luis345 - Kommentare

Alle Kommentare von luis345

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    luis345 19.05.2024, 22:34 Geändert 19.05.2024, 22:37

    Den Ursprung des „Planet der Affen“ hat man uns im Detail erklärt. Aber was nun? Jetzt finden wir uns tatsächlich auf dem Planeten der Affen, wie er einst in den 60er Jahren eingeführt wurde, wieder (...). Nur was fängt man jetzt damit an? So richtig weiß man das leider auch nach fast zweieinhalb Stunden nicht. Denn so wahnsinnig viel erzählt der neue Film von Regisseur Wes Ball dann doch nicht.

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      „Godzilla x Kong: The New Empire“ ist selbst dann eine Enttäuschung, wenn die gesamte dämliche Handlung ignoriert wird und alleine für die namensgebenden Protagonisten und ganz viel Monster-Kloppe ins Kino gegangen wurde. Und das muss man erstmal schaffen.

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        Auch „Part Two“ ist ein audiovisuelles Brett. Es ist der Film, für den die große Leinwand geschaffen wurde. An das Spektakel und den Wahnsinn des ersten Teils knüpft Villeneuves Fortsetzung nahtlos an. […] Trotz alledem ist merklich zu spüren, dass diesem Film etwas mehr Zeit gutgetan hätte. Wo der erste Teil stellenweise langatmig und wie ein überbordender Prolog wirkte, ist der zweite Teil oftmals gehetzt und springt geradezu abrupt durch verschiedene Handlungselemente.

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        • Der erste Trailer ist ja mal richtig enttäuschend. Glatt geleckt und handzahm. Die Verantwortlichen dahinter gehören direkt gefeuert, es sei denn, das soll tatsächlich den fertigen Film repräsentieren. Sieht filmisch jetzt schon wie ein Rückschritt aus. Knüpft augenscheinlich mehr an eine moderne 0815-MCU-Produktion, anstatt eine konsequente Deadpool-Fortsetzung an. Dabei begleitet von langweiliger temp music, die dem Trailer den letzten Rest an Eigenständigkeit und Charakter raubt.

          Und falls sich die Sprüche von Deadpool auf diesem Niveau bewegen, dann bewahrheitet sich anscheinend die Berichterstattung, dass Ryan Reynolds aufgrund des letztjährigen Streiks nicht mehr am Set improvisieren durfte. Und dann ist da ja noch die inhaltliche Prämisse, die allen Ernstes den (für Deadpool-Verhältnisse) langweiligen und vor Logiklöchern strotzenden TVA-Plot aus „Loki“ auskramt, um all das Erzählte mit dem MCU-Kanon zu vereinbaren. Die Vorzeichen stehen schlechter als gedacht.

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            Hayao Miyazakis „letzter“ Film (zuletzt hat er es dementiert) könnte kaum typischer für ihn sein. Miyazaki macht mal wieder Dinge, die nur ein Miyazaki macht. An Eigenartigkeit mangelt es auch „Der Junge und der Reiher“ nicht und bei einem Großteil der Ideen und Konzepte fragt man sich wieder, was eigentlich in seinem Kopf abgeht.

            Ich hätte seinen neusten Anime für das Studio Ghibli gerne mehr gemocht, aber leider verrennt sich der Kultregisseur aus Japan auch mit diesem Film wieder in Konzepte und Experimente aus denen niemand außer er klug wird. Die erste Hälfte ist da noch gerade zu geerdet, ja beinahe zum Einschlafen langweilig.

            Aber der Aufbau zu einer Geschichte über Verlustbewältigung und die Akzeptanz einer neuen Lebensrealität hat mir inhaltlich und thematisch deutlich besser gefallen, als das, was in der zweiten Hälfte folgt. Zwar ist „Der Junge und der Reiher“ visuell und ästhetisch eine Augenweide und entführt den Zuschauer in eine Zeichentrickwelt längst vergangener Tage.

            Aber für die Bilder und die wirren Ideen muss die Handlung dann später weichen, wenn Miyazaki mal wieder gemäß „Chihiros Reise ins Zauberland“ in einen Wahn aus zusammenhangslosen Elementen und Storyfetzen, sowie rätselhaften Gestalten und nichtssagenden Figuren verfällt. Das läuft entsprechend handlungstechnisch ins absolut Leere und am Ende wacht man auf und erinnert sich, dass es ja ursprünglich mal um einen Jungen ging, der mit dem Verlust seiner Mutter gekämpft hat.

            Der ein oder andere kann sich sicherlich wieder in den dutzenden Metaphern verlieren, die er angeblich in dem bunten Bildersumpf aus halbgaren Ansätzen und unvollständigen Konzepten erkannt haben mag. Aber im Kern ist „Der Junge und der Reiher“ (im Original übrigens „Wie lebt ihr?“ – beide Titel sind unpassend) nur ein Film für die tollen Bilder und die Ghibli-Nostalgie.

            Hayao Miyazakis Filme sind eben immer nur eines: tatsächlich clevere Abenteuerfilme, gute, unterhaltsame Kinderfilme oder verkopfte Konzeptfilme ohne einen roten Faden. Sein neuster Film ist Letzteres.

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              Das ist also das Ende des DCEUs. Mit „Aquaman: Lost Kingdom“, einer Fortsetzung zum erfolgreichsten DCEU-Film, endet die zehnjährige Marvel-Konkurrenz sang- und klanglos. Denn auch dieser Film wird aller Voraussicht nach an den Kassen floppen, was schon die unauffällige Marketing-Kampagne und das späte Review-Embargo vorwegnahmen.

              Dennoch habe ich mich ein wenig auf diesen Film gefreut. Der Vorgänger besaß keine gute, geschweige denn originelle Geschichte, aber die kreativen Unterwasserwelten gepaart mit James Wans spektakulären Inszenierung stachen unübersehbar hervor. Aquaman 2 versucht daran anzuschließen und scheitert über weite Strecken.

              Die Handlung ist nochmal dümmer, die Charaktere nochmal dämlicher und die Dialoge einfach nur grausig. Auch die unterhaltsame Inszenierung kann nicht mehr ganz an Teil 1 anschließen – obwohl das nach wie vor das Beste des Films ist. Wo der erste Film größtenteils eine inhaltliche Kopie von Marvels „Thor“ war, ist Aquaman 2 nun witzigerweise in großen Stücken eine Kopie von „Thor: The Dark Kingdom“. Im Deutschen teilen sich beide sogar das Wort „Kingdom“ als Untertitel.

              Denn aus Aquaman 2 wird eine Buddy-Komödie/Roadtrip zwischen dem namensgebenden Protagonisten und seinem Bruder sowie Erzfeind aus Teil 1. Oder eben Thor und Loki. Ähnlich dümmlich ist schließlich auch die Geschichte des Films. Arthur verbündet sich mit seinem Halbbruder Orm, um Black Manta aufhalten zu können, der sich für den Tod seines Vaters an Arthur alias Aquaman rächen möchte. Dazu bedarf es der Erweckung des verschollenen 7. Königreiches.

              Während Thor 2 dabei einen düsteren Ton eingeschlagen hat, versucht Aquaman 2 die Albernheiten des Vorgängers zu nehmen und aufzudrehen. Jason Momoa als Aquaman spielt derweil einfach nur noch sich selbst und blödelt durch den Film. Nur leider entsteht dabei nicht ansatzweise die Dynamik, welche man zwischen Thor und Loki kannte. Zu keinem Zeitpunkt kauft man Arthur und Orm ab, dass sie Halbbrüder sein könnten. Das liegt auch daran, dass die Witzeleien zwischen den beiden maximal ein müdes Schmunzeln hervorlocken.

              Eine große Enttäuschung ist die Darstellung von Black Manta. Im ersten Teil wurde er bereits ausführlich als künftiger Gegner von Aquaman vorbereitet. Und Leute, die sich nur grob mit den Comics auskennen, wissen, dass Black Manta der bekannteste Erzfeind von Aquaman ist. Nur leider macht das Drehbuch aus ihm einen Wahnsinnigen und Verrückten.

              Dass er für seine Rache den Pakt mit dem Teufel eingeht, ist grundsätzlich spannend. Allerdings wird er dadurch derart verrückt, sodass seine ursprünglichen Motive in den Hintergrund rücken und er zum Handlanger eines noch größeren Übels degradiert wird. Der Film interessiert sich sogar so wenig für Aquaman und ihn, sodass er während des Finales buchstäblich an die Seite verwiesen wird, um Aquaman und Orm das Rampenlicht zu überlassen.

              Ins Kino bin ich jedoch nicht aufgrund der Handlung gegangen, sondern aufgrund James Wan und seiner Interpretation dieser Welt. Die Bilder, die Designs und die Inszenierung der Action – das hat bereits den Vorgänger ausgemacht und das macht auch diese Fortsetzung aus. James Wan gelingt es wieder eine beeindruckende, wenn auch abgedrehte Fantasywelt auf die Leinwand zu bringen. Die Actionsequenzen sind erneut rasant und enorm unterhaltsam. Diese Spielereien und großen Kulissen sind es, was die Filme sehenswert macht.

              Nur ist es auch hier so, dass James Wan nicht an seinen vorigen Film heranreicht. Es gibt wieder herausstechende Szenen, z. B. die Infiltration Black Mantas Basis durch Arthur und Orm. Aber an den kreativen Shots des ersten Films oder einer Uncharted-esquen Verfolgungsjagd auf den Dächern Italiens mangelt es. Zudem kommen auch die Unterwasserwelt, Atlantis und Co. für meinen Geschmack zu kurz. Während der erste Teil hier noch hervorragend die Welt und zahlreiche verschiedenen Königreiche etabliert hat, baut der zweite Film nur unbefriedigend darauf auf.

              Zugutehalten muss ich dem Film, dass er wenigstens tonal konsequent ist. Der Film mag „goofy“ sein, aber zumindest gibt er nicht vor, dass irgendetwas an dieser Geschichte emotional oder schwerwiegend sein soll. Außerdem schert sich der Film, wie schon Teil 1, keine einzige Sekunde für das restliche DCEU und zieht stattdessen sein eigenes Ding durch.

              Fazit: Wie schon so viele Comicverfilmungen der jüngsten Zeit kann man sich auch diesen Film sparen. „Aquaman: Lost Kingdom“ ist kein Abschluss für das DCEU, sondern eine äußerste mittelprächtige Fortführung der Aquaman-Geschichte. Gescheitert ist das DCEU allerdings deutlich früher.

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                luis345 23.11.2023, 23:20 Geändert 23.11.2023, 23:22

                […] Fazit: „Napoleon“ ist ein weiteres großes Historienepos von Ridley Scott, welches mit seiner tollen Ausstattung und den großen Schlachtsequenzen begeistert. Gleichzeitig bietet der Film einen anderen Blickwinkel auf das Leben des Kaisers, welcher sich auf die Beziehung zwischen Napoleon und Josephine konzentriert. Ein politisches Machtspiel auf Europas Bühne des frühen 19. Jahrhunderts darf hier nicht erwartet werden.

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                  "NO CGI" is really just INVISIBLE CGI (1/4)
                  https://youtu.be/7ttG90raCNo?si=FUO3sdFBL6-UBCKj

                  "The entire CGI vs. practical debate is something the audience has invented out of sheer ignorance about how movies are made."

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                    [...] „Ahsoka“ ist besser als die zuletzt grottige „Kenobi“- und „Boba Fett“-Show, allerdings nicht der erhoffte Befreiungsschlag aus der Krise, in der sich Star Wars seit Jahren befindet. Dafür fühlt sich auch Dave Filonis erste Live-Action-Serie zu stark nach „Content“ an und dem verzweifelten Versuch, ein weiteres Serien- und Filmuniversum (im Universum) nach Marvels Vorbild aufzubauen.

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                      „The Creator“ ist wieder einer dieser Filme, die leider unserer Social-Media-getriebenen Aufmerksamkeitsökonomie zum Opfer fielen, in der bereits im Vorfeld einige Stimmen von einem der besten Blockbuster und Science-Fiction-Filmen des Jahres sprachen. Des Weiteren schürte der Film angesichts einiger ernüchternder Zuschauerkommentare anscheinend die Erwartungen, dass bei einem Film mit der Prämisse „Mensch vs. K.I.“ selbstverständlich eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Menschsein alla „Blade Runner“, „Ex Machina“ oder „Ghost in the Shell“ zu erwarten sei. [...]

                      Auch wenn „The Creator“ hinsichtlich des K.I.-Themas nicht allzu tiefe Gedankengänge vorzuweisen hat, gleicht er dies durch seine bildgewaltige Inszenierung aus. Gareth Edwards hat in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen, dass er für ansehnliche und beeindruckende Kulissen ein Händchen hat. Unterstützt mit einem pompösen Soundtrack kreiert Edwards zumindest in dieser Hinsicht einen der beeindruckendsten Filme des Jahres. [...]

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                        „(...) Als Gesamtpaket ist „Oppenheimer“ gelungener als der zuletzt überkomplizierte „Tenet“. Nolan verlangt seinen Zuschauern zwar auch dieses Mal wieder einiges ab, da konzentriertes Verfolgen der Handlung bei den vielen Lebensstationen Oppenheimers und den Zeitsprüngen Pflicht ist. Aber auf wundersame Weise gelingt es dem Film aus einem dreistündigen, staubtrockenen Biopic eine über weite Strecken spannende wie mitreißende Geschichte zu formen. In Verbindung mit dem herausstechenden Score, der Relevanz der Geschichte und dem moralischen Dilemma dahinter fiebert man dem Bau der Bombe minütlich entgegen. (...)“

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                          luis345 16.07.2023, 18:36 Geändert 16.07.2023, 21:36

                          „(…) Das schafft McQuarrie auch tonal und atmosphärisch nicht auszugleichen. Während sein „Rogue Nation“ perfekt an die etablierte Formel aus „Phantom Protokoll“ anknüpfte und er schließlich mit „Fallout“ eine düstere Richtung einschlug, fehlt es „Dead Reckoning“ an eigener Identität. Das ist bei einem Mission-Impossible-Film besonders schade, da mit den ständigen Regiewechseln immer wieder eine tonale Neuausrichtung gewährleistet werden konnte. Nun führt Christopher McQuarrie seit drei Filmen Regie und es setzt sich, wie befürchtet, eine Gleichförmigkeit ein. „Dead Reckoning“ setzt keine neuen Akzente, sondern ist lediglich mehr vom bereits Bekannten. (…)“

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                            luis345 02.07.2023, 22:13 Geändert 02.07.2023, 22:14

                            Wenn man nur die Gegenwartshandlung der 5. Staffel nimmt, dann hätte es sich bei „The Marvelous Mrs. Maisel“ um ein gewohnt sehr sehenswertes, wenn auch nicht an die ersten zwei Staffeln heranreichendes, Serienfinale gehandelt. Aber die größtenteils unnötigen und deprimierenden „flash-forwards“ trüben das Gesamtbild ungemein. Mit vielen jahrzehntelangen Zeitsprüngen möchten die Autoren unbedingt jede zentrale Figur beinahe bis zu ihrem Sterbebett auserzählen, was leider tonal völlig daneben geht und den liebgewonnenen Charakteren ein glückliches Ende verwehrt. Einfach nur den verdienten Durchbruch von Mrs. Maisel zu zeigen und den Rest der Fantasie des Zuschauers zu überlassen, wäre die deutlich bessere Wahl gewesen. Somit eine okaye letzte Staffel, die aber klar die Schwächste der ansonsten sehr schönen Serie ist.

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                              „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ ist mit weitem Abstand der schlechteste Teil der Filmreihe. Erste mittelmäßige Kritiken von den Filmfestspielen in Cannes ließen bereits vor einem Monat aufhorchen, während die Prognosen für das Box-Office alles andere als gut aussehen. Nun ist die Gewissheit da: „Indy V“ hat leider all das verdient. Denn das, was James Mangold hier verzweifelt versucht einzufangen, spiegelt über weite Strecken überhaupt nicht mehr das wider, was die großartige Filmreihe einst ausgezeichnet hat.

                              Und das verblüfft, da James Mangold in den letzten Jahren mehrfach bewiesen hat, dass er ein äußerst fähiger Regisseur ist. Nach jahrelangen Verschiebungen und Drehbuchentwürfen hatte Mangold das Heft in die Hand genommen, um den beliebten Schatzsucher ein letztes Mal aufleben zu lassen. George Lucas visierte einen fünften Teil schon vor über zehn Jahren an, steig aber schließlich schleichend aus, als er sein Lucasfilm-Imperium an Disney verkauft hatte.

                              Steven Spielberg blieb noch für Jahre als Regisseur dem Projekt treu, stieg kurz vor Produktionsbeginn dann allerdings ebenfalls aus (angeblich, um Platz für eine „neue Generation“ zu machen; in Wahrheit, weil er ohne Lucas nichts mehr damit zu tun haben wollte). Nun trat James Mangold an besagte Stelle, verpasste dem Drehbuch mit seinen eigenen Autoren nochmal den letzten Schliff – oder schrieb es vermutlich in großen Teilen um – und inszenierte mit einem zum Drehzeitpunkt fast 80-jährigen Harrison Ford den letzten Indy-Film.

                              In der aktuellen Rezeption des Films ist es fast schon zu einem Running Gag geworden, den letzten Teil von Lucas und Spielberg irgendwie aufzugreifen und wenn es nur ist, um auch ja zu betonen, dass der fünfte Teil zumindest besser als voriger sei. Noch wehrt sich der gängige Indy-Fan verzweifelt dagegen, dem damals viel gescholtenen „Königreich des Kristallschädels“ irgendeinen Credit zu geben. Alle strömen sie enttäuscht aus den Sälen, aber der Nachtritt gegen Indy IV darf nicht fehlen.

                              Komischerweise ist das Kritikerecho insgesamt deutlich negativer gegenüber Indy V jetzt, als gegenüber Indy IV damals. Die Renaissance und Wertschätzung von Teil 4 hat längst begonnen. Dasselbe Spiel wie zuletzt mit den Star-Wars-Prequels und Sequels wird erneut gespielt. Nachträglicher Gewinner: George Lucas.

                              Denn „Das Rad des Schicksals“ lässt jegliche Atmosphäre und Magie eines Indiana-Jones-Films vermissen. Bis auf die halbwegs gelungene Eröffnungssequenz besitzt der Film keinerlei Pacing, furchtbar mittelmäßige Actionsequenzen und eine Geschichte, die vor Langeweile strotzt. Mangold versteht überhaupt nicht, was die früheren Teile ausgezeichnet hat, wovon sich Lucas und Spielberg haben inspirieren lassen und was sie mit den Filmen wiedergeben wollten.

                              Der Film ist locker 20 Minuten zu lang, die Inszenierung ist lahmarschig und die Plot-Versatzstücke ohne Inspiration. Und das liegt kaum am fast bewegungsunfähigen Harrison Ford, sondern hauptsächlich am fehlenden Verständnis für die Machart dieser Filme. Im Vergleich zu den Vorgängern sind der Schnitt und das Tempo ein kompletter Reinfall. Von der tollen, schnellen, aber auch klaren Inszenierung eines Spielbergs ist nichts mehr übrig. Zudem kommt dem Film jede Art von Humor abhanden, jeder Anflug von Härte wurde Disney-typisch wegrationalisiert. Alles, was die Indiana-Jones-Filme ausgezeichnet hat, wird schmerzlich vermisst.

                              Im direkten Vergleich bin ich gar dazu geneigt, eine Lanze für J.J. Abrams Star-Wars-Ansatz zu brechen. „The Force Awakens“ hat vieles falsch gemacht, aber man muss Abrams zugutehalten, dass er wusste, wie man die alten Gefühle von 1977 wieder auf erleben lässt. Der Film hat wenigstens Spaß gemacht und schaffte es, die Star-Wars-Magie für einen kurzen Moment wiederzubeleben. Mangold hingegen gelingt mit Indy V nichts von alledem. Der Plot ist mir ja im Zweifel noch egal, aber dass selbst die Inszenierung in allen Belangen abstinkt, ist schon erschreckend. Wer diesen Film besser als „Königreich des Kristallschädels“ finden, den kann man nicht ernst nehmen. Allein die Eröffnung des letzten Films stellt alles aus Teil 5 in den Schatten.

                              Obendrauf sieht der Film auch noch hässlich aus. Die Farbgebung ist ähnlich missraten, wie bei Teil 4 schon; und in irgendeiner Form realistischer oder praktischer ist Teil 5 ebenfalls nicht gedreht. Die Geschichte ist genauso langweilig wie nichtssagend. In bekannter Star-Wars-Sequel-Manier bekommen wir einen gebrochenen Protagonisten vorgesetzt. Unsere Helden von früher dürfen einfach kein glückliches Leben führen, zumindest nicht unter Disney. Und ein paar „Korrekturgriffe“ gegenüber Teil 4 kann sich der Film ebenfalls nicht verkneifen. Damit schließt sich der Kreis zu den Star-Wars-Sequels.

                              Fazit: „Königreich des Kristallschädels“ mag seinerzeit für viele eine Enttäuschung gewesen sein, weil er den unmöglich hohen Erwartungen nicht gerecht werden konnte. „Rad des Schicksals“ ist eine Enttäuschung, weil der Film im Kern schlecht ist und nicht verstanden hat, was die ikonische Filmreihe ausmacht. Ein lahmer und unnötiger Film.

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                                luis345 18.06.2023, 12:24 Geändert 18.06.2023, 12:32

                                „The Flash“ ist zweifelsohne einer der unterhaltsamsten Sommerblockbuster seines Genres, der mit seiner überdrehten Inszenierung und seinem reichhaltigen Humor auf ganzer Strecke überzeugt. Einer der besten DCEU-Filme ist „The Flash“ allemal, der genauso auch zahlreiche MCU-Abenteuer der letzten Jahre hinter sich lässt. Das liegt vor allem an der im Kern guten Geschichte und der ehrlichen sowie passenden Art und Weise, wie Humor geschrieben und eingesetzt wird. Ohne faule ironische Sprüche auskommend, handelt es sich locker um den witzigsten Superhelden-Film der letzten Zeit.

                                „The Flash“ ist auf seltsame Art und Weise ein schizophrenischer Film durch und durch. Bereits vor gut einem Jahr machten Gerüchte und Insiderinformationen die Runde, hierbei könnte es sich um einen der besten Superhelden-Filme aller Zeiten handeln. Untermauert wurde dies schließlich durch das Screening bei der diesjährigen CinemaCon im April, die durchweg positiven „Buzz“ generierte.

                                Mit dem Erscheinen der ersten vollwertigen Kritiken und den Vorhersagen für das erste Box-Office-Wochenende löste sich diese Erwartungshaltung urplötzlich in Luft auf. Von der positiven Stimmung ist kaum mehr etwas übrig und es deutet sich an, dass „The Flash“ bei einem geschätzten Budget von 250 Millionen Dollar zu einem Flop werden könnte.

                                Dadurch handelt es sich bei „The Flash“ um den womöglich überbewertesten Film aller Zeiten, der einen völlig überzogen und ungerechtfertigten Hype nach sich zog. James Gunn bezeichnete „The Flash“ als einen der besten Superhelden-Filme; es war gar vom besten Film des Genres seit „The Dark Knight“ die Rede und Tom Cruise wollte diesen Film unbedingt sehen, um ihn schließlich für großartig zu befinden.

                                All das scheint eine große Nebelkerze gewesen zu sein, denn eins ist sicher, einer der besten oder gar der beste seit „The Dark Knight“ ist „The Flash“ bei weitem nicht. „Across the Spider-Verse“ existiert, wodurch „The Flash“ nicht mal der beste Superhelden-Film dieses Monats ist.

                                Und dennoch liegt die Wahrheit bekanntlich irgendwo in der Mitte, denn was an Kritiken und Reaktionen teilweise zu lesen ist, grenzt an einen heuchlerischen Akt. Manche Kritiker verdammten diesen Film alleine deswegen, weil sie ihn angesichts der problematischen Situation um Ezra Miller einfach aus Prinzip schlecht bewerten wollen. Mit Filmkritik hat das freilich nichts mehr zu tun.

                                Die Schizophrenie in der Rezeption geht allerdings weiter, denn auch bei den Zuschauerreaktionen formt sich ein fragwürdiges Bild. Der bekannte Cinema-Score, der repräsentativ die Kinogänger am Starttag des Films nach ihrer Meinung fragt, attestierte „The Flash“ nur die Note B, was im gängigen Spektrum des Cinema-Scores sehr niedrig ist (alles ab B+ ist im Grunde schon schlecht, während A+ bis A- die gewohnte Notenvergabe ist, vor allem in diesem Genre).

                                Es ist zwar nur anekdotisch, aber ich saß selten in einer Vorstellung, in der die Zuschauer derart viel Spaß hatte. Am Ende gab es sogar Applaus, was ich fast noch nie bei einem Film erlebt habe. „The Flash“ ist ganz offensichtlich die Definition von einem „Crowd-Pleaser“, der mit dem aktuell beliebtem Multiverse-Thema auch als „No Way Home“ des DCEUs bezeichnet werden könnte (und dazu der bei weitem bessere Film ist). Daher ist es mir ein Rätsel, wie „The Flash“ derart schlechter abschneiden kann, als die zahlreichen anderen Filme der jüngeren Vergangenheit, die ähnlich strukturiert sind. Heuchlerisch.

                                Diese Schizophrenie trägt der Film jedoch ebenso in sich. „The Flash“ erzählt im Kern eine gute Geschichte über Verlust und das Loslassen, welche aufgrund des Spektakels und der (Kurz)Auftritte populärer Filmfiguren, wie Michael Keatons Batman zuweilen untergeht. Während die erste Hälfte des Films über ein so hohes Tempo verfügt, sodass der Geschichte und den Figuren kaum Zeit zum Atmen gegeben werden, ist es erst im dritten Akt möglich, zum thematischen Kern zurückzukehren.

                                Regisseur Andy Muschietti inszeniert derweil am Rande des Machbaren, weswegen der Film effekttechnisch an einigen Stellen sehr dürftig aussieht. Die Kamera fliegt in einer Geschwindigkeit, wodurch es gar nicht anders möglich ist, all dies mit computergenerierten Bildern darzustellen. Vielleicht hatte Muschietti hier einen Animationsfilm vor Augen. Viel schlechter als so einige MCU-Vertreter sieht dies in der Regel allerdings auch nicht aus. Immerhin macht „The Flash“ inszenatorisch mal etwas anderes und hebt sich von seinen Genre-Kollegen ab.

                                Die Schizophrenie liegt in der von Referenzen und Cameos durchzogenen Geschichte. Einerseits möchte der Film etwas über das Loslassen erzählen, schafft es aber andererseits nicht im wahrsten Sinne des Wortes loszulassen, nämlich Michael Keatons Batman und Co. Eben wie der Zuschauer, der klatschend einen unterhaltsamen Film bestaunt, um ihn dann wegen Ezra Miller oder anderen außen vorstehenden Gründen schlecht zu bewerten.

                                Fazit: „The Flash“ ist weder einer der besten Filme seines Genres, noch ein mittelprächtiger Reinfall, der die drohende Box-Office-Bauchlandung verdient hat. Massiv „overhyped“, ja, aber mit Leichtigkeit besser als die meisten Comicverfilmungen der letzten Jahre. Vielleicht kam dieser Film schlicht zu spät und zur falschen Zeit. Drei oder vier Jahre früher und „The Flash“ wäre ein riesiger Hit geworden.

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                                  James Cameron möchte mit dem Avatar-Franchise sein eigenes Star Wars erschaffen, aber mit „The Way of Water“ hat er „The Force Awakens“ statt „Empire Strikes Back“ gedreht – so deutlich muss man es formulieren. Und das muss sich ausgerechnet der Fortsetzungsmeister James Cameron vorwerfen lassen. Mit diesem Sequel hätte er alles machen können. Aber er spielt es auf Nummer Sicher.

                                  Eywa ist die Macht im „Avatar“-Universum (bzw. das Bewusstsein von Pandora, womit Cameron eindeutig auf die Gaia-Hypothese anspielt); Figur Kiri ist die Auserwählte, welche auf unerklärliche Weise zur Welt kam („Es gab keinen Vater“); Bösewicht Quaritch wird zur Darth-Vader-Figur ausgebaut, die nun langsam einen Wandel zur „hellen Seite“ vollzieht, unterstützt durch die Einführung seines Sohnes, der ihn emotional bindet (sogar mit klarer Empire-Referenz am Schluss, als ihm Spider nach der Rettung die Hand ausschlägt: „Komm Sohn, verschwinden wir von hier“); die RDA bzw. mittlerweile die gesamte Menschheit verkörpern das bösartige Imperium, während die Na’vi die Rebellion darstellen, welche sich nun auch offensichtlich als Guerilla-Einheit verstehen und aus dem Versteck heraus Angriffe planen.

                                  Hier werden u. a. mit einem Zugüberfall zu Beginn Parallelen zum Vietnam-Krieg gezogen, aber auch Assoziationen zum klassischen Western geweckt. Als Jake Sully und seine Familie nach dem ersten Akt zu den Völkern des Meeres fliehen, sind außerdem starke Gemeinsamkeiten zu „The Phantom Menace“ zu beobachten, als ihnen die Anführer Tonowari und Ronal nur widerwillig Unterschlupf gewähren, mit der Auffassung, dass dies nicht ihr Krieg sei. Im Zusammenhang mit der zu Beginn betonten ethnischen Unterscheidung der beiden Na’vi Völker und der anschließenden Verbrüderung im Kampf gegen die RDA, lässt sehr starke Parallelen zu den Naboo und Gungans erkennen, die sich gegen die unmittelbare Bedrohung vereinen.

                                  „The Way of Water“ scheitert direkt zu Beginn daran, der Genialität von Star Wars gleichzukommen, weil James Cameron dem Zuschauer nicht vertraut. Er vertraut uns nicht, dass wir die Figuren kennen, dass wir Pandora kennen, oder gar den ersten Film in Erinnerung haben. Nach 13 langen Jahren sieht er sich genötigt, die Gefühlswelt rekonstruieren zu müssen, indem der Film mit wahllosen Momentaufnahmen von Pandora, unterstützt durch vertraute Musikuntermalung, einsteigt.

                                  Anschließend wird im Zeitraffer der Status Quo des ersten Teils wiederhergestellt und alle neuen Familienmitglieder der Sullys einzeln vorgestellt. Es ist wie ein zehnminütiger Prolog, der so auch auf YouTube veröffentlicht oder als Textblock auf der DVD-Rückseite hätte stehen können. Es ist James Camerons missglückter Opening Crawl jedes Star-Wars-Films, der nicht kurz und auf den Punkt, sondern in ausufernder Erklärungsnot und Expositionslaune zwanghaft die vergangene Zeit überbrücken möchte, um den Zuschauer bloß nicht zu überfordern oder sinngemäß ins kalte Wasser zu werfen.

                                  Und genau das ist eine der Kernkompetenzen von George Lucas‘ Star Wars. Jeder neue Film wirft den Zuschauer direkt in die Action, ohne die letzten Jahre aufwendig überbrücken und erklären zu müssen. Niemanden interessiert es oder muss es sehen, wie Jake Sullys Kinder zur Welt gekommen und aufgewachsen sind. Hat uns Star Wars gezeigt, wie Luke Skywalker in seinen 19 Jahren aufgewachsen ist? Hat „Attack of the Clones“ mit einer dreiminütigen Trainingsmontage begonnen, um Anakins Werdegang als angehender Jedi-Ritter zu erklären? Niemanden interessiert es, wie lange die Na’vi in Frieden gelebt haben und unter welchen Umständen die Menschen zurückgekehrt sind. Hat „Empire Strikes Back“ erklärt, wie das Imperium zurückgekehrt ist?

                                  Nein, der Film steigt einfach gnadenlos mit einem Großangriff auf die Rebellenbasis ein und mit einem Fingerschnips ist alles erklärt, was erklärt werden musste. Die Ironie ist, dass „The Way of Water“ den perfekten Zeitpunkt besitzt, an dem der Film hätte beginnen können: nach der Schwarzblende „1 Jahr später“. Nichts von alledem, das in den ersten zehn Minuten davor geschieht, benötigt dieser Film. Nichts. Die Menschheit ist zurück. Punkt. Die Na’vi führen einen Guerilla-Krieg. Punkt. Jake Sully hat mittlerweile zwei Söhne. Punkt. All das funktioniert für sich stehend sehr organisch und nachvollziehbar.

                                  Der Beginn nach der Schwarzblende ist direkt gut erzählt. Es beginnt mit dem Wiedererwachen des Bösewichts Quaritch, was inszenatorisch eine gelungene Parallele zu Jake Sullys Erwachen auf dem Raumschiff aus Teil 1 darstellt. Ohnehin spiegelt Quaritchs Werdegang in der ersten Hälfte des Films sehr bewusst den von Sully aus Teil 1. Er wird, wie er, zu einem Na’vi. Er lernt, wie er, die Gebräuche und Fähigkeiten des Volkes kennen. Vielleicht hätte man hier sogar noch mutiger sein und den Film viel stärker aus seiner Sicht erzählen können. Denn ab der zweiten Hälfte geht die Parallelhandlung leider verloren und Quaritch wird zum 0815-Western-Antagonisten der Woche degradiert, der wie in einer Billigversion jeder mittelmäßigen Western-Fortsetzung einen einfältigen Rachefeldzug gegen Jake Sully vollführt. Selbst Karl May wäre dieser Plot zu blöd gewesen.

                                  Obendrein verschießt „The Way of Water“ jedes Potenzial und Feuer, welches die eigentlich spannend konzipierte Geschichte besaß. Man kann von „The Force Awakens“ halten, was man möchte, aber abgesehen von dem billigen Nostalgietrip, wusste J.J. Abrams, wie man die Grundlage für potenziell spannende Fortsetzungen schafft. Mit den sogenannten „Mystery Boxen“ mag er es übertrieben haben, aber jeder hatte Bock auf das, was folgen sollte. Jeder.

                                  Aber James Cameron fällt einfach mit jedem halbwegs interessanten Plotpunkt mit der Tür ins Haus: Kiri ist insgesamt eine der interessantesten Figuren des Films, aber warum hebt man sich von ihrer Hintergrundgeschichte nicht mehr für später auf? Warum wird gleich zu Beginn klargestellt, dass es sich bei ihr um die Auserwählten-Figur handelt? Ein paar Fragen bleiben zwar noch zu klären, aber mit dem Anfang wird im Grunde alles abgeräumt, was man über diese Figur wissen muss. Ähnlich verhält es sich mit der Beziehung zwischen Quaritch und Spider, Vater und Sohn. Ich erwarte nicht, dass man hier einen vergleichbaren „Ich bin dein Vater!“-Moment aufbaut, aber warum wird das alles so unfassbar lahm und uninteressant erzählt und ausgespielt? Es ist nahezu beiläufig.

                                  Wie viel spannender hätte man es inszenieren können, wenn beispielsweise Quaritch den Großteil des Films gar nicht gewusst hätte, dass Spider sein Sohn ist. Das hätte auch Sinn ergeben, schließlich wurde er als Baby zurückgelassen; vielleicht hätte er gar nicht gewusst, dass er überhaupt einen Sohn gezeugt hat. Dass es Spider weiß, ist hingegen logisch, schließlich gab es genügend Personen in seinem Umfeld, die das wahrscheinlich wussten und ihm früher oder später gesagt hätten. Die Dramaturgie hätte dann am Ende eine ganz andere sein können. Anstatt dass jeder Zuschauer im Kinosaal die Augen verdreht, als Spider sich entscheidet, den ertrinkenden Quaritch zu retten, wäre es umgekehrt ein passabler Twist gewesen, wenn Antagonist und Zuschauer erst danach erfahren hätten, warum er das gemacht hat.

                                  Das, was „The Way of Water“ und „The Force Awakens“ eint, ist die Tatsache, wie sehr die Filme eine dramaturgische und inhaltliche Kopie und damit auch ein bewusster Nostalgietrip im Zusammenhang mit dem jeweiligen ersten Teil des Franchises sind. Teile des ersten und letzten Aktes sind dabei noch mit Abzügen außen vorzulassen, da zu Beginn alles mit Quaritch sowie dem Guerilla-Krieg und der damit einhergehenden Western/Vietnam-Atmosphäre halbwegs gut funktioniert. Zudem bietet das Finale ein wenig Abwechslung und fokussiert ähnlich zu „Empire Stikes Back“ auf eine persönlichere Auseinandersetzung und weniger den großen Bombast.

                                  Alles dazwischen und insbesondere im Mittelteil ist hingegen eine einzige Spieglung des ersten Films. Und das nicht auf die gute Art. Im Sinne von George Lucas‘ Star Wars könnte man jetzt denken, dass das eben alles in die Kategorie „It’s like poetry, they rhyme“ fällt. Aber nach dieser Logik müsste man J.J. Abrams Umgang mit Star Wars ja als Meisterleistung betrachten, schließlich kopiert er jede einzelne Szene aus der Original Trilogie. Aber so funktioniert es nicht. Generell wissen die meisten nicht, wie es funktioniert, weswegen der Satz von Lucas häufig als belustigendes Meme abgestempelt wird.

                                  Wiederkehrende, sich spiegelnde Motive, Handlungen, Charakterbögen, Sätze und Bildelemente bekommen erst dadurch eine Bedeutung, wenn sie ein Thema hervorheben oder ergründen. Oder wenn es den Szenen, die gespiegelt werden, eine neue Bedeutungsebene verleihen und umgekehrt. Deswegen ist es nicht nur ein Zufall, ein Witz oder Faulheit, dass Anakin und Luke Skywalker einen sehr ähnlichen Werdegang haben, sondern es eröffnet eine bewusste bildsprachliche Ebene, die beide Erzählungen verstärkt und in Momenten eine tiefere Bedeutung verleiht.

                                  Deswegen handelt es sich bei Quaritchs Charakterbogen im ersten Teil des Films um eine gute Spieglung, bzw. einen guten Reim. Denn durch das Wissen des Zuschauers, dass Sully einst eine sehr ähnliche Reise durchlebt hat, wird das Motiv verstärkt, dass der geglaubte Antagonist langsam zur „guten Seite“ bekehrt werden wird. Keine Aussage bzw. kein guter Reim verbergen sich hinter sinnlos kopierten Monologen, bspw. wenn Quaritch vor seiner Einheit mit den wiederkehrenden Worten beginnt „Sie sind nicht in Kansas, sie sind auf Pandora.“ Der Film möchte uns damit an Teil 1 erinnern, aber es beinhaltet weder Bedeutung noch Sinn. Im ersten Film wählt er diese Worte, weil Quaritch als Sicherheitsbeauftragter alle Neuankömmlinge mit diesen Worten einweist. In der Fortsetzung hingegen steht der wiedergeborene Quaritch vor seinen eigenen Leuten, die bereits selbst auf Pandora waren und wie er durch ein Back-up wiedergeboren wurde. Ein völlig unnötiger Satz also. Dieses Muster zieht sich an mehreren Stellen durch den Film.

                                  Spätestens ab dem zweiten Akt jedoch, der Ankunft beim Wasserstamm, verfällt James Cameron darin, die Geschichte seines ersten Films plump nachzuerzählen. All das, was vorher im Wald stattfand, findet nun auf und im Meer statt. Jake Sully und seine Kinder sind nun alle wieder buchstäblich Kinder, denn alles, was er und sie zuvor erlernt haben, ist auf null zurückgesetzt. Sie lernen neue Reittiere kenn, wie Jake einst gelernt hat auf einem Pferd und Ikran zu reiten; sie bestaunen die Wunder und Schönheit der Unterwasserwelt, wie Jake einst die Schönheit des Waldes bestaunt hat; sein Sohn Lo’ak verliebt sich in die Tochter des Häuptlings und verwickelt sich gleichzeitig in eine Fehde mit dem Sohn des Häuptlings (der von seinem Vater dazu erwählt wird, die Kinder Sullys zu unterrichten und in dem Moment genauso wütend ist, wie einst Neytiri, als sie zur Lehrerin von Sully ausgewählt wurde); Lo’ak wird schließlich auch in die Verfolgungsjagd mit einem Raubtier verwickelt, wie einst sein Vater Jake; die Kinder besichtigen die heiligste Stätte der Wasser-Na’vi, was im Grunde einfach ein Seelenbaum im Wasser ist. Die Wale stehen zudem als Äquivalent zu den Bäumen bzw. dem Heimatbaum der Na’vi aus Teil 1.

                                  Das große Walfänger-Schiff der Menschen, was von Quaritch als Militärfahrzeug und Operationsbasis beschlagnahmt wird, ist das Äquivalent zum großen Helicarrier aus Teil 1, welcher letztlich zur Zerstörung des Heimatbaumes oder eben zur Tötung des einen Muttertiers genutzt wird. Dramaturgisch wird dies auf exakt dieselbe Weise inszeniert, endend mit dem bekannten Musikstück von James Horner aus Teil 1. Es ist der Wendepunkt des Films, der die Na’vi des Meeres schließlich in den Kampf zwingt. Ebenfalls auf selbe Art inszeniert, als Jake Sully wie in Teil 1 in der Mitte des Stammes steht und zur Ruhe mahnt, darauf hinweist, dass dies erst der Anfang ist und man sich mit den Himmelsmenschen nicht anlegen sollte.

                                  Einzig neu ist hier die Beziehung zwischen Lo’ak und einem verstoßenen Wal-Bullen, der jedoch letztlich auch nur als Synonym für die sich wehrende Eywa steht, welche sich am Ende des Films dafür entscheidet Partei zu ergreifen und gegen die Menschen zu kämpfen. Auch hier ist es so, dass die Eskalation erst durch den Angriff des Tieres, wie vorher durch den Angriff der Waldbewohner, zugunsten der Na’vi gedreht und praktisch entschieden wird. Sowie „The Way of Water“ mit der Herstellung des Status Quo beginnt, so endet der Film auch mit der Erkenntnis, die schon Teil 1 innehatte.

                                  Denn das zentrale Thema von Jake Sully ist es zunächst, dass er seine Familie dadurch schützen möchte, indem er vor Quaritch und der RDA flieht. Er möchte sich verstecken und nicht kämpfen. Das Finale im ersten Film hat auf ähnliche dramaturgische Weise funktioniert, indem Eywa als neutrale Gestalt interpretiert wurde, die sich jedoch am Ende dem Kampf der Na’vi anschließt. Genauso kommt Jake Sully am Ende wieder zur Einsicht, dass der Kampf gegen die Menschen der richtige Weg ist. Im Grunde sind das allerdings auch alles Entwicklungspunkte, an denen sich Sully schon mindestens zweimal befand, in Teil 1 und zu Beginn von Teil 2 im Guerilla-Kampf.

                                  Diese ganzen nichtssagenden Spiegelungen und Copy-Paste-Momente verstreuen sich über den gesamten Film hinweg. Statt dem Edelmetall Unobtanium ist es auf einmal ein seltenes Sekret aus dem Gehirn der Wale, welches den finanziellen Anreiz der RDA darstellt. Statt 20 Millionen Dollar pro Stück sind es nun 80 Millionen Dollar pro Stück wert. Wie die Menschen nach nur einem Jahr darauf gekommen sind, dass dieses Sekret existiert und ganz viel wert ist, bleibt allerdings schleierhaft. Warum dieser finanzielle Anreiz gar notwendig ist, ebenso, schließlich kolonisiert die RDA den Planeten nicht mehr aus Profitgier, sondern um das Überleben der Menschheit zu sichern, wie der Film selbst ausdrücklich sagt.

                                  Auf dem Walfänger-Schiff existiert dann auch noch gleich ein intelligenter Meeresbiologe, der seinem Gesichtsausdruck nach dem ganzen Unternehmen sehr skeptisch gegenübersteht, währenddessen schlaue Sprüche klopft und dadurch im Grunde ein Grace-Augustine-Verschnitt ist. Der Kapitän des Schiffs ist hingegen die Kopie des gierigen Konzernchefs Parker aus Teil 1, der einfach schlicht unsympathisch gezeichnet wird und dann gegen Ende seinen verdienten Tod erfährt. Schließlich besitzt die RDA nach Quaritchs Ableben eine neue militärische Anführerin, die genauso hart wie einst Quaritch ist, ihn sogar beim Boxtraining empfängt, so wie Quaritch einst Sully beim Gewichte heben empfangen hat. Man könnte weitere Beispiele aufzählen, denn „The Way of Water“ bietet im Minutentakt eine kopierte Idee und einen dramaturgisch identischen Moment nach dem anderen. Verfestigt wird dies auch im Soundtrack, der zu gefühlt 90 Prozent aus denselben Stücken besteht, die einst James Horner komponiert hat und die nun bei jeder vergleichbaren Szene aus Teil 1 erneut eingesetzt werden.

                                  Das Wiederkäuen bekannter Stationen und handlungsrelevanter Momente führt schließlich auch dazu, dass „The Way of Water“ grundlegend nichts Neues über den Konflikt auf und um Pandora erzählt. Die Na’vi und Menschen stehen sich nach wie vor unter exakt gleichen Prämissen gegenüber. Die Menschen sind die moralisch Bösen, die Na’vi die moralisch Guten. Ganz viel Naturesoterik bildet den emotionalen Anker des Films und statt eines Urwaldes sind es dieses Mal die Meere. Nur fügt James Cameron keine neuen Ebenen und Konflikte hinzu (die angedeutete Entwicklung von Quaritch mal ausgenommen), genau das, was eine gute Fortsetzung machen sollte.

                                  Und selbst die mit dem Holzhammer betriebene Naturverbundenheit fühlt sich immer mehr wie eine billige Karikatur des ersten Films an, bei der man sich als Zuschauer nur noch schlecht fühlt, da gar keine gemeinsame Grundlage mehr geschaffen wird, die für einen selbst nachvollziehbar und umsetzbar sind. Darf ich noch Fisch essen oder muss ich mich dann zweifelsohne mit dem bösen Imperium, der RDA, identifizieren? So dämliche Fragen wirft James Cameron im Grunde auf, da sein Film jedweden Eingriff in die Natur als Kapitalverbrechen wertet. Die Menschen sind die Bösen, aber abgesehen von der Tötung eines Wales und der Erschießung eines Reittieres durch Quaritch fragt man sich manchmal „Warum eigentlich?“ Da habe ich schon schlimmere Feindfraktionen gesehen, die z. B. die ganze Heimat eines Volkes wegbomben (siehe Teil 1) oder Massenvernichtungswaffen gegen Minderheiten einsetzen (siehe Star Wars).

                                  Den Walfang hier als Äquivalent für die Naturzerstörung durch den Menschen einzusetzen, ist auch deshalb seltsam, da ausgerechnet das schon seit Jahrzehnten international verboten ist. Natürlich findet es immer noch durch einige Länder wie Japan und Norwegen statt, aber es handelt sich nun bei weitem nicht um ein gravierendes ungelöstes Menschheitsproblem. Wenn man nur kurz recherchiert, stellt man gar fest, dass Walfang zur Tradition und Lebensgrundlage vieler indigener Völker im Polargebiet oder nordamerikanischer Indianerstämme gehört. Also die Vorlage für die Na’vi, nämlich indigene Naturvölker, sitzen gar nicht im Kreis mit Walen und singen, sondern haben sie seit Jahrhunderten schon immer als Nahrungsquelle angesehen. Ironisch.

                                  Generell findet James Cameron nie über den Aspekt der Naturverbundenheit hinaus, um die Na’vi als den Menschen moralisch überlegen zu charakterisieren. Die Na’vi sind derart im Einklang mit ihrer Umwelt, dass dies sogar die Technologie der Menschen obsolet macht. Aber darüber hinaus fragt sich der Film nie, wie eigentlich eine optimale Gesellschaft aussehen könnte. Wenn man einmal genau auf die Na’vi blickt, dann wirken die nämlich moralisch gar nicht so überlegen.

                                  Zunächst unterteilen sich die Na’vi selbstständig sehr stark in verschiedenen ethnische Völker. Jedem Volk und jedem einzelnen Na’vi ist sein Platz zugeordnet. Jake Sully, Neytiri und seine Kinder sind Wald-Na’vi und gehören deswegen bitteschön auch in den Wald. Die Metkayina hingegen sind ein Meeresvolk und gehören deswegen auch allein ans Wasser. Es herrscht sehr große Skepsis, als Sully und seine Familie vor den Metkayina auftreten, nicht so sehr, weil sie möglicherweise den Krieg mitbringen, sondern weil sie aus ethnischen Gründen, man könnte auch rassistisch sagen, nicht hier hingehören. Obendrein haben manche von Sullys Kindern gar fünf Finger, was sie zu einem Halbblut macht und es dadurch noch unmöglicher erscheint, ihnen Unterschlupf zu gewähren. Dass Sully Toruk Makto ist und einst die gesamte Menschheit von Pandora geschubst hat und dadurch auch das Überleben der Metkayina gesichert hat, ist zweitrangig. Hauptsache, die Rassenfrage wird erstmal geklärt.

                                  Weiter geht’s, wenn man mal einen Blick auf die Gesellschaftsstruktur der Na’vi wirft. Zumindest Männer und Frauen scheinen halbwegs gleichberechtigt zu sein, immerhin entscheidet der Häuptling Tonowari nicht allein, sondern wartet erst auf die Zustimmung seiner Frau. Außerdem sind Frauen gleichberechtigte Partner bspw. bei der Jagd oder auch im Kampf, wie bereits Teil 1, aber auch „The Way of Water“ zeigen.

                                  Aber wer regiert eigentlich? Das sind letztlich Tonowari und seine Frau Ronal. Die Stämme der Na’vi sind nicht demokratisch geordnet. Es gibt keinen Rechtsstaat, keine Gesetze, keine demokratische Ordnung. Hier sind die Na’vi den Menschen eben nicht moralisch überlegen, sondern gar rückständig. James Cameron orientiert sich hier natürlich an bekannten Strukturen indigener Stämme. Wenn das jedoch alles so heilig und richtig ist, was die Na’vi betreiben, dann fragt man sich, warum sich das nicht auch in anderen Aspekten des naturverbundenen Lebens widerspiegelt.

                                  George Lucas macht das in Star Wars deutlich cleverer, indem er die Guten und Bösen auch politisch und gesellschaftsstrukturell unterscheidet. Die Gungans mögen den Naboo und vielen anderen Lebensformen unterlegen erscheinen. Aber wenn man genau hinschaut, als Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi vor Boss Nass treten, dann erkennt man, dass dort viele Gungans nebeneinander in einem Halbkreis sitzen, fast wie der Jedi-Orden. Sie verfügen über einen eigenen hohen Rat, der zumindest dem Anschein nach demokratisch entscheidet und nicht autoritär wie die Handelsföderation.

                                  Emotional besonders flach fällt „The Way of Water“ am Ende aus, als James Cameron versucht, mit dem Tod des ältesten Sohnes irgendeine emotionale Reaktion zu erzwingen. Neteyams Tod ist so flach, wie er auf Nummer Sicher gespielt ist. Das Kind von Sully, welches bis auf Tuk am wenigstens von der Handlung beachtet und entwickelt wurde, stirbt den „tragischen“ Tod. James Cameron lästert über Comicverfilmungen, die ja alle keine Konsequenzen und „Stakes“ hätten, aber nimmt sich dann den bequemsten und komfortabelsten aller Figurentode heraus. Dabei hätte dieses Ende tatsächlich funktionieren können, wenn Neteyam genauso viel Platz wie seinem Bruder Lo’ak eingeräumt worden wäre. Denn das Ende mit Jake und Neytiris Erinnerung durch Eywa an ihren Sohn funktioniert grundlegend, nur eben nicht an dieser Stelle, zu diesem Zeitpunkt. Da sowieso noch drei weitere Avatar-Filme folgen, hätte man sich den wichtigen Figurentod auch für später aufheben können. Und es hätte geholfen, wenn man Neytiri mehr Zeit und eine glaubhaftere Beziehung zu ihren Kindern spendiert hätte. Denn anders als Jake Sully kauft man ihr leider zu keinem Zeitpunkt ab, dass es sich um ihre geliebten Kinder handelt.

                                  Fazit: Auch nach der Zweitsichtung sechs Monate später eine Enttäuschung. Im Heimkino fallen nun auch noch das 3D, die Bildgewalt und die erhöhte Framerate weg. Was bleibt, das, was letztlich immer bleibt, ist die Story. Und die ist leider äußerst dürftig. Inhaltlich dürfte das James Camerons schlechtester Film sein. Die Hoffnung bleibt, dass es mit Avatar 3 wieder bergauf geht.

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                                    luis345 01.06.2023, 21:18 Geändert 03.06.2023, 11:39

                                    „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ ist der Empire Strikes Back aller Spider-Man-Filme. Einen solchen Vergleich würde ich niemals leichtfertig ziehen. Aber bei der Fortsetzung zu „Into the Spider-Verse“ ist es tatsächlich angebracht. Denn diesem Film gelingt es auf herausragende Art und Weise, die Geschichte von Miles Morales fortzuführen und dabei eine gleichsam größere, wie auch um ein Vielfaches dramatischere, spannendere und wendungsreichere Handlung zu erzählen, welche das Erstwerk um viele brillante Facetten erweitert und ausbaut.

                                    „Into the Spider-Verse“ stellte vor viereinhalb Jahren einen Überraschungshit dar, der zwar an den Kinokassen nur durchschnittlich lief, aber von Kritikern und Zuschauern gleichermaßen überaus positiv rezipiert wurde; so weit, dass er regelmäßig als der beste Spider-Man-Film aller Zeiten in den Himmel gelobt wird. Selbst mir als großer Fan von Spider-Man war das manchmal zu viel des Guten, weshalb ich in „Into the Spider-Verse“ zwar einen sehr guten Film sehe, ihn aber auch gleichzeitig für überschätzt halte. Hier und da doch zu referenziell, hin und wieder doch mehr Fan-Service als auf eigenen Beinen stehend und vorne und hinten doch ein bisschen zu einfältig erzählt.

                                    Obgleich der Sorge, dass es sich nun bei „Across the Spider-Verse“ erstmal nur um Part I handeln würde, bin ich sehr zuversichtlich und voller Vorfreude in diesen Film gegangen. Ich wurde nicht enttäuscht. Nein, ich würde sogar so weit gehen, dass es sich um eine der besten Comicverfilmungen aller Zeiten handelt und diese dreiteilige Filmreihe nächstes Jahr als die mit Abstand beste Trilogie in die Kinogeschichte eingehen könnte. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt aus dem Kino gekommen bin und so geflasht sowie positiv überrascht war. Alle Erwartungen, die man hat oder hätte haben können, toppt „Across the Spider-Verse“ mit Leichtigkeit. Alles, was man glaubt zu wissen oder bereits gesehen zu haben, übertrifft dieser Film nochmal.

                                    Ob es bei jener Lobeshymne bleibt, entscheidet sich allerdings erst mit Part II, welcher im nächsten Jahr erscheint. Denn das ist kaum genug zu betonen, hierbei handelt es sich definitiv um den ersten Teil einer zweigeteilten Geschichte. Das jedoch auf gute Weise, denn „Across the Spider-Verse“ erzählt eine eigenständige Geschichte, die nicht nur als reine Vorbereitung für einen actiongeladenen zweiten Teil dient. Dieser Film steckt voller Charakterentwicklung, Hintergründe und wegweisende Wendungen. Neben der wieder hervorragenden Inszenierung fährt der Film handlungstechnisch einen Höhepunkt und eine Wendung nach der anderen auf.

                                    Die Geschichte vertieft Miles, sie vertieft Gwen, sie stellt alle Figuren vor ganz zentrale Herausforderungen und Dilemma, welche jeden zutiefst betreffen und zugleich den Spider-Man-Mythos auf eine ganz neue Ebene heben und ergründen. Darin verwickelt ist eine Multiversen-Geschichte, die mit allen bisherigen Anwärtern rund um „Doctor Strange 2“ oder „Everything Everywhere all at Once“ den Boden aufwischt. Nie waren Welten und Charaktere so divers, kreativ und einzigartig. Nie hat das Konzept alle Figuren so entscheidend beeinflusst und geprägt. Nie wurden Themen wie Schicksal, Selbstbestimmung und was es heißt Spider-Man zu sein auf so clevere Weise verhandelt.

                                    Verpackt wird das Ganze erneut in einen Animationsstil, der jede Konkurrenz nur wie lächerliche Amateure aussehen lässt. Ich kann dieses glattgebügelten und langweiligen Einheitsbrei aller Disney-, Pixar- und Dreamworks-Produktionen nicht mehr sehen. „Spider-Verse“ ist wie eine Erleuchtung. In der Fortsetzung nochmal schriller, nochmal farbenfroher, nochmal verspielter. Und das auch noch auf Grundlage des halben Budgets. Ich hoffe, diese Filmreihe setzt einen Denkanstoß in der Branche, was Animation alles sein kann.

                                    „Across the Spider-Verse“ ist darüber hinaus auch noch ein Vorbild dafür, wie man geschickt Fan-Service und Referenzen einsetzt und macht das sogar über weite Strecken besser als der direkte Vorgänger. Dieser Film hätte in so einige Fettnäpfchen treten können und als ich die hunderten Spider-Men im Trailer gesehen habe, wurden eher meine schlimmsten Befürchtungen statt Vorfreude geweckt.

                                    Zu meiner Überraschung jedoch nutzt kaum ein Film diesen Fan-Service besser als „Across the Spider-Verse“. Bis auf seltene Ausnahmen habe ich Referenzen und Cameos noch nie so hervorragend integriert gesehen, sogar so gut, dass sie eine tiefe emotionale Reaktion ausgelöst haben, anstatt nur auf billige, hohle Gags zu setzen. Der Film ist in wenigen Sekunden erfolgreich darin, woran „No Way Home“ über zweieinhalb Stunden hinweg gescheitert ist.

                                    Wenn ich eine Sache kritisieren müsste, dann wäre es die lange Laufzeit und wofür der Film diese ab und zu verwendet. Zwar existieren keine schlechten Szenen in „Across the Spider-Verse“, aber man merkt an einigen Stellen, dass der Film vor Figuren und Handlungssträngen nur so strotzt. Das ist zu Beginn zu spüren, da die Geschichte locker 45 Minuten benötigt, um überhaupt zum Status Quo zu gelangen, an dem uns der letzte Teil entlassen hat (als sich über Miles im Bett liegend das Portal mit Gwens Stimme öffnet).

                                    Zudem fühlt sich der Film genötigt relativ viel noch einmal zu erklären und traut dem Zuschauer nicht zu, dass dieser doch bestimmt einfach Teil 1 gesehen hat. An der Stelle vermisst er die Genialität von Star Wars, der den Zuschauer jedes Mal mitten in die Handlung stößt ohne Rücksicht auf Verluste. Ähnlich verhält es sich gegen Ende, wo dem Film die Punktlandung zum perfekten Cliffhanger nicht ganz gelingen möchte bzw. der Film sich selbst nicht sicher zu sein scheint, wann und wo denn nun der Übergang zu Part II gelegt wird.

                                    Fazit: „Across the Spider-Verse“ ist ein genialer Film, der zu den besten Fortsetzungen aller Zeiten zählen wird. Über alldem schwebt jetzt nur noch Part II, der das Ganze ins Ziel bringen muss. Das Großartige an der Geschichte ist, dass die aufgeworfenen Fragen und Dilemma derart weitreichend sind, sodass ich keine Ahnung habe, in welche Richtung sie es auflösen werden. Einerseits ist das genial, andererseits habe ich große Sorgen davor.

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                                      Anlässlich des gestarteten Remakes habe ich nach einer Ewigkeit nochmal den Disney-Klassiker „Arielle, die Meerjungfrau“ angesehen. Obwohl ich erst vor knapp sechs Monaten einen kleinen Rewatch meiner liebsten Disney-Filme gestartet hatte, ist Arielle auf der Strecke geblieben, was hauptsächlich damit zu tun hat, dass Disney+ nur die neuere Synchronfassung zur Verfügung stellt (die Alte soll angeblich irgendwann nachgereicht werden, wozu es aber bis jetzt nicht gekommen ist).

                                      Trotz einiger Befremdlichkeiten hält das den Film jedoch nicht davon ab, kurzfristig alte Disney-Magie aufleuchten zu lassen. Arielle leitete damals die goldenen 90er Jahre für den Konzern und ihre Meisterwerke-Reihe ein. Danach folgte ein Hit nach dem anderen. Der Höhepunkt ist für mich dabei „Die Schöne und das Biest“ gewesen; Arielle gehört aber definitiv ebenso zu meinen Lieblingsfilmen von Disney. Neben u. a. „Bambi“, „Peter Pan“, „Das Dschungelbuch“, „Aristocats“, „Robin Hood“, „Die Schöne und das Biest“ und „Pocahontas“ lief der in der Kindheit rauf und runter.

                                      Der Beginn des Films transportiert direkt wieder die einst magischen Momente, mit dem Zusammenspiel aus Melodie und Bild, das Farbenspiel des Films und der wunderschöne Märchencharakter. Dabei war mir nicht (mehr) bewusst, wie mythologisch und universell die Geschichte im Grunde ist. Triton und Arielle verhandeln im Wesentlichen eine urtümliche Vater-Tochter-Beziehung, worin der Wunsch Arielles nach echten Beinen und ein Leben in der Menschenwelt metaphorisch dafürsteht, sich vom Elternteil zu emanzipieren und loszusagen. Vater Triton möchte seine geliebte Tochter zügeln, aber im Grunde nur behütet daheim wissen, nur um dann letztlich zu Erkenntnis zu kommen, dass sie erwachsen geworden ist und er sie gehen lassen muss.

                                      Den dramaturgischen Knackpunkt der Handlung verkörpert dabei Arielles Pakt mit dem Teufel, der Seehexe Ursula. Ein verführerisches Angebot, welches aus Verzweiflung angenommen wird, aber letztlich ein Trick ist und einzig im Zugewinn des Teufels endet. Obendrauf wird Prinz Erik von ihr auch noch wie von einer Sirene manipuliert und durch die gestohlene Stimme buchstäblich verzaubert. Am Ende fällt Ursula schließlich ihrer eigenen Arroganz und Selbstsicherheit zum Opfer, während sich Triton erbarmt und seine Tochter Arielle ins Freie entlässt, dort, wo ihr Leben eben erst richtig anfängt.

                                      Definitiv ein wahrer Klassiker, der auch heute noch funktioniert. Kein Grund für ein Remake. Lieber das Original.

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                                        luis345 24.05.2023, 11:16 Geändert 24.05.2023, 11:17

                                        Autsch. Die ersten Kritiken zum neuen und finalen Indiana-Jones-Film sind gar nicht mal so gut. Auf Rotten Tomatoes dümpelt der Film mit knapp 40 Kritiken momentan bei mageren 50 % herum. Zum Vergleich: der viel gescholtene vierte Teil „Königreich des Kristallschädels“ liegt bei sehr soliden 77 %. Witzigerweise behaupten viele der Kritiken, der fünfte Teil sei zwar eine Enttäuschung, aber immer noch besser als Teil 4. Denn Spielbergs und Lucas’ vierter Teil wurde damals gar nicht so schlecht rezipiert, was durch den darauffolgenden Online-Backlash der letzten 15 Jahre untergegangen ist. Folgt nach der Renaissance der Star-Wars-Prequels jetzt also noch die Renaissance von „Königreich des Kristallschädels“? IGN titeln in ihrer Kritik „We didn’t realize how good we had it with Kingdom of the Crystal Skull.“ - Diese Ironie...

                                        Und dabei hätte ich James Mangold keinen schlechten Film zugetraut oder gar gewünscht. Der Mann hat in den letzten Jahren sehr viele gute Filme gedreht, weswegen ich bei all der jetzt eintretenden Schadenfreude ihm zumindest einen ordentlichen finalen Teil zugetraut hätte. Mehr als ein J.J. Abrams hat er alle mal drauf. Abzuwarten bleibt, wie sich das Stimmungsbild verändert, wenn der Film im Kino startet und man ihn dann auch selbst sehen kann. Aber aktuell sieht es wohl so aus, dass Lucasfilm und Disney nach Star Wars auch ihre zweite große Marke in den Sand gesetzt haben.

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                                          „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ist für mich das, was „Avengers: Endgame“ gerne gewesen wäre – ein (nahezu) perfekter Abschluss für das alte Marvel Cinematic Universe. Ein Schlussstrich könnte man sagen, für die Charaktere, welche ich über Jahre im Kino begleitet habe und für mich, der das MCU über Jahre begleitet hat. Nach dem weitestgehend gescheiterten Abschluss für die alte Avengers-Garde, blieben nur noch die Guardians übrig, welche vor neun Jahren eingeführt wurden.

                                          „Guardians of the Galaxy“ (2014) ist unbestritten einer der Top-5-Filme des gesamten MCUs. Was Regisseur James Gunn dort damals vollbracht hat, ist bis heute ein einmaliger Erfolg. Auch ihm selbst gelang es nicht mehr dies zu reproduzieren, nicht mit der Fortsetzung und nicht mit „The Suicide Squad“. Der dritte und abschließende Teil der Reihe kommt aber zum Glück wieder sehr nahe heran. Mit „Vol. 3“ findet Gunn zu alter Stärke zurück und beschenkt das MCU und seine Fans mit einem letzten, kleinen Geniestreich.

                                          Was den ersten Guardians-Film für mich ausgezeichnet hat, war die herausragende Kombination aus humorvollen und emotionalen/ernsten Momenten. Das, woran das MCU an anderer Stelle immer so oft gescheitert ist, das ist James Gunn in einer Eleganz und Balance gelungen, wie es nur selten reproduziert werden konnte.

                                          „Vol. 2“ ist eine gute Fortsetzung, ist für mich aber bis heute darin erfolglos geblieben, dass die witzigen Szenen nicht mehr so gut funktioniert haben; in Form vom plötzlich hyperaktiven Drax und der nervigen Mantis sogar stellenweise affig und albern wirkten. Zudem hat der Verlust von Yondu bei mir nie so gezündet, wie es sich der Film gewünscht hat. Es fehlte der nötige Aufbau und die väterlichen Gefühle, die Peter Quill und ihn angeblich so stark verbunden haben. Mehr als Behauptung war das eigentlich emotional gedachte Ende deswegen nicht.

                                          „Vol. 3“ bringt nun die vermissten Stärken und Elemente des ersten Teils zurück. Schon mit dem Holiday-Special hatte sich angekündigt, dass James Gunn womöglich doch nicht die Luft ausgegangen ist. Die dort fokussierten Charaktere in Form von Mantis und Drax waren tatsächlich lustig. Und die charaktergetriebenen Momente funktionierten und fügten sich organisch in die Gesamthandlung ein. Das setzt der Film nahtlos fort. Dieser dritte Teil ist bei weitem nicht der lustigste unter den Dreien, aber die Frotzeleien und leichten Dialoge der Guardians untereinander funktionieren endlich wieder deutlich besser. Da ist mir eine niedrigere Schlagzahl lieber, als fünf von zehn Rohrkrepierer wie noch in „Vol. 2“.

                                          Aber der Fokus dieses Films sind definitiv die gefühlvollen Sequenzen der Geschichte und davon besitzt „Vol. 3“ ein Vielfaches. Dabei im Zentrum steht dieses Mal Rocket Raccoon, der eine tief berührende und zugleich düstere Geschichte von James Gunn spendiert bekommt. Hier wechseln sich dunkle und bedrückende mit brutalen und für manchen womöglich kaum auszuhaltende Szenen ab. Die Handlung von Rocket ist das Herzstück dieses Films und lässt rasch über andere Kleinigkeiten hinwegsehen. Mir standen mehrfach die Tränen in den Augen.

                                          Aber es ist nicht nur er, auch die anderen Guardians erhalten fast alle einen runden Charakterbogen, der ihnen Raum für Entwicklung lässt und das Abenteuer dieser Figuren überaus zufriedenstellend abschließt. Das war den Core-Avengern nie vergönnt. Denn James Gunn gelingt wirklich ein Abschluss dieser Reihe, dieses Teams. Klar, die Hintertür bleibt immer offen und letztlich gehören die Figurenrechte Kevin Feige und Disney und nicht Gunn (er behauptet zumindest, das sei das Ende der Guardians, wie wir sie kennen und er wird als Regisseur nicht zurückkehren). Aber es ist zumindest keine dreistündige Heuchelei, bei der am Ende bis auf zwei Figuren alle weiterleben dürfen und gleich ihren nächsten Film vorbereitet bekommen, wie in „Avengers: Dabgame“.

                                          James Gunn erinnert einen ebenso daran, dass er einer der wenigen ist, die im MCU kreative Freiheit genossen haben. Er kann nicht nur inszenieren, sondern steuert auch sein eigenes, kompetent geschriebenes Skript bei. Sam Raimis „Doctor Strange 2“ war handwerklich erfrischend, aber skripttechnisch wurde ihm leider eine halbgare Geschichte vorgesetzt. Und bei Taika Waititi werde ich mich ewig fragen, wie sehr man einen Film wie „Thor 4“ gegen die Wand fahren kann, wenn man inszenatorisch und inhaltlich (zumindest dem Anschein nach) alle Freiheiten hat. Und dann sollten natürlich noch die Russo-Brüder dagegengestellt werden, die seit „Endgame“ einen inhaltlichen Flop nach dem anderen abliefern oder mitproduzieren.

                                          Wenn man Guardians 3 mit den beiden vergleicht, dann ist das fast eine Offenbarung. Es gibt eine herausragende One-Take-Action-Sequenz, in der alle Guardians gemeinsam kämpfen und glänzen können. Es ist wie Balsam auf die Seele, dass mir „Vol. 3“ wenigstens so ein cooles Finale für diese geliebten Charaktere schenkt, während ich bei „Endgame“ nur geschockt dasaß und meinen Augen angesichts dieser Frechheit nicht glauben konnte. James Gunn gibt mir den Frieden, den ich in diesem Kino-Franchise so lange gesucht habe. Wenigstens dieses Ende ist ein Erfolg und ein Schlussstrich kann in Einklang gezogen werden.

                                          In einigen Kritiken habe ich immer wieder den Vorwurf vernommen, an „Vol. 3“ sei zu kritisieren, dass er zu „messy“, vollgestopft mit Handlungselementen und nicht wirklich ein runder Film sei. Diese Einschätzung kann ich kaum nachvollziehen, denn trotz viel Handlung und vieler Figuren gelingt es dem Film sehr gut über eine Laufzeit von zweieinhalb Stunden jeder Figur genug Platz einzuräumen und ihnen ihre eigenen Momente zu geben. Rocket ist dabei natürlich das Zentrum und bekommt am meisten Fleisch. Aber auch Nebula, Quill, Gamora, Mantis und Drax haben alle ihren Arc, wodurch sich der finale Teil viel runder und abgeschlossener anfühlt, als so manch anderer Schlussteil.

                                          Einziger größerer Kritikpunkt für mich ist der Umgang und die Integrierung von Adam Warlock. Ich habe kein Problem mit seiner Rolle und wie er von James Gunn dargestellt wird, auch wenn der ein oder andere Fan da sicherlich enttäuscht sein dürfte. Der Umgang mit ihm erinnert tatsächlich ein wenig an viele jüngere MCU-Filme, in denen eigentlich auf dem Papier coole Antagonisten wie Taskmaster, Modok oder eben Adam Warlock eingeführt werden und sie dann am Ende ein wenig verschwendet wirken; als hätte man die Figur lieber gar nicht erst angerührt. Da ich zu Adam Warlock keine emotionale Verknüpfung habe, sehen ich es nicht so eng, verstehe aber, wenn man die epische Vorlage aus den Infinity-War-Comics vor Augen hat und dann enttäuscht wird.

                                          Denn in „Vol. 3“ wirkt er tatsächlich überflüssig. Als hätte Gunn einen schönen ersten Draft über Rocket und alle seine Freunde geschrieben und dann bemerkt hat, „verdammt, am Ende vom letzten Teil habe ich ja noch diesen Typen angekündigt.“ Zumindest im letzten Akt des Films hätte ich mir für ihn eine deutlich größere Rolle gewünscht, denn trotz vorhandener Motivation, z. B. für oder gegen den Antagonisten High Evolutionary zu handeln, passiert da am Ende viel zu wenig. Und das liegt nicht daran, weil der Film eben zu kurz ist oder nicht mehr Handlung hineingepasst hätte, sondern weil die Vorarbeit einfach ungenutzt bleibt, die der Film zuvor selbst betrieben hat.

                                          Deswegen ist „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ eben nur fast der perfekte Abschluss. Oder anders formuliert: der perfekte Abschluss für die Guardians in einem Film mit einigen wenigen Schwächen. Denn auch an den ersten Film der Trilogie kommt dieser Teil nicht ganz heran, dafür fehlt ihm einfach die Frische und Leichtfüßigkeit in der Umsetzung. Aber das musste „Vol. 3“ auch nicht erreichen. Stattdessen ist James Gunn ein eher metaphorisches Ende gelungen, ein gelungenes Ende für das MCU, das es einst war; für die Charaktere, in die wir uns einst verliebt haben; für das Abenteuer, auf das wir uns damals gemeinsam begeben haben. „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ist ein Schlussstrich, zumindest für mich.

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                                            „Star Wars: Visions“ Staffel 2 ist nochmal besser als die schon sehr starke Erste. Die Animationsstile sind wieder sehr schick und abwechslungsreich. Durch die Kooperation mit Studios von allen Kontinenten ist die Serie nochmal diverser im Aussehen und Stil geworden. Einen „Anime-only“-Charakter gibt es dadurch nicht mehr, was „Visions“ aber zu keinem Zeitpunkt schadet.

                                            Zudem haben mir diesem Mal alle der neun Kurzgeschichten gut bis sehr gut gefallen. Während in der ersten Staffel noch ein paar Folgen dabei waren, die sichtbar schwächer waren oder offenkundig Potenzial verschenkt haben, gibt es in der neuen Staffel ein Highlight nach dem anderen. Und dabei schaffen es die meisten Studios in den nur 15–20-minütigen Folgen schöne emotionale Momente zu kreieren.

                                            Wenn ich etwas zu kritisieren hätte, dann wäre es der Umstand, dass die Staffel von ihren Themen und Orten etwas zu eintönig ist. Für meinen Geschmack spielten zu viele Folgen während der Unterdrückung des Imperiums und der Kampf gegen dieses. Daneben gibt es auch viele Auserwählten-Geschichten bzw. es geht um Figuren, die spätestens gegen Ende ihre Machtkräfte entdecken und anschließend für Größeres berufen sind, sei es für die helle oder dunkle Seite. Das ist alles im Kern sehr „Star Wars“ und keine Kurzgeschichte enttäuscht dahingehend. Aber die Anime-Studios der ersten Staffel haben nochmal etwas mehr „out of the box“ gedacht und verrücktere Ideen eingebracht; mit dem Universum mehr experimentiert.

                                            Aber das ist alles Kritik auf hohem Niveau. „Visions“ Staffel 2 ist hervorragendes Star Wars aus aller Welt und vereint wunderschöne Animationsqualität mit starken Geschichten.

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                                              über Suzume

                                              Ich bin erleichtert, dass Makoto Shinkai mit „Suzume“ zu alter Stärke zurückgefunden hat. Nach dem verkorksten „Weathering with you“ schien der Erfolg von „Your Name.“ eine Eintagsfliege des weltweit bekannten Anime-Regisseurs gewesen zu sein. Mit „Suzume“ beweist er nun, dass er doch zu mehr fähig ist.

                                              Das hier ist womöglich sein thematisch anspruchsvollster und inszenatorisch bester Film bis heute, der sich auch kreativ angenehm von seinen letzten Werken abhebt. „Suzume“ ist bei seiner metaphorischen Trauer- und Traumabewältigung japanischer Umweltkatastrophen nahezu Ghibli-esk in Szene gesetzt.

                                              Der Soundtrack ist gewohnt stark, aber die J-Pop-Band Radwimps hält sich im Vergleich zu den Vorgängern auffällig zurück und liefert ein emotional pointiertes Ergebnis ab. Die Bilder entsprechen dem nun etablierten Qualitätsstandard von Shinkais Filmen, besitzen dieses Mal aber deutlich mehr Sinngehalt und fahren besonders im finalen Akt zur Hochform in Geiste einiger bekannter Ghibli-Klassiker auf.

                                              Das Thema des Films ist sehr japanisch, weniger universell greifbar wie noch in den Vorgänger-Filmen, weswegen „Suzume“ nicht ganz so emotional mitreißt. Hier fächert Shinkai im Grunde ein japanisches Trauma auf, welches er in „Your Name.“ mit einem Kometeneinschlag bereits angerissen hatte und es sich um ein sehr beliebtes Thema in Animes handelt.

                                              Daher ist der Erfolg des Films in der Heimat absolut nachvollziehbar, hat mich aber emotional nicht so stark wie einst „Your Name.“ erreicht. Auch dramaturgisch ist „Suzume“ bei weitem nicht so perfekt, aber definitiv ein großer Schritt in die richtige Richtung. In der Gesamtschau von Shinkais Werken ist „Suzume“ einer seiner besseren Filme, der kreativ und thematisch gehaltvoll ist.

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                                              • Bester Film

                                                The Batman
                                                The Nortman
                                                Top Gun: Maverick
                                                Blond
                                                Guillermo del Toros Pinocchio

                                                Beste Regie

                                                Matt Reeves (The Batman)
                                                James Cameron (Avatar 2: The Way of the Water)
                                                Guillermo del Toro (Guillermo Del Toros Pinocchio)
                                                Andrew Dominik (Blond)

                                                Bestes Drehbuch

                                                Andrew Dominik (Blond)
                                                Matt Reeves, Peter Craig (The Batman)
                                                Robert Eggers, Sjón Sigurdsson (The Northman)

                                                Bester Darsteller

                                                Paul Dano (The Batman)
                                                Colin Farrell (The Batman)

                                                Beste Darstellerin

                                                Ana de Armas (Blond)

                                                Schlechtester Film

                                                Uncharted
                                                Black Adam
                                                Lightyear
                                                Thor: Love and Thunder

                                                Beste Kamera

                                                Greig Fraser (The Batman)
                                                Jarin Blaschke (The Northman)
                                                Claudio Miranda (Top Gun: Maverick)
                                                Chayse Irvin (Blond)

                                                Beste Ausstattung

                                                The Batman
                                                The Nortman
                                                Avatar 2: The Way of the Water

                                                Bester Schnitt

                                                The Batman
                                                The Nortman
                                                Top Gun: Maverick
                                                Blond
                                                Guillermo del Toros Pinocchio

                                                Beste Effekte

                                                Avatar 2: The Way of the Water
                                                The Batman
                                                Top Gun: Maverick

                                                Beste Filmmusik

                                                The Batman
                                                The Northman

                                                Bester Song

                                                Beste Serie

                                                Star Wars: Andor
                                                Cyberpunk: Edgerunners
                                                The Boys
                                                Cobra Kai
                                                Star Wars: Geschichten der Jedi

                                                Bester Seriendarsteller

                                                Diego Luna (Star Wars: Andor)
                                                Anthony Starr (The Boys)

                                                Beste Seriendarstellerin

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                                                  über Tár

                                                  „Tár“ ist diese Art von (Arthouse)Film, dessen Handlungszusammenfassung man nach dem Kinogang erstmal recherchiert, weil man die Hälfte aller Szenen nicht verstanden hat. Laut Martin Scorsese soll es sich um den besten Film seit Jahren handeln, der die dunklen Tage des Kinos beendet haben soll. Einschränkend zu erwähnen ist hierbei, dass Scorsese laut eigener Aussagen kaum noch Filme schaut. Im Endeffekt bedeuten solche Statements also ohnehin nichts und das merkt man „Tár“ an.

                                                  „Tár“ ist auch diese Art Film, den alle Kritiker aus Respekt und Höflichkeit für gut befinden, weil er so arthousig ist. Keiner möchte zugeben, dass es sich um fast 160 lange, quälende Minuten gehandelt hat, in denen sich höchstens ein paar halbgare Ansätze verstecken, die vergeblich versuchen, irgendetwas Interessantes anzustoßen, aber letztlich furchtbar mittelmäßig erzählt werden und über mehr als „gut gemeint“ nicht hinauskommen. „Tár“ kann sich nicht entscheiden, was er überhaupt erzählen möchten.

                                                  Zuerst wird eine Gender-Diskussion losgetreten, über weibliche Künstler, über den Umgang mit Jahrhunderte alter Kunst und ihren Autoren, über die Trennung von Werk und Autor; über mediale Auseinandersetzungen, die aktueller nicht sein könnten, um sie dann nach der ersten halben Stunde gänzlich fallen und keine Rolle mehr spielen zu lassen.

                                                  Dann könnte man denken, es gehen nun um die klassische Musik und Kunst im Allgemeinen, um das Verständnis und die tiefe Auseinandersetzung mit menschengemachter Kunst, ihrer Genialität, ihrer Interpretation, ihrer Wiedergabe sowie Analyse. Aber auch dafür macht der Film viel zu wenig, er wird nie zu einem Freudenfest der klassischen Musik oder funktioniert als Metapher für jede Art der Kunst und ihrer Ausprägung. Denn musiziert wird in „Tár“ zu keinem Zeitpunkt. Über langweilige Proben kann man sich erfreuen, während die Vermarktungsbilder einer leidenschaftlich dirigierenden Cate Blanchett höchstens irreführend sind.

                                                  Aber dann wäre da ja letztlich noch das vermeintliche Hauptthema des Films, nämlich die Übergriffigkeit und der Machtmissbrauch durch Blanchetts Tár und ihr damit verknüpfter Niedergang als Ausnahmedirigentin. Aber selbst das verkommt, wenn man sich mal ehrlich macht und für ein paar Minuten darüber nachdenkt, zur puren Behauptung und wird derart schlecht erzählt, sodass die Handlung dramaturgisch und logisch gegen Ende völlig auseinanderfällt.

                                                  Die Protagonistin gerät plötzlich und im Grunde aus dem Nichts in einen Missbrauchs-Skandal um ihre Person, der jedoch denkbar schlecht vorbereitet wird, off-screen stattfindet und kaum mit der aktuellen Handlung zu tun hat und zudem über die Darstellung alter E-Mails inszeniert wird, die derart schnell durchs Bild laufen, sodass das Auge kaum eine Chance hat zu erkennen, was überhaupt vor sich geht.

                                                  Verwirrend ist dabei auch, dass der Film die Anschuldigungen durch parallel stattfindende Handlungen überhaupt nicht unterstreicht, bestätigt oder nicht bestätigt. Alles Gezeigte deutet nicht auf gängig praktizierten Machtmissbrauch hin, es sei denn, man möchte den kleinsten Anflug von Zuneigung und Sympathie für eine Person gleich als etwas Schlechtes darstellen.

                                                  Somit ist Blanchetts Tár als Person nie greifbar; es ist nie eindeutig, ob irgendetwas davon gerechtfertigt ist oder nicht, ob sie insgeheim wirklich kaputt ist oder die Abläufe mehr unglücklich als berechtigt sind. Durch ein rechtskräftiges Urteil wird dies ebenfalls nie unterstrichen und trotzdem wenden sich aus dem Nichts alle nahestehenden Menschen von ihr ab, selbst ihr Lebensgefährtin sucht nach kleinsten Kratzern direkt das Weite, ohne stichhaltige Beweislage.

                                                  Unverständliches Handeln der Figuren sowie unverständliche Szenen ziehen sich allerdings durch die gesamte Laufzeit. Sei es die durchweg treue Assistentin Társ, die aufgrund einer Entscheidung gleich zur rachsüchtigen Verräterin wird, bis zu komischen Horrorfilm-Einlagen, die nie verständlich aufgelöst werden.

                                                  Wobei die Inszenierung vermutlich noch mit das Beste am Film ist, denn die Kamera und der Schnitt sind gelungen. Sie ist zweckmäßig und bedacht, über weite Strecken sehr ruhig und der Handlung entsprechend. Nur in wenigen Momenten folgt Schnitt um Schnitt, wodurch für den Zuschauer wichtige Informationen verloren gehen. Und die inszenatorische Auflösung ist oftmals nur Gerede mit Schuss und Gegenschuss. Aber gut, darüber regt man sich ja nur auf, wenn’s wieder im nächsten MCU-Film geschieht.

                                                  Die Lieblingsfloskel der Kritiker „Show, don’t tell“ wird derweil auch nicht durchweg befolgt. Im Grunde wird alles zerredet, der behauptete Machtmissbrauch findet off-screen statt und alles, was der Regisseur versucht rein visuell zu vermitteln, versteht man nicht. Die erste Szene ist die Definition von „Tell, don’t show“ und die inszenatorische Auslösung kommt dem gelangweilten Abfilmen eines Theaterstücks gleich, also all das, was ein Film nicht machen sollte. Aber gut, hat eben alles einen arthousigen Anstrich und kein CGI, also cinema.

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                                                    „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ ist der klassischste MCU-Film seit Jahren. Er vereint alles, was die Filme mal ausgezeichnet haben, sowohl Stärken als auch Schwächen. Nahezu alle bekannten Marvel-Elemente sind enthalten; in allem ist der Film solide, aber in keinem Aspekt wirklich gut. Aber der dritte Ant-Man-Film ist wie ein Abziehbild aus Phase 2 und 3: wieder mehr das gewohnt formelhafte Unterhaltungs- und Bombast-Kino, welches als Puzzlestück einer größeren Erzählung dient und dabei die übergreifende Handlung im Wesentlichen vorantreibt. Warum jetzt ausgerechnet dieser Film laut Kritikerecho zu den schlechtesten MCU-Filmen zählen soll, entzieht sich mir dabei (erneut). Nicht bekannter könnte die Kost sein, kaum vertrauter könnte eine Geschichte erzählt werden. Aber manche merken wohl erst 15 Jahre später, dass ihnen das immer gleiche serviert wird.

                                                    Als Ant-Man-Fan könnte ich Enttäuschung nachvollziehen, denn dieser dritte Teil besitzt nur noch selten die tonale Identität der beiden Vorgänger. Stattdessen ist der Film größer, umfassender und wegweisender für die anstehende Phase. Weniger Albernheiten des Scott Langs und dafür mehr epische Größe. Aber da ich sowieso nie ein großer Fan der Filme war, hat mir genau diese Ausrichtung gefallen. An Kang als neuen Oberbösewicht war ich nämlich dann doch ein wenig interessiert und sein Porträt ist fast durchweg gelungen. Lediglich gegen Ende wird sein Auftreten ungeschickt abgeschwächt, ja sein Anspruch auf die Thanos-Rolle fast schon in den Sand gesetzt.

                                                    Das liegt auch an den mal wieder undurchsichtigen Stärke-Verhältnissen. In einem Moment zerquetscht Kang seinen Gegner mit einem Fingerschnippen, im nächsten verkommt er plötzlich zu einem eingeschüchterten Standard-MCU-Bösewicht. Die nicht vorhandenen Konsequenzen für irgendeinen Protagonisten tun dann ihr Übriges. Damit einher geht auch leider die immer häufigere Einkehr der Selbstparodie, sodass die durchaus ernst gedachten Figuren und Themen nicht mehr durch unnötige Witzchen, sondern durch lachhafte Darstellung und Inszenierung zunichtegemacht werden (z. B. M.O.D.O.K. oder Kang-Varianten).

                                                    Gleichsam ziel- und ideenlos ist dieser Film mit seinen angerissenen Leitmotiven, die auf halber Strecke liegengelassen oder im Keim erstickt werden. Die eigentliche treibende Motivation von Scott Lang mehr Zeit für seine Tochter zu haben und die verlorenen fünf Jahre aufzuarbeiten, werden für die Handlung nie relevant, jedwedes Potenzial oder auch interessante Interaktion mit Kang blitzschnell fallengelassen. Ähnlich war dies bereits in „Doctor Strange 2“ und „Thor 4“ zu beobachten. Besser geht „Quantumania“ dafür mit seiner Welt und den Schauplätzen um. Im Gegensatz zum besagten Doctor Strange und seinem „Muliverse of Madness“ ist der Quantenraum nicht nur bloße Behauptung und zeichnet sich durch anders geschaltete Ampeln aus, sondern birgt tatsächlich neue sowie eigenartige Welten- und Aliendesigns. Hier durften sich die Künstler wenigstens mal austoben.

                                                    Für alte MCU-Hasen dürfte „Ant-Man 3“ also durchaus ein Blick wert sein, denn nach der schrägen und langatmigen vierten Phase kommt endlich mal wieder so etwas wie Plot ins Spiel. Umso mehr klassisches MCU, umso weniger eigenständig und herausstechend ist dieser Film aber natürlich auch. Peyton Reed ist ja ohnehin einer der vielen Marvel-Regisseur ohne jedwede Handschrift oder eigener Bildsprache. Einen speziellen Stil oder eine abweichende Erzählung, wie in „Eternals“ oder „Black Panther 2“ erhält man hier nicht. Somit aber auch keinen künstlerischen Totalausfall wie mit „Thor 4“. Stattdessen ist „Quantumania“ solider MCU-Durchschnitt, wie es ihn in seiner Form schon lange nicht mehr gab.

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