alviesinger - Kommentare

Alle Kommentare von alviesinger

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    P.T. Anderson hängt durch. Sein Coming-Of-Crisis-Drama mit zart verdecktem Scientology-Hintergrund überzeugt nur bedingt. Die Sets, die majestätischen Breitwandeinstellungen und nicht zuletzt die herausragende Schauspielriege machen aus „The Master“ sehenswertes Kino. Das ist famos gespielt, visuell formidabel und fühlt sich doch unrund an. Das ambivalente Porträt eines charismatischen Führers und seines gepeinigten Jüngers lässt eine faszinierende oder gar packende Geschichte vermissen. Joaquin Phoenix und Philip Seymour Hoffman müssen mit ihrer schauspielerischer Großleistung das mäßige Skript bis über die Ziellinie schleppen. Das klappt zwar einigermaßen, macht aus „The Master“ aber noch lange keine Glanzstunde des Kinos, sondern bloß eine brillant gespielt Charakterstudie, die narrativ über zwei Stunden auf der Stelle tritt. Was bleibt sind Erzählfragmente und Einstellungen, die dem Auge Freude bereiten. Dass wir alle das Leben meistern müssen, auch einmal unseren Nachbarn, Freund oder Feind beneiden und gerne an seiner Stelle wären, kennt die Menschheit zur Genüge. Von einer Hausnummer wie Anderson hätte man sich indes etwas mehr inhaltliche Tiefe, statt nimmermüder Leinwand-Duelle der beiden Protagonisten gewünscht, die am Ende nicht der Geschichte, sondern dem Ego der Darsteller und ihrem Trophäen-Schrank dienen werden. So steht fest: Der Autor Anderson kann nicht mit dem wie immer großartig aufgelegten Regisseur Anderson mithalten. Bilder überrennen die Geschichte. Wie Ausnahme-Filmemacher faszinierende Szenen und eine runde Geschichte in Einklang bringen, haben die Coen-Brüder mit dem artverwandten „Barton Fink“ bereits beeindruckend bewiesen. Und P.T. Anderson natürlich auch. Better Luck Next Time.

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    • 4

      Sie lieben sich, sie streiten sich, sie trennen sich, sie lieben sich… Diese gewollt abgeklärt und aufgesetzt realistische Neo-Romcom bemüht sich um Abstand zum romantischen Kitsch-Kino á la Nora Ephron und Richard Curtis. Regisseur Lee Toland Krieger präsentiert zwei Joga-Mittdreißiger aus Los Angeles mit Nerdbrille, die ständig fluffige Indie-Mucke hören und nicht miteinander können aber auch nicht voneinander getrennt sein wollen. Das Problem: Dieser wehleidige Krampf will krampfhaft anders sein, nicht als Fließbandromanze abgestempelt werden und gerät trotzem weder witzig noch berührend. Denn das Drehbuch von Rashida Jones und Will McCormack ist immens schwach. Die simple Rechnung: 2 Schauspieler schreiben 1 Skript geht nicht auf. Dabei sind Jones und ihr Schauspielpartner Andy Samberg eigentlich brillante Komödianten und grundsympatische Typen. In „Celeste & Jessy“ beweisen sie jedoch das Gegenteil. Dieser beliebige Käse über episch coole Yuppies von der Westküste und deren 2.0-Hipster-Szene ist eine enttäuschende Dümpel-Romanze, die uns Normalsterbliche in ihrer schlichten Einfältigkeit schlichtweg zermürbt. Dann doch lieber zum x-ten Mal "Annie Hall" schauen.

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      • 2 .5
        über Parker

        Mensch, war das langweilig! Jason Statham rächt sich bei seinen Ex-Arbeitskollegen und schäkert mit Jennifer Lopez. Fast zwei Stunden lang verfolgt der Kinogänger die lahmarschige Hatz, die im schönen Palm Beach endet. Völlig lieblos und scheinbar uninteressiert hat der Routinier Taylor Hackford („Ein Offizier und Gentleman“, „Ray“) diesen Möchtergern-Thriller auf – vielleicht unbewusst – altbacken getrimmt. Inklusive nerviger Rückblenden. Was anfangs nostalgisch anmutet und 80er Jahre-Feeling versprüht, verkommt zu einem drögen Action-Schnarcher, der zudem mit Jason Statham absolut fehlbesetzt ist. Seine Figur soll ein charmanter, wenn auch raubeiniger Macho sein. Das kann Statham nicht. Er funktioniert vielleicht bestens als Stallones stichwortgebender Sidekick oder als wortkarger Dauerprügler mit Sixpack in diversen Video-Weltpremieren. Wenn er aber allein den Film zu tragen hat, der hier sogar – anders als in anderen seiner Filme üblich – eine Art Handlung bietet und seine Figur eine gewisse Ambivalenz aufweist, dann wird es für den netten Kerl richtig schwer. Und Hilfe bekommt der überforderte Hauptdarsteller auch nicht. Denn die Produzenten stellen Statham auch noch die hysterische Tanzmaus Jennifer Lopez an die Seite. Und so herrscht leider sehr oft gemütliche Laientheater-Stimmung. Besonders übel: Selbst der mittlerweile ziemlich abgehalfterte Nick Nolte, der in „Parker“ ab und an durchs Bild schlurft, hier fast schon mitleiderregend fertig aussieht, und mit Statham wenige Zeilen wechseln darf, spielt das an Minenspiel leider begrenzte Muskelpaket immer noch an die Wand. Und am Rande für alle Action-Geier: Wenige Szenen, brutal und blutig. Kurz gesagt: „Parker“, das war nix.

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        • 5

          Wir kennen noch alle die Bilder der schrecklichen Tsunami-Katastrophe aus dem Jahr 2004. Neun Jahre später kommt nun Juan Antonio Bayona („Das Waisenhaus“) mit der cineastischen Aufarbeitung daher. Erzählt wird die berührende Geschichte einer Familie, die den Natur-Terror hautnah miterlebte. Und dieses Bio-Drama wird nach gewohnten Maßstäben chronologisch abgearbeitet: Urlaubsparadies wird genossen, Flutwelle kommt, das Paradies wird zur Hölle, die Familie zerrissen - findet sie auch wieder zusammen? „The Impossible“ ist mitunter ergreifend und bedrückend aber auch überaus zwiespältig. Das viele Leid, die Not, die Toten, die Kranken. Der Kinogänger verkommt zum Gefühlsspanner, die Tragödie zur Emotionsmaschine. Das ist zwar alles mit dem nötigen Respekt inszeniert, viele Überlebende der Tragödie dürfen als Statisten fungieren. Der Kinogänger bekommt die Bilder, die man aus den Nachrichtensendungen kennt noch einmal serviert - aber diesmal nicht so doof grobkörnig und darüber hinaus noch mit einer persönlichen Geschichte. Also, ich brauche das nicht. Die Thematik ist schrecklich, macht betroffen und ruft eigentlich nach einem stillen Dokumentarfilm, nicht nach 30 Millionen Dollar teurem Betroffenheitskino mit Superstars wie Ewan McGregor, Naomi Watts, süßen Kinderdarstellern und lärmenden Sound-Effekten.

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          • 8

            Das ist schön gruselig. Das ist nostalgisch. Das hat Herz. Das Merkwürdige daran? Der Film „Frankenweenie“ stammt von Tim Burton. Dem mittlerweile zum Goth-Fließbandfilmer verdammten Regisseur. Er kann es also noch. Wie Burton hier dem Genre huldigt, ist vorbildhaft. Die Animationen dienen der Geschichte, sehen schnieke aus und verkommen endlich einmal nicht nicht zum Selbstzweck. Die 50-Jahre-Utopia-Welt, das "Twlight Zone“-Gefühl – alles sehr stimmig. Dann schäkert Burton noch mit den Motiven der Aufklärung inklusive Hexenjagd, bietet genügend Insider-Gags, die noch nicht ausgelutscht sind, zitiert Filmgeschichte und gruselt die Kinogänger auf sehr liebevolle Weise. Und einen epischeren – wenn auch sehr kurzen – Monster-Clash gab es seit Jahren nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen. So lässt sich schlussfolgern: Burton, verzichte einfach öfter auf den ollen Schmink-Depp und schon gelingen dir wieder wunderschöne Kleinode, die jedes Fan-Herz höher schlagen lassen. Überraschung gelungen. Außerdem will ich jetzt auch so einen duften Hund wie Sparky!

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            • 5 .5
              über Flight

              Zwölf Jahre nach „Cast Away“ setzt Robert Zemeckis wieder auf echte Schauspieler und widmet sich mit John Gatins doch recht klapprigem Drehbuch dem persönlichen Drama eines amerikanischen Antihelden. Bei „Flight“ sollten Kinogänger wissen, dass hier die große Denzel Washington-Show gefeiert wird. Das Hoffen und Bangen mit dem ewig strauchelnden Protagonisten und die Schuldfrage in einem korrupten System werden thematisiert. Am Ende geht es um banale Grundfragen nach wie Verantwortung oder Verleugnung – Ethik im ganz großen Hollywood-Gewand. Ob man dafür aber über zwei Stunden benötigt, bleibt offen. Denn Zemeckis liefert Routine-Ware. Der Altmeister inszeniert einfallslos, Emotionen werden mit den Greatest Hits der Rolling Stones erzeugt, die durchaus berechenbare Dramatik wirkt sehr geleckt. Auch das gewollt ambivalente Verhältnis zwischen Washington und dem Kinozuschauer will nicht so 100-prozentig gelingen. Bis der Film seine wahre Geschichte gefunden hat, dauert es ewig, unnötige Haken werden geschlagen. „Flight“ schielt schamlos auf die Oscars, bietet hervorragend gespieltes Hochglanz-Kino, kann als Gesamtpaket weder packen, noch fesseln. Für einen großartigen Regisseur wie Robert Zemeckis ist „Flight“ eine doch recht dürftige Nummer geworden, die nie richtig abhebt, sondern am Ende regelrecht abstürzt.

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              • 6

                Mark Tonderais Film wildert ordentlich bei Alfred Hitchcock. Die Geschichte des „Terminator 3“-Regisseurs, Jonathan Mostow, presst eine erfolgreiche Produktion des Altmeisters aus den 1960er Jahren in einen zeitgemäßen Rahmen um zahlungswillige Teenager ins Kino zu locken. Die Thriller-Hausmannskost mit Horroranleihen – erwähnenswert ist der Schuss „Carrie“ - wird dazu noch äußerst gewagt in eine wildromantischen Romanze im schmierigen „Twilight“-Gewand gehüllt. Selbstverständlich dürfen in dieser blutarmen Mär auch die üblichen Wachrüttel-Schockmomente – größtenteils durch nerviges Lautstärke-Aufdrehen erzeugt – nicht fehlen. Dieser nette, kurzweilige, doppelbödige Thrill eignet sich bestens für Heranwachsende, die vom Spannungskino des Altmeisters namens Hitchcock noch nie etwas gehört haben. Bis auf den etwas bräsigen Run-And-Hide-Showdown ist „House At The End Of The Street“ ein anständiger Low-Budget-Thriller – für Genre-Fans empfehlenswert. Das ist sicherlich nur eine Kinorandnotiz, die schnell vergessen ist aber eins zeigt: Die wandelbare Jennifer Lawrence macht sich auch als Scream-Queen gut.

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                • 5 .5

                  Die erste Enttäuschung des neuen Kinojahres! Suggerierte der zweifelsohne geniale Trailer noch ein dramatisches Bombast-Drama, versinkt die international fragwürdigerweise abgefeierte rührselige Romanze in voller Länge alsbald in schlichter Nüchternheit. Regisseur und Autor Jaques Audiard hat mit „Der wilde Schlag meines Herzens“ und „Der Prophet“ bisher Großartiges geleistet. Doch sein aktuelles Werk mit einer arg konstruierten Geschichte fällt hinten ab. Audiard verzichtet diesmal auf triefende Emotionen und inszeniert schnörkel- wie auch weitgehend gefühllos. Damit tut er seiner Schmalspurgeschichte über einen körperlichen Krüppel und einen Gefühlskrüppel beileibe keinen Gefallen. Beim Zuschauer kommt zu keiner Zeit Mitgefühl noch Interesse an den Figuren auf. Die Leiden der Liebenden wirken aufgesetzt – auch das routinierte Spiel von Marion Cotillard und des recht properen Matthias Schoenaerts richten da wenig aus. Audiards linearische Verliererballade ist nicht der erwartete cineastische Schlag in die Magengrube á la „Schmetterling und Taucherglocke“, sondern bietet blöderweise nur zwei Stunden lang mittelmäßiges Gefühlskino voll aufgeblasener Dramatik.

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                  • 8

                    Endlich der neue David O. Russell! So muss das neue Jahr starten. Mit „Silver Linings“ zeigt einer der talentiertesten US-Regisseure der Gegenwart ein Moralwerk über Verständnis, Hoffnung und die Liebe. Diese lebensbejahende Stück Kino ist eine tragikomische Mischung aus Russells Frühwerk „Flirting with Disaster“ und dem nicht leicht verdaulichen „I Heart Huckabees“ (mit dem ich mich bis heute schwer tue). Wir tummeln uns einmal mehr in dem typisch Russellschen Mikrokosmos: Der Filmemacher katapultiert uns in ein schäbig-schönes Philadelphia voller Menschen aus der immer kleiner werdenden Mittelschicht, die mit Zwangsneurosen, bipolaren Störungen und weiteren seelischen Defekten im krisengeschüttelten Amerika der Gegenwart ihr Leben angehen. In der ungewöhnlichen Liebesromanze spielt Bradley Cooper souverän, Jennifer Lawrence macht auf coole Schnute (steht ihr gut) und Chris Tucker gibt sich auch mal wieder die Ehre. Ihn außerhalb des unerträglichen „Rush Hour“-Kindergartens zu sehen, kann nur gutgeheißen werden. Auch wenn „Silver Linings“ an manchen Stellen etwas überdreht wirkt, ist das Werk stets ehrlich und herzlich, bleibt herrlich unromantisch. Das Wohlfühl-Kino á la Russell ist im Vergleich zu all den gleichgeschalteten Romcom-Ergüssen der vergangenen Jahre eine emotionale Achterbahnfahrt. Gerade die intensiven Zusammenbrüche des Protagonisten sind wundervoll inszeniert und gelingen dank musikalischer Led Zeppelin-Ausbrüche bedrohlich, zeigen die fragile Verfassung der Figur auf hervorragende Weise. Großartig. In „Silver Linings“ ist jeder ein Stück weit abgefuckt. Und trotzdem ist der Kram neben all dem Geschrei, Gekloppe und Nervenzusammenbrüche schön gefühlsduselig. Einfach ein unverlogenes Filmvergnügen. Und einen heulenden(!) Robert De Niro gibt’s auch noch zu bestaunen.

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                    • 7 .5
                      über Argo

                      Das Leben schreibt doch immer noch die besten Geschichten. Chris Terrio verarbeitet die wahren Begebenheiten im Umfeld der Geiselnahme von Teheran zu einem routinierten Thriller mit überaus amüsanten Momenten. Ben Affleck beweist in seiner dritten Regie-Arbeit, dass er sein Handwerk mehr als nur ordentlich beherrscht und sich mittlerweile als guter Filmemacher in Hollywood etabliert hat. Aber der Star des Films ist und bleibt die unfassbar unglaubliche Geschichte. Wie die CIA hier gezwungenermaßen zum Hollywood-Trash-Produzent wird, ist großes Kino. Was für ein Coup! Da kann eigentlich gar nicht mehr viel schief gehen: Und Affleck stützt seine Arbeit verständlicherweise darauf, versammelt ein großartiges Ensemble, das radikal Klischee-haft besetzt wird und wickelt die Geschichte mit bekannten Versatzstücken aus dem Polit-Thriller-Universum ab. In der letzten Viertelstunde wird „Argo“ auch richtig spannend – wenn auch überdramatisiert. Aber so funktioniert eben Hollywood und das ist auch gut so. Affleck dreht an den richtigen Schrauben und entwickelt ein gekonntes Timing. Insgesamt ist das schönes Genre-Kino ohne wirklich Bahnbrechendes zu bieten. Oberklasse-Routine.

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                      • 7 .5

                        Ein kleiner Dieb auf der Suche nach seiner Rolle im Leben. Eine nichtsnutzige Schwester/Mutter, die selbst noch ein Kind ist. Dieses ewige Rollenspiel ist kein leichter Filmgenuss, aber ein lohnenswerter. Ursula Meier zeigt ein Kind zwischen zwei Welten, zwischen einem surrealen Disneyland voller Powder-Schnee und einem verdreckt-kargen Wohnhausblock an der Schnellstraße inmitten armer Menschen, die trotz allem ihr Leben meistern müssen. Dieser stete Wechsel spiegelt auch die Gefühlswelt des Protagonisten wieder – von himmelhochjauzend bis zur bitteren Einsamkeit. Es ist beeindruckend zu sehen wie die Figuren kämpfen, hadern, die Verantwortung vor sich hin schieben. Das träge Erzähltempo passt, die Bilder sind eindrucksvoll. „Winterdieb“ ist eine kleine Produktion, die das Massenpublikum verschmähen wird. Dabei funktioniert Meiers Film auf vielen Ebenen und hat mit Kacey Mottet Klein einen herausragenden Hauptdarsteller. In diesem ambivalenten Winterwunderland erfährt der Begriff White Trash eine völlig neue Bedeutung, erinnert anhand seines sehr speziellen Mikrokosmos an den überschätzten „Winter’s Bone“, den er aber zu überflügeln weiß.

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                        • 4

                          Und wieder einmal ist eine Göre besessen! Regisseur Ole Bornedal erzählt eine berechenbare Mär, die angeblich auf wahren Begebenheiten basiert. Der Kinogänger verfolgt den schablonenhaften Verlauf dieser auf kühl getrimmten Verwurstung von „Der Exorzist“, „Poltergeist“ und „Die Körperfresser kommen“. Bis darauf, dass der Besessen-Krempel mit einem jüdischem Aberglauben daherkommt, geizt dieser kalte Kaffee von der Horror-Theke mit Originalität. Auch hier werden Türen zugeschlagen, es wird böse geflüstert, leere Kinderaugen glotzen einen böse an. Blut fließt aber nicht. Denn an einer gewinnträchtigen Altersfreigabe war der Verleiher sehr wohl interessiert. Und so heißt es einmal mehr: Jähzornige Blagen in tristen Häusern, ein drittklassiger Cast stolpert durch diesen schlichten Low-Budget-Grusler. „Possession“ ist neues(?) Halloween-Futter, schnell vergessen und dürfte in dem Meer von nichtssagenden Gruselproduktionen blitzschnell untergehen. Das Fatale: Verantwortlich fürs Drehbuch ist Juliet Snowden, eine Knalltüte von Autorin, die bereits mit „The Knowing“ bewies, wie man einen Film kaum blöder auflösen kann, ist gut im Geschäft. Die Dame hat bereits das Skript für das unsägliche „Poltergeist“-Remake verzapft. Da dürfte etwas ganz Schlimmes auf die Horror-Gemeinde zukommen.

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                          • 5

                            Sonys großer Monster-Mash ist leider nur eine lahme Animations-Show. In Draculas abgeschiedenem Hotel tummeln sich zwar großartige Vertreter aus der Düstersparte wie Zombies, Hexen, Mumien und Werwölfe, Biss und Witz fehlen in der Herberge aber gänzlich. Stattdessen wird dem Kinogänger der übliche Mix aus Slapstick, wilden Action-Sequenzen und nervenden Musik-Einlagen serviert. Ganz am Rande gibt’s für die anvisierte Zielgruppe – Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren – noch eine Standpauke in Sachen Toleranz. Genndy Tartakovsky inszeniert eine chaotische Mischung aus einem mäßigen Marilyn Manson–Video und einer „Sesamstraße“-Folge. Und das ist nicht als Kompliment zu verstehen. Diese infantile Freak-Show ist solides Animationsmittelmaß, dem man wie so oft aus diesem Genre den Laschen-Einheitsbrei-Stempel aufdrücken muss. Potenzial komplett verschenkt.

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                            • 3 .5

                              Die Nacht vor der Hochzeit. Ausgerechnet die Dicke des Cliquen-Quartetts heiratet. In New York City. Und Lesley Headland nutzt dieses „lustige“ und „innovative“ Szenario für ihr Spielfilm-Debüt. Was gibt’s zu sehen? Nervige Mädels blubbern über Blow und Blow-Jobs, koksen, schimpfen, haben Sex, kommunizieren in vulgärer Sprache. Das klingt nach „Bridesmaids“, ist im Grunde aber nicht annährend so komisch und verfügt über keinerlei Esprit. Die Lahmarschigkeit des von Will Ferrell und Adam McKay produzierten Films liegt an Headlands fürchterlich strukturlosem Skript und ihrer Belanglos-Geschichte, die eigentlich gar keine ist. Für eine Komödie, die versucht auf den „Hangover“-Erfolgszug aufzuspringen, mag die Idioten-Storyline zunächst nicht schädlich sein. Wenn aber gänzlich alle Dialoge ohne Punchline serviert und trockene Fremdschäm-Szenarien á la Ricky Gervais und Stephen Merchant schlecht kopiert werden, kann der Schmus über hysterische Zicken und deren Eifersüchteleien beim Publikum rasant in Ungnade fallen. Dieser unsägliche Kram wird sicherlich wieder als „Cinelady“-Schmankerl inklusive Prosecco-Gläschen für eine kichernde Mädelrunde im örtlichen Kino vertickt. In Wahrheit ist „Die Hochzeit unserer dicksten Freundin“ jedoch eine triste Komödie über zynische Tanten, die 80 Minuten lang Drogen fressen/rauchen und sich in aller Breite in ihrer nostalgischen Gedankenwelt suhlen, verpassten Chancen hinter hertrauern, am Ende mit einem treudoofen Kerl vögeln und Party machen. Kurz: Genres werden gekreuzt, der Unterhaltungswert gekreuzigt.

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                              • 5

                                Eine coole Socke oder wahlweise ein glorifizierter Kurier-Heini rast wie ein Bekloppter durch Manhattan, verstrickt sich zufällig in kriminelle Machenschaften. Was folgt ist ein merkwürdig eintöniger Action-Thriller, der dem Kinogänger Echtzeit suggerieren will aber durch zahlreiche Rückblenden das eigene Konzept ins Wanken bringt. Die Pedalisten-Tortur beginnt recht kurzweilig. Aber mit der Zeit wirkt die filmische Fahrradkette nicht geschmiert, das Action-Konzept wiederholt sich fortwährend und die dümmliche Schmalspurgeschichte beginnt bei dieser „Fast and the Furious“-Variante auf dem Drahtesel in den Hochhausschluchten von Manhattan rasend schnell zu nerven. Blockbuster-Autor David Koepp versucht sich hier wieder einmal als Regisseur. Herausgekommen ist ein Mid-Budget-Thriller ohne Esprit, ohne Ideen, ohne sinnvolle Nebenhandlung dafür mit einigen netten Fahrrad-Stunts, schönen Einstellungen und dem momentanen Everybody’s Darling namens Joseph Gordon-Levitt, der im Vorfeld der Produktion wahrscheinlich unheimlich gerne mal etwas mit einem Drahtesel drehen wollte. Das hat er jetzt gemacht und kann sich nun wieder richtig guten Filmen widmen.

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                                • 5

                                  Das Blockbuster-. Action-Autorenduo Alex Kurtzman und Roberto Orci können auch mit Gefühl. Denken sie jedenfalls und tischen uns „Zeit zu leben“ auf. Eine gefühlsduselige Tragikomödie über eine zersplitterte Familie, die auf Umwegen unter der kalifornischen Sonne wieder happy wird. Schön! Dabei erinnert dieses doch recht lieblose Potpourri an eine durchwachsende Folge „Diese Drombuschs“: Michelle Pfeiffer gibt die geplagte Mama wie einst Witta Pohl. Die Problematik des Films will sich indes dem Zuschauer nie so richtig erschließen. Warum verkompliziert der Protagonist alles? Warum diese Lügen? Warum wird diese rührselige Vergangenheitsbewältigung so dermaßen in die Länge gezogen? Leider gelingt Kurtzman, der mit dem Schmachtfetzen sein Regie-Debüt abliefert, kein glaubwürdiges Stück Kino. Denn es reicht nun einmal nicht jede emotionale Szene mit schmachtigen Retro-Platten zu untermalen. Da kann auch noch so viel geflennt, geohrfeigt und gemenschelt werden – dem Trio Pfeiffer, Banks und Pine sowie der nervtötenden Blage nimmt man dem Schmus nicht ab. Im Grunde ist „Zeit zu leben“ platte Dramedy wie sie jeden Abend auf den heimischen TV-Geräten zu sehen ist. Nix fürs Kino.

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                                  • 3 .5

                                    Rache! Du hast meine Verbrecherfamilie in der Stadt der Liebe massakriert. Dafür töte ich jetzt deine Brut in Istanbul. Diplomatie ist anders. Und das hier nennt sich ja auch „96 Hours - Taken 2“ - die Fortsetzung einer debilen Selbstjustiz-Cashcow. Die einsilbige Ein-Mann-Armee legt also wieder los. Diesmal stoppt der unsympathische Oberfeldwebel-Paps ein stümperhaftes Killer-Kommando mit buschigen Bärten, das nicht besonders intelligent durch Istanbul stolpert. Es wird geprügelt, gedroht und viel telefoniert. Ständig tickt ein Countdown, Spannung wird vorgetäuscht. Der Unterhaltungswert bleibt bei der Befreiungs-, Rettungs und Mutti-Rückholaktion gänzlich auf der Strecke. Sehenswert ist einzig eine rasant inszenierte Autoverfolgungsjagd durch die engen Gassen der Metropole am Bosporus. Aber auch diese wirklich beeindruckende Chrom-Choreographie macht aus Olivier Megatons Streifen noch lange keinen sehenswerten Film. Das substanzloses Herumgerenne erinnert an die „Bourne“-Reihe und ist abzüglich eines Stars des Kalibers Neeson eigentlich bloß der bekannte Videothekenschrott mit C-Ikonen wie Steven Seagal, Jean-Claude Van Damme oder Dolph Lundgren. Mal explodiert ein Auto, dann wird geschossen und ein Stuntman darf auch von Dach zu Dach hüpfen. Filme dieser Art feiern ihre Weltpremiere normalerweise fern der Kinoleinwand. Demnächst sollten der bewaffnete Pfadfinder und seine Familie Europa meiden. Bleibt doch einfach daheim im schönen Kalifornien. Ohne den ollen Luc Besson. Und verzichtet auf ein französisches Produktions-Team. Danke.

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                                    • 4
                                      über Savages

                                      Oliver Stone schnappt sich einen schwächeren Don Winslow und taucht einmal mehr in die Untiefen des Drogensumpfes ab. Die Buchvorlage wird durch die Partizipation von Stars wie Benicio Del Toro und John Travolta leicht verändert. Das Duo tritt zwar nur in Nebenrollen auf, die aber im Buch noch unbedeutender sind und hier aufgeblasen wirken. Das Problem an Stones filmischer Adaption ist die Schwerpunktsetzung. Aus dem ironischen Original macht der ehemalige Visionär einen staubtrockenen Hochglanz-Thriller, der cool aussieht und mit dem unfähigen Hauptdarsteller Taylor Kitsch und der Nervensäge Blake Lively absolut fehlbesetzt ist. Stone will kokettieren, liefert aber nur schrecklich biedere „Sex“-Szenen, dümmliches der Harte und der Zarte-Geplänkel und glorifiziert dabei noch die kalifornische Plastikwelt und Konsumgesellschaft. Winslows doch recht übersichtliche Geschichte wird auf über zwei Stunden ausgedehnt. Und hier liegt das Problem, denn das Buch ist beileibe kein Meisterwerk. Aber dank Winslows unkonventioneller Schreibe wird aus seiner mittelmäßigen Geschichte noch ein nettes Buch. Aber Stone verfehlt den Ton der Romanvorlage komplett und erschafft einen unstimmigen bisweilen melodramatischen Thriller mit schrecklich hölzernen Figuren. Ergo: Diese blutige Telenovela meiden, weiter auf eine Adaption von Winslows Meisterwerk „Tage der Toten“ hoffen.

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                                        Die 3 Stooges fand’ ich als Fünfjähriger unheimlich witzig. Dann nicht mehr. Bis heute nicht. Jetzt kommt eine „modernisierte“ Fassung in die Kinos. Der Titel sollte bereits Warnung genug sein: „Die Stooges – Drei Vollpfosten drehen ab“. Lustig? Nein. Interesse an Höhepunkten dieses albernen Schrotts in unerträglicher Spielfilmlänge? Bitte sehr: Moe bekommt den Vorschlaghammer in die Fresse. Die rotierende Kettensäge klatscht ihm auf die Stirn. Drei Babys pinkeln dem Dicken direkt ins Gesicht. Hinreißend! Die Gags unterbieten sich in fassungsloser Weise und in stringenter Regelmäßigkeit. Gerade denkt man noch, viel schlimmer kann dieser cineastische Stuss nicht werden, rollt schon die nächste Dämlichkeitswelle über den unglücklichen Kinogänger hinweg. Eben erbarmungsloser Slapstick bis der Notarzt kommt. Und untermalt wird diese Nonstop Ohrfeigenparade auch noch mit „lustigen“ Sound-Effekten. Wer will das sehen? Diese seelenlose Krawall-Comedy ist beinharte Kost für Fans von Realverfilmungen wie „Scooby Doo“, „Garfield“ oder „Yogi-Bär“, die im Fall von „3 Stooges“ endlich einmal anspruchsloser unterhalten werden und diesmal ausnahmsweise eine Auszeit von animierten Viechern haben möchten.

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                                          Wie drollig! Der Löwe am Trapez, das Zebra als Kanonenkugel und die Nilpferd-Dame auf dem Hochseil. Die animalische Weltreise neigt sich mit zirzensischen Darbietungen dem Ende – diesmal in Form einer lauten Zerstörungsorgie. Ständig brettert ein exotisches Getier durch die Gegend, wirbelt durch die Luft oder kreischt ohrenbetäubend. Das ist wie bei so vielen Animationswerken laut, schrill und eintönig. Also die gewohnt kurzweilige Massenunterhaltung fürs minderjährige Kinopublikum mit Gags aus der Zeitmaschine und brutaler Slapstick vom Fließband. In „Madasgacar 3“ bleibt alles berechenbar: Die Animationen sind erstklassig und die unzähligen Action-Sequenzen dienen einzig dem Wirtschaftsfaktor namens 3-D-Effekt. Und wieder einmal werden diverse Blockbuster parodiert: Neben „Matrix“, „Flashdance“ und anderen Filmen muss merkwürdigerweise einmal mehr das eigentlich tot-parodierte „Mission Impossible“ für einen lauen Gag herhalten. Die Fortsetzung der Fortsetzung lebt im Grunde von den sympathischen Charakteren, die ihre alten Sprüche und Macken noch einmal präsentieren dürfen/müssen. Richtig witzig wird es nicht. Fans klammern sich an die Arschloch-Pinguine, deren trockener Witz allerdings auch schon bessere Tage gesehen hat. Der Einheitsbrei tritt erwartungsgemäß auf der Stelle. Einzig die surrealen Szenen mit dem Bären Sonja sind bemerkenswert. Unerträglich ist hingegen die eigentliche Zirkus-Show. Ein verunglückter LSD-Trip bei dem das schrille Neon in den Augen brennt. Nach knapp 80 Minuten ist der „Spaß“ vorüber, die Viecher sind endlich happy. Abspann, bitte!

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                                          • 3 .5

                                            Zwei mäßige Sitcom-Writer wollen mit Will Ferrell eine freche Polit-Satire drehen? Eine Schnapsidee. „Die Qual der Wahl“ ist eine dümmliche Sketch-Ansammlung, Wegwerf-Material, das wohl selbst für „Eastbound and Down“-Maßstäbe zu platt war. Wer eine intelligente Überspitzung des Obama-Romney-Wahlkampfes erwartet, wird gnadenlos enttäuscht. Die Schreiber Chris Henchy und Shawn Harwell lassen Ferrell und den komplett unterforderten Zach Galifianakis mithilfe kindischer Schimpfworte Witzchen reißen. Damit die zahlreichen Fehlzünder dem Publikum nicht zu oft ins Auge stechen, wird die Flop-Parade mit einer Endlos-Schimpftirade unterfüttert. Regel: Ein schwacher Gag wird mit einer auslaufenden Körperöffnung plus ‚Deine Mutter ist fett wie Oprah’-Kalauern kombiniert. Ziemlich arm. Und wer die amerikanische Wahlkampfmaschine durch den Kakao ziehen will, dabei auch die dümmliche Wählerschaft beschimpft, darf am Ende nicht den Schwanz einziehen. Wer ständig überzeichnet, krakeelt und Babys eins in die Fresse haut, sollte bis zum Abspann konsequent sein. Als bestes Beispiel dient hier die überdrehte Polit-Satire „Four Lions“ aus Großbritannien, bei der beileibe nicht alles gelingt, aber dank der schnurgeraden Erzählweise wenigstens ein roter Faden erkennbar ist. Ganz im Gegensatz zum neuesten Ferrell-Flop: Was das Autoren-Duo und Regisseur Jay Roach am Ende abliefern ist ein bescheuertes, verlogenes und anbiederndes Schmierentheater, eine regelrechte Unverschämtheit.

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                                            • 7 .5

                                              Ja, geht doch! Da trennt sich Adam Sandler einmal von seinem Standard-Gespann Dennis Dugan und Steve Koren, lässt die Griffel vom Skript und erschafft dank Sean Anders (Regie) und David Caspe (Drehbuch) nach der Total-Katastrophe namens „Jack und Jill“ und dem ideenlosem Star-Sommerausflug „Grown Ups“ endlich wieder – jedenfalls in der nicht synchronisierten Fassung - eine unterhaltsam-geschmacklose Happy-Madison-Produktion. Diesmal spielt der feiste Sandler ein versoffenes 80ies-Relikt, das pausenlos seinen Sohn bloßstellt. Wieder werden jede Menge Stereotypen aufgereiht und beleidigt. Sandler stolpert als One-Man-Wedding-Crasher durch eine rasante Zotenparade, die von abgeschmackt bis hinreißend eklig die komplette US-Comedy-Palette abdeckt. Leider liegt der Fokus zu stark auf Daddy Sandler. Comedy-Aufsteiger Andy Samberg bleibt schmuckes Beiwerk und hat neben wenigen Glanzmomenten die undankbare Stichwortgeber-Rolle. Samberg bekommt keinen Entfaltungsraum. Denn Sandler kriegt die besten Gags und erdrückt mit seiner Allgegenwart alles und jeden. Aber im Grunde gelingt hier vieles. Mit dem R-Rating dürfen in „That’s My Boy“ auch „Hangover“-Geschmacklosigkeiten gezeigt werden. Das steht der Kasperei gut zu Gesicht. Und wenn Sandler zusammen mit Vanilla Ice und einer Großmutter einen Gangbang zelebriert, mit Susan Sarandon hemmungslos im Frauenknast flirtet oder morgens um 7 Uhr das dritte Dosenbier öffnet, ist das unterste Schublade und verdammt witzig. Jedenfalls witzig für Sandler-Fans der ersten Stunde, die in der jüngeren Vergangenheit regelmäßig enttäuscht wurden. Der Rest wird eine laute Proll-Komödie ertragen müssen oder sich kopfschüttelnd abwenden.

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                                              • 3

                                                Bumm! Bäng! Und wieder Bumm! Willkommen bei 80 Minuten Dauerfeuer. Weiter geht’s mit der filmischen Aufarbeitung eines Capcom-Videospiels namens „Resident Evil“. Der Alles-in-die-Luft-Sprenger, Regisseur und nennen wir auch einmal Drehbuch-„Autor“ Paul W.S. Anderson lässt wieder Zombies auf seine Gattin regnen. Sie und auch der Zuschauer kann der wirren Geschichte kaum folgen und ballert stattdessen hilflos um sich. Wer also auf Weiber in engen Klamotten und dicken Wummen steht, wird hier standesgemäß auf reinrassigem B-Film-Niveau mit den dazugehörigen Deppen-Dialogen bedient. Das ist hirnlose und meist schlecht choreographierte Action, stilisierte Gewalt bei der das CGI-Blut spritzt. Im aktuellen Teil darf auch wieder Michelle Rodriguez auftreten und macht ihre Sache gewohnt dämlich. Die Akteure hüpfen von Level zu Level, kämpfen gegen Zombies, Monster und anderes Vieh-Zeug. Untermalt wird dieser Endlos-Murks von mieser Synthie-Mucke. „Resident Evil 5: Retribution“ ist an Eintönigkeit kaum zu überbieten und wahrscheinlich der mieseste Teil der Reihe. Einmal abwarten, ob die unausweichliche Fortsetzung den aktuellen Krempel noch unterbieten kann. Einfach wird das nicht.

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                                                • 4 .5

                                                  „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“. Aha! Die Apokalypse naht in Form eines fetten Asteroiden, der die Erde zerschmettert und ein gehörnter Versicherungsvertreter, ein wirklich netter Typ von nebenan, verbringt die letzten Tage mit eben dieser Suche und betreibt noch etwas Vergangenheitsbewältigung. Was überaus düster und durchaus frech beginnt entwickelt sich mit dem immer näher kommenden Jüngsten Gericht zu einer zahnlosen romantischen Komödie. Natürlich ist es fein, das Thema Weltuntergang einmal ohne Blockbuster-Lärm zu thematisieren. Aber wenn sich dieser Versuch alsbald in eine filmische Valium-Tablette verwandelt, ist niemanden geholfen. Zudem versagt der Streifen in der Abbildung von Steve Carell und Keira Knightley als Liebespaar. Das nimmt man dem Duo keine Sekunde ab. Vielmehr wirkt der ehemalige „The Office“-Star einmal mehr als väterlicher Kumpel-Typ, und Knightley versagt in den Comedy-Momenten auf ganzer Linie. Ohne viktorianisches Brimborium ist die kleine Engländerin verloren. Aber ganz in die Tonne möchte man Lorene Scafaris prä-apokalyptisches Roadmovie nicht. Gerade die erste Hälfte weiß zu unterhalten, aber in der zweiten Hälfte versinkt der Film in Rührseligkeit, ist viel zu zahm und lässt jeglichen Unterhaltungswert missen. Man erwischt sich bei dem Gedanken, wo denn dieser verdammte Asteroid bleibt. Und das ist schade. Denn die nette Grundidee, das grundsympathische Ensemble hätten einen besseren Film verdient.

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                                                  • 5

                                                    Mit osteuropäischen Zoten kann man den Publikumspreis der Berlinale abstauben. Gut, eine echte Überraschung ist das beileibe nicht. Srdjan Dragojevics „Parada“ ist laut, grob, ordinär und nur bedingt lustig. Hier ist wenig neu, gelungen oder gar unterhaltsam. Diese überdrehte Tragikomödie bedient ganz üble Klischees um mit dümmlichen Gags beim Arthaus-Publikum auf Stimmenfang zu gehen. Und dank eines politisch „gewagten“ Settings wird dieses Schmierentheater vom „anspruchsvollen“ Publikum goutiert. Dabei sind die Figuren doof, das Drehbuch tranig und der Humor rangiert auf dem freitäglichen Comedy-Niveau der Privaten. Die Balkan-Blödelei kommt nie in Fahrt und wiederholt ihre Gags fast zwei Stunden lang ohne mit der Wimper zu zucken. Nur das konsequent brutale, wenn auch etwas rührselige Ende kann „Parada“ Pluspunkte bescheren. Insgesamt eine gehypte Prollnummer, die für Toleranz wirbt oder ihr plakatives Werben für eine Ethno-Kreisch-Comedy schamlos ausbeutet.

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