Mit seinem neuesten Streich Der goldene Handschuh spaltete Fatih Akin bei der diesjährigen Berlinale das Publikum und ließ viele Zuschauer verstört zurück. Der auf dem gleichnamigen Roman von Heinz Strunk basierende Thriller widmet sich dem deutschen Serienmörder Fritz Honka, der in den 1970er Jahren mehrere Frauen brutal tötete.
Dabei taucht der Regisseur mit allen Konsequenzen in die tiefen Abgründe des Hamburger Trinkermilieus ein - nicht umsonst bekam das Werk das FSK-Siegel "ab 18" verpasst. Am schockierendsten an der Geschichte ist natürlich die Tatsache, dass es den von Jonas Dassler gespielten Fritz Honka (bürgerlich: Friedrich Paul Honka) wirklich gab. Wir rollen auf, was es mit dem Mörder auf sich hatte.
So verlief Fritz Honkas Jugend
Fritz Honka wurde 1935 in Leipzig geboren und stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Seine Mutter war Putzfrau, sein Vater arbeitete als Heizer und wurde von den Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager gebracht. Seine Jugend verbrachte Honka in einem Heim für Kinder von KZ-Insassen.
Das enstellte Aussehen des Mannes, das Fatih Akin in Der Goldene Handschuh unter anderem mit speziellen Kontaktlinsen nachstellte, hatte seine Ursache in einem schweren Verkehrsunfall. Von eben diesem trug Honka 1956 eine zertrümmerte Nase davon, sein ausgeprägtes Schielen rührte ebenfalls daher.
Der Beginn von Fritz Honkas Mordserie
Seinen ersten von insgesamt vier Morden beging Fritz Honka 1970 an der Friseurin und Prostituierten Gertraud Bräuer. In dieser Lebensphase war er als Nachtwächter bei Shell angestellt und nahm aktiv am Nachtleben von St. Pauli teil. In diesem Rahmen lernte er alle seine Opfer kennen. Bräuer wurde erdrosselt, weil sie sich nach Angaben Honkas weigerte, mit ihm Sex zu haben. Nach dem Mord zersägte der Täter die Leiche und versteckte mehrere Pakete mit ihren Extremitäten in der näheren Umgebung von Hamburg.
Diese Parallelen gibt es zwischen den Morden Fritz Honkas
Die weiteren Opfer Honkas waren Anna Beuschel, Frieda Roblick und Ruth Schult. Auch ihre leblosen Körper wurden von dem Mörder zerteilt, doch bewahrte Honka ihre sterblichen Überreste gar in der eigenen Wohnung auf. Den penetranten Geruch versuchte er mit Raumspray zu überdecken. Sämtliche seiner Verbrechen stehen in Zusammenhang mit sexuellen Handlungen - Anna Beuschel tötete er, weil Honka der Geschlechtsverkehr mit ihr nicht gefiel.
Die betroffenen Frauen (sie waren zwischen 42 und 57 Jahren alt) gehörten allesamt einer ähnlichen Altersgruppe an und verfügten über keine oder nur wenige soziale Bindungen, weshalb sie niemand vermisste. Für Alkohol und eine nächtliche Unterkunft waren sie bereit, sich zu prostituieren, Ruth Schult beispielsweise war sogar bei Honka eingezogen. Der Filmtitel Der goldene Handschuh nimmt Bezug auf die gleichnamige Hamburger Kneipe, aus deren direktem Umfeld mehrere der Opfer Honkas stammten.
So wurde Fritz Honka gefasst
Die Polizei kam Fritz Honka durch einen Zufall auf die Schliche, denn erst ein Brand des Hauses, in dem sich die Mietwohnung des Mörders befand, förderte die zertrennten Frauenleichen zutage. Entdeckt wurden die Körperteile von einem Feuerwehrmann während der Löscharbeiten in Honkas Abwesenheit. Für seinen Film wurden Fatih Akin von der Polizei Hamburg Originalaufnahmen der Wohnung zur Verfügung gestellt:
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Das Gerichtsurteil gegen Fritz Honka
Das Verfahren gegen Fritz Honka fand unter großer medialer Aufmerksamkeit statt, verurteilt wurde er überraschenderweise aber nur einmal für Mord und dreimal wegen Totschlags. Das zuständige Gericht stellte verminderte Schuldfähigkeit fest, verhängt wurde am Ende eine Gesamtfreiheitsstrafe von 15 Jahren.
Nach Ablauf dieser Zeit war die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus vorgesehen. Die Staatsanwaltschaft hatte auf lebenslange Haftstrafe wegen Mordes in vier Fällen plädiert, war damit aber nicht durchgekommen. Honkas Verteidigung führte demgegenüber erfolgreich den schweren Alkoholmissbrauch des Angeklagten ebenso wie seine "völlig abartige Triebhaftigkeit" ins Feld.
So verliefen Fritz Honkas letzte Lebensjahre
1993 wurde Fritz Honka aus der Psychiatrie entlassen und kam unter dem Pseudonym Peter Jensen in einem Altenheim in Scharbeutz unter. Hier litt er unter Wahnvorstellungen und beklagte gegenüber dem Personal mitunter den Geruch verwesender Leichen. Mit 63 Jahren verstarb Honka schließlich 1998 in einem Krankenhaus in Hamburg-Langenhorn.
Verwendete Quellen: Spiegel Online , Hamburger Morgenpost , Die Zeit , Das Erste , Hamburger Morgenpost , Mordort
Habt ihr Der goldene Handschuh von Fatih Akin schon im Kino gesehen?