Ein Minecraft Film ist wie ein tonnenschwerer Koloss auf Erfolgskurs, den niemand aufhalten kann. Barbie hat er schon hinter sich gelassen. Und auch eine Kontroverse um Jason Momoa wirft ihn nicht aus der Bahn. Aber das heißt nicht, dass der Blockbuster nicht erhebliche Makel hat. Der größte ist der Umgang mit seinen weiblichen Stars: Jennifer Coolidge und eine Reihe weiterer Schauspielerinnen vergeudet der Film nämlich einfach.
Ein Minecraft Film verpulvert Jennifer Coolidge für einen lahmen Witz
Coolidge spielt im Minecraft-Film die Schuldirektorin Marlene. Sie ist frisch getrennt und auf der Suche nach romantischen Abenteuern. Momoas Garrett, der in der Stadt als Garbage Man (dt. Müllmann) bekannt ist, wirft sie den Spruch "Sie dürften gerne mal ihren Sack in meine Tonne stopfen!" vor die Füße. Aber es kommt noch flacher.
Denn während Garrett, Steve (Jack Black), Henry (Sebastian Hansen), Natalie (Emma Myers) und Dawn (Danielle Brooks) in der Minecraft-Welt unterwegs sind, bleibt Marlene im tristen Städtchen Chuglass zurück. Und fährt dort eines Abends einen Dorfbewohner an, der aus der Minecraft-Welt entkommen ist. Sofort verliebt sie sich.
Dass der Dorfbewohner sich, wie es das Minecraft-Spiel vorgibt, nur durch Stöhn- oder Grunzlaute mitteilt, stört sie nicht. Im Séparée mit Kerzenschein erkennt sie ihren Seelenverwandten, während er stundenlang vor sich hinächzt. Dieser Witz wird ein paar Mal wieder aufgewärmt und mündet am Ende des Films in einer glücklichen Beziehung.
Schaut euch hier den Trailer zu Ein Minecraft Film an:
Der Witz an sich ist nicht das Problem: Das Herumgestöhne der Spielfigur und Marlenes geringe Standards an das männliche Geschlecht reichen für einen Lacher. Aber es handelt sich um den einzigen Inhalt von Marlenes Handlungsstrang. Und Marlene wird nicht von irgendeinem unbekannten Star gespielt, sondern von Jennifer Coolidge.
Jennifer Coolidge hat Besseres verdient: Sie ist nicht nur ein Comedy-GenieCoolidge wurde als Stifler's Mom in American Pie - Wie ein heißer Apfelkuchen berühmt und hielt dem Franchise in drei weiteren Filmen die Treue. Viele kennen sie auch als Maniküristin Paulette aus den ersten beiden Natürlich blond!-Teilen. Als Parodie-Expertin war sie in Plump Fiction, Date Movie und Fantastic Movie zu sehen. Sechs Jahre lang spielte sie außerdem eine wiederkehrende Rolle in 2 Broke Girls.
Darüber hinaus ist Coolidge aber für grandiose Drama-Auftritte bekannt, etwa in Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen, Promising Young Woman und den ersten beiden Staffeln von The White Lotus. Der Star gilt nicht nur als Comedy-Veteranin, sondern auch als brillante, ernsthafte Schauspielerin. Beide Aspekte sollten nicht für ein paar Flachwitze verbrannt werden.
Ein Minecraft Film verschwendet gleich mehrere weibliche Figuren
Der verschwenderische Umgang mit den weiblichen Nebenfiguren hat in Ein Minecraft Film allerdings geradezu Methode. Neben Jennifer Coolidge haben auch Danielle Brooks und Emma Myers kaum etwas zu tun. Ihre Dialogzeilen beschränken sich auf ein Minimum, ihre Story-Funktion tendiert gegen null, sie sind mehr Dekoration als Rolle. Im Falle von Myers wirkt dieser Umgang umso zynischer, schließlich wird sie als tragische Figur eingeführt, die sich allein um ihren kleinen Bruder kümmern muss. Und dann dieselbe Bedeutung für die Story hat wie ein Wandteppich.
Warum ist das so? Womöglich haben Jared Hess, seine Autoren oder das Studio Warner der Comedy-Chemie zwischen Jack Black und Jason Momoa nicht genug vertraut, um sich allein auf sie zu verlassen. Sie brauchten also ein paar Stichwortgeber, wandelnde Ablenkungsmanöver, humoristische Zielscheiben auf zwei Beinen, die den Unterhaltungsfaktor hochhalten.
Die Minecraft-Macher hätten einen anderen Weg wählen sollen
Dass nicht alle Figuren gleiche Bedeutung besitzen, ist nur natürlich. Aber auch ein Film mit viel flachem Humor sollte seinen Nebenfiguren eine Agenda oder zumindest eine dreidimensionale Persönlichkeit verpassen. Gerade, weil es schmerzhaft auffällt, dass all diese Figuren weiblich sind. Die neuen Jumanji-Remakes sind ein gutes Gegenbeispiel: Auch hier ruht die Comedy-Verantwortung nicht nur auf den Schultern von Kevin Hart oder Jack Black. Das bedeutet aber nicht, dass Dwayne Johnsons oder Karen Gillans Figuren zu bloßen Pappkameraden degradiert werden.
Die Minecraft-Macher hätten den Figuren von Coolidge, Brooks und Myers mehr Persönlichkeit verleihen müssen – sonst bleibt nur ein fader Nachgeschmack von Funktionalität, wo eigentlich Emotionen sprühen sollten. Und einen Film für die ganze Familie zu produzieren, in dem die Frauenfiguren keine Rolle spielen, ist geradezu antiquiert. Millionen von weiblichen Minecraft-Fans haben Besseres verdient.