sondern nur die farblose und unbewegte Form dessen: Die einzelnen Seiten des Manga. So ging es mir mit der zehnteiligen OVA Hellsing Ultimate und der literarischen Vorlage von Kohta Hirano.

Doch zunächst: worum geht es?
London und das britische Empire werden von einer Welle Untoter und sogenannter „Freaks“ (willenlose Vampire die nur einem Vampir folgen) heimgesucht. Der protestantisch ritterliche Orden Hellsing, unter Führung Sir Integra Fairbrooks Wingates Hellsing, macht Jagd auf dieses unwürdige Pack. Deren Geheimwaffe ist der Vampir Alucard, ein mächtiges Wesen, das sich vollends den Diensten Hellsings unterordnet und die unwürdigen Vampire und Untote aus dem Weg räumt.

Das ist die gröbste Kurzfassung dessen. Die Serie selbst ist aberwitzig brutal, geschmacklos und grenzüberschreitend, aber auch unglaublich lässig und anziehend. Paradox, aber ein Splatterfest für alle Sinne. Und alles andere als oberflächlich - auch wenn man gerne davon ausgehen möchte, wenn man einmal nur kurz reingeschaut hat.

(Zwecks gigantischer Spoiler ist die Galerie nur auf diese beiden Beispiele beschränkt.)

Aber zurück zum Thema. Hellsing war der erste Manga, den ich (abgesehen vom letzten Band 10, die Hoffnung auf eine deutsche VÖ der OVA sollte zuletzt sterben!) durch hatte, ehe es an die OVAs ging. Und als ich dann diese wertige OVA passend dazu gesehen hatte, hatte ich zahllose dieser beschriebenen Déjà-vus. Natürlich sind Film und Literatur zwei vollkommen unterschiedliche Medien, mit unterschiedlicher Wirkung und Methode. Aber dennoch war da nicht nur der Gedanke, etwas schon einmal genau so gesehen zu haben. Das war mehr. Das war anders. Obwohl es für eine animierte Serie tödlich sein kann wenn die Bilder stocken, also bewusst für einen kurzen Moment auf dem gesehenen verweilen, funktioniert das in Hellsing Ultimate bestens. Es gibt über die gesamte OVA einige dieser Momente, in denen man das Gefühl nicht los wird, diesen Augenblick, diesen Anblick in unbewegter Form exakt so abgebildet gesehen zu haben. Eine animierte Standaufnahme innerhalb des Bewegungsflusses, die kurz innehält und sich auf ihren schriftlich malerischen Ursprung zurückbesinnt. Speziell in OVA VIII gibt es einen Moment, bei dem man das bewusst wahrnimmt. Als würde sich das Animationsstudio mit diesen Bildern vor dem Mangaka verbeugen und ihm so Respekt für sein Werk zollen. Spoiler: Wenn Nazivampire in unzählbarer Masse gepfählt auf einem Platz in London stehen, die Hektik nach einem kompromisslosen Blutvergießen zur Ruhe kommt und Alucard sein inneres Wesen endgültig offenbart. Den roten Mantel gegen eine schimmernde Rüstung tauscht und aus Alucard Graf Dracula wird… Spoilerende Das ist trotz der Vorkenntnis des Lesers ein Moment, den man sich am liebsten einrahmen und an die Wand hängen möchte.
Wenn eine Seite aus dem Manga und die vielen kleinen Panels exakt so, wie man es sich beim Lesen vorgestellt hat, zum Leben erweckt wird, die schwarz/weißen Seiten ihre Farben und fließende Bewegungen erhalten… und trotzdem kurz, für nur einen einzelnen Augenblick genau so wie aus dem Manga entnommen erscheint, dann ist das eine Freude, die dem Kenner ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermag.

Und genau das ist etwas, was ich an dieser Serie, egal ob im Manga oder der filmischen Umsetzung der OVA so genieße: Es fühlt sich gleich an, obwohl es nicht im direkten Sinne gleich ist. Es ist anders und auch wieder nicht. Es ist bekanntes mit neuem vermischt, ohne dass es sich vom eigentlichen Wesen entfernt. Eine Ehrerbietung und der stille Genuss des bewegten Bildes.

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Ihr wollt noch mehr über das Thema "Filmlektüre" lesen? Dann bitte hier entlang:

Grimalkin: https://www.moviepilot.de/news/stranger-than-fiction-und-die-metalepse-160290

chita91: https://www.moviepilot.de/news/wes-anderson-liebt-bucher-160295

alex023: https://www.moviepilot.de/news/zwischen-zynismus-und-hoffnung-das-leben-leben-mit-hank-moody-159503

Stefan Ishii: https://www.moviepilot.de/news/die-unverfilmbarkeit-der-schlafenden-schonen-160279

Absurda.: https://www.moviepilot.de/news/film-ist-ein-visuelles-medium-160281

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