Stefan Ishii - Kommentare

Alle Kommentare von Stefan Ishii

  • 7

    Der Blick auf die problematische Situation rund um Mexikos Polizei in Alonso Ruizpalacios' "Ein Polizei-Film" ist sicher nicht neu oder gar komplex. Diese Drama-Doku erzählt letztlich über die dysfunktionale, teilweise korrupte Welt, in der sich Mexikos Polizisten bewegen. Eine Welt, in der es wohl nur unidealistische Menschen längere Zeit aushalten können; zumal die Bezahlung in keinem Verhältnis zu den Gefahren steht oder Anerkennung und Wertschätzung seitens der Bevölkerung kaum zu erwarten sind. Aber was "Una Película de Policías" dann hauptsächlich ausmacht und womit er mich doch ziemlich begeistern konnte, war die Reise, auf die er den Zuschauer im Verlauf seiner fünf Kapitel mitnimmt. Für mich war das Seherlebnis sowohl kreativ, überraschend als auch interessant.

    Ich hatte keinerlei Vorkenntnisse über den Inhalt und ging völlig frei von Erwartungen oder konkreten Informationen ins Kino. Mein Tipp an Interessierte wäre, sich nichts über den Film im Vorfeld durchzulesen (auch nicht die Inhaltsangaben), da dies elementare Elemente der zuvor erwähnten Reise vorwegnehmen und damit dessen Zauber zerstören könnte.

    14
    • Hallo kyro1,

      auch wenn ich mich (mal wieder) nicht zu einem Horror-Oktober habe motivieren können, so verfolge ich solche Listen von anderen Filmfreunden natürlich total gerne. Da hast du dir ja ganz schön was vorgenommen. Willst du die Filme hier alle abarbeiten oder sind das nur erste Ideen? Hast du ein konkretes Ziel?

      Von den 31 gelisteten Filmen hab ich persönlich bisher nur 4 gesehen. Da liegt also eine Menge Potential an Entdeckungen auch für mich.

      Richtig gespannt bin ich auf deine Wertung zu "LIFEFORCE". Auch wenn meine Punktevergabe nicht wirklich hoch ist, so habe ich den Film doch irgendwie ganz gern. Ansonsten: "BUG" mochte ich damals sehr - aber seinerzeit "nervte" mich Michael Shannon auch noch nicht. Und "THE VISIT" ist für mich Shyamalans peinlichster Film.

      Viel Spaß (oder Grusel) jedenfalls in deinem Horrorctober!

      5
      • So! Dritter Anlauf... Aller guten Dinge sind drei, oder?

        Jetzt sollte ich alle Filme für's aktuelle Jahr zusammen haben.
        (Es fehlen allerdings einige Serienstaffeln, die ich dieses Jahr gesehen habe. Das waren zwar nicht übermäßig viele, aber zuverlässig bekomm ich das leider nicht mehr rekonstruiert.)

        Nächstes Projekt: Statistischer Überblick für das laufende Jahr...

        7
        • Stefan Ishii 31.08.2021, 18:01 Geändert 29.12.2021, 22:57

          "FARPõES BALDIOS - BARBS, WASTELAND" von Marta Mateus (Portugal, 2017) - 6.0 Punkte (7.1./Mubi/➊)

          "THE DULL SWORD" von Junichi Kouchi (Japan, 1917) - 6.0 Punkte (10.1./animation-filmarchives.jp/➊)

          "UBASUTEYAMA" von Sanae Yamamoto (Japan, 1925) - 7.0 Punkte (11.1./animation-filmarchives.jp/➊)

          "LES 3 BOUTONS" von Agnès Varda (Frankreich, 2015) - 5.0 Punkte (16.1./Mubi/➊)

          "PUPARIA" von Shingo Tamagawa (Japan, 2020) - 5.0 Punkte (21.1./YouTube/➊)

          "L’AUXILIAIRE" von Frédéric Plasman (Belgien, 2018) - 5.5 Punkte (3.2./YouTube/➊)

          "A ROBOT IS A ROBOT" von Emil Friis Ernst und Nilas Røpke Driessen (Dänemark, 2018) - 4.0 Punkte (8.2./YouTube/➊)

          "KOSMONAUT" von Kaspar Jancis (Estland, 2020) - 6.0 Punkte (19.2./TV-Aufzeichnung/➊)

          "DESZCZ - RAIN" von Piotr Milczarek (Polen, 2019) - 8.0 Punkte (19.2./TV-Aufzeichnung/➊)

          "HOMESICK" von Koya Kamura (Japan, 2019) - 8.0 Punkte (27.2./arte-Mediathek/➊)

          "FILIPIÑANA" von Rafael Manuel (Philippinen, 2020) - 8.0 Punkte (28.2./arte-Mediathek/➊)

          "MORE THAN TWO HOURS" von Ali Asgari (Iran, 2013) - 8.5 Punkte (15.3./Mubi/➊)

          "SZÉL - WIND" von Marcell Iványi (Ungarn, 1996) - 8.0 Punkte (21.3./Mubi/➊)

          "I GOT MY THINGS AND LEFT" von Philbert Aimé Mbabazi Sharangabo (Ruanda, 2018) - 6.0 Punkte (2.5./TV-Aufzeichnung/➊)

          "I AM AFRAID TO FORGET YOUR FACE" von Sameh Alaa (Ägypten, 2020) - 6.0 Punkte (25.5./TV-Aufzeichnung/➊)

          "O CORDEIRO DE DEUS - THE LAMB OF GOD" von David Pinheiro Vicente (Portugal, 2020) - 5.0 Punkte (25.5./TV-Aufzeichnung/➊)

          "NEURIM" von Shaylee Atary (Israel, 2020) - 6.0 Punkte (25.5./TV-Aufzeichnung/➊)

          "THE TIME AGENT" von Jude Chun (Südkorea, 2016) - 6.5 Punkte (28.5./YouTube/➊)

          "O ÓRFÃO" von Carolina Markowicz (Brasilien, 2018) - 6.5 Punkte (29.6./Mubi/➊)

          "KOKUTAI" von Ryushi Lindsay (Japan, 2019) - 7.0 Punkte (4.7./Mubi/➊)

          "HÉ, TE!" von Péter Szoboszlay (Ungarn, 1976) - 7.5 Punkte (7.10./Mubi/➊)

          "SHIMÁSÁNI" von Blackhorse Lowe (USA, 2009) - 8.5 Punkte (8.10./Mubi/➊)

          "MOBILIZE" von Caroline Monnet (Kanada, 2015) - 6,0 Punkte (15.10./Mubi/➊)

          "PÁNIK - PANIC" von Sándor Reisenbüchler (Ungarn, 1978) - 6,0 Punkte (24.10./Mubi/➊)

          "JULKA UND JULIE" von Gloria Stern (Deutschland, 2020) - 6,5 Punkte (27.11./3sat-Mediathek/➊)

          "DÉDALO" von Jerónimo Rocha (Portugal, 2013) - 6,0 Punkte (29.12./YouTube/➊)

          5
          • Hallo Smoover,
            gestern war's mal wieder soweit und wir haben erneut einen Film unabhängig von einander parallel geschaut. "Die Blume des Bösen" von Chabrol dürfte damit der dritte oder vierte Film sein, oder? Schön, dass es sowas immer noch gibt hier auf moviepilot.

            9
            • 8

              "Wheel of Fortune and Fantasy" von Ryûsuke Hamaguchi ist ein wirklich toller Film aus Japan. Er setzt sich aus drei Kurzgeschichten über Zufall und Lebensentwürfen (bzw. -entscheidungen) zusammen, die zwar inhaltlich nicht verknüpft sind, aber sich in gewissen Aspekten ähneln. So stellen zum Beispiel Frauen stets zentrale Figuren. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen eine Rolle; genauso wie lebensbestimmende Entscheidungen. Auch Reue (oder das Fehlen davon) ist ein verknüpfendes Thema. Von den drei Episoden hat mir persönlich die letzte Geschichte am besten gefallen.

              Ich würde "Guzen to sozo" in etwa wie einen Film von Hong Sang-soo beschreiben (sogar inklusive der abrupten Zoom-ins und der generellen Atmosphäre). Aber Hamaguchi arbeitet da deutlich ausgereifter. (Wobei mir natürlich auch das Direkte und Spontane des Koreaners Hong ebenfalls sehr gut gefällt.) Das Drehbuch von "Wheel of Fortune and Fantasy" ist super durchdacht. Ein großer Augenmerk liegt dabei auf der Sprache. Es gibt wunderbare, minutenlange Dialoge. Das darin Erzählte wird dabei teilweise später wieder aufgegriffen; findet also nicht nur zum Selbstzweck statt.

              24
              • 7

                In "La truite" (1982) von Joseph Losey spielt eine junge Isabelle Huppert die faszinierende Rolle einer jungen Frau, die den Männern den Kopf verdreht, aber selbst kein größeres Interesse an mehr als nur Geld und Machtspielchen zu haben scheint. Ihre Asexualität (oder zumindest Abneigung gegen Körperlichkeit) wird nur indirekt erklärt, aber ihre Frédérique weiß nichtsdestotrotz ihre Wirkung vor allem auf die Reichen und Mächtigen auszunutzen. Kokett und selbstbewusst hat sie früh auf der väterlichen Forellenfarm ihren Weg gefunden, mit aufdringlichen Männern umzugehen, und ist mit dem alkoholkranken, homosexuellen Galuchat verheiratet. Dessen Zustand ermöglicht ihr die Freiheiten, tun und lassen zu können wie es ihr beliebt - Reisen nach Japan inklusive. Dabei geht sie durchaus egoistisch und berechnend vor. Was sie eigentlich wirklich möchte, wurde mir zumindest nie wirklich klar. Und so lässt Losey uns sowie all die auftretenden Männer etwas im Unklaren darüber, woran man eigentlich bei Frédérique ist.

                Im Zentrum von "La truite" steht natürlich die beeindruckende Isabelle Huppert. Aber auch die Nebenrollen sind unglaublich prominent besetzt: Jean-Pierre Cassel, Daniel Olbrychski, Isao Yamagata, Craig Stevens, Ruggero Raimondi, aber auch Jeanne Moreau sind in diesem etwas merkwürdig anmutenden Film zu bewundern.

                13
                • 7

                  "Le Quattro Strade - Four Roads" sind 8 Minuten Schönheit und Wärme. Der Kurzfilm ist eine wohltuende Abwechslung unter all den "Corona-Filmen", die in den vergangen Monaten entstanden sind. Der Zuschauer darf sanfte Begegnungen mit Alice Rohrwachers Nachbarn erleben. Und dies gänzlich ohne den kalten Einsatz von Videokonferenzen oder ähnlicher digitaler Technik. Es gibt meisterliche Bilder zu bewundern: Wunderschöne Licht- und Farbspiele. Begleitet durch die beruhigende Stimme der Filmemacherin. Pure Menschlichkeit und Liebe.

                  22
                  • "The aim of journalism is service, not commerce." - Mahatma Gandhi

                    Seit Jahren wird hier mehr oder weniger direkt Werbung für verschiedene Streaming-Anbieter betrieben. Das kann man sehen wie man will. Es kann ja durchaus sein, dass auf diesem Wege der ein oder andere auf etwas Wertvolles oder Interessantes aufmerksam gemacht wird. Aber inzwischen werden sogar derart schlechte Filme als etwas verkauft, das sie einfach nicht sind. Klar, Geschmäcker sind verschieden, aber ist das inzwischen der Anspruch hier?

                    16
                    • 7 .5
                      Stefan Ishii 20.03.2021, 18:49 Geändert 20.03.2021, 18:53

                      "Todos os Mortos - All the Dead Ones" von Marco Dutra und Caetano Gotardo kann ein faszinierender Film sein. Zumindest auf mich wirkte er sehr eindringlich und fesselnd... Mir ist klar, dass der Film sehr ruhig, etwas fragmentiert und scheinbar unfokussiert erscheinen kann, vielleicht sogar überladen oder thematisch inkohärent, aber das sind in meinen Augen Kriterien, die an einen narrativen Film gestellt werden.

                      Nach außen hin scheint "Todos os Mortos" ein Historiendrama mit (typisch lateinamerikanisch) magisch-realistischen Elementen zu sein. Doch darüber hinaus ist das eine Auseinandersetzung mit den Geistern der brasilianischen Vergangenheit: der Sklaverei. Bohrende, gesellschaftliche Fragen werden aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Welche Folgen hatten die Abschaffung der Sklaverei auf die Betroffenen, aber auch auf die europäischstämmige Bevölkerung? Was wird gewonnen und was geht verloren? Und schließlich stellt der Film natürlich auch eine Verknüpfung zur Gegenwart her, die in Brasilien von Nationalpopulismus, Bildungsungerechtigkeit, falschen Versprechen und damit letztendlich von anhaltender Unterdrückung geprägt ist. Wer Teil der Gesellschaft sein will, muss die eigene Kultur sowie die damit verknüpften Traditionen aufgeben. Das zeigte die Geschichte überall auf der Erde immer wieder.

                      Was mich persönlich an "Todos os Mortos" am stärksten fasziniert hat, waren die tollen Schauspielleistungen. Die ruhige Atmosphäre und die kammerspielartigen Sequenzen geben den Darstellern eine große Bühne, sodass man ihnen sehr viel Aufmerksamkeit schenken kann. Wichtig erscheint es mir an dieser Stelle zu erwähnen, dass hauptsächlich Frauenrollen im Zentrum des Filmes stehen; es gibt jedoch auch relevante männliche Akteure. Sämtliche Figuren - egal welchen Geschlechtes oder welcher Herkunft - tragen einen starken Symbolcharakter in sich, den die Regisseure zu analysieren versuchen. Das klingt nun vielleicht etwas verkopfter als es tatsächlich ist, aber als ein herkömmlich erzählter Spielfilm will "Todos os Mortos" nicht verstanden werden. Man muss dieses Werk nicht lieben, aber sehenswert und anregend ist es durchaus.

                      16
                      • Stefan Ishii 12.03.2021, 18:10 Geändert 12.03.2021, 19:32

                        Bester Film (10 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - A Hidden Life
                        - Niemals Selten Manchmal Immer
                        - Rizi - Days
                        - Family Romance, LLC
                        - Sorry, We Missed You
                        - Undine
                        - Für Sama
                        - Oeconomia
                        - Die Kordillere der Träume
                        - Als wir tanzten

                        Beste Regie (10 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - Terrence Malick (A Hidden Life)
                        - Eliza Hittman (Niemals Selten Manchmal Immer)
                        - Tsai Ming-liang (Rizi - Days)
                        - Werner Herzog (Family Romance, LLC)
                        - Ken Loach (Sorry, We Missed You)
                        - Roman Polanski (Intrige)
                        - Christian Petzold (Undine)
                        - Waad Al-Khateab und Edward Watts (Für Sama)
                        - Burhan Qurbani (Berlin Alexanderplatz)
                        - Vadim Perelman (Persischstunden)

                        Bestes Drehbuch (10 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - A Hidden Life
                        - Niemals Selten Manchmal Immer
                        - Undine
                        - Sorry, We Missed You
                        - Nina Wu
                        - Wir beide
                        - Als wir tanzten
                        - Corpus Christi
                        - Intrige
                        - Persischstunden

                        Bester Darsteller (10 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - Franz Rogowski (Undine)
                        - Lee Kang-sheng (Rizi - Days)
                        - Louis Garrel (Intrige)
                        - August Diehl (A Hidden Life)
                        - Levan Gelbakhiani (Als wir tanzten)
                        - Misel Maticevic (Exil)
                        - Bartosz Bielenia (Corpus Christi)
                        - Lars Eidinger (Schwesterlein)
                        - Damien Bonnard (Die Wütenden)
                        - Jean-Louis Trintignant (Die schönsten Jahre eines Lebens)

                        Beste Darstellerin (10 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - Barbara Sukowa (Wir beide)
                        - Nina Hoss (Schwesterlein)
                        - Sidney Flanigan (Niemals Selten Manchmal Immer)
                        - Eliza Scanlen (Milla Meets Moses)
                        - Mariana Di Girolamo (Ema)
                        - Taylor Russell (Waves)
                        - Cécile de France (Eine größere Welt)
                        - Valerie Pachner (A Hidden Life)
                        - Paula Beer (Undine)
                        - Julianne Nicholson (Monos)

                        Kreativster/Ambitioniertester Film (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - Monos - Zwischen Himmel und Hölle
                        - Waves
                        - Berlin Alexanderplatz
                        - Nina Wu
                        - Ema - Sie spielt mit dem Feuer

                        Bester Independentfilm (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        (ich bin ehrlich gesagt nicht ganz sicher, was das genau meint, aber ich versuch's mal)
                        - Niemals Selten Manchmal Immer
                        - Rizi - Days
                        - Family Romance, LLC
                        - Die Kordillere der Träume
                        - Monos - Zwischen Himmel und Hölle

                        Bester Animationsfilm (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - Yakari - Der Kinofilm

                        Bestes Design (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        /

                        Bester Ton (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        /

                        Beste Musik (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - Als wir tanzten
                        - Das Arvo Pärt Gefühl
                        - Waves
                        - Ema - Sie spielt mit dem Feuer
                        - Kokon

                        Bester Song (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        /

                        Bester Schnitt (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        /

                        Beste Effekte (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - The New Mutants

                        Beste Kamera (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - A Hidden Life
                        - Niemals Selten Manchmal Immer
                        - Rizi - Days
                        - Undine
                        - Waves

                        Schlechtester Film (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - Tenet
                        - Enfant Terrible
                        - Follow Me
                        - Siberia
                        - Time to Hunt

                        Beste Serie (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        - The Last Dance

                        Bester Seriendarsteller (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        /

                        Beste Seriendarstellerin (5 Nominierungen)
                        -------------------------------------------------------------------
                        /

                        11
                        • Stefan Ishii 05.03.2021, 17:07 Geändert 05.03.2021, 17:07

                          Auch wenn die Berlinale dieses Jahr nur digital und für's sogenannte Fachpublikum stattfand - eventuell (oder sollte ich sagen hoffentlich) gibt es im Sommer ja dann doch eine Runde für uns Zuschauer - gab es auch dieses Jahr einen Wettbewerb und Preisträger. Heute wurden die Sieger bekannt gegeben. Hier eine kleine Übersicht:

                          WETTBEWERB:
                          ------------------------
                          - Goldener Bär für den Besten Film: "BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN" von Radu Jude (Rumänien)
                          - Silberner Bär - Großer Preis der Jury: "GUZEN TO SOZO - Wheel of Fortune and Fantasy" von Ryusuke Hamaguchi (Japan)
                          - Silberner Bär - Preis der Jury: "HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE" von Maria Speth (Deutschland)
                          - Silberner Bär für die Beste Regie: Dénes Nagy für "NATURAL LIGHT" (Ungarn)
                          - Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle: Maren Eggert in "ICH BIN DEIN MENSCH" von Maria Schrader (Deutschland)
                          - Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle: Lilla Kizlinger in "FOREST - I SEE YOU EVERYWHERE" von Bence Fliegauf (Ungarn)
                          - Silberner Bär für das Beste Drehbuch: Hong Sang-soo "INTRODUCTION" von Hong Sang-soo (Südkorea)
                          - Silberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung: Yibrán Asuad für die Montage von "A COP MOVIE" von Alonso Ruizpalacios (Mexiko)

                          ENCOUNTERS:
                          -----------------------
                          - Bester Film: "WE" von Alice Diop
                          - Spezialpreis der Jury: "Vị - TASTE" von Lê Bảo (Vietnam)
                          - Beste Regie (ex-aequo): "DAS MÄDCHEN UND DIE SPINNE" von Ramon Zürcher und Silvan Zürcher (Schweiz) sowie "HYGIÈNE SOCIALE" von Denis Côté (Kanada)
                          - Lobende Erwähnung: "ROCK BOTTOM RISER" von Fern Silva (USA)

                          KURZFILME:
                          --------------------
                          - Goldener Bär für den Besten Kurzfilm "NANU TUDOR - My Uncle Tudor" von Olga Lucovnicova (Belgien/Portugal/Ungarn)
                          - Silberner Bär Preis der Jury (Kurzfilm): "Xia Wu Guo Qu Le Yi Ban - Day Is Done" von Zhang Dalei (China)

                          GENERATION:
                          ----------------------
                          - Großer Preis der Internationalen Jury für den Besten Film (Kplus): "Han Nan Xia Ri - Sommerflirren" von Han Shuai (China)
                          - Lobende Erwähnung (Kplus): "Una escuela en Cerro Hueso - Eine Schule in Cerro Hueso" von Betania Cappato (Argentinien)
                          - Großer Preis der Internationalen Jury für den Besten Film (14plus): "LA MIF - THE FAM" von Fred Baillif (Schweiz)
                          - Lobende Erwähnung (14plus): "CRYPTOZOO" von Dash Shaw (USA)

                          FIPRESCI:
                          ---------------
                          - Preisträger Wettbewerb: "Ras vkhedavt, rodesac cas vukurebt? - Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?" von Alexandre Koberidze (Deutschland/Georgien)
                          - Preisträger Encounters: "Das Mädchen und die Spinne" von Ramon Zürcher, Silvan Zürcher
                          - Preisträger Panorama: "Okul Tiraşi - Brother‘s Keeper" von Ferit Karahan (Türkei/Rumänien)
                          - Preisträger Forum: "Esquí - Ski" von Manque La Banca (Argentinien/Brasilien)

                          19
                          • Stefan Ishii 01.03.2021, 12:11 Geändert 01.03.2021, 13:53

                            Ein paar Vorschläge von mir.

                            Danièle Huillet, Agnès Varda, Claire Denis, Isabel Coixet, Susanne Bier, Catherine Breillat, Lynne Ramsay, So Yong Kim, Deniz Gamze Ergüven, Angela Schanelec, Chantal Akerman, Nanouk Leopold, Kelly Reichardt und Naomi Kawase. Vielleicht dann noch Margarethe von Trotta, Athina Rachel Tsangari, Agnieszka Holland, Ulrike Ottinger, Marie Losier, Alice Rohrwacher, Sarah Polley und Sally Potter. Oder aktuell: Celine Sciamma und Eliza Hittman.

                            (Sorry, und das sind auch nur die, die ich auch wirklich mag...)

                            11
                            • 6 .5

                              Nachdem letzte Woche so einige schwedische Filme (u.a. sogar auch Stummfilme) klammheimlich ins Netflix-Programm gerutscht sind, scheinen wohl diese Woche dänische Filme aus der zweiten Reihe dran zu sein: Unter anderem sind da neben "Todeshochzeit" noch Dinger wie "Terribly Happy" (2008, von Henrik Ruben Genz), "With Your Permission" (2007, von Paprika Steen), "Anklaget" (2005, von Jacob Thuesen) oder "Labrador" (2011, von Frederikke Aspöck) zu sehen.

                              18
                              • 8

                                Wow! Durch die einstündige Exposition muss man sich erstmal durchbeißen. (Aber sie ist unbedingt wichtig!) Danach wird man mit nicht weniger als purer Kinomagie belohnt, die ich so unglaublich gerne in 3D im Kino erlebt hätte: Ein Traum, eine Halluzination, Erinnerungen und Wünsche aus dem ländlichen China in einem atemberaubenden One-Take, der ebenfalls über eine Stunde lang ist. Ein Erlebnis!

                                Wahnsinn einer anderer Art ist auch was man über die Veröffentlichung in China zu lesen bekommt: Der Film wurde doch tatsächlich als romantisches Epos vermarktet, welches am 31. Dezember in die Kinos kam und deren Vorführungen genau um Mitternacht enden sollten. Der Grund ist absurd: In den letzten Momenten des Filmes sind ein Kuss und Wunderkerzen zu sehen. Also quasi ein perfekter Date-Film? Naja, der Eröffnungsabend lief für "Long Day's Journey Into Night" wohl auch grandios, nur um dann wenige Wochen später den Film aus den Kinos zu nehmen, weil in den sozialen Medien und auf Verkaufsplattformen vernichtend schlechte Bewertungen einprasselten. Ein verrücktes Missverständnis!

                                23
                                • Stefan Ishii 28.01.2021, 08:45 Geändert 28.01.2021, 08:56

                                  Sehr schön, Balti. Ich liebe solche Übersichten.

                                  Und ich finde es ziemlich interessant, dass "Persischstunden" disqualifiziert wurde. Gilt etwa Deutschland als Hauptproduktionsland? Dieser Film hatte mir dann tatsächlich besser gefallen als der nun nominierte "Und morgen die ganze Welt". Oder doch Russland?

                                  PS: Immerhin habe ich sage und schreibe ganze 6 Filme von den hier gelisteten Werken gesehen. Naja... Aber wenigstens steht in den nächsten Tagen noch ein weiterer Film hier auf meinem Plan.

                                  5
                                  • 7 .5
                                    Stefan Ishii 05.01.2021, 11:44 Geändert 05.01.2021, 12:05

                                    "Die Sage von Anatahan" ist zweifellos eine sehr merkwürdige Angelegenheit. Man könnte es sich leicht machen und Josef von Sternbergs letzte Regiearbeit als fehlgeschlagen oder gar als Katastrophe abtun, die seine Karriere beendete. Aus finanzieller Sicht stimmt das auch ganz sicher. Für die eigens für dieses Werk gegründete Produktionsfirma Daiwa sollte es der erste und letzte Film sein. Und eben auch seine letzte Arbeit.

                                    Überhaupt erscheint es erstaunlich, dass von Sternberg, dessen Karriere in Hollywood zuletzt nicht sonderlich erfolgreich war, nach Japan ging, dessen Sprache und Kultur er nicht verstand. Aber für von Sternberg machte es wohl Sinn, da er eine vollständige Kontrolle über seine Arbeit erhielt. "Anatahan" wurde fast vollständig im Studio gedreht und wurde nach den Wünschen des Regisseurs realisiert. Die Idee zum Film stammte vom Österreicher, aber am Drehbuch arbeitete er nur bedingt mit.

                                    Das Ergebnis erstaunt auf mehreren Ebenen. Zunächst einmal ist da die Frage, für wen er diesen Film eigentlich drehte. Und die Antwort darauf macht wohl auch klar, warum der Film überall scheiterte. Er dürfte "Anatahan" wohl in erster Linie für sich selbst gemacht haben. Und so ist der Film so eigenwillig, dass er kommerziell nur scheitern konnte.

                                    "Die Sage von Anatahan" erzählt - tatsächlich nach wahren Begebenheiten - von japanischen Seeleuten, dessen Schiff gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von einem amerikanischen Flugzeug zerstört wurde und die auf der Insel Anatahan, die zu den Marianeninseln gehört, stranden. Sie entschließen sich diese kleine Insel gegen mögliche Feinde zu verteidigen. Dabei akzeptieren sie die Nachrichten vom Kriegsende nicht und "verteidigen" Anatahan noch bis in die ersten Jahre der 1950er hinein. Dass die Japaner aufgegeben haben sollen, können sie nicht glauben. Was nach einer vielversprechenden Ausgangslage klingt, interessierte von Sternberg allerdings nur bedingt. Ihn faszinierte ein anderer Fakt vielmehr, den er dann in das Zentrum seines Filmes rückte. Denn auf der Insel befand sich damals auch eine Frau, die wohl mehrere sexuelle Beziehungen zu den Männern pflegte. Und so erschuf von Sternberg einen Film über Sex, Gewalt, Macht und Hörigkeiten in all den verschiedenen Ausprägungen. Ein Film über eine Frau, die ihre sexuelle Macht auszuspielen weiß, aber auch zum Opfer gewalttätiger Männlichkeit wird. Ein auf eine Extremsituation reduzierte Gruppe von Personen, die so in einer Art von psychologischem Experiment unter die Lupe genommen werden können. Dabei scheint der Film sich zeitweise im Kreise zu drehen. Man hat das Gefühl, die immer gleichen Szenen wiederholen oder variierten sich, was durch die eingeschränkte Anzahl an Set-Kulissen noch verstärkt wird. Und das Ganze ist dann auch tatsächlich etwas repetitiv.

                                    Dass dabei weder die Frau noch die Männer besonders sympathisch erscheinen liegt auf der Hand. Aber der Film musste in Japan aus zwei anderen Gründen einfach scheitern. Zum einen waren die "blamablen" historischen Ereignisse der Geschichte von zu frisch. Dass die Japaner hier in einem abgründigen, aber gleichzeitig fast schon lächerlichen Licht erscheinen, konnte in der Heimat nicht gut ankommen. Zum anderen wurde "Die Sage von Anatahan" zwar auf Japanisch gedreht, aber nahezu durchgängig mit einem von Josef von Sternberg persönlich in Englisch eingesprochenen Off-Kommentar versehen.

                                    Dieser Fakt allein erscheint mir so außergewöhnlich, dass ich "Die Sage von Anatahan" dann eben doch nicht so einfach abtun möchte. Denn der Off-Kommentar erläutert zwar in gewisser Weise das Geschehen, aber der Film wäre ein völlig anderer, wenn man diese Stimme aus dem Off einfach weglassen würde. Die Aussagen stehen niemals wirklich im Widerspruch zum Geschehen und ergänzen das Gesehene auch nicht einfach nur. Sie lassen alles allerdings etwas mysteriös erscheinen. Wer erzählt da eigentlich? Die Person gibt sich als einer der Männer aus. Er ist sich über bestimmte Ereignisse aber nicht sicher. Zu sehen ist allerdings eine eindeutige Handlung. Ist er nicht vielleicht doch ein (englischsprachiger) Außenstehender? Von Sternberg verleiht dem Film damit etwas ganz Besonderes, etwas Hinterfragendes, das ich persönlich so noch nicht gesehen habe.

                                    17
                                    • Wirklich super, dass du auch eine solche Liste angefangen hast. Bin gespannt, wie viel du davon schaffst.

                                      Oha, aus dieser Aufzählung kenne ich bisher nur 5 Filme.

                                      4
                                      • 9

                                        Ich habe nun endlich - nach so vielen Jahren Vorfreude - den einmaligen wie bewegenden Film "After Life" von Hirokazu Kore-eda gesehen. Und ich bin gerade restlos begeistert von diesem Werk. Mit so einer einfachen wie wundervollen Idee, die zwar phantastische Elemente enthält, aber doch so tief mit der Realität verknüpft ist, so viel über die menschliche Seele, unsere Träume, Wünsche, Bedürfnisse, Erinnerungen, aber auch unsere Fehler zu vermitteln und ganz nebenbei noch die tiefverwurzelten Probleme der japanischen Gesellschaft zu adressieren - Einstellung zur Ehe, zum Krieg, zum Konsum und zur Arbeitswelt -, überwältigt mich gerade. Allerdings vor Glück und Erfüllung, denn der Film ist zu keinem Zeitpunkt niederschmetternd oder dramatisierend. "After Life" ist so unglaublich ruhig und schön. Einfach sympathisch. Voller Liebe für Details und natürlich mit größter Menschlichkeit.

                                        24
                                        • Stefan Ishii 01.01.2021, 15:19 Geändert 10.02.2021, 15:34

                                          In dieser Liste fehlen noch einige Filme, die ich leider nicht eintragen kann (und derzeit ja auch nicht per Mitmachmodul einreichen darf):

                                          1."Die Urszene" von Christine Noll Brickmann (Deutschland, 1981; Bewertung: 6,0 Punkte) - Nach Freud ist die Urszene die kindliche Beobachtung des elternlichen Beischlafes. Dieser sechsminütige Kurzfilm zeigt nun Schlafzimmerbilder - allerdings ohne Sex. Eher die Phantasie von Sex und damit irgendwie auch voyeristisch. (gesehen am 14.6.2020 auf vimeo/Arsenal3)

                                          2."Die Bilek" von Percy Adlon (Deutschland, 1978; Bewertung: 6,5 Punkte) - (gesehen am 12.7.2020 auf DVD)

                                          3."Quebramar - Breakwater" von Cris Lyra (Brasilien, 2019; Bewertung: 6,0 Punkte) - Dokumentarischer Kurzfilm über eine Gruppe von lesbischen Freunden, die sich über Silvester an einen abgelegenen Ort voller Ruhe und Geborgenheit zurückgezogen haben. (gesehen am 22.7.2020 auf Mubi)

                                          4."Villa Empain" von Katharina Kastner (Belgien, 2019; Bewertung: 6,5 Punkte) - Der Versuch, die Vergangenheit eines Hauses abzubilden. Lebende Architektur: Die Bewohner und die Zeit hinterlassen ihre Spuren. (gesehen am 22.7.2020 auf Mubi)

                                          5."Im Haus des Affemalers: Gabriel Max" von Percy Adlon (Deutschland, 1980; Bewertung: 6,5 Punkte) - (gesehen am 3.8.2020 auf DVD)

                                          6."Apiyemiyekî?" von Ana Vaz (Brasilien, 2020; Bewertung: 7,0 Punkte) - (gesehen am 28.8.2020 auf Mubi)

                                          7."In My Room" von Mati Diop (Frankreich, 2020; Bewertung: 5,5 Punkte) - (gesehen am 7.9.2020 auf Mubi)

                                          8."Um den Menschen" von Joachim Hellwig (DDR, 1955; Bewertung: 5,5 Punkte) - (gesehen am 13.11.2020 auf DVD)

                                          10
                                          • Super Liste, Smoover. Eine wirklich schöne, abwechslungsreiche Auswahl. (Einzig "Tommaso" stört für mich etwas, aber den Film fand ich immerhin noch selbstkritisch von Ferrara genug, um ihn nicht völlig abzulehnen wie seinen Nachfolgefilm "Siberia", wo ich ausschließlich Selbstmitleid durchschimmern sah.)

                                            "Intrige" hätte es auch fast in meine Top 10 geschafft. Deine ersten zwei Plätze habe ich bisher noch nicht gesehen. Da muss ich wohl nochmal nachsitzen... ;-)

                                            Ich wünsche dir ein schönes neues Jahr.

                                            6
                                            • Stefan Ishii 01.01.2021, 10:57 Geändert 01.01.2021, 11:11

                                              Auch sehr schöne Top 10. Wir haben hier doch einige Gemeinsamkeiten: "Days", "The Calming" und "Malmkrog". Sehr schön!

                                              Fandest du "Degeneratsiya" tatsächlich besser als "Natasha"? Mir ging es da komplett anders. Allerdings sah ich letztgenannten Film noch offener. Bei "Degeneratsiya" war das dann etwas anders.

                                              PS: "Tayoko Shiojiri im Shiotanibecken" hätte ich ja auch unbedingt noch gerne gesehen. Ob das noch irgendwie was wird?

                                              1
                                              • Hallo liebe Marie,
                                                das finde ich wirklich toll. Kann mir vorstellen, dass du da ziemlich glücklich bist, sowas auf die Beine gestellt bekommen zu haben. Und erleichtert, dass es jetzt erledigt ist. Wie geht's jetzt weiter? ;-)

                                                Ich habe auch gerade spontan dein Buch bestellt.
                                                Ich wünsche dir viel Erfolg. Und natürlich wundervolle Weihnachtstage.
                                                Liebe Grüße aus Berlin. Stefan

                                                15
                                                • 5 .5

                                                  "Schau mich nicht so an" ist zumindest inhaltlich ein sehr interessanter Film. Es geht um Selbstwahrnehmung, Gegensätze und Individualität. In jedem Fall klingt das Ganze auf dem Papier nach etwas, das bei mir gute Chancen haben könnte. Tatsächlich machen das stellenweise hölzerne Spiel der Laiendarsteller und die eher peinlichen Dialoge einen Sehgenuss phasenweise fast schon unmöglich. Umso überraschter war ich, als plötzlich ein Josef Bierbichler auftauchte. Ab diesem Moment kamen auch inhaltliche Aspekte zum Tragen, die in der Folge mein Interesse wecken konnten.

                                                  Da ich nun auf einige Handlungspunkte eingehen möchte, erscheint mir an dieser Stelle eine SPOILER-Warnung angebracht. Also Achtung!

                                                  Könnte es vielleicht sein, dass die Regisseurin Uisenma Borchu ihre eigenen Wunschvorstellungen auf die von ihr selbst gespielten Figur Hedi projeziert? Und im Gegensatz Catrina Stemmer dann Uisenmas Eigenbild als Iva verkörpert? Was aufgrund der eh schon merkwürdigen Eigenheiten Hedis teilweise etwas irritierend erscheint, wird dann natürlich ab dem Moment, in dem Bierbichler mitmischt, umso verstörender. Vaterkomplex galore! Iva hat seit Jahren keinen Kontakt zu ihrem Vater und in Hedis Leben gibt es nur die Großmutter, weil die Eltern wohl verstorben sind. Irgendwie wollen mir die von mir herausgelesenen Implikationen nicht gefallen.

                                                  In meiner Interpretation und Wahrnehmung riecht mir "Schau mich nicht so an" dann doch grenzwertig nach selbstdarstellerischem Exhibitionismus - sowohl auf körperlicher (ja, wir schauen uns eben doch deinen tollen Körper an, Uisenma) als auch gedanklicher Ebene. Dies und die teilweise zum fremdschämen holprige Umsetzung lassen zumindest bei mir den Film in keinem wirklich guten Licht stehen.

                                                  9
                                                  • Bisher habe ich noch nie einen richtigen Rückruf auf einen Filmemacher geschrieben. Ob dies hier einer wird, kann ich auch nicht sagen. Aber eines weiß ich ganz sicher: Mit dem heute verkündeten Tod Kim Ki-duks verlässt uns der Regisseur, der sich wohl stärker und nachhaltiger auf meinen persönlichen Kinogeschmack und meine Entwicklung in entsprechender Hinsicht auswirkte als jeder andere Filmschaffende. Das mag nach Social Media typisch überzogener Reaktion auf den Tod eines Menschen klingen, wie es nicht selten nach dem Ableben einer berühmten Persönlichkeit zu lesen ist. Aber in meinem Falle kann ich ganz definitiv sagen, dass Kims Film "Samaria", den ich im Februar 2004 auf der Berlinale im inzwischen schon lange nicht mehr existenten Berliner Royal Palast sehen durfte (bei welcher Gelegenheit auch zum ersten Mal den mir bis dahin unbekannten Kim Ki-duk in persona erleben konnte), bei mir nicht nur eingeschlagen ist wie eine Bombe. Er löste ein regelrechtes Umdenken in mir aus. In kurzen Abständen konnte ich dann noch die nicht weniger eindrucksvollen "Bin-jip" und "Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling" im Kino erleben. Meine Liebe für Kim, für Korea, für das asiatische Kino im allgemeinen war entfacht.

                                                    Kim Ki-duks Filmographie ist heftig, überzogen, eigenwillig, mitunter sogar provokant, aber zudem persönlich. Und auch wenn mir sein "Human, Space, Time and Human" zuletzt nicht mehr zusagen konnte, schließt sich für mich der Kreis, da ich diesen Film auf der Berlinale 2018 ebenfalls unter Anwesenheit des Koreaners sehen durfte. [Kims wohl letzter Film, "Dissolve" aus dem Jahr 2019, eine koreanisch-kasachische Koproduktion in russischer Sprache, konnte ich bisher leider noch nicht erleben.]

                                                    Als mich heute Nachmittag die Nachricht (übermittelt durch zwei Moviepiloten) ereilte, konnte ich dies noch gar nicht wirklich begreifen. Ich war im Kopf auch noch bei anderen Dingen. Inzwischen, nach einigen Stunden "Sacken lassen" und der Blick auf das "Bin-Jip"-Poster, dass über unserem Bett hängt, hat mich das Ganze dann doch stärker getroffen als ich zunächst dachte. Ich bin einfach nur traurig. Kim Ki-duk war ganz sicher kein einfacher Mensch. Womöglich sogar einer mit vielen Fehlern. Aber seine Filme werden mich immer irgendwie begleiten. Nicht weil sie perfekt sind oder so gesellschaftlich bedeutend. Ganz einfach deshalb, weil sie mich im richtigen Moment mit voller Wucht erwischen konnten und meinen Geschmack und meinen Blick auf das Kino grundlegend veränderten. Und dafür liebe ich ihn!

                                                    42