Als ich klein war, glaubte man noch Orange wäre eine Farbe und WalleWalle-Gewänder sowie das Gerülpse von fetten Fischen* würde irgendwie das Karma positiv beinflussen.
Es gab Räucherkerzen, Käptn Nuss und Brauner Bär, im TV lief Timm Thaler und wenn man wissen wollte, was im Kino lief musste man eine Telefonansage anrufen. Die war kostenlos und sagte Sätze wie: “Wir geben ihnen nun eine Übersicht, über die Programme der Lichtspielhäuser mit den Anfangsbuchstaben A-K. Änderungen vorbehalten”.
So altmodisch sprach man damals noch. Damals hieß Krieg der Sterne auch noch Krieg der Sterne und in der großen Pause sprangen alle Viertklässler wild fuchtelnd herum und imitierten Lichtschwert-Geräusche. Alle waren Jedis oder Han Solo, nur ich nicht. Ich wollte immer C3PO sein.
Seitdem sind viele Jahre ins Land gegangen, vieles hat sich verändert. Bist 900 Jahre, wirst aussehen du nicht gut! Krieg der Sterne heißt seit Mitte der 90er jetzt auch hierzulande Star Wars und ist immer noch Kult. Mittlerweile gibt es Horden von Kids, die die erste Trilogie nur aus dem TV kennen und die mit den neuen Episoden als prägende Kindheitserfahrung aufgewachsen sind – Menschen, die glauben Jar Jar Binks wäre lustig und Jake Lloyd wäre niedlich.
Zeit also, jetzt da Star Wars: The Clone Wars anläuft, noch einmal die 10 besten und schlechtesten Dinge zusammenzutragen, die Star Wars uns gebracht hat.
10 Gründe Star Wars zu lieben
1. Darth Vader
Kein Bösewicht hatte je soviel Präsenz, soviel Würde und Stil. Niemand schaffte es mit Rasselatmung und Schnorchel in der Schnauze so bedrohlich und faszinierend zugleich auszusehen. Darth Vader ist das ikonographische Böse in seiner besten Form.
2. Jabba the Hutt in Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Was für eine Figur. Halb so dick wie Ottfried Fischer, mit einem Charakter der irgendwo zwischen Peter Ustinov als Nero und marlon Brando als der Pate liegt. Niemand sagt so schön Bo-Shudo! Bo kambabwa bodo! Und das ansteckende Lachen des kleinen Pummelchens lässt auch über seine unschönen Charakterzüge hinwegsehen. Schade, dass aus der genial-glibschigen Riesenpuppe später eine langweilige und charakterlose CGI-Figur wurde.
3. AT-ATs
Kinder lieben Dinosaurier. Und was wäre cooler, als ein Blechdino, der alles in klump und Asche schiessen kann? Die AT-ATs in Das Imperium schlägt zurück mögen die unpraktischsten Kriegsgeräte ever gewesen sein, aber dem Imperium ging es ja immer eher um schickes Auftreten, als um praktischen Nutzwert. Warum sonst wären sie nie auf die Idee gekommen, einfach die Luke zum “Alles fliegt in die Luft”-Button der Todessterne mal dicht zu machen?
4. Ben Kenobi
Ein alter Wüstenzausel, der mystisch vor sich hinbrabbelt, per Handbewegung Alkoholkontrollen außer Kraft setzt und trotz des bescheuerten Namen Obi-Wan irgendwie cool ist. Alec Guinness mag die Rolle gehasst haben, aber schaffte es dennoch den Space-Age Merlin mit genug Gravitas und ironischem Humor auszustatten, dass man ihm gerne zuhörte und zusah, wenn er sich projezierte Prinzessinen betrachtete und ungehobelte Aliens entarmte (okay der Gag mit disarmed, verreckt im Deutschen leider).
5. Der Riesenwurm im Meteoriten
Wie geil ist das denn? Auf der Flucht vor ballernden Imperiumsfightern durchkurven Han Solo und Co ein Meteoritenfeld und flüchten sich in eine Höhle, nur um festzustellen, dass sie ins innere eines Weltallwurms geschippert sind? Sowas kannste mit Draht nicht nachbauen.
6. Die Musik von John Williams
Ohne die Musik von John Williams wäre Star Wars nichts. Ob das knallige Titelthema, der legendäre Imperial March oder der rasante, an eine Fuchsjagd erinnernde Cue der unter der Speeder-Bike-Sequenz liegt: John Williams hat es drauf. Niemand hat so viele eingängige Filmthemen komponiert, von denen ein paar Töne ausreichen um genau zu wissen, wo wir uns befinden.
7. C3PO und R2D2
Ein schwules Roboterpärchen, das sich anzickt, herumtippelt und doch eine unverzichtbare Rolle im Kampf gegen das Böse spielt. Nie waren rollende Mülleimer und der tuckige Schwager der Roboter-Maria aus Metropolis sympathischer.
8. Der Ewok-Song
Okay Star Wars-Puristen hassen die Ewoks als ersten Schritt hin zur Bambisierung des Franchise, aber ich liebe den Ewok-Song der am Ende der Original-Fassung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter gespielt wurde. Yub nub, eee chop yub nub, Ah toe meet toe peechee keene, G’noop dock fling oh ah. Und verflucht sei George Lucas, für dieses Panflöten-Gepupse, dass wir seit den Special Editions hören müssen und bei dem man immer glaubt in einer Fussgängerzone in Bielefeld Mitte zu stehen.
9. Sternenzerstörer
Vor Star Wars waren Raumschiffe entweder komische Untertassen, kosmische Trimdich-Räder oder alberne Raketen. Star Wars ballerte wirkliche bedrohliche, gigantische Industrie-Schiffe ins All, die den Look von Film-Raumschiffen für immer verändern sollten. Bemitleidenswert, wer nie mitstaunen dufte, wenn sich ein Sternenzerstörer wuchtig ins Bild schiebt und langsam die komplette Leinwand auszufüllen beginnt.
10. Yoda (the Muppet)
900 Jahre alt, durchtrieben und mit einem bizarren Humor gesegnet, war diese ehrwürdige und witzige Jedi-Meister eines der wenigen Aliens, die wirklich als eigener Charakter durchgingen. Chewbacca war okay, aber aussser Mähhh hat er ja nie viel zu sagen gehabt. Greedo wurde gleich erschossen und Käptn Kalamari und dieses Hängebackenvieh aus Rückkehr der Jedi waren doch etwas albern. Aber Yoda war cool. Er hoppelte herum, konnte eine unglaubliche Diva sein und legte eine Syntax an den Tag die Sprachforscher in aller Welt ungläubig würgen ließ. Schade nur, dass er in den Prequels zu Dizzy Devil mit Basedow verkommen musste.
Und jetzt zu den weniger erfreulichen Seiten des Franchise.
10 Gründe Star Wars zu hassen
1. Anakin Skywalker
Egal ob als vorlautes Grinsebalg in Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung, als wehleidiger Teenie in Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger oder als junger Mann: Anakin Skywalker ist grauenhaft. Seine Geschichte zu kennen nimmt der Darth Vader-Figur jede Würde, jede Gravitas. Wie soll man Darth Vader ernst nehmmen, wenn man weiß, dass er als Junge ein verzogener, dummer, jammernder Waschlappen war, der leichter zu manipulieren ist als ein Schotenwesen aus Die Dämonischen. Anakin schmollt, sagt Sätze für die man andernorts Hodenpiercings mit Röhnrädern bekommt und ist insgesamt so sympathisch wie die Cast aus American Pie nach der Frontallobotomie. Anakin beschädigt Darth Vader noch schlimmer, als es Hannibal RIsing mit Hannibal Lecter tat.
2. Midi-Chlorianer
Die Macht war immer eines der faszinierenden Elemente von Star Wars, selbst wenn man mit religiösem Mumbo-Jumbo nicht soviel anfangen kann. Die Einführung einer wissenschaftlichen Erklärung beschädigt die Serie ireparabel und nimmt der ursprünglich als Märchen konzipierten Reihe ihren Zauber. In der Welt der neuen Episoden, darf man ins Röhrchen pusten und bekommt dann gesagt, man habe 8 Promille Macht und solle mit dem Taxi-Gleiter nach Hause fahren. Wenn Lucas Herr der Ringe gedreht hätte, wäre der Ring mit einer Duracellbatterie gelaufen und die Hobbits hätten Saruman wegen Ruhestörung mit einer Horde Anwälte aus Isengard geklagt.
3. Jar Jar Binks
Dazu sag ich nichts. Jar Jar Binks saugt große Zeit und der schwule Zero The Hutt in Clone Wars wird bestimmt auch ganz grauenhaft. Nuff said.
4. Darth Dingsbums und die wilde Bande
Darth Vader war ein Geniestreich. Samuraihelm, Scuba-Gear und Kühlergrill zusammen mit der Stimme von james Earl Jones = bester Bösewicht aller Zeiten. Dagegen wirkt Darth Hörnchen aus Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung eher als habe er beim Schminknachmittag des Laubenpieperfests nur den Praktikanten abbekommen. Da hilft auch das doppelte Lichtschwert nix, denn Coolness kann man nicht durch Länge wettmachen. Von Darth Asthma in Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith reden wir lieber gar nicht erst. Hallo, hustende Robogeier? Ich glaube nicht.
5. Hüpfender Yoda und fliegender R2D2
Sorry, aber nein! Schlimm genug, dass Yoda in den neuen Episoden aussieht wie Peter Lorre der sich auf ne Kokosnuss gesetzt hat, aber was soll das dumme Rumgehüpfe, das diese Figur jeder Würde und jeder Ernsthaftigkeit beraubt. Und wieso sollte R2D2 plötzlich zu Jackie Chan mutieren? Was war verkehrt an der liebenswerten Mülltonne, die fiepte, Türen öffnete, Lichtschwerter spuckte und Pläne für die Rettung des Universums enthielt? Und wo war Onkel Continuity, als die Drehbücher für Episode I-III geschrieben wurden?
6. Glänzende Raumschiffe und sowas
Das geniale an der ersten Trilogie war, dass sie eine dreckige Alltagsqualität ins Science Fiction-Genre brachte, die von Alien³, Blade Runner und vielen anderen dankbar weiterentwickelt wurde. Nach Star Wars war es normal, dass Raumschiffe eben Gebrauchsgegenstände waren. Sie hatten Dellen, waren dreckig, sahen benutzt aus. Sowenig wie auf den Strassen heute nur fabrikneue Blitzekisten rumfahren, sowenig sollten im Weltall nur funkelnde Raumgleiter zu sehen sein. Die neuen Episoden ignorieren genau dieses Moment und überfrachten ihre Welt mit aseptisch, sauberen, irgendwie unwirklich aussehenden Raumschiffen und Gleitern, die wirken als wollte ein neureicher Zuhälter seine Pferdchen beeindrucken. Pimp my Spaceship? Danke, aber ich kann auch ohne.
7. Die Jedis
Sie sind die Hüter von Frieden und Freude und Eierkuchen in der Galaxis. Sie spüren Erschütterungen der Macht über Lichtjahre hinweg. Sie sind alt und ehrwürdig und weise und wissen, wenn am anderen Ende des Universums ein Bantha gefurzt hat. Aber sie merken verdammt nochmal nicht, wenn im Büro nebenan, der böseste mächtigste Sith aller Zeiten mal eben die Revolution plant und Intrigen spinnt, die durchsichtiger sind als die Leibwäsche von Prinzessin Larifari, oder wie die Frau heißt. Was ist los mit der Macht? Hätte nicht Yoda oder irgendeiner von der Bande mal in der Kantine auf Coruscant irgendein leichtes Rülpsen der Macht bemerken müssen? Irgendwas? Aber wie immer mit religiösen Spinnern, wenn man sie mal brauchen würde, kriegen sie nix auf die Reihe.
8. Die Dialoge
George Lucas war nie ein begnadeter Dialogschreiber (oder Drehbuchschreiber, wenn wir mal ehrlich sind). Er hatte gute Ideen, war aber wohl beraten, sich im Zweifel immer Profis dazuzuholen, wenn es um die Umsetzung geht. Das hat er bei den ersten drei Filmen auch gemacht, was den Werken auch sehr gut tat. Ich meine wir reden von dem Mann, der seinen Helden ernsthaft Anakin Starkiller und Indy Indiana Smith nennen wollte. Kein Wunder, dass eines der berühmtesten Zitate “Ich liebe dich” – “Ich weiß!” dann auch nicht gescripted war, sondern improvisiert wurde. Wie grauenhaft es ist, wenn Lucas selbst Dialoge schreibt, durfte man in den neuen Episoden im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Erbrechen erleben. Das Liebesgesäusel von Padme und Anakakin hat selbst gutwillige Rosamunde-Pilcher Fans zu spontanen Hirnblutungen verannlasst und nicht wenige Filmkritiker dürften sich bei Padmes “Oh Anni, du brichst mir das Herz” in Episode III die Schlagadern angeritzt haben. “Anni you’re breaking my…” Yeah. Faster. And more intense.
9. Greenscreen
Nochmal zum mitschreiben: Auch die besten Darsteller der Galaxis haben es schwer irgendeine emotionale Reaktion zu spielen, wenn sie von einem adipösen Ochsenfrosch geführt werden und wochenlang nur vor grüner Leinwand herumhüpfen. Die meisten haben ja schon Schwierigkeiten ihre Eyelines zu den digitalen Kreaturen mit denen sie agieren sollen glaubhaft zu halten. Aber mal im Ernst, wer hat Bock sich monatelang die Seele aus dem Leib zu spielen, wenn der einzige Partner ein Tennisball an einer Stange ist, auf dem steht “Ich bin ein interessant aussehendes Alien”?
10. Die Spin-Offs
Es gibt viele geniale Fanfilme, die genau den Geist und die Faszination von Star Wars einfangen. Die meisten davon kann man auf TheForce.net bewundern. Leider sind die offiziellen Spin-Offs zu Star Wars weniger überzeugend. Angefangen beim “Du wirst nicht glauben wie schlecht es ist, bevor du es nicht mit eigenen Augen gesehen hast”-Holiday-TV-Special aus den 70ern (das uns allen ernstes Opa-Wookie beim Cybersex zeigte), über die billig getricksten Ewok-Filme, die C3PO/R2D2-Zeichentrickserie, die Ewok-Zeichentrickserie und die Clone-Wars-Serie – alle Star Wars-Auskopplungen waren billige, uninspirierte Cash-Ins die mit wenig Enthusiasmus und noch weniger Ambitionen heruntergekurbelt wurden, im sicheren Wissen, dass die Fans sich eh jeden Scheiss angucken.
Soviel zu meinen ganz eigenen, nicht auf Vollständigkeit bestehenden Gründen, warum ich Star Wars zugleich liebe und hasse.
Und ihr so?