GlorreicherHalunke - Kommentare

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    GlorreicherHalunke 01.06.2024, 12:44 Geändert 01.06.2024, 12:56

    Einen absoluten Klassiker nachgeholt, von dem ich mir mehr erwartete und mit dem ich drehbuchtechnisch äußerst unzufrieden bin.

    Freilich lädt die Filmtechnik aus meiner laienhaften Sicht zum behutsamen Staunen ein, aber doch sind es keine Bilder, die ich immer wieder sehen oder mir aufhängen möchte, was aber auch daran liegen mag, dass eben eine retrofuturistisch hässlich-funktionale Stadt skizziert wird, bei denen die Uhren nur von 1-10 zählen; ein Verweis auf den französischem Rationalismus, der z.B. auch die 10TageWoche ersann.
    So könnte ich an dieser Stelle auf meine Kritik zu Kubricks "2001" verweisen; hier wie da steht das Werk als Inspirationsquelle für das gesamte Genre und wird von der Kritik und Filmhistorie für diesen Umstand als auch für die filmtechnische Raffinesse in den Olymp gelobt. Dass beide Werke auf Büchern basieren wird genauso wie die Inspiration der Autoren selbst neben bloßer Nennung dieses Umstands völlig ungewürdigt.

    Mir als Zuschauer ist es egal, wer zuerst eine Idee hatte, was nach "everything is a remix" ohnehin kaum wirklich zu definieren ist.
    Somit beurteile ich, was der Film aus der Idee gemacht hat und da hat "Metropolis" aus heutiger Sicht kaum die Nase absolut vorn.

    Das Schauspiel Brigitte Helms verzückt mich bei diesem Film noch viel mehr als die mitreißende Inszenierung des dramatischen EndTeils.
    Im Mittelteil hätte man drastisch kürzen können, nachdem die Welt im ersten Akt vorzüglich eingeführt worden ist.
    Und auch sonst führt das Drehbuch mit zunehmender Handlung eher auf den Holz- als auf den Königsweg.
    Die abgewandelte Erzählung vom "Turmbau zu Babel", in welcher die mangelhafte Kommunikation der Elite (Gehirn) und Arbeiterschaft (Hände) durch die Messiasgestalt (Herz) aufgelöst wird, was gleichsam zum vorher und seitdem viel bemühten Bonmot: "Das Herz muss Mittler zwischen Kopf und Händen sein." führt, ist eine schein-intellektuelle Herausforderung für das Publikum, da man aus diesem Gedanken nichts ableitet.
    So sind die seitdem in Hollywood erzählten Geschichten über den "Auserwählten", der den Bösen tötet und den status quo erhält, durch diesen philosophischen Gedanken schon längst gestellt und man trägt gleichsam zu dem im PopKino kaum bemühten Klassenkampf etwas bei, auch wenn man sich über das Endergebnis streiten kann.
    So bleibt der Film zum Schluss durch den "boy saves girl/world (girl saves children)"-Trope und der Einführung eines Antagonisten mehr dem Spektakel als dem Spekulativem oder auch Utopischem verhaftet und beantwortet nicht die Frage, wie das Herz konkret zwischen Elite und Arbeiterschaft vermitteln soll, was drehbuchtechnisch neben der Frage, was die Elite zur Elite macht, größter Mangel ist. So führt dieser Film einen Gedanken ein, der witzigerweise retrospektiv eben kein Vorreiter ist - und dabei wäre es doch der wichtigste Gedanke gewesen. So ist die letzte Einstellung des Films auch mehr eine sehr offene Frage als eine wohlfeile These; auf was einigt sich denn Elite und Arbeiterschaft in dem durch das personifizierte Herz vermittelte Handschlag?
    Das ist doch viel entscheidender als die lapidare Feststellung, dass Fritz Lang den Twist in "Blade Runner" vorweggenommen hat.
    Auch der Verweis auf eine individuelle Deutung des Bonmots geht nicht auf, da im Film selbst ein Arbeiteraufstand, der an kein klares Ende reichte, geführt wird.

    Zum Schluss bleibt bei diesen frühen Filmen immer die bedauernswerte Ungewissheit darüber, ob in Deutschland ohne den Nationalsozialismus nicht auch auf filmischer Ebene die Dichter- und Denkerei auf höchste Höhen geführt worden wäre, als auch bleibt die Aufforderung an alle Kultusministerien des Landes, im DeutschUnterricht endlich auch diese frühen deutschen Filme zu analysieren, gern zu Lasten von 1 oder 2 Pflichtlektüren; langweilig genug sind solche Filme für Generation "TikTok" doch ohnehin.

    7
    • GlorreicherHalunke 01.06.2024, 11:30 Geändert 01.06.2024, 11:30

      Juni 2023

      Filme
      9 Filme gesehen.

      Jigsaw
      Zum Schluss ist jedenfalls wieder eine Tür zugeknallt.
      Die Silofalle ist mir noch im Gedächtnis geblieben.
      Typisch Saw halt; kann man mal machen.

      Escape Room 2: No way out
      Der erste war besser, aber auch hier war man wieder gut unterhalten.

      Jason Bourne
      Dunkle Erinnerung. Das Ende hat mir gefallen, aber ganz bekomme ich es nicht mehr zusammen.

      Midway
      Toller Kriegsfilm, wenn man das so sagen will. Sehr spannend und man fühlt sich wie mittendrin.

      Tyler Rake: Extraction 2
      Actioner wie der Erste auch. Das kriegen die schon immer unterhaltsam hin.

      Asterix im Land der Götter
      Doch, der war ganz lustig außer die Szene, als gesungen wurde.

      Das Jahr, in dem ich anfing zu masturbieren
      Schwedische RomKom, der nicht mal halb so lustvoll war, wie der Titel nun vermuten lässt.

      Friedhof der Kuscheltiere
      Ja, es ging. Zum Schluss etwas hanebüchen, aber davor halbwegs fein gemacht.

      Das Arche Noah Prinzip
      Emmerichs Erstling. Ja, er hatte noch kein Geld, aber die Themen wurden schon besetzt, mir wars zu langweilig.

      Fazit
      Jede Menge Durchschnitt, aber eigentlich nur angenehme Ausreißer nach oben und kein wirklich ärgerliches Werk dabei.
      Rewatch
      1 Film nochmals gesehen.

      Der Marsianer
      Hatte mich nicht mehr so abgeholt wie damals im Kino, aber immer noch ein unterhaltsamer Streifen.
      Vorgemerkte Filme-Serien/Trailer

      Filme

      Daliland
      Ben Kingsley als Dali; doch diese absurde Show will ich noch sehen.

      Oceans Eleven Reboot mit Margot Robbie
      Da hat man jetzt auch länger nichts gehört, aber Margot Robbie mag ich schon sehr.

      Die letzte Fahrt der Demeter
      Der hat nicht so pralle Kritiken bekommen. Wird gestrichen.

      Sommer 1943 – Das Ende der Unschuld
      Aufgrund OUROS Kommi vorgemerkt; ja dann bleibt das mal so stehen, auch wenn mich aktuell dazu wenig nötigt.

      Kümmert euch um Maya
      NF über Krankenhausversagen/-skandal. Bleibt mal drin.

      Dumb Money
      Da hatte ich die Analyse von WMS gehört. Das reicht mir. Gestrichen.

      Retribution
      Typischer Neeson wohl. Wurde ziemlich zerrissen. Gestrichen.

      Serien

      The Crowded Room
      Wenn ich endlich mal zu Apple geh, will ich auch da mal reinschauen.
      Kommentare

      Christine Prayon hat sich zu ihrem Aussteig als „Birte Schneider“ aus der heute-show kritisch zu den dortigen Grenzen der Themenauswahl geäußert.
      Heute leidet sie an Post-Vac und hat ein Buch (Abwesenheitsnotiz) darüber geschrieben, um Covid-Impfgeschädigten eine Stimme zu geben. Bislang ist der Ruf wohl verhallt.

      Link: https://www.swr.de/swr1/swr1leute/kabarettistin-christine-prayon-impfschaden-nach-corona-impfung-post-vac-syndrom-100.html

      Außerdem ist sie noch bis mindestens Ende 2025 mit ihrer wohl längsten „Abschiedstournee“ der Branche unterwegs.

      Link: https://www.agenturknoch.de/kuenstlerinnen/christine-prayon/#termine
      Serien
      2 Staffeln beendet.

      Fubar
      Ziemlich generische ActionAgentenSerie, die eben Arnie als Aushängeschild hat.
      Ja, ne zweite Staffel ist mittlerweile bestellt, aber das knallt jetzt bei mir nicht.

      Arnold (Doku)
      Das war ne echt ne Doku über den Tausendsassa mit dem Makel, dass Slys DokuFilm dann noch besser war. Die ewige Rivalität nimmt auch vor der Retrospektive keinen Halt.

      Chernobyl
      Krass inszeniert in jeder Hinsicht, aber zum absoluten Meisterwerk hat mir da diese unterschwellige als auch deplatzierte Systemkritik (US-Kapitalismus versus RUS-Kommunismus) gestört.

      The Good Fight – Staffel 6
      Auf die letzte Staffel musste ich lange warten.
      Eine nach wie vor tolle Serie, auch wenn die besten Tage dieses SpinOffs in Staffel 4+5 anzutreffen waren. Befriedigendes Ende.

      Fazit
      Bunt gemischt, aber stellenweise etwas farblos.

      Bücher

      Karl-Heinz Ott: Verfluchte Neuzeit – Eine Geschichte des reaktionären Denkens
      Da hatte ich mir etwas anderes erhofft, aber ich wurde dennoch etwas informierter durch das Sachbuch, das mir an einigen Stellen aber zu ausführlich geraten ist. Und warum zum Heck habe ich in dem Buch noch einen 100€-Schein versteckt? Sollte ich öfter machen.

      Dem, Vergleich, dass „Don Quichotte“ als erster neuzeitlicher Roman, in dem die verschiedenen Katastrophen lose herunter erzählt werden, das Elend der heutigen Serienlandschaft vorweggenommen hat, dürfte v.a. WMS zustimmen.

      Am Anfang steht die Beobachtung, dass der progressive Gedanke, dass Wohlstand nur mit Universalismus, Menschenrechten und Demokratie zu haben ist, durch das weltpolitische Gebaren Chinas stark in Frage gestellt wird. Darauf aufbauend gibt man all den reaktionären Denker, welche die Neuzeit als solche ablehnen, eine Stimme gegeben. Von vielen Denkern hatte ich bis dato nur am Rande gehört und die meisten habe ich auch wieder vergessen; nichtsdestotrotz gibt das Buch einen spannenden Einblick in die Philosophiegeschichte der letzten 500 Jahre, die sowohl in der 68er-Bewegung als auch „Trump“ gemündet ist. Wie konnte es soweit kommen?

      So wird der Übergang zur Neuzeit bei Luthers Reformation gesetzt, in dessen Zentrum die Gewissensfreiheit und Verantwortung des Einzelnen gegenüber den alttradierten Lehren der Großen Kirche in das denktheoretische Bewusstsein traten. Und seitdem herrscht nichts als Zersplitterung des Denkens, die auf keine Einheit mehr aus ist, was die reaktionären Denker eben abgrundtief bedauern. Seinen Höhepunkt findet den Klagegesänge da, wo man erkennt, dass die viel gelobte ratio eben nicht für LetztBegründungen taugt und gleichzeitig das Postulat der Kirche entschieden abgelehnt wird; dem politisch-religiösem Ordnungsgebilde des Mittelalters wird ein zur Verwahrlosung führender Liberalismus ohne Sinn und Halt gegenübergestellt. Ja, wie schön waren und sind die Zeiten, in denen Schamanen qua Natur und nicht qua Wahl Politiker über die Geschicke der Untergegebenen entschieden haben. So verwundert es auch nicht, dass Philosophen aller Coleur stets die Diktatur bevorzugten, sofern ihre eigenen Ideen unverfälscht umgesetzt werden konnten; die Demokratie verwässert durch ihr ewiges Gerede ohnehin auch die beste Idee bis zur Unkenntlichkeit. Doch wäre es freilich nicht so, dass die unterschiedlichen Denkmuster, namentlich das Abstrakte und/gegen das Situative, sich nicht schon archetypisch in den unterschiedlichen Stilen der altgriechischen Historiker Thukydides (starr und fest!) und Herodot (divers, unsicher) abgezeichnet hätte. So rekurriert man an dieser Stelle wiederum auf Don Quichotte, der von seinem eigenem Wahnsinn geblendet der Vernunft abgewandt, auszieht, um seine Augenlust, allgemein die Lust auf Neues, zu befriedigen und dabei – wie WMS stets rezitiert – nur schaut, aber nichts sieht; also sich am immer Neuen gütlich tut, ohne wirklich etwas zu erkennen; der moderne Mensch vor der Glotze karikiert „in a nutshell“.

      Alles in allem für mich ein spannender Zwischenruf, dem ich mangels nötigem Vorwissen nicht ganz gewachsen war, aber doch so viel, um die grundsätzlichen Denkrichtungen klarer fassen zu können.
      Spannend wäre ein Folgeband, der sich damit auseinandersetzt, wie auch in protestantische Denkbewegung eine Ablehnung des stet Neuen hineinweht, die am Ende in der unauflösbaren Frage, ob es unumstößliche Wahrheiten gibt oder alles eine Sache der Situation ist, münden wird.

      Meron Mendel: Über Israel reden
      Die Schlussworte dieses Sachbuchs habe und werde ich so schnell nicht vergessen.
      „Wird es jemals möglich sein, hier in Deutschland eine sachliche Debatte über Israel zu führen? Oft werde ich gefragt, was ich von meinen deutschen Freunden erwarte: (…)
      Erstens, vergiss, dass Israel nach Auschwitz entstanden ist. Zweitens, vergiss nie, dass Israel nach Auschwitz entstanden ist.
      Und wer sich darüber beklagt, dass diese Forderung so entsetzlich widersprüchlich ist, hat damit verdammt recht.“

      Das Büchlein bietet im Vorwort interessante Einblicke in das Alltagsleben Israels (vor dem 7. Oktober 2023) und räumt mit dem Euphemismus der „humanen“ Besatzung Palästinas etc. durch die Israelis auf; eine Besatzung ist immer mit Gewalt verbunden, sonst wäre es denklogisch keine. Danach erfolgt ein Abriss der deutschen Stellung zu Israel anhand der wichtigsten Aussagen der verschiedenen Bundeskanzler; erst 2008 spricht Angela Merkel davon, dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson sei; Baerbock wiederholt diesen Satz seit dem 07.10.2023 mantraartig.
      Im Kapitel über den Umgang mit BDS wird der schwierige Umgang der verschachtelten Debatten über israel-kritische Meinungen und deren Nähe bzw. Gleichsetzung mit Antisemitismus klar. Dem schließt sich das Kapitel über die schwierige Geschichte der deutschen Linke mit dem teils zu blindeifrigen Einsatz für die Befreiung der Palästinenser an.
      Im letzten Kapitel wird über die „Singularität des Holocausts“ referiert.
      Alles in allem gelingt es dem israelisch-deutschem Autor durch seine differenzierte Betrachtung mit persönlichem Einschlag – wie er auch im Vorwort betont – Debattenräume zu öffnen, die sich durch Einseitigkeit auf beiden Seiten in den letzten Jahr(zehnt)en erschwert haben.
      Im September erscheint von ihm „Muslimisch jüdisches Abendbrot“ – das hört sich spannend an und ist notiert.

      Ausblick
      Filme
      Auslaufend auf NF:
      -/-

      Neu auf NF:
      03.06 Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

      Kino
      Mauer KinoMonat.
      Weder Alles Steht Kopf 2 noch Bad Boys 4 und auch nicht das Quiet-Place-Prequel müssten jetzt unbedingt im Kino gesehen werden.

      Bücher:
      Glas
      Die absolute Nutzlosigkeit

      Der Untergang der Wager
      Verkannte Leistungsträgerinnen

      Asterix (Avernerschild)
      Graphic Novel „Ilias“

      Serien
      Young Sheldon bei Joyn weiterschauen
      13.06 Bridgerton Staffel 3B

      4
      • 6 .5

        ...könnte sich hier noch zum Geheimtipp mausern. Danke an OURO und tschuna :D
        Link zum Film auf YT vom wohl nur semi-seriösem Kanal "Graubarts TV Kanal": https://www.youtube.com/watch?v=tLv3BTEwREk

        Dieser Film hat bald 80 Jahre auf dem Buckel und braucht sich nicht zu verstecken.
        Der damaligen Zeit gemäß fällt die Inszenierung gerade in den dramatischen Teilen theatralisch aus, aber durch die Figur des Gefängnisarztes und dessen Diskussionen werden auch tiefgründige Passagen eingestreut, die durch lakonische Gespräche, insbesondere das am Anfang, der Insassen untereinander aufgelockert wird.

        Das triste Gefängnissiechtum wird nicht zuletzt durch die KomparsenMassen eindrücklich dargestellt.
        Durch den Film zieht sich eine intensive Bodenständigkeit, die ich heute vermisse; nicht allein deswegen, weil die Pop-Kultur ironisch in sich gebrochen ist, sondern auch das Arthaus dem nur einem Ernst um des Ernstes willen entgegensetzt und so viel blasierter als dieses Werk erscheint.
        Vergeblich sucht man auch die heute allzu schnell behauptete Herabwürdigung des weiblichen Geschlechts. Gerade in den nett eingestreuten Flashbacks erzählen die Männer jeweils auf ihre Weise, was sie an ihren Frauen und Verflossenen doch so faszinierte - wann hat man das eigentlich zuletzt mal in einem ach so progressiven Film erlebt?

        SPOILER zum ENDE
        Auch erschreckend waren die vielen schnell abgehandelten Toten am Ende; das ist man so einfach nicht gewöhnt.

        9
        • ?

          In Bhutan wird die Demokratie eingeführt und ein Lama sucht ein Gewehr.
          Schweinbar eine kluge Auseinandersetzung mit dem Demokratiegedanken?!

          6
          • ?

            Trailer sieht überraschend kompetent aus.

            5
            • Trailer.
              hab zwar nur den ersten mal gesehen, aber das sieht doch wieder recht spaßig aus.
              Eddie Murphy als Dauerlaberbacke...
              Das mit der neuen Synchro - ja kann man sich mit arrangieren.

              5
              • 4 .5
                GlorreicherHalunke 31.05.2024, 16:27 Geändert 31.05.2024, 16:30
                über Atlas

                Vor gut einem Jahr hatte mir J-Lo als "The Mother" mehr Freude bereitet als in dieser SciFi-Groteske.
                Die Diskussionen mit der KI empfand ich als nervtötend (fast saß ich selbst vor dem Fernseher und hätte J-Lo, die gerade der KI gebietet, die Klappe zu halten, selbst einen solchen Imperativ entgegengeschleudert), so gesehen eine verkappte RomKom, in der dann mal wieder - meist im Dunkeln - geballert, aber nie genagelt wird.

                Die Konklusion, dass die KI ohne weitere Erklärung eine Seele hat, empfinde ich als mindestens hanebüchen, wenn nicht eine Beleidigung an den Grundfesten der SciFi.

                Wer verzweifelt einen Grund sucht, sich von NF lösen zu können, dem sei dieser Auskehrer herzlich an alle Nervenstränge gelegt.

                zum Schach im Film: Klar, J-Lo gewinnt 71 mal hintereinander gegen einen Schachcomputer und am Ende hat die KI ihr Spiel verbessert. Da hat mir mehr Hintergrund gefehlt, wie die KI Schach lernt. "Echte" Schachcomputer sind durch keinen Menschen mehr schlagbar und schon gar nicht so oft hintereinander, aber ja, ich habs verstanden: Unsere Protagonistin ist ja ach so kluk...

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                • 7

                  Meine Reaktion auf die Synopsis, die ich im Januar las:

                  "Reverse-MeToo Geschichte...

                  soso...na, Kinderlein, da sind wir doch alle gespannt, wie die ARD die Vergewaltigung eines Mannes mittels eines StrapOns durch eine Frau inszenieren wird."

                  Na eben gar nicht wird das inszeniert, so wie sich das für den ÖRR gehört!
                  es kommt aber einvernehmlicher Sex mit dem Penisersatz vor.

                  Ansonsten wehte da tatsächlich ein laues Lüftchen von "Californication" durch die deutsche Medienlandschaft.
                  Frech, augenzwinkernd, den allgemeinen GenderGagaVerdruss auskonternd und doch die Themen der Zeit ansprechend.
                  Die Anklage dient nur als Vehikel, um in das moderne Beziehungsgeflechte anhand des weiblichen Subjekts einzutreten. Freilich symbolisiert da am Ende die Unaufgelöstheit und Unentschlossenheit das große Fragezeichen der heutigen Zeit, die sich freilich aber nicht reaktionär nach dem Gestrigen sehnt, sondern dem Publikum die Zunge herausstreckt.

                  Klar bewegt man sich wie in "Californication" auch in der "gehobenen" Gesellschaftsschicht und die Protagonist verdient ihr Geld auch mit Kreativarbeit.
                  Ökonomische Fragen klammert die Serie aus - und genau das ist dann auch die größte Schwäche.
                  Die Schönen und Reichen können sich allesamt Firlefanz leisten, sich wohlfeile Gedanken über ihre polyamourösen Beziehungen machen usw.

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                    Ich habe gerade "Herr Sonneborn bleibt in Brüssel" ausgelesen.
                    Pünktlich vor bzw. zur EU-Wahl.
                    "Wasser predigen und Wein saufen" hat man in der wohl einmaligen Institution im gesamten Kosmos längst zu "Wasser rationieren und Orgien feiern" modernisiert.

                    Menscheln tut es überall, aber alleine über die offenherzigen Beziehungen der Spitze in die USA müsste in deutschen Medien viel mehr referiert werden.

                    ...und wenn man einen Satiriker braucht, der das ganze Schlamassel artgerecht runterschreibt, dann stellen sich größere Fragen als ein solcher Satiriker beantworten könnte.
                    Klar, jammern, lamentieren und kritisieren ist immer leicht und jaichweißauch, dass Sonneborn dadurch sicherlich auch Millionär geworden ist, aber nunja diese Millionen waren wohl vergleichsweise noch gut angelegt.

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                    • 5 .5
                      GlorreicherHalunke 30.05.2024, 17:15 Geändert 30.05.2024, 17:15

                      Dieses SurvivalKammerspiel hat spannende und such gut inszenierte Momente, die durch zu viel Gelaber, einem unnötigem Twist verwässert wird und es zusätzlich am Ende doch recht eliptisch geraten ist.

                      Konzeptionell kann man diese grundlegend interessant invertierte JungfrauImTurmTrope in die Tonne hauen oder es als die zynische Bebilderung von "Ach, dir tut dein Kopf weh? Wenn ich dir das Bein rausreiße, tut der nimmer weh." betrachten.

                      Höchst uninspiriert stellt man Darwins Evolutionsgedanken neben dem epikureischem "Nutze den Tag aus und Lebe dein viel zu kurzes Leben."
                      Zu wenig aus den guten Anlagen gemacht, aber insgesamt an einem verregnetem Fronleichnam schaubar.

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                        GlorreicherHalunke 30.05.2024, 13:43 Geändert 30.05.2024, 15:01
                        über Elsbeth

                        Schade, die Serie hat es noch nicht nach Deutschland geschafft.
                        Dieses The Good Wife/Fight-SpinOff mit der schrulligen Elsbeth will ich doch unbedingt sehen! Anscheinend culombo-esker Aufbau.

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                        • GlorreicherHalunke 30.05.2024, 10:23 Geändert 30.05.2024, 10:27

                          Kritik zum Mai

                          1. Astrologie
                          Also ähm ehrlich, ja gesehen, aber kann mich an nicht viel erinnern.
                          Glaub da eh nicht dran, zu kompliziert für mich.

                          2. GenieKult
                          Der Seitenhieb gegen Nolans "Oppenheimer" war cool, das Nachtreten gegen Lindemann unnötig.
                          Ansonsten sehr flach recherchiert und populistisch in 20 Minuten hingerotzt.
                          Freilich gibts Genie und freilich sind die überwiegend männlich und freilich tummeln die sich nicht auf Musk Niveau im Lichte der sozialen Medien.

                          3. EinwegVapes
                          Ich rauche nichts und deswegen bin ich logischerweise für ein komplettes Rauchverbot.
                          Hauptsache ich kann meine Plastikköpfchen nicht mehr ohne OP-Materialen vom Flaschenhals trennen. Und nebenan werden lauter MiniBatterien ohne Mülltrennung in die Tonne gekloppt.
                          Ja, Schritt für Schritt - ich habs schon verstanden.

                          4. KI an den EU-Außengrenzen
                          Ja mei, das war eine Glanzstunde der Sendung, aber vor exakt einem Jahr hatte man schonmal so eine Sendung; also wird sich das auch Schritt für Schritt entwickeln. aber Nachrichten in Griechenland mit dramatischen Gitarrensound - ja, das hat etwas feinfühlig Apokalyptisches.
                          Die AFD traut sich doch nur das auf ihren EU-Wahlplakaten auszusprechen, wofür FlintenLeyenUschi so schon sorgt: Festung Europa!
                          Denn was wäre die Alternative?

                          4
                          • - Lenny Belardo (Jude Law in "The Young Pope")
                            - Hannibal (Mads Mikkelsen in "Hannibal")
                            - Schotty (Bjarne Mädel in "Der Tatortreiniger")
                            - Enoch Thompson (Steve Buscemi in "Boardwalk Empire")
                            - John Luther (Idris Elba in "Luther")
                            - Matt Jamison (Christopher Eccleston in "The Leftovers")
                            - Saul Goodmann (Bob Odenkirk in "Better Call Saul")
                            - Lester Nygaard (Martin Freeman in "Fargo")
                            - Captain Ray Holt (Andre Braugher in "Brooklyn Nine-Nine")
                            - Frank Underwood (Kevin Spacey in "House of Cards)

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                            • GlorreicherHalunke 29.05.2024, 12:43 Geändert 29.05.2024, 15:04

                              Das Buch ist wieder von David Grann (Killers of the Flower Moon) und nun auch auf deutsch verfügbar.
                              Hab es prominent platziert in der Buchhandlung meines Vertrauens gerade entdeckt und schnurstracks zugegriffen.

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                              • 9 .5

                                MadMax-FanFilm "Hope & Glory"

                                Ich bin etwas enttäuscht von diesem Projekt.
                                Man hat mit wohl überschaubaren Budget wirklich funktionierende und auch schön anzusehende Kulissen kreiert, in der sich dann jedoch eine sehr spröde geschriebene und schauspielerisch bemüht vorgetragene Episode, in der kaum Auto gefahren wird, ereignet.

                                Die Grund-DNA von Mad Max (show, dont tell) wird nicht wirklich eingefangen.
                                Bewertungstechnisch befinde ich mich in einem Dilemma, da das sicherlich einen respektablen Aufwand erforderte, aber mit bloßem Auge betrachtet ist das nun eben weder eine Aushängeschild noch ein Ausrufezeichen. wirkt nicht nur ein bisschen wie ein Zwischeneinspieler bei einem KonsolenSpiel.
                                Bleibt abzuwarten, ob man von den wohl deutschen Regisseuren nochmal etwas hören wird.

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                                • 5 .5

                                  Ruhig vorgetragene SciFi mit mäßiger Spannung, die unterwältigend, aber nachdenklich endet, aber doch irgendwie mehr sein will, als es ist.

                                  4 Episoden. Vielleicht hätten auch 3 gereicht; ggf. gar ein zweistündiger Film. Wie dem auch sei, die Grundhandlung wäre ja doch immer gleich geblieben.

                                  Eine Astronautin mit Wahrnehmungsstörung, ein Vater mit putzesüßem und gehörlosem Kind, ein Signal im Weltraum und eine Verschwörung.
                                  Thematisch irgendwo zwischen Interstellar, 3 Body Problem und einem x-beliebigem Weltraumfilm.
                                  Optisch alles schonmal irgendwie gesehen, aber durchaus nicht langweilig.

                                  Nach der 4. Episode hätte man die Geschichte weiter erzählen müssen. "Soll zum Nachdenken anregen." kaschiert die eigene Ahnungslosigkeit, wie mit der eigenen Idee nun umzugehen ist.

                                  SPOILER
                                  Die Nachricht der Voyager-1-Sonde, in dem auf einer Schallplatte in den 70ern viele einfache Sätze wie "Hallo. Wir lieben den Frieden etc." auf unterschiedlichsten Sprachen gepresst wurde, wird also zur Erde zurückgeschickt. Von wem, weiß man nicht. Jetzt ist also jemand da draußen und man meint es scheinbar nicht schlecht mit dem Planeten.
                                  Die Menschheit möchte diese Entität, die sich angeblich ankündigte, abschießen. Also nichts mit Frieden, sondern lieber auf Nummer Sicher; keine Überraschungen, kommt ja sowieso nie was Gutes dabei heraus.
                                  Als Grundbefund ist mir das zu wenig. Die Konfrontation mit der eigenen Doppelmoral und die Unfähigkeit, diese zu überwinden. Ja, darin besteht das halbe Leben. Tiefe vermag ich in der Serie nur schwerlich erkennen. Seichter Sumpf irgendwo zwischen Politikverdruss und Weltschmerz.

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                                  • 8 .5

                                    Kommentar nach TrailerSichtung am 01.12.23:
                                    "Trailer.
                                    KrachWummZack - fertig der Lack.
                                    Muss und kann sich nur an Fury Road messen lassen.

                                    Die Wüste ist wieder motorisiert."

                                    Um es vorwegzunehmen: Ja, diese kürzesten 2 1/2 Stunden im Kinojahr 2024 können sich mit Fury Road messen lassen; wer die Nase mordsmäßig vorne hat, ist Geschmacksfrage.
                                    Es wäre vermessen gewesen, wenn George Miller seinen Vorgänger hätte toppen wollen. Man setzt diesmal einen erzählerischeren Ansatz und verliert doch wenig Worte; dem Franchise-Stil "show, dont tell" wird die explodierende Kampfstange gehalten.

                                    Ist Fury Road ein ActionSpektakel mit doch recht blassen Charakteren, trumpft Furiosa neben der titelgebenden Heldin noch mit einem überragendem Chris Hemsworth, der Jason Momoa mal eben abwesenderweise fies gegen die Wand spielt. In ihm gipfelt auch die Mad-Max-Formel; ja, das ganze ist auf den ersten Blick idiotisch, auf den zweiten Blick verquer unterhaltsam und ganz zum Schluss doch auch immer philosophisch und sehr tragisch.

                                    In den großen ActionSzenen kontert George Miller, Ende 70, ganz Hollywood aus.
                                    Die Wüste wird nicht wie in Dune zur bloßen Metapher der Endlosigkeit, sondern bleibt immer im Konkreten; wo Dune nochmal herauszoomt, zeigt man hier eine befriedigend große Totale, auch wenn Furiosa eine tolle Sandwurmreiterin sein könnte.
                                    Die Action ist somit auch besser eingefangen als in Nolans Tenet; keine seltsamen Verwirrspiele, sondern einfach zeigen, was abgeht.
                                    Und die Autos sind viel cooler als der Fast&Furious-Fuhrpark; wie kann man auf die Idee kommen einen Fahrzeugkampf auch noch auf unterschiedlichen Etagen stattfinden zu lassen? Diese Actionszene war der Hammer. Man weiß immer, was gerade passiert, fiebert mit, verliert nie den Überblick, was für die übrigen Szenen auch gilt.
                                    Actionmäßig auf die Bremse getreten, drückt die Charakterentwicklung Furiosas auf Gas; ja, wir sehen nicht, wie sie zur TopSchützin wird; aber eine Trainingsmontage wäre hier deplatziert oder gar lächerlich gewesen.
                                    Wer Zwischentöne in Furiosa sucht, der wird findig werden, gleichwenn nicht mit der erzählerischen Tiefe von Dune aufgewartet wird.
                                    Eine Rachegeschichte, die Suche nach Heimat und die psychologischen Zwänge.

                                    Kann man Fury Road vorwerfen, dass das Ende unspektakulär bzw. ohne zündende Idee war, wird hier nochmal aufs Parkett gebrettert.
                                    War Mad Max ein alternativer WesternHeld, mausert sich Furiosa zum neuantikem Mythos. Diese FuriosaTrilogie muss beendet werden.

                                    Ein Film der Kategorie Real "Einmal hin, alles drin.".

                                    SPOILER zum Ende: Ist der Film feministisch?
                                    Ihren Nemesis bestraft Furiosa dadurch, dass sie einen Baum auf seinen lebenden Körper pflanzt.
                                    Sieht so weibliche Bestrafung aus? Nicht der Tod, sondern eine mythische Bürde, aus der Leben und Frucht erwächst. Eine Umkehrung der Geschlechterverhältnisse; pointierter als in "Poor Things".
                                    Und gleichzeitig rettet sie die Schwangeren vor den ausbeuterischen Klauen des Diktators und leitet so in "Fury Road" über.
                                    Und doch selbst gebiert die Kriegerin Furiosa kein Leben.
                                    Sie schützt, kämpft und verteidigt. Mit selbstgewählter Kurzhaarfrisur beraubt sie sich selbst des weiblichen Charmes.
                                    Letztlich würde der Film auch funktionieren, wenn Furiosa ein Mann wäre.
                                    Mit ihrer Geschlechtlichkeit wird in der Mitte des Films gespielt, als sie sich als Mann ausgibt und schließlich die einzig Überlebende neben dem männlichen Fahrers ist, der sich für ihre Fähigkeiten und nicht für ihr Geschlecht und auch nicht ihre Weiblichkeit interessiert; eine love-story wird nicht aufgebaut.
                                    Man könnte darin eine "Gleichbehandlung" anhand fachlicher Qualitäten erkennen und sieht doch, dass das Leben ohne Einbeziehung der Geschlechtlichkeit ein durchaus karges Wüstenleben ist. Im ersten Mad Max rächt Mel Gibson den Tod seiner Frau und Kinder; an dessen Stelle tritt nun die Mutter Furiosas, über den Vater erfahren wir nichts. Gleichzeitig ist Furiosa aber auch ein Odysseus, der aber nicht mehr nach Hause zurückfindet, wenngleich sie die Karte in ihrem Kopf und auf ihrem Unterarm verinnerlicht hat. Ein abschließender Teil müsste nun also erklären, ob Furiosa noch nach Hause zurückkehrt und was sie dort vorfindet. Eine klischeehafte Rückkehr in ein erfülltes Familienleben wäre schwer vorstellbar; doch wie setzt sich eine Kämpferin zur Ruhe?

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                                      GlorreicherHalunke 23.05.2024, 15:19 Geändert 24.05.2024, 21:39

                                      Kein Film.
                                      Ein abgefilmtes Theaterstück, das man auch als Hörspiel hätte produzieren können.
                                      Und eigentlich ein Buch bzw. Drama von Ferdinand v. Schirach.
                                      zu sehen in der ZDF-Mediathek.

                                      Der Prozess wird in aller Ausführlichkeit geschildert; die Schauspieler kommen ihren klischeehaften Rollen glamourös nach.
                                      Wie gewohnt, wird zum Ende kein Urteil gefällt; das soll das Publikum selbst fällen.
                                      Vorliegend wohl auch eine Geschlechterfrage.

                                      Eine einstige Affäre landet angeblich nochmal einvernehmlich im Bett; währenddessen will die Frau nicht mehr, der Mann macht bis zum Schluss weiter - die Frau präsentiert sich als psychologisch instabil ob dieser schändlichen Tat - ja, als Mann kann ich schon das nicht nachvollziehen, ohne chauvinistisch zu werden.
                                      Das letzte Argument des Mannes, dass er seine einstige Geliebte doch nicht vergewaltigen würde und 50 statt 15 sei, wiegt für mich schwer.

                                      Ein paar Wendungen später weiß man nicht mehr, was man darüber denken soll.
                                      Die Strafprozessordnung wird es schon richten.
                                      Letztlich bleiben solche Prozesse also immer eine vertrackte Angelegenheit; wie vertrackt, zeigt dieses Werk. Am besten also gar keinen Sex mehr haben, aber - ach - selbst das hilft wahrscheinlich nicht viel.

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                                      • Myth of Man

                                        SciFi-Fantasy-StummFilm

                                        Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=H8Y1i6azKpQ&list=PLIyQCfhC6qpEuMem5mrG5IUUgiOgCBduL&index=23

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                                        • Zack - 14 % der Belegschaft (175 Arbeitskräfte) zur Kostensenkung entlassen.

                                          Link: https://www.moviebreak.de/stories/26290/grosse-umstrukturierung-bei-pixar-14-prozent-der-belegschaft-entlassen

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                                          • Ein "Selbstbestimmungsgesetz", welches die Änderung einer Angabe, die für das Staatswesen streng genommen gar nicht erforderlich ist, hat den Namen nicht verdient, sondern vereinnahmt einen großen Begriff für eine viel zu kleinen Teilbereich.
                                            So bin ich nun mittlerweile für die Streichung des Geschlechtseintrags in den Melderegistern.
                                            Welchen Zweck verfolgt das in Zeiten der Ehe (und bald Wehrpflicht) für alle denn noch?
                                            Und falls es noch Zwecke erfolgt, wie wichtig sind die und könnte man die auch dadurch erreichen, dass man das biologisch zugeordnete Geschlecht bei Geburt in das Melderegister (aber nicht mehr auf Unterlagen wie Pässe etc.) einträgt.
                                            Und ob auf meinen Rechnungen nun Herr/Frau oder einfach nur der Name steht: würde das jemand wirklich vermissen? und die Post würde doch meine Adresse dennoch finden... Statt "sehr geehrte Herren und Damen" einfach dabei belassen oder auch "Sehr geehrte Personen" zulassen - und gut ist - oder die Anrede gleich ganz weglassen; das hat sich doch ohnehin überholt; dann müssen eben andere Marker gefunden werden; einfach mal die inoffiziellen Regeln für 5 Jahre aufheben und schauen, was sich neues oder auch altes durchsetzt.

                                            Dagegen könnte weder rechts noch links protestieren.
                                            Die Botschaft des verschlankten Staates wäre lapidar: "Mich interessiert dein Geschlecht nicht. Ich benötige darüber keine Angaben für einen funktionierenden Staat."
                                            Warum dies in keiner Bundestagsdebatte, die ich dazu tatsächlich verfolgt habe, in den Raum gestellt wird, bleibt mir ein Rätsel.
                                            Sich gegenseitig Vorwürfe machen, obwohl es einfache Lösungen gäbe - das klingt nach Telenovela, aber auch bewusster Spaltung der Gesellschaft um nichts und wieder nichts.

                                            Wie das bei sportlichen Wettbewerben gehandhabt wird, ist ohnehin keine legislativ, sondern allenfalls judikativ zu lösende Frage im Einzelfall.

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                                            • Philosophie lebt von Wortklauberei.

                                              Das Ringen um Worte
                                              "Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt." - Dostojewski

                                              "Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet." - Nietzsche

                                              Schon Grundschüler können Sätze so umschreiben, dass sie den gleichen Inhalt haben - nur mit anderen Worten; sprich einer anderen Perspektive. So könnte Dostojewski eben auch geschrieben haben: "Wenn es keinen Gott gibt, ist nichts verboten." Über die Unterschiede zwischen "alles erlaubt" und "nichts verboten" könnten meterlange Abhandlungen geschrieben werden. Aber Erlaubnis und Verbot schwingen doch immer miteinander durch den Sprachraum. Auf ewig verkettet, beinah wie ein gordischer Klumpen.
                                              Der Gott aus dem jüdischen/biblischen Buch "Genesis" spricht zu den Menschen, dass sie von allen Bäumen essen dürfen (Erlaubnis), nur nicht von dem einen (Verbot).
                                              Hätte das Verbot nicht ausgereicht? Die biblischen Schriften sind stets auf Kürze bedacht. Warum dann die Erlaubnis zuvörderst? und warum wird hernach doch wieder nur über das Verbot verhandelt?
                                              Aus heutiger Sicht ist die Frage eine theoretische. Der Mensch braucht seitdem keine göttliche Erlaubnis mehr. Er ist frei. Und auch die 10 Gebote sind überwiegend in Verbotsform (Du sollst nicht...) geschrieben und die Aufforderung, Vater und Mutter zu ehren, wird kaum jemand als "Erlaubnis" einordnen.

                                              Im Gefecht der Rhetorik.
                                              Auch die heutigen erzkonservativen Denker stellen in Büchern, Video und neuerdings auch auf TikTok ihr progressiv-liberales Gegenüber durch den Verweis, dass es ohne einen Gott keine absoluten Wertmaßstäbe geben könne, vorgeblich bloß. Durch rhetorische Kniffs etc. Die Rabulisten und Sophisten sind schließlich immer die anderen.
                                              So habe ich heute ein YT-Short, wie TikTok, gesehen, in der ein liberaler Student zu der Erkenntnis gebracht wird, dass Hitler in seinem eigenem Weltbild gut gehandelt hätte, aber er nur aus seiner subjektiven Sicht es für schlecht befinden könne - einen Beweis dafür kann er jenseits seines eigenen Individuums nicht finden.
                                              Ja, das war so verkürzt und wenn man auch nur 2 Sekunden drüber nachdenkt, zerfällt das auch alles in sich, aber in der VideoFlut fällt das ja keinem groß auf.
                                              Auf der anderen Seite gibt es dann die "Neuen Atheisten", die darauf verweisen, dass eine Ethik, die eine Strafandrohung eines jenseitigen Wesens bedarf, doch recht kümmerlich ist.
                                              Und in Wirklichkeit ist das ja alles viel komplizierter. Wie immer und nicht nur, wenn es um letzte Fragen geht.

                                              Aber ich behaupte, dass jeder - von Neuen Atheisten bis zu erzkonservativen Evangelikale - schon gegen sein eigenes Gewissen und seine Überzeugungen gehandelt hat. Da fängt das menschliche Drama doch an. Und nicht bei einer Diskussion am grünem Tisch, wo jeder so tut, als wäre die jeweilige Ethik wie eine PC-Programmierung, die zwangsläufig eingehalten wird. So kommt es immer zu "Schuld" und dem "Päckchen, das man so mit sich rumträgt."
                                              Somit wäre die entscheidende Frage nicht die danach, worauf meine seine Moral gründet, sondern was man tut, wenn man notwendigerweise dagegen verstößt.
                                              Überspringen wir das PingPong und kommen zur Frage, warum der Mensch nach einer Ethik strebt. Zum Schluss will immer niemand schuld sein. Gerade die Diktatoren nicht. Sich mit Vorwürfen und Kritik auseinanderzusetzen, fällt niemanden leicht. "Mit sich im Reinen sein" ist Ausdruck eines Gefühls; ein therapeutischer Erfolg, ein persönlicher Durchbruch, ein Atmen von Freiheit, dass sich oftmals darauf beschränkt, sich einzureden, dass man nur um seiner selbst willen existiert und sich von den Einredungen anderer entledigt hat oder ggf. sogar daran gewachsen ist. Es ist der Moment, der nur in der notwendigen Einsamkeit erlebt werden kann; eine Art "Selbsterlösung" - würden die Gottesfürchtigen sagen und dabei übersehen, dass in solchen Momenten ggf. mehr Gotteserfahrung stecken kann, als sie es in ihrem eigenem Leben jemals hatten.
                                              Wenn Gott unsichtbar ist, kann man ihn nicht beweisen, sondern nur in der eigenen Warnehmung implementieren. Wo hört der Wahn auf und wo fängt er an? Was ist noch Gott und was ist Einbildung? Auf wieviele MetaEbenen muss ich klettern, um das trennen zu können? Und ist das überhaupt meine Aufgabe?
                                              Ja, meine Gedanken dazu sind noch wirr und unsortiert. Fertig werden sie sicherlich nie.

                                              Für mich führt das ewige Patt zu einer Situation irgendwo zwischen langweiligem Nihilismus und Feier des absurden Lebens. Bei den Personen, denen ich das zutraue, lasse ich meine wankelmütigen Emotionen mittlerweile auch mal voll zur Geltung kommen. Gleichzeitig sind diese Situationen von einer ironischen Brechung gefüllt. Ich weiß, dass ich Theater spiele und die andere Person weiß das auch. In den allerbesten Fällen spielt man sich dann gegenseitig etwas vor, aber diese Situation sind rar. Vielmehr übernimmt das Gegenüber stets den distanziert Einordnenden und ich rege mich dennoch auf oderso. Ein Spiel, in dem ich Authentizität heuchle und es mir seltsamerweise (soweit ich das wahrnehme) abgenommen wird, dass ich mich gerade aufrege, obwohl es mir eigentlich am.... vorbeigeht. So erschließt sich mir auch, dass durch gekonnt gegenseitiges Anbrüllen Spannungen abgebaut werden können. In einer gesunden Beziehung freilich.
                                              Ich halte nicht viel von ständiger Impulskontrolle. sich ständig selber zu bremsen, das klingt nach Selbstsabotage. sich ständig selber noch zu befeuern, klingt nach Burn-Out.

                                              Zwischen Gunst und Kunst ist ein Haufen Platz für Paradoxien.
                                              Wenn du Gott anbrüllst, sei darauf gefasst, dass er penetrant zurücksäuselst. Stets so, dass du es gerade noch so wahrnimmst.
                                              Wenn du ihn ansäuselst, brüllt er vielleicht zurück.
                                              ...oder er ist tot.

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                                                GlorreicherHalunke 21.05.2024, 15:41 Geändert 21.05.2024, 15:44

                                                Aus dem letztem August.
                                                Die Onania-Akten bleiben geschlossen und das Machwerk wird noch immer nicht veröffentlicht.

                                                https://www.moviebreak.de/stories/24881/the-onania-club-bleibt-geschlossen-der-neue-film-des-human-centipede-regisseurs-findet-keinen-verleih

                                                Ferner aus der ImdB-Trivia (alle Angaben ohne Dildobajonett).

                                                The film is influenced by the film noir cinema of the 40's and 50's.
                                                The basic theme of the film is "Schadenfreude"; the German word for enjoying the misery of others.
                                                For a sound recording Tom Six conducted the lead actresses to a group orgasm.
                                                The film features a credit 'in loving memory of Nigel de Hond' Tom Six's beloved pug who died on February 4th 2019.

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                                                • Ferdinand von Schirach: Strafe

                                                  "Immer wieder bin ich verwundert von Ferdinand von Schirachs Gabe, auf knappstem Raum das Widersprüchliche zu fassen, mit ein paar Worten den großen emotionalen Raum zu entwerfen. Immer wieder bin ich bis zu Tränen bewegt von dieser Kombination von unsentimentaler Genauigkeit und wunderbarer, menschenfreundlichster Empathie, die seine Texte so unvergleichlich machen."

                                                  So prangen Michael Hanekes auf dem Buchrücken. Wo bleibt eigentlich seine Verfilmung dieses Stoffes?

                                                  Ja, auch dieser Band war wieder kongenial erzählt; da treffen Hanekes Worte schon zu. Kurz, bündig, zur Sache und doch nichts auslassend. So wie ich es mag. Fast jede Kurzgeschichte ist eine berührende Reise; ein Blick in menschliche Herzen, Abgründe, stille Hoffnungen, garniert von den Wunderlichkeiten des (deutschen) Justizsystems.

                                                  12 Kurzgeschichten. Die erste wirkt wie eine Art "Prolog" und die letzte dann ein persönlicher Epilog.

                                                  Ich werde im folgendem alle Geschichte Revue passieren lassen und dabei auch alles spoilern.

                                                  1. Die Schöffin
                                                  Ein Prozess gegen einen Mann, der seine Frau derb schlug, musste aufgehoben werden, weil sich eine der Schöffin für befangen erklärte. Die zwangsernannte Schöffin war im Laufe ihres Lebens selbst von Männern schlecht behandelt worden. Der Richter lässt sie mit der Entscheidung der Befangenheit alleine. 4 Monate später tötet der "Freigesprochene" seine Frau in einer seiner üblichen Rasereien. Die Schöffin musste ihren Dienst trotz Bittschreiben die vollen 5 Jahre ausüben.
                                                  Da stellt sich die Frage, ob man so etwas nicht abfragen kann. Klar sollten im bestem Fall auch Beweise für eine Vorgeschichte vorliegen, da sich sonst jeder wieder was ausdenken würde.

                                                  2. Die falsche Seite
                                                  Ein Mann wird tot im Park aufgefunden. Auf der Tatwaffe finden sich die Fingerabdrücke der Ehefrau, die unzufrieden mit ihrem Mann war. Ein abgehalfteter Anwalt, mehr dem Glücksspiel als der Justiz zugeneigt, erwirkt für die Unschuldsbeteuernde als Pflichtverteidiger nach ein paar schlaflosen Nächten einen lupenreinen Freispruch. Jeder hatte übersehen, dass das Geschoss auf der "falschen Seite" der Leiche lag; somit konnte es nur Selbstmord gewesen sein. Die Aufklärung des Mords wirkte aber einfach zu gut für alle Beteiligten.
                                                  Ein alter Mandant, den er einst aus der Patsche geboxt hatte, war nun ein Prügelknabe für die ChinesenWettMafia geworden. Nach der Abreibung (man möchte Beweisfotos) versorgte ihn dieser und wies nur kryptisch daraufhin, dass er nicht ermordet sein konnte - aber nicht mehr. Nach dem Freispruch sagt der Mandant nur, dass der Anwalt doch gar nicht wissen wolle, wie er das so schnell auf den Fotos gesehen habe.
                                                  Ein erfahrenes Auge sieht schneller und genauer als ein Auge, das eine einfache Lösung möchte.

                                                  3. Ein hellblauer Tag
                                                  Eine Frau geht für den Mord ihres Babys in den Knast, den eigentlich der Mann zu verantworten hat. Da der Mann schon einiges auf dem Kerbholz hat, überredet er die Frau, für ihn einzuwandern; sie müsse ja auch nicht so lang und außerdem sei der Frauenknast erträglich. Als sie herauskommt, ist der Mann (immer noch?) Alkoholiker; sie hält es nicht mehr aus. Er möchte eines Tages die Satellitenschüssel neu einstellen und klettert dabei gefährlich herum. Sie gibt dem Stuhl einen Ruck und der Mann fällt in den Tod. Da es keine Zeugen gibt und sich alle Verletzungen durch einen Sturz/Unfall erklären lassen, wird kein Strafverfahren eröffnet.
                                                  Gesessen hat sie ja schon, wenngleich für den "falschen" Mord.

                                                  4. Lydia
                                                  Ein mittelalter Mann verliert seine Frau an einen anderen.
                                                  Er bestellt sich eine Sexpuppe im Internet, die seiner "Lydia" ähnlich sieht; mit ihr hat er auch eine Beziehung. Ein Nachbar sieht, wie er sie - nunja - beglückt, bricht bei ihm ein und zerstört die Puppe. Darauf rächt sich der Mann an seinen - nunja - lebendigeren Nachbarn und verdrischt ihn. Vor Gericht packt er aus; bestraft wird er dennoch. Auf Bewährung. So liegt er abends wieder im Bett und kann sich bei der Puppe ausweinen.
                                                  Die Geschichte, mit der ich am wenigsten anfangen konnte.

                                                  5. Nachbarn
                                                  Der mittelalter Mann verliert seine Frau an den Krebs und bandelt mit seiner Nachbarin, die mit einem beruflich stark eingespannten Mann verheiratet ist. Dessen Hobby besteht darin, an seinem Auto (Oldtimer?) zu schrauben. Eines Tages kommt er dazu, als er unter dem Auto liegt. Zack - Wagenheber weggekickt; Ehemann tot; Ehefrau kann "getröstet" werden.
                                                  Eine miese alte dreckige Sau - mehr fällt mir dazu nicht ein.

                                                  6. Der kleine Mann
                                                  Ein mittelalter Junggeselle, der sich durch seine Körpergröße stets biologisch diskriminiert fühlte, will etwas Schwung in sein Leben bringen und vertickt Kokain, das er gefunden hatte. Problem dabei: Er hat nicht damit gerechnet, dass der Kontakt seines StammKelnners auch der ist, der das Kokain versteckt hat.
                                                  Als er es bemerkt, rast er mit seiner Karre und verursacht einen Unfall. Das Amtsgericht bestraft ihn für gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Vergleichsweise milde. Das Drogenverfahren kann nicht eröffnet werden, da er bereits für dieselbe Sache (der Vorgang gilt im juristischem Sinne als "Tateinheit") bestraft wurde und eine Doppelbestrafung unzulässig ist (ne bis in idem).
                                                  Manchmal kann man Recht mögen ;).

                                                  7. Der Taucher
                                                  Ein Mann hat seltsame Gewohnheiten beim Masturbieren. Frau hält das nicht mehr aus und beeinflusst seine Selbstwürgerei so, dass er nun nicht nur den kleinen Tod stirbt. Sieht alles nach Unfall aus. Frau wird freigesprochen. Fall spielt über die Osterfeiertage.
                                                  Auch hier eher drei Fragezeichen als eine größere Erkenntnis außer dem banalen Fakt, dass Ehen mitunter seltsam sein können.

                                                  8. Stinkefisch
                                                  Eine Gruppe Halbstarker bürdet einem Mitglied auf, sich dem Mann mit seltsamen titelgebenden Ruf zu nähern. Dieser ist in Wahrheit aber blind und nett. Das bekommt der Rest des Trupps aber nicht mit und wirft ihn mit Steinen krankenhausreif. Die Polizei geht davon aus, dass derjenige Schuld war, der am nähesten dran stand. Ist aber auch alles egal, die Zöglinge sind unter 14 und damit schuldunfähig. Bald wird das Haus abgerissen und der freche Spitzname ist auch bald wieder vergessen.
                                                  Joa mei, Kinder sind die größten Bestien - wer wusste das nicht?

                                                  9. Das Seehaus
                                                  Ein von Geburt aus mit roten Punkten gezeichneter Mann verliebt sich in ein Seehaus, in dem er immer seine Ferien verbrachte. Viel später kauft er es und ist als Delinquent, der alle wg. Lärmbelästigung etc. verpfeift und bald von Anwohnern und Behörden nicht mehr ernst genommen wird. Als ein chinesischer Investor die Seehäuser aufkaufen will und Kapital durch eine Freizeiteinrichtung dadurch schlagen will, wird es dem Mann zu viel und als es mal wieder zu laut ist, bringt er eine Nachbarin, die zu dem Zeitpunkt allein ist, um. Während der Gerichtsverhandlung kommt er ins Krankhaus und ist verwanzt. Er führt Selbstgespräch und gesteht den Mord. Der Richter lässt das Beweismittel nicht zu, da ein Rechtsstaat sich von einem Unrechtsstaat dadurch unterscheidet, dass Verbrechen nicht mit jedem Mittel aufgeklärt werden dürfen und Gedanken sind nunmal privateste Privatsache. Ansonsten gab es keine Indizien oder Beweise. Freispruch.
                                                  Manchmal muss man Recht hassen.

                                                  10. Subotnik
                                                  Eine streng islamisch aufgewachsene junge Dame wird Anwalt und verteidigt einen Mafiosi. Die Revision lässt den Fall neu verhandeln, da der Angeklagte keine Möglichkeit hatte, die einzige Belastungszeugnis zu befragen. Die Befragung fand unter Ausschluss des Angeklagten statt, was rechtens ist. Unrecht war, dass die Zeugin zu früh, also bevor der Angeklagte sie hätte befragen können, entlassen worden ist.
                                                  Die Zeugin erscheint zum neuen Prozess nicht mehr und der Angeklagte wird freigesprochen. Man munkelt, dass die Frau an den Folgen ihrer Aussage verstorben ist.
                                                  Manchmal muss man Recht hassen; erst recht, wenn es auf einen gesunden Eifer einer aufstrebenden Anwältin geht.

                                                  11. Tennis
                                                  Eine Journalistin entdeckt eine Perlenkette und schlussfolgert daraus richtigerweise, dass ihr Mann schon wieder fremdgeht. Sie wird zu einer dringende Auslandsreportage gebeten. Sie legt die Kette auf die Treppe. Der Mann rutscht darauf aus und wird querschnittsgelähmt und ist auf ständige Hilfe angewiesen. Zum Schluss präsentiert sich die Frau ihm splitterfasernackt. Nur die Perlenkette trägt sie.
                                                  Morbid!

                                                  12. Der Freund
                                                  von Schirach erzählt von der tragischen Geschichte seines anonymen Freundes, der den gewaltsamen Tod seiner Frau sich teilweise zuschrieb; da er sie davon abhalten hätte können, an diesem Nachmittag fortzugehen und die zerbrochene Beziehung hätte kitten können - oder zumindest damit anfangen.
                                                  Nach seinem Suizid hat von Schirach mit dem Schreiben seiner Bücher angefangen.
                                                  Ergreifend, Berührend, Erschüttern.

                                                  Schlussworte: "Es ist ganz gleich, ob wir Apotheker oder Tischler oder Schriftsteller sind. Die Regeln sind immer ein wenig anders, aber die Fremdheit bleibt und die Einsamkeit und alles andere auch."

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                                                  • GlorreicherHalunke 20.05.2024, 15:51 Geändert 20.05.2024, 15:55

                                                    Miguel Robitzkys Comic: Mein Leben unter Ludwig II - Memoiren eines Leibreitpferdes (2021)

                                                    Vermutlich eine weiterer Erguss der Patin "Corona".
                                                    Die schlechtesten Memoiren eines Leibreitpferdes, die ich jemals gelesen habe.
                                                    Der Autor schreibt Witze für Böhmermanns "Neo Magazin Royal". Wusste ich beim Spaßkauf nicht, aber um die 6-7 € tut es mir dennoch leid; 28 € Neupreis für diesen grob gezeichneten Comic mit langatmigen und bemühten Kallauer wären mir einen Kniff in meinen unköniglichen Hintern wert gewesen.

                                                    So wird der BayernKönig Ludwig II. als völligster Traumtänzer, der weder von seinen Bediensteten/Ratgebern noch von seinem Pferd zur Räson gebracht wird, gezeichnet.
                                                    In etwa 280 Seiten, die ich in 70-80 Minuten gelesen hatte; kein Bild lud zum Verweilen ein. Nur die wenigsten Gags konnten mich schmunzeln lassen; hätte Böhmermann das eingelesen gäbe es sicherlich mehr Lacher, wobei - wenn ich da an dieses Animationsfolge "Das Grundgesetz der Tiere denke - aber da hat der Autor sicher auch mit gezeichnet, merkt man am Stil.
                                                    So taucht auch Gottschalk auf, weil der hat seine Karriere schließlich im Jahre 1871 gestartet - haha und mit solchen Anachronismen geht es weiter.
                                                    Im Mittelkapitel IV taucht dann der lektorierende Historiker nochmal im Comic auf und weist darauf hin, dass Masturbation und sogar Homosexualität vor 150 Jahren noch mehr als verpönt waren; fehlte eigentlich nur noch die EingangsTriggerwarnung für die schlüpfrigen Themen.

                                                    Nichts, was in meiner Sammlung etwas zu suchen hat, wird morgen in den Bücherschrank gestellt; diese Eselei benötigt eine andere Herberge.

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