Schneidet euch nicht die Fingernägel, bevor ihr diesen Film schaut, denn die werdet ihr noch brauchen – zum Abkauen. Denis Villeneuves Prisoners ist aktuell bei Netflix verfügbar. Hugh Jackman und Jake Gyllenhaal spielen die Hauptrollen. Wir erklären den großen Reiz des Films.
Was ihr über Prisoners bei Netflix wissen müsst
- Nervenzerfetzend: Prisoners baut seine existentialistische Spannung bis ins Unerträgliche auf.
- Mehr als abendfüllend: Er hat zudem Überlänge mit 150 Minuten – aber das werdet ihr kaum merken.
- Die Bonus-Info: Der Thriller sollte ursprünglich noch deutlich länger sein.
Handlung in aller Kürze: Darum geht es in Prisoners
Die Entführung zweier Mädchen treibt Hugh Jackman als Vater und Jake Gyllenhaal als Ermittler fast in den Wahnsinn. Es handelt sich um die Tochter von Keller (Jackman) und deren beste Freundin. Keller fürchtet um das Leben der beiden Mädchen und nimmt den Mann (Paul Dano) eigenmächtig gefangen, den er für den Täter hält.
Das macht Prisoners zum Spannungsmeisterwerk
Bei Moviepilot steht eine 8.0 als Durchschnittsbewertung, womit er in Sphären des legendären David Fincher-Thrillers Sieben vordringt und sogar das Das Schweigen der Lämmer (7.9) und Psycho (7.8) übertrifft.
Prisoners stellt in der ersten halben Stunde mit großer Genauigkeit dar, wo sich die Figuren emotional befinden und was ihre Motivationen sind. Die Kinder sind weg. Mit jeder Minute wird ihr Tod wahrscheinlicher. Keller würde alles tun, um sie zu retten. Es gibt keine handfeste Spur. Kellers Moral ist intakt, er wandelt sich aber zu einem brutalen Monster, um seine Mission zu erfüllen.
Damit erschaffen Regisseur Villeneuve (The Arrival) und Autor Aaron Guzikowski (Contraband) eine für diese Art Thriller perfekte Identifikationsfigur: Was würden wir, die ein ähnliches Verständnis von Gut und Böse haben, in dieser schrecklichen Situation tun?
Jake Gyllenhaals Polizistenfigur ist als vernünftiger Kontrastpunkt bei der Verwandlung von Keller extrem wichtig. Dazu kommt das Informationsmanagement: Wir erfahren nie genau, was Sache ist, wir wissen nicht mehr oder weniger als Hauptfigur Keller. Also gar nichts. Der Film drängt uns damit in eine unerträgliche Position. Die Spannung dehnt sich zu einem Zerreißpunkt, als Keller die Geduld mit dem vermeintlichen Täter verliert.
- Du brauchst noch mehr Streaming-Tipps? Die besten Thriller bei Netflix
Spannende Info: Der ewig lange Prisoners wäre fast noch länger gewesen
Die erste Fassung war sogar fast 3 Stunden lang, wie bei IMDB zu lesen ist. Wahrscheinlich machte das Testpublikum bei dieser Version aber schlicht irgendwann schlapp. Mit seinen finalen 154 Minuten gehört Prisoners im Genre zu den Filmen mit der raumgreifendsten Laufzeit. Normalerweise können Thriller dieser Art ihre Siedepunkte nicht länger als 2 Stunden aufrechterhalten.
Prisoners ist auch deshalb so gut, weil ihm das gelingt. Von Minute 1 bis 154, wenn der Abspann zu Ende ist, wird euer Ruhepuls am Rad drehen.
Dieser Artikel wurde erstmals in ähnlicher Form im März 2021 bei Moviepilot veröffentlicht.