Alles Shiny? Von Firefly und dem vorzeitigen Ende

23.07.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Firefly
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Wer kennt es nicht. Einmal damit angefangen, kann man nicht mehr davon ablassen – und ich rede hier nicht vom Rauchen. Stattdessen steht die Sucht nach Serien auf dem Plan und was passiert, wenn man mitten in der Handlung fallen gelassen wird.

Im ersten Text der Aktion Lieblingsserie hat euch letzte Woche Lord C seinen Lieblingscliffhanger vorgestellt. Auch ich habe mir vorzeitig meine Gedanken über diese neue Rubrik und ein Thema, das ich darin ansprechen möchte, gemacht. Das finale Ergebnis ist letzten Endes ein Text über Firefly ‒ Aufbruch der Serenity von Joss Whedon und dem fatalen und vorzeitig durch die Quoten bedingten Ende dieser einmaligen Serie.

Obwohl ich mich selbst nicht zu den Serienfreaks dieser Welt zähle, gibt es hin und wieder Formate, die mich absolut begeistern. Wenn man sich erst einmal in die Figurenkonstellation und den Mikrokosmos einer solchen Serie eingefunden hat, fällt es schwer, sich wieder davon loszureißen. Dieser Fall trat bei mir mit der ersten Episode von Firefly – Aufbruch der Serenity ein. Ganz grob lässt sich Joss Whedons Werk als Genremix aus Science-Fiction- und Western-Elementen beschreiben. Genauer betrachtet entdeckt man aber noch einiges mehr: Neben dem bereits erwähnten Genre-Crossover finden sich Elemente asiatischer Kultur sowie mannigfaltige popkulturelle Referenzen wieder. Joss Whedon kreiert ein facettenreiches Universum, das sich auf den ersten Blick in der Tradition von Star Wars und Star Trek zu bewegen scheint. Letzten Endes ist Firefly – Aufbruch der Serenity aber doch ein sehr eigenständiges und eigensinniges Kaliber an Serie.

Was hebt Firefly – Aufbruch der Serenity vom Mainstream ab? Zuerst einmal sei hier die unkonventionelle Herangehensweise genannt. Joss Whedon bedient sich bei Szenen, die im Weltraum spielen, einer unfokussierten und leicht verwackelten Kameratechnik wie sie unter anderen auch schon in Battlestar Galactica zu sehen war. Entgegengesetzt sämtlicher Science-Fiction-Serien und Filme verzichtet Joss Whedon zudem komplett auf Maschinen und andere Hintergrundgeräusche, sobald die Kameraperspektive im Weltall zu Außenaufnahmen wechselt. Was sich als besonderes und faszinierende Stilmittel eingebürgert hat, entspricht eigentlich nur einer realistischen Darstellung, denn im Weltraum fehlt ein Trägermedium für Schall und somit sollte dieser lautlos sein. Die daraus resultierende Atmosphäre lässt die Raumschiffe tatsächlich durch Raum und Zeit schweben und trotz beschränktem Budget müssen keine Abstriche im Hinsicht auf die Glaubwürdigkeit gemacht werden, weil Joss Whedons Konzept auf ganze Linie überzeugt.

Was akustisch ebenfalls heraussticht, ist der Western-geprägte Score von Greg Edmonson. Dieser verleiht eben beschriebenen Szenen eine ganz besondere Note und schlägt den Bogen zu den vorhandenen Western-Elementen. Der vermehrte Einsatz von Akustikgitarren sowie anderer Genre-typischer Instrumente unterstreicht den eigensinnigen Charakter von Firefly – Aufbruch der Serenity und unterstützt zusätzlich die Theorie, dass der Science-Fiction-Film die zeitgemäße Weiterentwicklung des Western-Genres ist. Ähnliche Elemente lassen sich sowohl in der einen wie auch der anderen Gattung wiederfinden und Joss Whedon beweist, dass sie sich gegenseitig nicht ausschließen, sondern sogar im Gegenteil ergänzend aufeinander einwirken können. Dass dadurch auch ein gewisse Note Trash unvermeidbar ist, muss wohl als Kollateralschaden hingenommen werden. Aber selbst hierfür ist Firefly – Aufbruch der Serenity ein Plädoyer, denn Joss Whedon verwendet gerne auch Ironie als Stilmittel und vermeidet eine todernste Sichtweise der Dinge im All. Und ich meine, was wären Referenzformate wie Krieg der Sterne oder Raumschiff Enterprise ohne ihren trashigen Charme?

Der eigentliche Kern von Fierfly – Aufbruch der Serenity stellt die Besatzung des Transporters Serenity dar. Für mich steht und fällt eine Serie mit ihren handelnden Hauptfiguren. Doch Joss Whedons Crew hat mich sofort überzeugt. Egal, ob sich Captain Reynolds (Nathan Fillion) seine eigenen Schwächen nicht eingestehen möchte, Pilot Wash (Alan Tudyk) die Serenity wie ein Blatt im Wind landet oder Söldner Jayne (Adam Baldwin) seinen eigenen Codex verfolgt. Selbst an starken Frauenfiguren fehlt es der Besatzung nicht. Zu diesen gehört unter anderem Schiffsmechanikerin Kylee (Jewel Staite) und die schlagkräftige Zoë (Gina Torres), die auch schon im Verteidigungskrieg an der Seite von Captain Reynolds gekämpft hat. Die gesamte Besatzung der Serenity ist mir folglich sehr ans Herz gewachsen und hat somit das Suchtpotential der Serie ungemein gefördert.

Dann kam der fatale Bruch. Obwohl mir von Anfang an klar war, dass nur eine Staffel von Firefly – Aufbruch der Serenity existiert, war es trotzdem ein mulmiges Gefühl, zu wissen, dass nach der spannenden 14. Folge Objects in Space der Abspann gnadenlos über den Bildschirm rollen würde und ich danach nicht mehr die Möglichkeit haben werde, via Fernbedienung auf die Auswahlmöglichkeit Nächste Folge zu klicken. Wie konnte Fox nur eine solch kreative und einmalige Serie aufgrund ihrer nicht vorhandenen Massentauglichkeit absetzten? Die traurige Antwort auf diese Frage kennt vermutlich mittlerweile jeder Fan und selbst Urknallexperte Sheldon sah sich gezwungen, den Abbruch der Serie bettelnd zu verhindern – leider ohne Erfolg. Den einzigen Lichtblick stellt der später nachgereichte Kinofilm Serenity – Flucht in neue Welten dar. Nachdem das Studio eingesehen hatte, dass eine starke Fanbase vorhanden ist und Joss Whedons Ideen weiteres Potential besitzen, konnte das Firefly-Mastermind seine Visionen in der kongenialen Kinoadaption vollenden.

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