TheNumber - Kommentare

Alle Kommentare von TheNumber

  • 6 .5

    Die zweite Staffel, die sich zu einem Großteil in diesem Ferienressort abspielt, ist zwar immer noch ähnlich unterhaltsam, hat aber inhaltlich nicht mehr die gleiche Power wie Staffel 1 für meinen Geschmack. Zachary Levi als Benjamin ist eine gute Ergänzung und Susies Odyssee als Pseudo-Klempner macht auch Spaß, aber die banalen Probleme der Wohlhabenden und der soziale Drahtseilakt in diesem Ressort haben mich etwas angeödet. Interessanter fand ich hingegen, wie sich Abe entwickelt und seine Beziehung zu Midge und ihrem Bruder. Insgesamt immer noch sehr nett anzuschauen und auch immer noch sehr witzig, aber emotional für mich die schwächste Staffel der ersten drei.

    • 8 .5

      Euphoria ist, konträr zu ihrem Titel, keine wirkliche Feel-Good-Serie. Hier werden verschiedenste High-School-Schüler der GenZ näher beleuchtet und ihre Probleme und Verhaltensweisen durch einen Flashback-Fokus pro Folge auf einzelne Charaktere narrativ geschickt erklärt, denn die Themen spielen auch oft für das größere Ganze eine Rolle. Die Schauspieler sind gut, allen voran Zugpferd Zendaya, die eine Monsteraufgabe vor sich hat, neben Hunter Schafer, die Jules spielt, aber durch die Bank würde ich bei keinem der Darsteller sagen, dass jemand qualitativ abfällt. Der Film hat, passend zu seiner Drogenthematik, rauschartige visuals, die wirklich wunderschön anzusehen sind, und bricht auch gern mal die vierte Wand oder inszeniert Gefühls- und Gedankenprozesse sehr eindrucksvoll. Die Charaktere sind sehr einfühlsam gezeichnet und fast durch die Bank dreidimensional (auch teilweise durch subtile und indirekte Charakterisierung, wie bei Fez) und dynamisch, was es interessant macht, ihre Beziehungen, Probleme und Freundschaften zu verfolgen. Auch wenn mich das Schicksal der Charaktere interessiert hat, hatte ich neben Verstört- und Angewidertsein von dem Verhalten einzelner Charaktere keine tiefere emotionale Reaktion, was für mich das ist, was zur Top-Serie fehlt. Die detaillierte Charakterzeichnung ist glaub ich wichtig, um das intergenerationale Verständnis zu erleichtern, denn jeder der Charaktere hat seine/ihre Macken und viele handeln impulsiv und treffen Entscheidungen, die nicht immer zum Positiven führen. Hervorheben möchte ich noch den völlig unaufgeregten Umgang mit Sexualität und Genderidentität, was zwar logischerweise im Leben von Teenagern eine große Rolle spielt, aber das Spektrum gut abdeckt und keinen big deal daraus macht. Musikalisch durch einen tollen Soundtrack unterstützt ist Euphoria audiovisuell und inhaltlich sehenswert, ist aber aufgrund des Fokus auf echten Problemen und unangenehmen Themen absolut kein Binge-Material.

      • 8

        Season 1:
        Holy Moly, was für eine unfassbare brutale Serie. So was hab ich im Fernsehen noch nicht gesehen. Folge 1 überzeugt mit einer interessanten Ausgangslage und einer fantastischen Barprügelei, deren Chereographie-Glanz leider nur noch punktuell erreicht wird. Es gibt die ein oder andere gute Schlägerei, 1-2 unfassbare Schießereien und sonst ganz viel Bandenkonflikte durch ein Machtvakuum, Intrigen und einige Charaktere, die sich in unmoralischen Zonen bewegen, was immer wieder für Schocker sorgt. Die Prämisse an sich wird irgendwann etwas undurchsichtig durch all die Verstrickungen und Hintermänner usw. und auch nur noch mäßig interessant, weshalb es mir sehr schwer gefallen wäre, die Serie zu bingen, aber das Schicksal um die meisten Charaktere interessiert noch genug, um wissen zu wollen, wie sich dieses verstrickte Gesamtkonstrukt letztendlich auflöst. Ich hoffe, Gangs of London spielt eine Vorreiterrolle für harte Actionserien, denn der grundlegende Tonus ist stimmig und die Inszenierung extrem hochwertig. Leider nicht ganz der Hit, den ich mir nach dem Hype und nach dem Piloten erwartet habe, aber definitiv eine sehenswerte Serie, die man in der Form noch nicht (oft) im Fernsehen gesehen hat.

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        • 6 .5

          Ein sehr seltsamer Film, der mich ziemlich verwirrt zurückließ. Der Film hat eine sehr triste und unangenehme Stimmung, die sich auch effektiv auf den Zuschauer überträgt und das Innenleben der Charakter wiederspiegelt, und sobald angefangen wird, mit der Zeit zu spielen, fängt man als Zuschauer an, verschiedene Theorien zu entwickeln. Die erste Hälfte im Haus der Eltern ist daher noch recht interessant, wenn auch da schon etwas zäh. Die Autofahrt zurück "nach Hause" ist dann aber ultra langatmig und der Punkt, an dem mich der Film verärgert und verloren hat. Das Ende in der High School ist visuell und konzeptionell extrem interessant und verhindern die Bestätigung meines Gefühls, dass das einer der schlimmsten Filme war, die ich in letzter Zeit gesehen hab; aber für mich hat sich da noch nicht alles zusammengefügt. Erst nach Lektüre einiger Artikel online fügen sich die Puzzleteile stimmig zusammen und werten das Ende und den Film insgesamt um einiges auf. Ein zweiter Blick wird wohl ziemlich interessant sein aufgrund der ganzen versteckten Anspielungen. Leider muss ich sagen, dass ich gern auch selbst einiges verstanden hätte (ich vermag jetzt nicht zu sagen, ob ich zu verärgert und voreingenommen war nach dem ganzen konfusen und langatmigen Vorgeplänkel, oder ob ich einfach zu simpel gestrickt bin, um mehr subtile Hinweise aufzunehmen), sodass trotz meines großen und beeindruckten Aha-Momentes der Film einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Natürlich können nachträgliche Lektüre und Kontextualisierung das Filmerlebnis bereichern, aber letzteres sollte das meiner Meinung nach nicht benötigen. Ähnlich wie bei Tenet würde ich persönlich hier dem Regisseur einen Mangel an Zugänglichkeit vorwerfen, der das Begreifen der zugrundeliegenden Themen und Ideen nicht deutlich genug erleichtert. Jetzt ist natürlich Charlie Kaufman nicht dafür bekommt, der zugänglichste Regisseur zu sein, aber trotz wenn ich trotz einem ständigen Neubilden und Neuüberwerfen von meinen Theorien das Gefühl von völliger Verwirrtheit für das Gros des Films hab, ist das für mich kein befriedigendes Erlebnis. Ich erkenne dem Film also eine Cleverness und Tiefe an, die mir retrospektiv auch gefällt, das Filmerlebnis als solches war mir aber zu sperrig und die Inszenierung etwas zu uneindeutig. Man sollte vor dem Schauen wissen, worauf man sich hier einlässt, denn ich verbleibe mit ambivalenten Gefühlen dem Film gegenüber.

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          • 7

            Ein unglaublich stressiger Film. Die Safdie Brothers inszenieren hier einen Thriller, der Adam Sandler mal wieder die Möglichkeit gibt, in einer ernsten Rolle schauspielerisch zu glänzen. Sie inszenieren den Film aber so ähnlich wie das Innenleben seines Protagonisten, stets am Rotieren, Abwägen, impulsive Entscheidungen tätigen, die sich nicht oft auszahlen. Niemand in diesem Film ist auf irgendeine Art und Weise sympathisch, alle streiten oder fallen sich ins Wort und es passiert auch fast nur Mist, was den Film zu einer sehr anstrengenden Seherfahrung macht. Ich gehe mal davon aus, dass das ein Stilmittel ist, das dann auch gut passt als Plädoyer gegen gambling, aber es ist kein Film, der Spaß macht. Trotzdem ist es ein Film, der einen größtenteils am Ball hält, und der einige unangenehme Situation gut ausspielt, auch mit dem Überlebenskünstler- und Sich-aus-allem-Rausred-Talent von Sandlers Charakter. Woher der Award-Buzz kam, kann ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen.
            Solider Netflix-Thriller, eine der besseren Netflix-Produktionen, aber für mich auch kein Hit.

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            • 7 .5

              Holy Moly, was für eine unfassbare brutale Serie. So was hab ich im Fernsehen noch nicht gesehen. Folge 1 überzeugt mit einer interessanten Ausgangslage und einer fantastischen Barprügelei, deren Chereographie-Glanz leider nur noch punktuell erreicht wird. Es gibt die ein oder andere gute Schlägerei, 1-2 unfassbare Schießereien und sonst ganz viel Bandenkonflikte durch ein Machtvakuum, Intrigen und einige Charaktere, die sich in unmoralischen Zonen bewegen, was immer wieder für Schocker sorgt. Die Prämisse an sich wird irgendwann etwas undurchsichtig durch all die Verstrickungen und Hintermänner usw. und auch nur noch mäßig interessant, weshalb es mir sehr schwer gefallen wäre, die Serie zu bingen, aber das Schicksal um die meisten Charaktere interessiert noch genug, um wissen zu wollen, wie sich dieses verstrickte Gesamtkonstrukt letztendlich auflöst. Ich hoffe, Gangs of London spielt eine Vorreiterrolle für harte Actionserien, denn der grundlegende Tonus ist stimmig und die Inszenierung extrem hochwertig. Leider nicht ganz der Hit, den ich mir nach dem Hype und nach dem Piloten erwartet habe, aber definitiv eine sehenswerte Serie, die man in der Form noch nicht (oft) im Fernsehen gesehen hat.

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              • 9

                Uff. Ein Film, der mich am Ende im Kino absolut fassungslos zurückgelassen hat und mich noch lange beschäftigt hat und mich immer noch beschäftigt. Ein Film, der mich ähnlich wütend gemacht hat wie Spotlight, hier kommt nur noch eine Note Sorgen und Angst dazu. Ein Film, der eigentlich in Schulen gezeigt werden müsste, und wo ich gar nicht genug betonen kann, dass er viel mehr Impact auf unser Leben haben müsste.

                Dark Waters ist ein Enthüllungsfilm der alten Schule, diesmal ist es nur kein Team an Journalisten wie bei Spotlight (wo Ruffalo auch schon mitwirkte), sondern ein Anwalt. Was Bilott hier an Widerstand überwinden muss, wie sehr er sich aufopfert und seine Familie fordert, wie ungreifbar die Gräueltaten selbst für Experten sind (What if you swallowed it? That's like eating a rubber tire.) und mit welcher Nonchalance die Unternehmen ihre Vergiftung von Trinkwasser vertuschen und hinter legalen Stolpersteinen verstecken ist einfach etwas, was den Zuschauer schlaucht. Man braucht kein Chemiker zu sein, um zu verstehen, was für eine Scheiße da abgezogen wird. Die Ungerechtigkeit wird eindringlich klargemacht, mit einer Leidenschaft, mit der Ruffalo diesen Anwalt verkörpert, und mit absurden Technicalities und bürokratischen Fallen und Hindernissen, die die flächendeckende Systematik und Wohlwissendheit der Übeltäter dieser himmelschreienden Verbrechen offenlegt. Er wirkt im mittleren Akt vielleicht etwas langatmig, aber das könnte auch daran liegen, dass man einfach mittlerweile von dem langen legalen Atem der Chemiekonzerne zermürbt ist.
                Ein Film, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird, und der vielleicht wichtigste Film aus 2020, der auch mit Gewissheit in der Liste fürs Jahrzehnt der 2020er Jahre eine Rolle spielen wird. Fast auf einem Level mit Spotlight (den ich ja gern als das All the President's Men der Neuzeit bezeichne), welcher mich aber emotional noch mehr bewegte, wohingegen Dark Waters eher aufrüttelt und einen dazu bewegt, einiges zu überdenken. Ein absolutes Highlight 2020, in meiner Top-Liste GANZ vorne mit dabei.

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                • 9 .5
                  TheNumber 01.01.2021, 20:46 Geändert 01.01.2021, 20:47

                  Ich wurde von diesem Film völlig umgehauen. Die ultra sympathische Freundschaft zwischen Bales eigentümlichen und starrköpfigen Kauz Ken Miles und Damons selbstbewusstem Träumer Carroll Shelby ist einfach schön mitanzusehen und die Rivalität zu Ferrari macht einfach Spaß. Es dauert über die Hälfte des Films, bis es zum legendären Le Mans Rennen kommt, aber das macht gar nicht so viel. Die Sticheleien zwischen den Dickköpfen, die ultra witzige Prügelei, die Schrauberei und Träumerei und der Kampf gegen die finanz- und prestigeorientierten Executives reichen aus, um der Zuschauer mehr als bei der Stange zu halten. Miles hat zudem eine nette Vater-Sohn-Geschichte, die mich auch ziemlich bewegt hat, weil auch mein Vater Motorsportfan war und mich auch dafür fasziniert hatte. Der Film ist einfach grundsympathisch und charmant und liefert in der zweiten Hälfte mit fantastisch inszenierten Rennsequenzen, die noch besser wirken als bei Rush, und einem grandiosen Finale, das mich emotional zutiefst berührt hat aus verschiedenen Gründen und auf unterschiedliche Weise. Ein grandioser Film, der den Rennsport und v.a. die Leidenschaft dahinter abfeiert, und für mich ein absolutes Highlight aus 2019. Find ich sogar noch emotionaler als Rush, den ich auch sehr mag.

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                  • 7

                    Doctor Sleeps Erwachen braucht eine ganze Weile, um so richtig in Fahrt zu kommen. Nach dem ersten etwas anstrengenden Drittel, wo viel erklärt und etabliert werden muss, v.a. um McGregors Charakter, ist dann die Jagd von Rebecca Fergusons Sekte nach dem Kind echt spannend, auch weil Ferguson mit ihrer Antagonistin Rose the Hat bisschen abdreht und Spaß hat. Manchmal wirkt das ein bisschen over the top, aber das funktionierte für mich in diesem Setting. Die Konfrontationen machen dann tatsächlich ziemlich Spaß und das Finale im Overlook Hotel ist tatsächlich ganz cool gemacht, auch wenn man die Kontinuität bestimmt in paar Punkten ankreiden kann, und dort auch recht packend und gruselig. Ewan McGregor fand ich in der Rolle solide. Ein Film, der viel erledigen musste und seinen narrativen Ballast nicht so ganz geschickt einbaut, dessen Atmosphäre aber gerade zum Ende hin immer effektiver wird. Trotzdem ist Doctor Sleep ein gutes Stück zu lang und hier und da zu langweilig. Vielleicht hat sich Horror-Shootingstar Mike Flanagen da ein bisschen verhoben, auch wenn die Referenzen zu Shining sich gut einfügen (obwohl ich auch davon ein paar mehr hätte vertragen können). Solider, mitunter etwas langatmiger Horrorthriller im Shining-Universum, der den Erwartungen nicht ganz gerecht wird.

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                    • 8

                      Ein Film, dem es ganz gut gelingt, die extrem unangenehmen Gefühle von Opfern systematischer sexueller Belästigung im Showgeschäft für den Zuschauer, auch männliche, halbwegs begreifbar zu machen, und die Scham und die gefühlte Hilflosigkeit, die damit einhergeht. Dafür sorgt v.a. Margot Robbies Figur, die, anders als Therons und Kidmans Rollen, ein Amalgam aus verschiedenen Einzelschicksalen ist, und die von Robbie einfühlsam präsentiert wird, auch wenn ihre Rolle im Drehbuch für mich nicht immer 100% gelungen ist. Bombshell zeigt mit dem grauenhaften Fehlverhalten von Roger Aisles ein Thema, das durch die MeToo-Bewegung natürlich umso relevanter ist, und verhandelt die Schwierigkeiten der Opfer auf nachvollziehbare Weise. Theron ist kaum wiederzuerkennen und sowohl sie als auch Kidman fand ich hier nicht so stark wie in anderen Rollen. Ich war nach dem Film auf jeden Fall geschafft und auch sauer, auch wenn der Film nicht diese Aufdeckungsempörung wie ein Spotlight oder Dark Waters schafft (sind aber auch anders gestrickte Filme). Ich weiß nicht, ob die Serie The Loudest Voice das Ganze noch eindringlicher darstellt, aber ich finde Bombshell einen durchaus wertvollen Film, der aber in puncto Fingerspitzengefühl vielleicht etwas an Potenzial liegen lässt.

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                      • 9

                        Ein Klassiker des Horrorfilms. Michael Haneke inszeniert einen Film, der den Zuschauer einfach stresst (mit Spannungsaufbau und stressiger Musik) und terrorisiert, und diese Atmosphäre lässt einen ganz gut mit den Protagonisten mitfühlen. Der österreichische Akzent ist perfide, weil er eine gewisse Freundlichkeit suggeriert, aber der ganze Habitus der in weiß gekleideten Boys ist unangenehm und auch einige Sprüche und Dialoge wirken manchmal etwas panne, aber es ist einfach fast durchgehend unangenehm. Die berüchtigte Szene hatte für mich immer noch Punch, hat mich aber nicht so geflasht, weil ich schon davon gehört hatte. Der gelungen unangenehme Film schlaucht sein Publikum bewusst und ist ein Film, den jeder Genrefan gesehen haben sollte.

                        • 8 .5

                          Ein herrlich ungewöhnlicher und doch vereinnehmender Film, dessen Trailer mich direkt hatte. Robert Pattinson und Willem Dafoe spielen sich gegenseitig an die Wand, während sie ein Kauderwelsch reden, das ohne Untertitel nicht zu verstehen wäre. Was als straightforward Kammerspiel beginnt, wird zu einer abgefahrenen, leicht psychedelischen Reise, deren Auflösung ziemlich spannend ist, auch in puncto Interpretation. Der Schwarz-Weiß-Look und die komische Aspect Ratio passen zum Setting und der Stimmung, die sich extrem verdichtet innerhalb des Films. Wie so oft gibt es in einem Film, der eher etwas für Cineasten ist, auch die ein oder andere Länge, aber 2019 war The Lighthouse eins meiner Highlights im Kino, das auch eine Weile im Kopf bleibt.

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                          • 7

                            Ich fand den Film nicht so schlecht, wie er oft gemacht wurde. Ich find, dass die Verjüngungstechnik manchmal echt gut aussieht, aber in anderen Momenten sehr offensichtlich digital. Ang Lees 120 fps-Technik lässt in den durchaus gelungenen Actionsequenzen alles sehr scharf aussehen, vergisst neben der eindrucksvollen Motorrad-Verfolgungsjagd noch ein paar mehr Action-Highlights einzubauen. Ich mag Will Smiths Performance in seiner älteren Rolle und Mary Elizabeth Winstead, die ich nicht erkannt hätte, macht sich hier auch ziemlich gut. Clive Owen fand ich eher blass als Antagonist und auch die Geschichte ist recht generisch. Trotzdem war ich über die Mehrheit der Laufzeit gut unterhalten, auch wenn man dem Film definitiv einiges ankreiden kann. Kann man sich auch sparen, wenn einen die Effekte weniger interessieren, ein eher visuell beeindruckender Film statt eines inhaltlich überzeugenden Films.

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                            • 9

                              Makoto Shinkai ist einfach eine Bank, auf die man setzen kann. Wie auch schon in seinen Vorgängerfilmen und in seinem Ultrahit Kimi No Na Wa (Your Name) kriegt man hier ein visuelles Spektakel, wo jeder Frame ein Poster sein könnte, einen tollen Soundtrack (wieder von Radwimps, die schon für den hervorragend antreibenden Your Name Soundtrack verantwortlich waren) und eine verzaubernde Geschichte. Die Charaktere sind super sympathisch und im Zusammenspiel einfach interessant zu verfolgen. Da gibt es auch einige sehr witzige Situationen und Sprüche. Die Geschichte um Hina, das Mädchen, das das Wetter beeinflussen kann, ist stark erzählt und bietet mit dem Konflikt um Selbstlosigkeit und Altruismus eine Thematik, die mich persönlich sehr stark angesprochen und mitgenommen hat. Weathering with You kommt nicht ganz an den etwas epischeren Your Name ran, aber für mich fehlt hier nicht viel, um auf die gleiche Stufe zu kommen. Ein absolutes Highlight meines Kinojahres, das einen einfach in diese Welt entführt und mit seiner Geschichte und seiner Optik verzaubert.

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                              • 8 .5
                                TheNumber 01.01.2021, 19:06 Geändert 01.01.2021, 19:06

                                Ich bin normal nicht der größte Tierdoku-Schauer, aber das, was hier abgebildet und erzählt wird, ist einfach faszinierend und einzigartig. Man mag zur Obsession des Protagonisten stehen, wie man will (ich find das auch etwas extrem), aber die Bindung, die er zu diesem Oktopus aufbaut, ist einfach rührend und herzerwärmend. Man erfährt von faszinierenden Verhaltensweisen, die man niemals für möglich gehalten hätte, und eine Begeisterung für die Spektakel der wilden freien Natur überträgt sich auf den Zuschauer. Die Botschaft zum Ende passt auch dazu und die Geschichte zwischen Craig Foster und dem Kraken wirkt so fragil wie bewundernswert und löst am Ende sogar kurz starke Gefühle im Zuschauer aus. Foster erzählt in Voice-Overn und Talking Heads von der Entwicklung dieser zarten Freundschaft und seine Begeisterung sowie auch andere Emotionen übertragen sich über diese Narration auf den Zuschauer; ich hätte nicht gedacht, dass man mit diesem Oktopus so bondet und mit der Beziehung zu Foster so mitfühlt. Ein überraschendes Highlight des Jahres für mich.

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                                • 8

                                  Clint Eastwood inszeniert hier den Fall um Richard Jewell, der als übereifriger Sicherheitswachmann, der gern Cop wäre, in den Verdacht gerät, eine Bombe während der Olympischen Spiele in Atlanta 1996 gelegt zu haben. Eastwood schafft es hier relativ geschickt, die perfiden Machenschaften des FBI, geleitet von einem gut aufspielenden Jon Hamm, zurecht als unfaires Mobbing und In-die-Ecke-Drängen darzustellen, ohne Jewell komplett als Opfer zu inszenieren. Denn Jewell ist verhaltensauffällig und etwas tumb, wo schon wieder Paul Walter Hauser nach I, Tonya und BlacKkKlansmen nen Dummie spielt. Man weiß nicht ganz genau, wem man glauben soll, auch weil Jewell wiederholt sich in Fettnäpfchen setzt, was seinen Anwalt verzweifeln lässt, und man nicht genau weiß, ob er einfach simpel und ungeschickt ist oder ob das eine Masche ist. Auch wird die Darstellung der Hexenjagd in den Medien sehr gut eingebunden, wobei mir Olivia Wildes Charakter zu plump geschrieben wurde. Man ist trotzdem auf der Seite Jewells, da er doch auch sympathisch rüberkommt, und auch eine schöne Freundschaft zu Sam Rockwell als seinem Anwalt hegt. Richard Jewell ist ein ziemlich spannender Film über eine echte Geschichte mit einer kraftvollen Polizei- und Medienkritik.

                                  • 7 .5

                                    Es ist immer wieder erstaunlich, welche abgefahrenen Rollen sich Daniel Radcliffe aussucht, und es war wieder kein Griff ins Klo. Guns Akimbo hat die irre Prämisse, dass Pistolen an die Hände unseres Protagonisten Miles angenäht sind. Die Geschichte da drumherum ist so dünn, dass es gerade ausreicht, auch wenn man teilweise schon etwas die Augen rollt. Die erste Konfrontation mit der Pistolen-Situation liefert natürlich Zündstoff für einigen Humor, der auch größtenteils funktioniert. Die Action, die darauf folgt, ist teilweise etwas überinszeniert mit coolen Einstellungen und Videospiel-Effekten. In Kombination mit der toughen Rolle von Samara Weaving macht das aber durchweg Spaß, wenn man seine Erwartungen an die Verrücktheit der Prämisse anpasst. Der Antagonist ist relativ egal, aber man fiebert doch mit Miles und Nix mit.
                                    Crank meets Hardcore Henry meets Nerve - Völlig abgedrehter Actionfilm mit simplem wie funktionierendem Konzept und sich recht frisch anfühlender Action, der aber zu oft zu cool sein will, um völlig zu überzeugen.

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                                    • 8 .5

                                      Mein erster Film in einem Autokino, die Pandemie macht's möglich. The Invisible Man wurde ziemlich klug in die Neuzeit umgesetzt und verknüpft das ziemlich perfide mit der Geschichte der Protagonistin, deren Geplagtheit und Erschöpfung von der wie immer starken Elisabeth Moss hervorragend verkörpert wird. Der Film, der vielleicht einen Tick zu lang ist, hat eine psychologisch schaurige Atmosphäre, ohne viel auf Jumpscares setzen zu müssen, und wird gegen Ende etwas actiongeladener. Fast durchweg spannender und fesselnder Psychohorror, der zu meinen Highlights des Filmjahres 2020 gehört.

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                                      • 10

                                        The Last Dance ist eine Reise in die Vergangenheit, in die erfolgreichste Zeit der Chicago Bulls. 1998 ist die letzte Season, der letzte Tanz, mit der legendären Meistermannschaft, die den Threepeat Repeat möglich machen kann und Historisches erreichen kann. Es ist ein Meisterwerk: Wie hier die Erzählstränge um einzelne Figuren, allen voran natürlich der GOAT Michael Jordan, in die Erfolgsgeschichte der Chicago Bulls eingeordnet wird, und in der Chronologie hin und her gesprungen wird, um Auswirkungen und Bezüge klarzumachen, ohne jemals den Überblick zu verlieren, ist großes Fernsehen. Natürlich folgt die Dokuserie einer gewissen chronologischen Struktur, um am Ende beim großen Finale rauszukommen, aber zu keinem Zeitpunkt hat mich irgendwas gelangweilt. Natürlich wird man hier auch nicht den vollen Einblick in die Schmutzwäsche von Jordan und seinen Kollegen bekommen, aber dann hätten wir auch nichts von diesen Bildern bekommen und dennoch ist die Serie kein reiner Lobgesang auf den Helden und absoluten Ausnahmesportler MJ. Denn auch seine durchaus schwierige Persönlichkeit wird thematisiert und sein Umgang mit seinen Mitspielern. Trotzdem ist es faszinierend, in den Kopf Jordans und seiner Wegbegleiter, seien es Coaches, Mitspieler oder Rivalen, durch die vielen Talking Heads einblicken zu können. Eine Charakterstudie im Hochleistungssport, wie pushte sich Michael Jordan, was trieb ihn an, wie tickt er. Ich mag es auch, dass nicht nur Jordan beleuchtet wird, sondern auch Pippen, Rodman, Jackson und auch etwas kürzer andere wie Kerr oder Kukoc. Das Ganze fügt sich zu einer sporthistorischen Lehrstunde aus, die aber auch die emotionalen Momente und den Tribut, den der Erfolg v.a. von Jordan fordert, funktionieren lässt, weil man sich Zeit nimmt. Ich bin mir 100% sicher, dass ich mir The Last Dance noch mehrfach anschauen werde, weil es mitreißend ist, obwohl man oft weiß, was passiert, einfach eine andere Zeit (wenn man sich z.B. die Rivalität mit den Pistons anschaut) abbildet und wunderbar herausarbeitet, was an Michael Jordan und dieser Truppe bei den Bulls in den 90ern so besonders war.
                                        Mein #1 Serienhighlight aus 2020.

                                        • 8

                                          Tom Hiddleston als Geheimagent ist eine Rolle, von der ich nicht wusste, dass sie so gut funktioniert. Er verkörpert den Charme, das Selbstbewusstsein und die Suaveness eines verführerischen, aufrichtigen Agenten, der hier die Geschicke des Magnaten Richard Roper, wunderbar finster von Hugh Laurie verkörpert, zerstören soll. Neben all dem Thrill, den die Undercover-Geschichte bietet, ist auch die persönliche Beziehung zu Elizabeth Debickis Charakter interessant, die hier eine sehr ähnliche Rolle wie in Tenet spielt. Vielleicht hier und da etwas übertrieben in Pines Motivation oder Ropers Einflüssen oder etwas nervig in Jeds Entscheidungen, aber sonst einfach eine spannende Agentenserie nach Vorlage von Agenten-Meister John Le Carré, die in ihrer Kürze mit einem ordentlichen Pacing super snackable und bingebar ist.

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                                          • 8 .5
                                            TheNumber 01.01.2021, 12:06 Geändert 01.01.2021, 12:16

                                            Ich weiß nicht, ob es am Hip-Hop-Milieu und Deutschrap-Soundtrack liegt, aber Skylines hat mich sehr schnell abgeholt. Die Dialoge sind authentisch, paar Rapper haben sogar kleine Nebenrollen, was ganz nett ist, und Edin Hasanovic ist eh ein sympathischer Alleskönner. Hier wird hervorragend eingefangen, wie er Beats produziert und seine Struggles in seinem Aufstieg. Dabei kommen natürlich typische Fragen über Loyalität vs. Ruhm und Ehre usw. auf, aber im Kontext der Gangster- und Polizeigeschichte stört das nicht. Frankfurt ist ein cooles Setting, das nicht so ausgelutscht ist wie Berlin, und Murathan Muslu und Peri Baumeister als Hauptdarsteller neben Hasanovic geben dem Film eine gewisse Glaubwürdigkeit in den ernsten, emotionalen Momenten. Die ganzen Handlungsstränge mögen hier und da nicht ganz stringent wirken, fügen sich aber zu einem sinnvollen großen Ganzen zusammen, auch wenn der ein oder andere Strang vielleicht zu viel war. Ich habe auf jeden Fall Skylines sehr gerne und recht flott durchgeschaut und hatte Spaß am Soundtrack, an den Dialogen, an vielen Charakteren (z.B. Jinn's Schwester, Semir), wobei mir Ardan manchmal ein bisschen zu übertrieben war, und auch an der Geschichte. Leider schon abgesetzt, aber absolute Empfehlung für Deutschrap-Fans, auch wenn es nicht so tight und gut ist wie 4 Blocks. Für mich nicht ganz in der obersten Liga der neuen deutschen Top-Serien, aber für mich persönlich direkt dahinter.

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                                            • 7 .5

                                              Eine ziemlich unterhaltsame und auch berührende Serie über eine dysfunktionale Familie mit bipolarer Störung. Kayo Scadelario ist hervorragend in dieser komplexen Rolle und schafft es wirklich gut, Niedergeschlagenheit und die manischen Phasen zu verkörpern. Ihre Schwester (Prim aus Hunger Games) fand ich auch gut gespielt, aber ihr Charakter war etwas anstrengend. Durch die Thematik gibt es generell viel Streit und man erkennt den Tribut, den solch eine Störung von Freunden und Familie fordert. Die Serie ist nicht immer angenehm, auch weil Kats Mutter wirklich ein Biest ist. Insgesamt fand ich aber die Geschichte ziemlich spannend, auch wenn man nicht immer direkt Bock hat, die nächste Folge nachzuschieben und auch wenn der ein oder andere Handlungsstrang ein bisschen übertrieben wirkt. Auch das Eislauf-Setting wirkt relativ frisch als Prämisse und bietet genug Zündstoff für Charakterdrama. Kleine Empfehlung für diese Charakterstudie.

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                                                TheNumber 31.12.2020, 10:48 Geändert 31.12.2020, 10:49

                                                Kipo bietet mit der Welt der Mutes und der Burrow People eine spannende Prämisse, die neben Neugier auch einige fantastische Witze in Design und Namensgebung bereithält. Es macht super viel Spaß, zusammen mit Kipo diese Welt zu erforschen. Die Geschichte fängt klein und intim an und wird im Laufe des 3 Staffeln ziemlich episch, ohne aber die intimen und persönlichen Charaktermomente zu verlieren. Kipo (sowohl die Serie als auch die Protagonistin) hat einfach ganz viel Herz und reißt den Zuschauer mit mit einem Optimismus, der zwar naiv ist (was auch Konsequenzen hat), aber auch ansteckend, was sich vor allem in den späteren Staffeln bemerkbar macht. Das ist eine der Komponenten neben der völlig normalen und nicht thematisierten Queerness, die durch ihre casualness so unaufgeregt daherkommt, dass es mir für eine Animationsserie sehr imponiert hat, die Kipo sehr wertvoll machen. Ich mag den Cast um Kipo herum mit Wolf, Dave und Benson, aber auch Charaktere wie Jamaak und die Timbercats, oder Scarlemagne, die neben tollen Sprechern auch spannende, größtenteils dynamische und dreidimensionale Charaktere sind. Selbst die Antagonisten sind komplex und ihre Motivation wird gründlich dargestellt. Der Soundtrack ist so anders wie mitreißend und fantastisch und der Humor ist sehr angenehm quatschig, ohne die Ernsthaftigkeit der ruhigen oder großen Momente zu gefährden. Eine Serie fürs Herz, die einem oft ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, aber es auch nicht versäumt, in der epischen Geschichte die Stakes klarzumachen und auch Situationen zu schaffen, die einen emotional treffen. Staffel 2 fand ich etwas schwächer als 1 und 3, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Reise von Kipo und ihren Freunden ist fast durchweg spannend und interessant zu verfolgen und endet mit einem fantastischen Finale, das mich auch emotional echt erreicht hat.
                                                Kipo hat sich damit für mich zu einer Animationsserie gemausert, die nicht nur eine spannende und hübsch anzusehende Welt bietet, sondern auch über die gewöhnliche Moral von der Geschicht in Animationsfilmen hinaus wertvolle Botschaften liefert. Ich hoffe inständig, dass Kipo mit seinem frischen Ansatz ein größeres Publikum erreicht und vielleicht einen ähnlichen Kultstatus wie Avatar- The Last Airbender erreicht, denn es ist ähnlich gut, auch für Leute verschiedenen Alters (für ganz kleine wohl etwas zu düster) - einfach eine der besten Animationsserien der letzten Jahre.

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                                                  Kipo S3 setzt die spannende Geschichte um den Konflikt zwischen Mutes und Burrow People fort. Auch wenn es manchmal leicht frustrierende Entscheidungen gibt und Witze, die nicht so ganz zünden, muss ich sagen, dass Staffel 3 nach der minimal schwächeren Staffel 2 wieder an Aufwind erlangt und top Animations-TV ist. Kipos unbrechbarer Glaube an das Gute ist zwar manchmal etwas naiv, aber ist einfach inspirierend und man sieht die Früchte ihrer Aura, denn es ist schön zu sehen, wen sie alles damit inspiriert, ändert und sogar läutert. Die Story von Staffel 3 ist immens spannend und endet mit einem fantastischen Finale, das mich auch emotional echt erreicht hat. Kipo hat sich damit für mich zu einer Animationsserie gemausert, die nicht nur eine spannende und hübsch anzusehende Welt bietet, sondern auch über die gewöhnliche Moral von der Geschicht in Animationsfilmen hinaus wertvolle Botschaften liefert. Ein frischer Ansatz im Animationssektor, der hoffentlich mehr Aufmerksamkeit und vielleicht sogar einen Kultstatus erreicht.

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                                                    Trotz der vernichtenden Kritiken hat mir der Trailer genug Lust gemacht, um das Abenteuer auf dieser mysteriösen utopisch anmutenden Insel mal zu wagen, und ich muss sagen, dass ich positiv überrascht war. Vielleicht war es meine Stimmung, aber ich fand den Film durchaus unterhaltsam. Natürlich ist er hier und da recht trashig und ist nicht ganz so clever, wie er sich gibt, aber ich fand den Verlauf der Geschichte durchaus spannend und einige Wendungen überraschend und fand es auch interessant zu verfolgen, wie sich die Fantasien entwickeln. Auch die solide Besetzung ist ganz ordentlich, bis auf Michael Peña, der hier ziemlich blass bleibt. Michael Rooker ist ziemlich over the top, ansonsten ist das ein unterhaltsamer solider Thriller mit Horrorelementen, der mit der Wunscherfüllung, die aber nicht so abläuft, wie man denkt, auch eine interessante philosophische Frage anreißt. Weder ein Drehbuch- noch ein inszenatorisches Spektakel, aber durchaus bekömmliche Kost mit ner netten Location für nen gemütlichen Couchabend mit nicht allzu hohen Ansprüchen.