Das DCEU ist in diesem Sommer endgültig Geschichte. James Gunn schickt sich an, mit seinem Superman-Reboot nicht nur einen der wichtigsten Superhelden aller Zeiten zu erneuern. Sein Film ist gleichzeitig Startschuss für ein komplett neues Filmuniversum. Gunn scheint der richtige Mann mit dem richtigen Gespür für diese Aufgabe zu sein.
Es war aber nicht alles schlecht, was Zack Snyder mit seinem Superman (Henry Cavill) in Man of Steel vollbrachte. Deshalb hoffe ich, dass Gunn bei seinem Neustart diese drei Ansätze von Snyder übernimmt.
1. Superman ist eine bildgewaltige Figur
Zack Snyder hatte verstanden, dass ein gottgleiches Überwesen von einem anderen Planeten entsprechend inszeniert werden muss. Die Action in Man of Steel machte vor, wie das aussehen kann. Clark Kents erste Heldentaten waren spektakulär inszeniert und konnten die pure Kraft des Superhelden eindrucksvoll zur Schau stellen. Clark stemmt sich gegen halbe Ölplattformen, um die Arbeiter aus der Gefahrenzone zu retten. Sein erster Flugversuch im neuen Superheldenkostüm war rasant und so kraftvoll, dass die Kamera kaum hinterherkam. Dabei krachte er zwischendurch in die riesigen Eisberge am Nordpol.
Obwohl er selbst keine Schmerzen verspüren kann, vermittelt uns der Film mit Sound und Bildern, wie gewaltig der Aufprall ausfällt. James Gunn greift diesen Moment ebenfalls in seinem ersten Trailer auf und zeigt, wie sein Superman (David Corenswet) ähnlich kraftvoll ins ewige Eis schmettert.
Schaut hier den Trailer zu James Gunns Superman:
Viel wichtiger ist es aber, die Action entsprechend gewaltig einzufangen. Zack Snyder hat gezeigt, was passiert, wenn zwei oder mehr Kryptonier auf der Erde wortwörtlich aneinander geraten. Die Zerstörungsorgien in Man of Steel sowohl in Smallville, als auch im großen Finale in Metropolis lassen keine Zweifel über die Kräfte des Man of Tomorrow aufkommen. Leider kannte Snyder keine leiseren Zwischentöne in der Action, sodass sein Superman optisch wie auch dramaturgisch die traumatischen Ereignisse vom 11. September 2001 in New York City nachspielte.
Hoffentlich lässt Gunn seinen Superman ausgewählter und an den richtigen Stellen freidrehen und seine Kräfte zur Schau stellen.
2. Krypton ist ein fremder Ort
Superman ist ein Alien vom Planeten Krypton. Als Baby wurde er von seinen Eltern in eine Raumkapsel gelegt und konnte so der Zerstörung seiner Heimat entkommen. Ein unbestrittenes Highlight in Man of Steel ist die Gestaltung von Supermans Heimatplaneten. Das Design-Team von Zack Snyder hat sich enorme Mühe gegeben, diesen als eine vollkommen fremde Welt darzustellen. In Man of Steel sehen wir eine Kombination aus Fantasy-Setting und Hightech-Welt, die problemlos fliegende Drachenkreaturen mit analogen Kristall-Hologrammbildschirmen verbindet.
Snyder hatte begriffen, dass Krypton nicht nur fremd aussehen, sondern sich auch fremd anfühlen muss. Sollte James Gunn Supermans Vorgeschichte also erneut erzählen, kurze Rückblenden liefern oder auch nur mit Gegenständen wie der Raumkapsel im Keller seiner Adoptiveltern arbeiten wollen, dann hoffe ich ganz stark auf eine erneut komplett andere Welt.
Snyder stellte mit Man of Steel unter Beweis, dass diese Form von Worldbuilding nicht nur optische Reize schafft, sondern auch inhaltlich erzählt. Die Szenen auf Krypton und der spätere Einsatz kryptonischer Technik hat Supermans Herkunft als Alien und damit seine Andersartigkeit ohne viele Worte unterstrichen. Diesen effektiven Erzählmechanismus sollte sich Gunn zu Herzen nehmen.
3. Superman ist eine komplexe Figur
Zack Snyder hatte große Ideen für Man of Steel. Anstatt einen fertigen Superhelden auf der Höhe seiner Zeit zu zeigen, schickte er seinen Clark Kent zunächst auf große Sinnsuche. Dabei wollte er Superman ähnlich hinterfragen, wie es Christopher Nolan zuvor mit Batman in Batman Begins demonstrierte. Das ist kein Zufall, schließlich war David S. Goyer an beiden Drehbüchern beteiligt. Die zentralen Fragen sind deshalb auch bei Man of Steel: Wer ist dieser Superman eigentlich? Woher nimmt er seine moralischen Werte, die er als Symbol in die Welt trägt? Und wie reagiert die Welt auf diesen Superhelden?
Leider scheitert Man of Steel ständig bei der Beantwortung dieser Fragen. Die Antworten sind oftmals banal, nicht vorhanden oder einfach nur dämlich. Clark Kents Geheimniskrämerei um seine Identität hat irgendetwas mit seinem irdischen Vater und einem Tornado zu tun. Ich habe diese Szene bis heute nicht verstanden.
Dennoch: Snyder (und Goyer) haben Superman ernst genommen. Sie haben versucht, die Figur mit vielschichtigen Charakterzügen auszufüllen, haben Fragen zum Hintergrund des Helden gestellt und wollten ihn in eine komplexe Welt werfen, die vielleicht erst von Superhelden in Superkostümen überzeugt werden will. Genau solch eine Herangehensweise kann Superman für ein breiteres Publikum interessant machen. Hinter dem hoffnungsvollen Symbol, das in bunten Farben getaucht mit einem Schlüpfer über der Hose und seinem knuffigen Hundebegleiter Krypto die Welt retten will, steckt viel mehr, als man zunächst denkt.
Hoffentlich kann James Gunn mit seinem Superman die von Zack Snyder aufgestellten Fragen beantworten und schlussendlich mehr als nur bunte Popmusik und stilvolle Action abliefern.
James Gunns Superman kommt am 10. Juli 2025 in die deutschen Kinos.