Filmemacher Wolfgang Murnberger verfilmt schon zum dritten Mal eine Geschichte rund um Brenner (Josef Hader), der auf unkonventionelle Weise Morde aufklärt und dabei tief in die Seele des Österreichers an sich blickt. Hier erzählt er vom neuen Fall Der Knochenmann, der zwischen allen Stühlen sitzt und vielleicht gerade deshalb ein echter Brenner ist.
Wo ist der Brenner denn diesmal gelandet?
Der Knochenmann lässt sich schwer in irgendein Genre reinbringen. Ich habe mich selber schon öfters gefragt: Was ist das jetzt? Der Film sitzt sicher zwischen allen Stühlen. Wir haben versucht, noch näher an die Figuren heranzugehen. Es gibt mehr privaten Brenner. Er ist verliebt. Dadurch hat es den Anschein, dass er vielleicht ein bisschen weicher wird. Trotzdem gibt es auch harte, gewaltvolle Szenen. Das Ganze spielt sich in einem sehr privaten Bereich ab. Eigentlich geht es um eine Figur, die genau so stark ist wie der Brenner. Wo man sehr genau erlebt, wie dieser Mensch in eine Gewaltspirale hinein gezogen wird, ohne dass er es wirklich will. Deswegen wird er auch hoffentlich über weite Strecken die Sympathie des Publikums haben und diese erst verlieren, wenn es wirklich heftig wird.
Dieser Gegenspieler von Josef Hader ist Josef Bierbichler.
Wir haben ihm die erste Drehbuchfassung geschickt. Da hat er gesagt, ja, ganz interessant, aber das macht er noch nicht. Dadurch waren wir natürlich sehr motiviert, uns anzustrengen und die Figur noch besser zu machen. Ab der dritten Fassung war er dann dabei.
Was fand er interessant?
Wir haben versucht, einen Menschen zu zeigen, der ohne sein Wollen in eine Gewaltspirale gerät. Und er kommt aus dieser Gewaltspirale einfach nicht mehr raus. Bis zum Ende. Ich glaube, das hat Josef Bierbichler angesprochen. Weil dieser Löschenkohl halt nicht einfach nur ein dumpfbackiger Bösewicht ist, der herumrennt und Leute umbringt. Sondern das hat alles seinen Grund. Natürlich kann man jetzt sagen, vielleicht hätte man selber anders gehandelt, wenn man in dieser Situation wäre. Aber ich glaube, dass es trotzdem nachvollziehbar ist.
Der Knochenmann ist nach Komm, süßer Tod und Silentium Ihr dritter Brenner-Film. Will man da jetzt partout etwas Neues reinbringen? Oder verlässt man sich auf bewährte Rezepte?
Bei Komm, süßer Tod hatten wir die Rettungsfahrer, die im Grunde in der Gesellschaft gut angesehen sind, aber wo man dann behauptet, da gibt es einen Bösewicht, der die Organisation für seine dunklen Machenschaften nützt. In Silentium haben wir die Salzburger Festspiele und die katholische Kirche ziemlich durch den Kakao gezogen. Da steht auch so eine Organisation im Hintergrund, an deren Peripherie es Menschen gibt, die ihre bösen Spiele treiben. Jetzt in Der Knochenmann sind wir in einer Familie, in der es ziemliches Konfliktpotential gibt. Genau da platzt jetzt der Brenner hinein und alles nimmt seinen Lauf. Also es gibt keine Organisation im Hintergrund, es ist fast eine private Geschichte. Es kommt ja in jedem Brenner-Film eine kleine Liebesgeschichte vor. Aber diesmal hat uns gereizt, der Liebe zwischen dem Brenner und einer Frau einmal mehr Raum zu geben.
Spielt Der Knochenmann in Österreich oder liegt dieses Wirtshaus in einem imaginären Haas/Hader/Murnberger-Universum?
Es ist ein sehr starkes Haas/Hader/Murnberger-Universum, aber am Boden von Österreich. Die Figuren sind schon alle sehr österreichisch. Ich meine, Sepp Bierbichler ist zwar ein Bayer, aber wir haben gar nicht versucht, das zu verheimlichen… er spricht sowieso in seiner Sprache. Man baut das dann halt in die Geschichte ein.
Die letzten beiden Brenner-Filme waren sehr erfolgreich. Was bedeutet das für die Dreharbeiten des dritten?
Stress. Wir haben versucht, das Beste zu geben, beim Film und beim Drehbuch, aber das haben wir bei den ersten beiden auch gemacht. Wenn es funktioniert, dann funktioniert es. Und wenn nicht, hätten wir keine Ahnung, warum es diesmal nicht funktioniert. Wir wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir versuchen immer, einen Schritt in eine andere Richtung zu gehen. Die kann natürlich auch nicht so gut ankommen. Aber das wissen wir vorher nicht. Das lässt sich nicht so leicht planen.
Sie arbeiten mit Josef Hader schon über einen längeren Zeitraum zusammen. Hat er sich verändert als Schauspieler?
Er wird besser. Ich finde, man sieht, dass er mehr Erfahrung kriegt. Er spielt ja nicht nur in den Brenner-Filmen. Ich habe das Gefühl, er wird sicherer. Er weiß sehr genau, was er tut.
Und er hat in Birgit Minichmayr eine kongeniale Partnerin gefunden…
Vom Typ her ist sie die ideale Partnerin für Josef Hader in der Liebesgeschichte, die in diesem Film stattfindet. Sie passt auch optisch gut zum Josef, finde ich. Und sie passt auch sehr gut in dieses Wirtshaus hinein. Schon rein sprachlich. Birgit Minichmayr kommt auch aus Oberösterreich. Und sie spricht in Der Knochenmann nicht so, wie sie am Burgtheater spricht. Sie kann ja auch ganz normal reden, sag ich jetzt einmal. Sehr österreichisch. Sehr ländlich.
Quellen: Mit Material von Majestic