Früher war alles besser? Diese schockierende Tatort-Folge von 1977 beweist das absolute Gegenteil. In Tatort: Reifezeugnis verliebt sich ein Lehrer in seine Schülerin, doch das ist längst nicht der Skandal: Hauptdarstellerin Nastassja Kinski wurde im Film als anzügliches Lustobjekt inszeniert – obwohl sie beim Dreh minderjährig war.
Schon damals ein Fehler: So hätte Nastassja Kinski nie gezeigt werden dürfen
Nastassja Kinski war eine unbekannte Jungdarstellerin, als sie die Hauptrolle im Tatort-Streifen Reifezeugnis ergatterte. Regisseur Wolfgang Petersen (Das Boot, Troja) hatte sie zuvor in einer winzigen Nebenrolle gesehen und war direkt begeistert von ihrer Ausstrahlung gewesen.
Im Film spielt sie die 17-jährige Schülerin Sina, die eine heimliche Affäre mit ihrem verheirateten Lehrer hat. Ein Mitschüler erwischt die beiden in flagranti und will Sina daraufhin zum Geschlechtsverkehr nötigen. Als er über sie herfällt, erschlägt sie ihn mit einem Stein. Daraufhin entbrennt eine Katz-und-Maus-Jagd, die im versuchten Selbstmord des Mädchens endet.
Als wäre die Handlung des Tatort-Films nicht schon Skandal genug, wird die damals 15-jährige Nastassja Kinski im Film als verführerische Lolita inszeniert. Die wohl schlimmste Szene ist dabei Sinas Date am See: Die minderjährige Kinski wird ohne Bluse gefilmt – ihre Brust ist im Abendfernsehen für ein Millionenpublikum zu sehen.
"Warum haben sie es nicht anders gedreht?": Nach 47 Jahren geht Kinski gegen den Skandal-Tatort vor
Nastassja Kinski (64) wurde nie ein großer Hollywood-Star, trotzdem konnte die Tochter von Kult-Unsympath Klaus Kinski (Fitzcarraldo) einige internationale Erfolge verzeichnen: 1981 wurde sie sogar für ihre Rolle im Polański-Streifen Tess (1979) mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Danach wurde es ruhig um sie – bis sie 2024 überraschend für Schlagzeilen sorgte: Die Schauspielerin schoss öffentlich gegen den NDR und forderte, dass die Nacktszenen im Skandal-Tatort nicht mehr wiederholt werden dürfen.
In einem RTL-Interview verrät Kinski, dass die entblößenden Szenen nicht notwendig gewesen seien: "Warum haben sie es nicht anders gedreht? Die gleiche Geschichte, aber anders gedreht, dass man nicht alles sieht." Nach den Drehs habe die Teenagerin geweint, weil es sich falsch angefühlt habe. Aber auch aus rechtlicher Sicht sei der Film problematisch. Ihr Anwalt ließ gegenüber Spiegel verlauten, dass Nastassja als Minderjährige nicht in den Dreh der Nacktszenen hätte einwilligen können: "Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurden."
Immerhin: Der Sender hat die Skandal-Folge von allen Streaming-Diensten entfernt und plant keine Ausstrahlung mehr für die Zukunft. Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack zurück: Auf der offiziellen NDR-Seite wird der Film noch immer als "sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche" gewürdigt. Deshalb sei "dieser Tatort zur Legende geworden." Der Sender fügte aber nach heftiger Kritik den Hinweis an, dass es sich bei dem Satz um eine "zeitgeschichtliche Einordnung des Tatorts in die 70er Jahre" handle. Dennoch bleibt die grundlegende Problematik unkommentiert.
Wann läuft der nächste Tatort im TV?
Tatort: Die große Angst läuft am 23.03.25, um 20:15 Uhr in der ARD. Der Film kann anschließend in der ARDMediathek gestreamt werden. Das Duo Berg und Tobler ermitteln im Schwarzwald.