The Walking Dead gruselt mit gespenstischem Mid-Season-Finale ohne Rick

27.11.2018 - 09:12 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
The Walking Dead - Staffel 9, Folge 8: EvolutionAMC
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Das erste Mid-Season-Finale ohne Rick: The Walking Dead liefert mit der 8. Folge der 9. Staffel einen packenden Übergang in die Winterpause ab, der vor allem in seinen letzten Minuten einen absoluten Gänsehautmoment heraufbeschwört.

Vor ein paar Wochen war es noch unvorstellbar, wie The Walking Dead in seiner 9. Staffel ein vernünftiges Mid-Season-Finale auf die Beine stellen sollte, das sich aus dem Schatten von Ricks quälendem Abschied in der 5. Folge entfernen kann. Der bis dato größte Einschnitt in das Personal der Zombie-Apokalypse war fraglos das Highlight der bisherigen Runde und ist so tief in die Mythologie der Serie vorgedrungen, wie es nur den wenigsten Kapiteln gelingt. Ein Zeitsprung von sechs Jahren offenbarte sich jedoch als das große Ass im Ärmel von Showrunnerin Angela Kang, die uns zuletzt eine extrem unglückliche Welt präsentierte. Auf den ersten Blick florierte er zwar, der Wiederaufbau der Zivilisation. Tatsächlich haben sich die Überlebenden seit Ricks vermeintlichem Tod überwiegend voneinander entfremdet, wie es sich beim genaueren Hinsehen herausstellt. Ausgerechnet jetzt, wird das Flüstern der Whisperers immer lauter und verhängnisvoller.

The Walking Dead liefert ein gespenstisches Mid-Season-Finale

Entgegen der Gruselstimmung, die sich kriechend im Hintergrund ausbreitet, führt die 9. Folge der 8. Staffel von The Walking Dead, namentlich Evolution, die Figuren wieder geschickt zusammen. Bereits vergangene Woche deutete sich die Suche nach dem verschollenen Eugene (Josh McDermitt) als vereinendes Element an, nun befinden sich Daryl (Norman Reedus), Aaron (Ross Marquand) und Jesus (Tom Payne) direkt auf seiner Fährte, während sie wie Aragon, Legolas und Gimli durch die Landschaft streifen. Zwar vermögen es die Wiesen und Wälder Georgias noch lange nicht, die Erhabenheit von Mittelerdes majestätischen Landschaften hervorzurufen, die für staunende Gesichter sorgt. Regisseur Michael E. Satrazemis ist dennoch bemüht, mit vereinzelten Totalen ein Gefühl für Größe, aber auch Verlorenheit zu erzeugen. Generell überwiegt aber der Zusammenhalt. Es fühlt sich an, als wäre die alte Gang wieder zusammen.

Bevor Tara (Alanna Masterson) ihre nostalgischen Gefühle preisgegeben hat, steht Michonne (Danai Gurira) mit ihrem Trupp vor den Toren Hilltops und die Anspannungen werden so deutlich wie noch nie nach dem Zeitsprung. Geradezu bedrohlich fühlen sich die Blickwechsel zwischen den zwei Parteien an, die der riesige, hölzerne Zaun trennt. Immer wieder passiert es in dieser Folge, dass sich die Figuren auf zwei getrennten Arealen wiederfinden, während zwischen ihnen eine unüberwindbare Grenze steht. Die Tore bleiben vorerst verschlossen, erst später öffnen sie sich - manchmal sogar komplett von alleine. Während es im Fall von Michonnes Ankunft in Hilltop etwas Überwindung kostet, spaziert Negan (Jeffrey Dean Morgan) ohne weiteres Zutun aus seiner Zelle, nachdem er zwei für beide Seiten frustrierende Sitzungen mit Gabriel (Seth Gilliam) durchgestanden hat, in denen wir einmal mehr Zeuge seines sprachlichen Geschicks werden.

The Walking Dead entlässt Negan aus dem Gefängnis

Am liebsten wäre Gabriel in Hilltop bei seiner geliebten Rosita (Christian Serratos). Einer muss jedoch zurückbleiben, Verantwortung übernehmen und sich um den Ballast alter Staffeln zu kümmern. Jetzt redet er im Dunkeln mit Negan - und das größte Problem ist, dieser hört ihm aufrichtig zu. Genauso wie der Bösewicht all die Dinge aufnimmt, die sich vor seinem Fenster abspielen, saugt er Gabriel die Worte aus dem Mund. Ehe er sich versieht, hat der Geistliche mehr verraten, als er wollte und sollte. Diese verspätete Erkenntnis ist jedoch keineswegs der gruseligste Bestandteil von Evolution, denn wie in so vielen Episoden zuvor zelebriert The Walking Dead vor der Winterpause das angsteinflößende Geräusch röchelnder Beißer, das sich dieses Mal nicht nur mit dem bereits erwähnten Whisperers-Flüstern vereint, sondern ebenfalls den unheimlichen Klängen, die Komponist Bear McCreary findet, um die Ankunft der nächsten großen Bedrohung angemessen zu untermalen.

Dann zieht ein Sturm auf - nicht nur im übertragenen Sinne, sondern tatsächlich in Form eines unvergesslichen Donnergrollens, während der Himmel seine Schleusen öffnet und Blitze auf die Erde jagen. Dichter Nebel erschwert die Sicht für all jene, die durch die Friedhöfe der Zombie-Apokalypse irren, in der Hoffnung, gemeinsam nach Hause zu finden. Doch die Fliehenden sind nicht alleine. Eugene, der selbst für Eugene-Verhältnisse völlig aufgelöst vor Angst von seinen Erfahrungen in den letzten Stunden berichtet, blickt Daryl, Aaron und Jesus ratlos ins Gesicht. Die Zombies haben es auf ihn abgesehen und kehren beständig zurück, um seinen Körper doch noch in die Hölle zu schicken. Kein Fiebertraum macht dem armen Schopf zu schaffen, sondern das Flüstern der Whisperers, das bereits Rosita durch das dichte Grün verfolgte. In Evolution potenziert das Heulen des Windes die unheilvollen Laute, die als einziges durch den Nebel dringen.

The Walking Dead lässt die Untoten im Nebel flüstern

Plötzlich werden die Überlebenden umzingelt von den Toten, die unerschütterlich schlurfend zur erdrückenden Gefahr aufsteigen, ehe sie sich in einem unerwarteten Moment ducken und selbst den tapfersten Samurai mit seinen eigenen Waffen niederstrecken. Zuvor ist es einmal mehr ein Gitter, der sich in seiner schicksalhaften Erscheinung ins Gedächtnis brennt. Wo Negan mühelos dem Kerker den Rücken kehrt und alle Schranken schulterzuckend hinter sich zurücklässt, werden unsere Helden von eisernen Stäben getrennt. Mit letzten Kräften können sie das verschlossene Tor zumindest einen Spalt weit öffnen. Trotzdem muss Jesus auf der anderen Seite dieses düsteren Niemandslands sein Leben lassen - überrascht von denen, die eigentlich nur durch die Gegend stolpern, sich plötzlich aber flinker durch den Regen bewegen als jene, die noch am Leben sind. Gänsehaut war in diesem Mid-Season-Finale definitiv angesagt.

Notizen am Rande:

  • Dafür, dass wir Zuschauer im Grunde seit Beginn der Staffel von der Ankunft der Whisperers wissen, ist die langsame Einführung durchaus gelungen und hat mit dem Mid-Season-Finale ihren gebührenden Höhepunkt gefunden.
  • Wie sich Carol (Melissa McBride) von Henry (Matt Lintz) verabschiedet. Das war eine unerwartet intensive Umarmung.
  • Der Plot mit Henry und den Hilltop-Kids gehört zwar nicht zu den stärksten Elementen der Episode, führt jedoch sehr schön die vergangene Zeit vor Augen: Bist du etwa das Kind, das damals mit dem Stock im Krieg gegen Negan gekämpft hat?!
  • Die verzogene Jugend der Zombie-Apokalypse uriniert außerdem auf Beißer. Was ist nur aus dieser Welt geworden?
  • Gabriel, Negan und eine Klangschale. Das wollte ich nur kurz erwähnt haben.
  • "If I have to explain it to you, you wouldn't understand."

Alle Recaps zur 9. Staffel von The Walking Dead

Die 9. Staffel von The Walking Dead wird sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und ist hierzulande einen Tag später auf FOX und über Sky Ticket  zu sehen. Unsere Besprechungen der einzelnen Folgen gibt es auch als Live-Stream und Podcast .

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