Lohnt sich Staffel 7 des Sci-Fi-Hits Black Mirror? Die beste Folge bohrt wieder ungeniert in einer Netflix-Wunde

10.04.2025 - 09:00 Uhr
Black Mirror Staffel 7 startetNetflix
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Die abgründigen Sci-Fi-Geschichten von Black Mirror sind zurück. Netflix punktet diesmal mit Selbstironie, wenn Staffel 7 unzensiert Streaming-Ärger kommentiert.

Mit 6 brandneuen Folgen meldet sich Netflix' erfolgreiches Anthologie-Format Black Mirror ab heute zurück. Nachdem der Serie zuletzt die Abkehr vom Sci-Fi-Genre vorgeworfen wurde, fokussiert sich Staffel 7 auf Geschichten über unsere Zukunft, in der Technologien eskalieren. Vor allem Folge 1 lohnt sich für all diejenigen, die sich nach dem klassischen Biss der Charlie Brooker-Serie sehnen.

Staffel 7 von Black Mirror spricht unverhohlen ein Netflix-Hassthema an

Gleich die erste Folge der 7. Staffel heißt nicht nur "Gewöhnliche Leute", sondern richtet sich auch an ebensolche normalen Netflix-Nutzenden, die gelegentlich von ihrem Streaming-Dienst frustriert sind. Nach einem schweren Unfall schließt Mike (Chris O'Dowd) für seine Frau Amanda (Rashida Jones) mit der High-Tech-Firma Rivermind einen Vertrag ab, nach dem ein Chip im Kopf seiner Gattin diese fortan am Leben hält. 300 Dollar im Monat für den "Stream" eines andauernden Lebens sind schließlich nicht viel, oder?

Im Austausch mit Verkäuferin Gaynor (Tracee Ellis Ross) wird allerdings schnell klar, dass Rivermind einige versteckte Kosten besitzt. Das Standard-Abo besitzt Werbung, die Amanda, ohne es zu wissen, in passenden Alltagssituationen als "kommerzielles Tourette" von sich gibt. Beispielsweise wenn Amanda ihren Grundschülern Honigbienen erklärt und plötzlich honighaltige Cornflakes empfiehlt. Oder wenn ihr Ehemann traurig reagiert und sie ihm prompt Depressions-Medikamente empfiehlt. Ein werbefreies Upgrade ist allerdings teuer. Außerdem mutiert das Premium-Abo schnell zur Standard-Variante, wenn zugleich eine Deluxe-Version mit gesteigerten Fähigkeiten erworben werden kann.

Nach der letzten Netflix-Preiserhöhung und der Einführung des Abos mit Werbung dürfte dieses Verkaufsmodell vielen bekannt vorkommen. Dass Black Mirror sich in Staffel 7 auf genau dieses Ärgernis stürzt, wirkt mutig und aktuell. Zuletzt hatte die Sci-Fi-Serie schon in der 1. Folge der 6. Staffel (Joan is Awful) mit einem unausstehlichen Streaming-Dienst namens Streamberry ungeniert auf Netflix eingeschlagen. Dieser bitterböse Humor feiert nun ein Comeback.

Lohnt sich bei Netflix auch der Rest der 7. Staffel Black Mirror?

Angenehm fällt in Staffel 7 auf, dass die jeweiligen Episoden sich wieder größtenteils auf eine Sci-Fi-Idee fokussieren. Folge 1 braucht keine großen Effekte, wenn die düstere Story so effektiv durchmarschiert. Das erinnert an die ganz frühen Folgen, als Black Mirror noch deutlich stärker von kreativen Einfällen statt Computereffekten lebte.

Wie bei einer Anthologie-Serie üblich, die in jeder Episode neue Geschichten auspackt, hinterlassen auch in Staffel 7 manche Folgen mehr Eindruck als andere. Der Konkurrenzkampf in einer Schokoladen-Firma ("Bête Noir") hallt beispielsweise deutlich kürzer nach als Paul Giamattis emotionaler Tauchgang in alte Fotografien (in bester Blade Runner-Manier) in der Folge "Eulogy".

In der Episode "Hotel Reverie" scheint in Black Mirror wiederum schon eine unheimliche Zukunftsvision fürs Filmgeschäft durch, wenn Schauspielerin Brandy (Issa Rae) in einem digitalen Remake mit KI-Stars interagiert. Das regt zum Nachdenken in der Gegenwart an, was die Zukunftsmusik von Science-Fiction ja idealerweise erreichen sollte.

Ob die Fortsetzung einer beliebten Black Mirror-Episode ("USS Callister: Willkommen bei Infinity") wirklich notwendig war, kann die Serie nicht eindeutig beantworten. Die "Was-zuvor-geschah"-Zusammenfassung hilft zwar über Erinnerungslücken hinweg, mehr Freude bereiten aber kleinere Querverweise anderswo. Zum Beispiel, wenn unverhofft erneut der Name Streamberry fällt oder David Slade in der Folge "Spielzeug" mit Will Poulter den Star aus seinem Zusatzfilm Black Mirror: Bandersnatch zurückholt. Hier dient die Rückkehr lediglich als Anstoß, um über Poulters Game-Designer ein verheerendes Spiel voll niedlicher Tiere zu entfesseln.

Black Mirror liefert mit Staffel 7 eine würdige Netflix-Rückkehr ab

Der lange Cast von Staffel 7 strotzt wie gewohnt vor Stars, von denen sich vor allem Cristin Milioti (The Batman), Paul Giamatti (The Holdovers) und Emma Corrin (The Crown) die Seele aus dem Leib spielen, während Peter Capaldi (Doctor Who) durch seine ungewohnte Haarpracht im Gedächtnis bleibt.

An die ganz großen Black Mirror-Hits wie Weiße Weihnachten (Staffel 2, Folge 4) oder San Junipero (Staffel 3, Folge 4) kommt Staffel 7 der Netflix-Serie nicht heran, obwohl ein Nacheifern bei ähnlichen Themen durchschimmert.

Trotzdem lohnt sich die Serien-Rückkehr für Sci-Fi-Fans, die ihr Lieblingsgenre kondensiert in einstündigen, mal erschütternden und mal kurzweiligen Geschichten erleben wollen. Und natürlich für alle, die in einer Netflix-Serie mal wieder Netflix parodiert sehen wollen. Wahrscheinlich unterbrochen von Werbung.

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Die 15 Serien-Highlights im April umfassen neben neuen Staffeln von The Last of Us, Black Mirror und Andor auch knallharte Horror-Action bei Amazon, die neue Serie der Gilmore Girls-Schöpferin sowie ein Yellowstone-Ersatz bei Netflix und das Finale einer der besten Sci-Fi-Serien.

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