Heute vor 70 Jahren wurde John Hurt im englischen Chesterfield geboren. Er gehört zu den bekanntesten Darstellern Englands und zeichnet sich besonders durch seine Vielseitigkeit aus. Nie ließ er sich auf ein Genre oder einen Typ festlegen, stattdessen überraschte er Kritiker und Zuschauer immer wieder aufs Neue. So überzeugte er sowohl als Winston Smith, Held in der George Orwell-Verfilmung 1984, als auch als dessen Quasi-Gegenpart Adam Sutler, dem faschistischen Diktator in V wie Vendetta, spielte sowohl in weniger bekannten, aber von Kritikern gelobten Produktionen wie Dead Man von Jim Jarmusch oder dem Episodenfilm New York, I Love You als auch in Mainstream-Filmen wie Hellboy oder Harry Potter und der Stein der Weisen.
John Hurt begann seine mittlerweile über 40 Jahre dauernde Karriere am Theater und in verschiedenen Fernsehproduktionen. Seinen Durchbruch in England hatte er als Quentin Crisp in der TV-Produktion The Naked Civil Cervant von 1975, eine Rolle, die er 2008 in An Englishman In New York erneut spielte. Mit der Rolle des homosexuellen Autors, der im konservativen England durch seine exzentrische Art und seine Weigerung, seine Homosexualität zu verstecken provozierte, war John Hurt seiner Zeit voraus und schockierte und faszinierte sein Publikum gleichermaßen. International erregte er allerdings erst mit 12 Uhr nachts – Midnight Express Aufsehen. Dieser Film brachte ihm auch eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ein. Unvergessen bleibt auch sein Auftritt in Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt, der zwar kurz war, aber in seiner Brutalität zu den einprägsamsten Szenen der Filmgeschichte gehört: Als Kane wird er unfreiwillig zum Wirt der Titelkreatur, die dann in einer schockierenden Sequenz durch seine Bauchdecke bricht. Dass John Hurt selbst diese Szene einige Jahre später in Mel Brooks’ Komödie Spaceballs parodierte, zeugt von gesunder Selbstironie.
Aufgrund seiner prägnanten Stimme ist John Hurt auch als Synchronsprecher gefragt. Unter anderem lieh er 1979 in der Zeichentrickversion von Der Herr der Ringe Aragorn seine Stimme und war als Hazel in Unten am Fluß zu hören.
Der Schauspieler ist nach eigenen Angaben vor allem deshalb immer wieder in Mainstream-Produktionen zu sehen, weil er es sich so leisten kann, auch in kleineren Independent-Filmen mitzuwirken, bei denen vielleicht nicht das ganz große Geld winkt, die ihm aber aus künstlerischer Sicht besonders am Herzen liegen. Er hat sich nie von Kritiker- oder Fan-Erwartungen beeindrucken lassen und suchte immer wieder neue Herausforderungen. Für seine Rolle in Der Elefantenmensch beispielsweise hatte er mit einer extrem aufwändigen Maske zu kämpfen, die ihm nur wenig Ausdrucksvermögen gewährleistete. Hurt überzeugte trotzdem – und wurde mit einem Golden Globe und seiner zweiten Oscar-Nominierung belohnt.
Ob Komödie oder Drama, Comicverfilmung oder Shakespeare – in jeder Rolle zeigt John Hurt sein außergewöhnliches schauspielerisches Können und beweist immer wieder, dass er zu den wandlungsfähigsten Schauspielern der Welt gehört. Als Filmfans kommt wir an ihm einfach nicht vorbei, ist er doch in einer beeindruckenden Bandbreite von Genres und Charakteren zu Hause. Moviepilot wünscht alles Gute zum 70. Geburtstag.