James Bond unter der Kontrolle von Amazon: 007 darf jetzt nicht die gleichen Fehler machen wie Star Wars und Marvel

16.03.2025 - 08:11 UhrVor 23 Tagen aktualisiert
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Amazon übernimmt die kreative Kontrolle über die James-Bond-Reihe und Fans sind besorgt. Droht 007 nun ein ähnliches Schicksal wie Star Wars und Marvel?

Es ist passiert: Amazon übernimmt die kreative Kontrolle der James-Bond-Filme. Damit endet die jahrzehntelange Obhut durch die Produzent:innen Barbara Broccoli und Michael G. Wilson. Die Amazon MGM Studios können fortan selbst entscheiden, wer Bond spielt, wann welches Drehbuch verfilmt wird und wie aus den James-Bond-Filmen eine multimediale Content-Maschine entstehen soll.

Manche freuen sich vielleicht über kürzere Wartezeiten zwischen den Filmen, für mich als Bond- und Film-Fan ist diese Nachricht aber Grund zur Sorge.

Wie James Bond zu Amazon wanderte

Im Mai 2021 verkündete Amazon die Übernahme der traditionsreichen MGM-Studios und damit auch die des Kronjuwels James Bond. Allerdings nicht einfach so, sondern immer noch unter der Kontrolle der traditionsreichen Produzent:innen-Familie von Barbara Broccoli und Michael G. Wilson. Diese waren wenig begeistert von den neuen Eigentümern. Diese Streitereien zwischen den Producern und Amazon müssen sich im Laufe der letzten Jahre immer weiter zugespitzt haben. Broccoli bezeichnete das Amazon-Team etwa als "verdammte Idioten" und zitierte dazu gern ihren Vater, der vor ihr die kreativen Rechte an den James-Bond-Filmen: "Lass temporäre Leute keine permanenten Entscheidungen treffen“.

Aber genau das ist nun der Fall: Aus vermeintlich temporären Rechteinhabern sind nun permanente Entscheidungsträger:innen geworden. Der Amazon-Gründer Jeff Bezos soll nach den jüngsten Streitereien die Schnauze voll gehabt haben und sein Team mit einem Satz instruiert haben, den sonst nur Bond-Bösewichte von sich geben: "Ganz egal was es kostet, werdet sie [Barbara Broccoli] los". Allein unter Amazons Kontrolle und ohne das bisherige Produktionsduo könnte James Bond seine filmische Essenz verlieren. Das hat drei Gründe.

Grund 1: James Bond benötigt Zeit

Das vergleichsweise langsame Produktionstempo zwischen den Bond-Filmen ist bekannt. Bis zum Reboot Casino Royale mit Daniel Craig vergingen vier Jahre. Zwischen Spectre und Keine Zeit zu sterben, dem vorletzten und letzten Bond-Film, vergingen ganze sechs Jahre. Dabei bestand Broccoli auf einen Kinostart des Filmes und nahm während der Pandemie ein ganzes Jahr Verzögerung in Kauf. Mittlerweile sind wiederum vier Jahre vergangen und ein neuer Hauptdarsteller oder ein neues Drehbuch lassen immer noch auf sich warten. Kurzum: Für die Produzierenden gab es kaum zeitlichen Druck, um einen neuen Bond ins Kino zu bringen. Viel wichtiger war stets, dass die Filme sorgsam, detailliert geplant und mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet wurden.

Hollywood-Experte Matt Belloni erzählt dazu in seinem Podcast The Town  die Anekdote zum Kinostart von Casino Royale. Produzentin Broccoli und der Vertrieb von Sony konnten sich zunächst nicht einig werden, ob James Bond auf dem Filmposter mit einer offenen Fliege am Hemd auftreten dürfte. Das mag nach kleinkarierter Erbsenzählerei klingen, verdeutlicht aber, wie sorgsam und mit welchem Blick fürs Detail diese Filme produziert wurden. Es kann dann natürlich mal dauern, bis ein neuer Bond-Film in all seinen Facetten geplant ist und fertig wird. Aber genau diese Sorgfalt machte bisher jeden Bond-Film zu einem echten Ereignis. Das droht jetzt unter der Führung von Amazon zu verschwinden.

Wenn wir nun schneller produzierte Filme häufiger im Kino zu sehen bekommen, wird aus dem ehemaligen Ereignis schnell ein gewöhnlicher Dauerzustand für Fans.

Grund 2: James Bond gehört ins Kino

Doch damit nicht genug. Amazon wird sicherlich nicht dabei aufhören, Bond häufiger auf die große Leinwand zu bringen. Denkbar wäre ein moderner Ausbau der Filmreihe zu einem multimedialen Content-Apparat. Alle zwei Jahre ein neuer Film, dazwischen eigene Ableger von Figuren rund um James Bond, vermutlich noch garniert mit TV-Serien aus der Welt von 007 für den eigenen Prime-Video-Streamingdienst. Die John-Wick-Reihe zeigt uns gerade, wohin die Reise gehen könnte. Das würde zwar die Rendite der Amazon-Investoren kurzfristig erhöhen, dem Kern von James Bond aber langfristig nicht gerecht werden.

Die Bond-Figur braucht die besonderen Geschichten und Einsätze genauso sehr, wie wir sie als Zuschauende brauchen. Wenn wir ständig und überall mit Glanz, Glamour, schnellen Autos, schönen Menschen und weltumspannenden Bedrohungen konfrontiert werden, wird das alles schnell beliebig. Das Besondere braucht eine Pause zum Vermissen, um besonders zu bleiben. Wenn Amazon den Bogen überspannt, droht ein ähnlicher Kollaps, wie wir ihn momentan bei anderen ehemals großen Filmreihen beobachten können.

Grund 3: Disney und Marvel zeigen, was Amazon vermeiden muss

Wenn Amazon die Maschinerie nun hochfährt und das Kronjuwel James Bond zu beliebigem Content degradiert, droht eine ähnliche Entwicklung wie bei Star Wars unter der Regie von Disney. Dort hat sich eindrucksvoll gezeigt, was eine zu schnelle Produktion aus einer einstmals besonderen Filmreihe gemacht hat. Gepaart mit zu vielen Spin-offs ist aus dem glanzvollen Universum von Star Wars ein staubiger Content-Klumpen geworden. Die Folge: Star Wars ist seit 2019 aus dem Kino verschwunden und fristet ein Dasein als reines TV-Universum auf Disney Plus.

Auch das Marvel Cinematic Universe scheint den Bogen beim Publikum überspannt zu haben, denn zuletzt blieben die Filme finanziell hinter den Erwartungen zurück. Die Folge: Weniger, aber dafür bessere Kinofilme sollen das Publikum in Zukunft zurückholen. Bei den TV-Serien drückt das Studio jetzt ebenfalls auf die Bremse und gönnt dem Publikum mehr Zeit zwischen den Produktionen. Es zeigt sich also, dass die Formel von "mehr = besser" nicht immer aufgeht. Was für Star Wars und Marvel gilt, dürfte auch für James Bond eine wichtige Lektion sein.

Mehr 007:

Wenn das Team der Amazon-Studios also mit einer ähnlichen Sorgfalt wie Barbara Broccoli und Michael G. Wilson an die Arbeit geht, dabei die Bond-Filme weiterhin ein besonderes Kinoereignis bleiben und das Studio nicht nur an der Rendite interessiert ist, sondern auch an das Publikum denkt, dann stehen uns Bond-Fans spannende Zeiten bevor.

Einen konkreten Vorschlag hätte ich übrigens für Amazon, um Fans sämtliche Sorgen zu nehmen: Wartet ab bis Christopher Nolan, der aktuell The Odyssey dreht, wieder Zeit hat. Das wäre für alle Bond-Fans mehr als nur ein Quantum Trost.

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