Das Warten auf den Start der 7. Staffel von The Walking Dead war unerträglich, was in erster Linie an dem gewaltigen Cliffhanger rund um Negans (Jeffrey Dean Morgan) Opfer lag. Dagegen wirkt die Rückkehr aus der Winterpause geradezu entspannt. Dieses Mal gibt es kein Gefühl von absoluter Hoffnungslosigkeit, die den Weltuntergang heraufbeschwört, sondern das exakte Gegenteil ist der Fall: Rick (Andrew Lincoln) und der überlebende Rest seiner Gruppe sind nach acht Episoden des Auseinanderdriftens endlich wieder vereint und bereit, sich dem bestialischen Widersacher zu stellen. Die Herzen unserer Helden schlagen trotz der verheerenden Verluste in jüngerer Vergangenheit immer noch. Rick hat beschlossen, sich nicht länger dem Willen des Tyrannen zu beugen, sondern Widerstand zu leisten. Selten strahlte The Walking Dead so viel Motivation und Zuversicht aus. Dennoch liegt den Überlebenden in der 9. Episode der 7. Staffel ein Stein im Weg.

The Walking Dead Staffel 7 - Überlebst du die Zombie-Apokalypse?

Rock in the Road setzt unmittelbar nach den vorherigen Geschehnissen ein und entführt in die beschauliche Hilltop Colony, wo Rick und Co. weiterhin damit beschäftigt sind, Gregory (Xander Berkeley) von ihrer Sache zu überzeugen. Der Anführer der Siedlung zeigt sich jedoch nach wie vor widerspenstig und outet sich als Spielverderber. Wenn es nach ihm ginge, sollten die Alexandrianer einfach nur dankbar sein, dass sie einerseits noch am Leben sind und andererseits seine Gastfreundschaft genießen dürfen. Gregory ist und bleibt ein sturer Bock - ganz im Gegensatz zu einem kleinen Teil seiner Gemeinschaft, die Rick Unterstützung zuspricht, zahlenmäßig allerdings kaum einen Unterschied macht. Die Saviors verfügen über weit mehr Ressourcen, als dass ein paar wütende Menschen eine Gefahr für sie darstellen würden. Dennoch hat Rick die Überzeugung auf seiner Seite und Jesus (Tom Payne) offeriert einen Ausblick auf einen weiteren Verbündeten.

Dank Carols (Melissa McBride) und Morgans (Lennie James) Handlungsstrang konnte das Kingdom bereits in der ersten Hälfte der 7. Staffel von The Walking Dead etabliert werden. Nun zahlt sich das beständige Worldbuilding aus, denn Drehbuchautorin Angela Kang integriert geschickt die bereits bekannten Informationen über King Ezekiel (Khary Payton), um das erste Aufeinandertreffen zwischen ihm und Rick in ein überraschend humorvolles Vergnügen zu verwandeln. Wenngleich die diskutierten Themen alles andere leicht verdaulich sind, bietet etwa Tiger Shiva eine angenehme Steilvorlage für Situationskomik und auch darüber hinaus hebt sich die Episode in ihrem Tonfall von den vorherigen Kapiteln der aktuellen Runde ab. Ein angenehmes Verschnaufen vor dem mit Sicherheit kommenden Terror. Für nachdenkliche Augenblicke, die gleichermaßen traurig wie berührend sind, ist dennoch Platz. Als Morgan zum Beispiel davon erfährt, dass Abraham (Michael Cudlitz) und Glenn (Steven Yeun) ihr Leben lassen mussten, kehrt bedrückende Stille ein.

Rock in the Road ist sich der Niederlagen der vergangenen Wochen überaus bewusst. Neben Abraham und Glenn kommen Spencer (Austin Nichols), Olivia (Ann Mahoney) und Eugene (Josh McDermitt) zur Sprache. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich The Walking Dead an die ungeliebten Nebenfiguren der Geschichte erinnert. Des Öfteren ist es bereits geschehen, dass einem Charaktertod weit weniger Bedeutung eingeräumt wurde, als er es eigentlich verdient hätte. Die jüngsten Ereignisse werden Rick in seiner Eigenschaft als Anführer auch in Zukunft noch verfolgen. Nicht zuletzt streut Angela Kang zusätzliches Misstrauen in die Reihen der Überlebenden, wenn sich Sasha (Sonequa Martin-Green) und Rosita (Christian Serratos) hinsichtlich ihrer jeweiligen Beziehung mit Abraham verkrachen. Es ist ein kleiner, aber feiner Konflikt, der beiläufig eingestreut wird und dennoch aus mehreren Gründen zu begrüßen ist.

Fallen die meisten Probleme auf Rick als zentralen Protagonisten der Serie zurück, offenbart sich die Auseinandersetzung zwischen Sasha und Rosita als kleiner Subplot, der vorerst alleine unter diesen beiden Charakteren ausgetragen werden muss, ehe er eskalieren und somit die Dynamik der Gruppe verändern kann. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf das stetig wachsende Ensemble. Rock in the Road beinhaltet im Rahmen der üppigen Laufzeit von fast einer Stunde allerdings auch ein weniger gelungenen Character-Bogen dieser Art: Gabriel (Seth Gilliam). Im Cold open schleicht er sich mitten in der Nacht aus Alexandria und nimmt sämtliche Vorräte und Werkzeuge mit, die von Negans letzter Plünderung noch übrig geblieben sind. Wie sich später herausstellen soll, handelt es sich herbei allerdings bloß um einen erzählerischen Mechanismus, der eingestreut wurde, um Ricks Gruppe zum nächsten Handlungsort zu schicken.

In seiner Bibel hat Gabriel nämlich einen dezenten Hinweis hinterlassen. Die Buchstaben BOAT stehen auf einer der letzten Seiten geschrieben und deuten auf jenes Versteck hin, das Rick und Aaron (Ross Marquand) zum Ende der ersten Staffelhälfte ausfindig gemacht haben. Deutlich organischer beschwört Rock in the Road einen Zwischenfall auf einem Highway herauf, wenn wie aus dem Nichts eine Barrikade auftaucht, um den Titel der Episode bildlich in Szene zu setzen. Zuerst soll das Hindernis unbemerkt aus dem Weg geschafft werden, um passieren zu können. Doch dann stellt sich heraus, dass die Saviors zusätzlich eine explosive Stolperfalle für lebende Tote installiert haben, die für Rick und seine Gruppe von großem Interesse ist. Nun gilt es, den Sprengstoff zu sichern, ohne die tödliche Installation auszulösen - und das in Anbetracht einer Zombie-Herde, die sich begierig auf den Ort des Geschehens zubewegt.

Special Effects-Mastermind Greg Nicotero, der bei Rock in the Road einmal mehr auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, legt gekonnt eine dramatische Schichte über die andere und gestaltet somit eine der nervenaufreibendsten Actionszenen, die in einem gewaltigen Massaker endet, wie es selbst nach sieben Staffeln noch nicht in The Walking Dead zu sehen war. Michonne (Danai Gurira) und Rick steigen in jeweils ein Auto, die mit einem Kabel verbunden sind und mähen die hungrige Meute im wahrsten Sinne des Wortes nieder. Ein Highlight, das in seinem Irrsinn schwer zu toppen ist, als wäre es direkt einem von Paul W.S. Anderson jüngeren Resident Evil-Filmen entsprungen. Mit einem Besuch von Simon (Steven Ogg) kann Rock in the Road trotzdem weitere Pluspunkte sammeln. Negans Handlanger strahlt verlässlich eine unglaubliche Präsenz aus und sorgt mittlerweile für mehr Gänsehaut als der Antagonist selbst. Es ist eine wahre Freude, Steven Ogg in dieser Serie zu sehen.

Ansonsten beschäftigt sich Rock in the Road überwiegend damit, den Status quo bei sämtlichen Figuren des Main-Casts abzufragen; ein kleines Update im The Walking Dead-Universum sozusagen. In neues Terrain wagt sich lediglich Komponist Bear McCreary, der sich bei seinen Kompositionen von mittelalterlichen Klängen inspirieren lässt, um das Kingdom zum Leben zu erwecken. Neue Themen und musikalische Abwechslung: Zwei Dinge, die stets willkommen sind und zum Schluss eine der sonderbarsten Gesten untermalen, wie sie so schon lange nicht mehr in der Zombie-Apokalypse zu sehen war. Entgegen aller Anspannung des aufgebauten Cliffhangers werden wir diese Woche nicht mit dem unguten Gefühl leben müssen, dass alsbald etwas Schreckliches passieren wird, denn das wird so oder so geschehen. Stattdessen ist es ein Lächeln auf Ricks Gesicht, das dermaßen herzlich aus seinem Inneren dringt, dass es unmöglich ist, sich dieser Zuversicht zu entziehen.

Was bisher geschah:

The Walking Dead - Staffel 7, Episode 1: The Day Will Come When You Won't Be
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 2: The Well
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 3: The Cell
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 4: Service
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 5: Go Getters
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 6: Swear
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 7: Sing Me a Song
The Walking Dead - Staffel 7, Episode 8: Hearts Still Beating

The Walking Dead - Staffel 7, Episode 9 im Recap

Kommentare zu The Walking Dead - Staffel 7, Episode 9 im Recap

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